Bestand
Amt Waldenburg (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Das Amt Waldenburg umfaßte die Orte Waldenburg, Beltersrot, Eschelbach, Gailenkirchen, Kesselfeld, Neunkirchen, Obersöllbach, Obersteinbach, Sailach und Westernach. 1555 wurde Waldenburg namengebende Residenz der Linie Hohenlohe-Waldenburg. Bei der waldenburgischen Landesteilung 1615 gelangte das Amt an die Linie Hohenlohe-Waldenburg-Waldenburg. Nach deren Aussterben 1679 wurde das Amt zunächst von Hohenlohe-Pfedelbach und Hohenlohe-Schillingsfürst gemeinschaftlich verwaltet, fiel aber 1684 an Hohenlohe-Pfedelbach. Seit 1729, nach dem Aussterben dieser Linie, gehörte das Amt zu Hohenlohe-Schillingsfürst. 1759 bis 1764 wurde es für kurze Zeit zusammen mit dem Amt Kupferzell als 'kombiniertes Amt' geführt.
Gliederung: 1. Angelegenheiten der Herrschaft; 2. Allgemeine Amtsverwaltung; 3. Schul- und Kirchensachen; 4. Kameralangelegenheiten; 5. Untertanensachen; 6. Beziehungen zu Nachbarämtern und -territorien; 7. Militaria.
1. Zur Geschichte des Amtes Waldenburg: Die Ämter stellten die unterste Verwaltungsebene im zweistufigen hohenlohischen Verwaltungsaufbau dar. Sie waren die der Kanzlei/Regierung und der Kammer nachgeordnete Instanz, durch die die Herrschaft in den direkten Kontakt mit ihren Untertanen trat. Waldenburg gelangte mit der Vogtei über das Stift Öhringen um 1250 als regensburgisches Lehen in hohenlohischen Besitz und ist seit 1328 als Amtssitz nachweisbar. Im Zuge der Hauptlandesteilung 1555 wurde es namengebende Residenz der Hauptlinie Waldenburg. Das Amt gelangte als Folge der waldenburgischen Landesteilung 1615 an die Linie (Waldenburg-)Waldenburg. Nach deren Erlöschen im Jahr 1679 wurde es von Hohenlohe-Pfedelbach und Hohenlohe-Schillingsfürst zunächst gemeinschaftlich verwaltet, bei der Teilung des Erbes 1684 gelangte das Amt an Hohenlohe-Pfedelbach, die Stadt selbst wurde weiterhin gemeinschaftlich verwaltet, bis nach dem Tod Graf Ludwig Gottfrieds, des letzten Pfedelbachers, wieder alles in schillingsfürstischer Hand war. Das Amt umfaßte die Orte Waldenburg, Beltersrot, Eschelbach, Gailenkirchen, Kesselfeld, Neunkirchen, Obersöllbach, Obersteinbach, Sailach, Westernach. Pfarreien bestanden in Waldenburg, Eschelbach und Gailenkirchen. Außerhalb des eigentlichen Amtssprengels, in hällischem Gebiet, lagen die Pfarreien Großaltdorf und Untermünkheim mit Filiale Enslingen. In den Jahren 1759-1764 wurde Waldenburg zusammen mit Kupferzell unter dem Oberamtmann v. Marienfeld als "kombiniertes Amt" geführt. Es handelte sich dabei aber um einen Ehrentitel Marienfelds, denn die eigentliche Ämterverwaltung - das Justiz- und Rechnungswesen - war nach wie vor getrennt zu versehen. Zum Amt Waldenburg gehörte auch das "Amt" Gailenkirchen, das innerhalb der Haller Landhege lag. Für seinen Sprengel wurden auch spezielle Lager- und Gültbücher geführt. Dennoch ist eine eigene Amtsverwaltung, zumindest für die frühe Neuzeit, nicht (mehr) nachweisbar. Die zuständigen Beamten saßen alle in Waldenburg. Wahrscheinlich sollte mit der Bezeichnung die besondere Lage innerhalb der Haller Landwehr und die vielen mit Hall geteilten Rechte zum Ausdruck gebracht werden. Waldenburg war außerdem der zuständige Verwaltungssitz für alle anderen in hällischem Territorium liegenden Rechte, wie die Patronate über die Pfarreien Großaltdorf und Untermünkheim mit seiner Filiale Enslingen. Daraus ergaben sich eine ganze Reihe von Konflikten, die in der Überlieferung ihren Niederschlag fanden. Für das Amt Waldenburg waren bislang folgende Amtmänner nachweisbar: 1553-1555 Hans Merwart, + 1555 1570-1579 Christoph Kröl 1588-1600 Hans Wolf von Kettenheim 1602-1615 Jakob Kröl (1620 Heinrich Schwend, Stadtvogt zu Waldenburg) 1635 Wolf Dietrich von Gemmingen (1625-1641 Georg Siegmund Knie, Stadtvogt zu Waldenburg) 1665 Georg Friedrich Planck, Amtsverweser 1670-1688/93? Johann Heinrich Wagner, 1688 Stadtvogt zu Waldenburg 1692-1699 Johann Georg Eisenmenger 1701-1703 Johann Lorenz Wolf (+ spätestens 1709) 1709-1714 Johann Scheid 1715-1727 Georg David Knapp 1727-1745 Georg Wilhelm Hoessner 1745-1746 Philipp Heinrich v. Reuß 1746-1753 Johann Albrecht Schulz 1753-1758 F. J. von Wagner 1758-1767 Franz Augustin von Marienfeld (1762-1764 Bernhard Joseph Wolff, Amtsassessor zur Unterstützung des kranken Marienfeld 1764-1767 Johann Christoph v. Engelhard, zur Unterstützung des kranken Marienfeld) 1767-1784 C. A. Loeven, i.u.lic. 1784 Interimsadministration 1787-1790 Hofrat Starck, Oberamtsverweser 1790-1807 Joseph Reibel, 1790-1797 Oberamtsverweser
2. Zur Bearbeitung des Bestandes: Zur Geschichte der Amtsregistratur Waldenburg lassen sich letztendlich nur Vermutungen anstellen. Daß die hohenlohischen Ämter eigene Registraturen besaßen, ist durch die Überlieferung belegt, über Umfang und Ordnungszustand sind keine Aussagen möglich. Nach der Mediatisierung der hohenlohischen Lande müssen große Teile des Schriftguts kassiert worden sein. Entscheidendes Kriterium war wohl der weitere Nutzen für die Wahrnehmung grundherrlicher Rechte und die Verwaltung des herrschaftlichen Vermögens - entsprechendes Schriftgut ist bis zurück in die Mitte des 18. Jahrhunderts erhalten, alle anderen Bereiche der Amtsverwaltung fehlen fast völlig. Nach der Auflösung des standesherrlichen Rentamts Waldenburg gelangte das Schriftgut in die Domänenkanzlei nach Waldenburg und wurde dort zusammen mit der Registratur der Domänenkanzlei nach dem Pertinenzprinzip verzeichnet (vgl. Vorwort Repertorium wa 215 Domänenkanzlei). Die Zerstörung der Stadt Waldenburg im April 1945 überstand das Archiv in den Schloßgewölben weitestgehend unbeschadet, bei der Räumung der Gewölbe, die als Wohnraum für die obdachlose Bevölkerung dienten, soll es aber große Verluste erlitten haben. Es wurde daraufhin in das Schloß Neuenstein verbracht. In den 1960er Jahren erfolgte eine listenartige Erfassung durch Karl Schumm und verschiedene andere Mitarbeiter nach Pertinenzkriterien, die archivischen Ansprüchen aber nicht genügen konnte. Nach einer im Rahmen eines Vorgängerprojekts erfolgten Trennung des Schriftguts in die vor und nach 1806 entstandenen Teile, wurde das Archiv Waldenburg bis 1806 im Rahmen eines Projekts der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg nach archivwissenschaftlichen Kriterien erschlossen und in provenienzgerechte Bestände gegliedert, darunter der vorliegende Bestand "Wa 160 Amt Waldenburg". Er umfaßt 580 Bü in 5,3 lfd. m mit einer Laufzeit von 1559 - 1806 (1809-1818). Neuenstein, 31. Oktober 2001 W. Stetter
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, Wa 160
- Extent
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580 Bü (5,3 lfd.m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein >> Archiv Waldenburg >> Lokale Verwaltungen vor 1806: Ämter
- Date of creation of holding
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1559-1806 (1809-1818)
- Other object pages
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- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
25.02.2022, 8:54 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1559-1806 (1809-1818)