Bestand
Rentamt Waldenburg (Bestand)
Inhalt und Bewertung
1806 für die rentamtliche Verwaltung der Gefällorte Beltersrot, Buchhaus, Büchelberg, Eschelbach mit Eichberg, Einweiler, Eichhof, Fischhaus, Gnadentaler Sägemühle, Großhirschbach, Goggenbach, Goldbach, Hohenbuch, Hohenrain, Jagdhaus, Kesselfeld, Kleinhirschbach, Laurach, Lindig, Löcherholz, Mangoldsall, Neumühle, Obersöllbach, Obersteinbach, Obereppach, Pfaffenweiler, Sailach, Streithof, Tommelhardt, Untereppach, Untersöllbach, Waldsall, Westernach mit Nagelshof, Ziegelhalben sowie Waldenburg (mit Espachhof, Fasanenhof und -mühle, Hohenau, Lohemühle, Obermühle, Rebbigshof und -mühle, Untermühle und Ziegelhütte) eingerichtet (Stand 1822). 1841 wurde das Rentamt Waldenburg mit den Rentämtern Kupferzell und Adolzfurt zusammengelegt und die Aufgaben nicht mehr regional, sondern nach Sparten, sogenannten 'Branchen' verteilt. Mit dem Wegfall der meisten rentamtlichen Aufgaben infolge der Ablösungsgesetzgebung wurde das vereinigte 'Fürstliche Rentamt' in Waldenburg aufgelöst.
Gliederung: I. Domänenbesitz und Domänenverwaltung; II. Liegenschaften; III. Grund und lehensherrliche Rechte; IV. Naturalien und Materialverwaltung; V. Forst; VI. Ausstände; VII. Kassen-, Etat- und Rechnungswesen; VIII. Steuern, Abgaben, sonstige Leistungen; IX. Patronatsrecht; X. Leistungen für milde Zwecke.
1. Zur Geschichte des Rentamts Waldenburg: Die Umorganisation der hohenlohischen Verwaltungen nach der Mediatisierung führte auf der untersten Verwaltungsebene zur Bildung der Rentämter (vgl. über die Behördenentwicklung in Waldenburg Vorwort Domänenkanzlei). Ihnen war jeweils ein Bezirk zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben (Überwachung der bäuerlichen Abgaben, Zuteilung von Besoldungsabgaben, Liegenschaftsverwaltung, Ausführung oberrentamtlicher Beschlüsse auf lokaler Ebene) zugeteilt. Neben den Rentämtern Adolzfurt und Kupferzell entstand in der Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg das Rentamt Waldenburg. Es ging aus dem "Oberamt Waldenburg" (bis 1806) bzw. "Obervogteiamt und Rentei Waldenburg" (1807-1809) hervor. Geleitet wurde das Oberamt von dem geheimen Rat Oberamtmann Joseph Reibel, der auch Obervogt von Waldenburg war, bis er als Mandatar zur gemeinsamen Justizkanzlei in Bartenstein abberufen wurde. Ihm standen Oberamtssekretär Christoph Dicenta als Stadtvogt und Amtsschreiber, Hofkammerrat Merkel als Kontributionsgeneralkassier, Amtsknecht Alois Föller und Scharfrichter Joseph Spahn zur Seite. Dicenta und Spahn wurden mit dem Verlust der Patrimonialgewalt im Mai 1809 "gänzlich außer Aktivität gesetzt". Bis zur Ankunft des staatlichen Amtmanns Ebbauer fungierte Dicenta noch als Amtsverweser für das frühere Obervogteiamt. Föller diente bis zu seinem Tod im Jahre 1815. Merkel wurde als Rentbeamter Leiter des Rentamts Waldenburg, trat aber schon 1808 in den staatlichen Dienst über. Sein Nachfolger wurde Georg Friedrich Krauß (1777-1856), zuvor Kammer- bzw. Oberrentamts-Assessor in Waldenburg. Das Rentamt Waldenburg umfaßte die Gefällorte Beltersrot, Buchhaus, Büchelberg, Eschelbach mit Eichberg, Einweiler, Eichhof, Fischhaus, Gnadentaler Sägemühle, Großhirschbach, Goggenbach, Goldbach, Hohebuch, Hohenrain, Jagdhaus, Kesselfeld, Kleinhirschbach, Laurach, Lindig (Großlindig und Kleinlindig), Löcherholz, Mangoldsall, Neumühle, Obersöllbach, Obersteinbach, Obereppach, Pfaffenweiler, Sailach, Streithof, Tommelhardt, Untereppach, Untersöllbach, Waldsall, Westernach mit Nagelshof, Ziegelhalden, sowie Waldenburg mit Espachhof, Fasanenhof und -mühle, Hohenau, Lohemühle, Obermühle, Rebbigshof und -mühle, Untermühle und Ziegelhütten (Angaben von 1822). Zum Rentamt Waldenburg gehörten vor der Vereinigung von 1823/25 die Keltern Eschelbach, Enslingen, Kesselfeld, Obermünkheim, Obersöllbach, Pfaffenweiler, Untermünkheim und Waldenburg. Assessor und Rentamtsverweser Georg Friedrich Krauß war nach dem Tod von Ökonomierat Franz Conrad Schopf (1818) auch für Fruchtkasten und Kellerei Waldenburg und hier insbesondere für die Verrechnung zuständig. An der Oberadministration war er bis 1823 nicht beteiligt. Mit der Straffung der Verwaltung 1823 und der Reduzierung der Rentämter wurden die Aufgaben neu verteilt. G. F. Krauß wurde mit der Führung der Kontraktprotokolle und Grundbücher sowie den Rentamtsrechnungen beauftragt. Auch war er für das Oberrentamt tätig. Sein Bruder J. L. Krauß (1782-1846) wurde 1823 "Geschäftsführer", führte die fürstliche Finanzverwaltung, die Oberadministration und Unterverwaltung ohne Lehnsgefälle und war zudem als Rechnungsrat in den aufzulösenden Rentämtern Kupferzell und Adolzfurt tätig. In den 1830er Jahren erhielt er den Titel "Domänendirektor, Hof- und Senioratsrat". Nach einem verweigerten Umzug von Adolzfurt nach Waldenburg - zwecks Konzentrierung der Geschäfte in Waldenburg - wurde er von dem seit 1839 regierenden Fürsten Friedrich Karl I. entlassen. G. F. Krauß, seit 1836 "Domänenrat" in Waldenburg, wurde 1841 "Hof- und Kanzleirat" und als Nachfolger seines Bruders 1842 "Domänendirektor" und "Domänenverwalter in Waldenburg". Pensioniert wurde er 1848. Die Reduzierung der Rentämter zog den Übergang der Forstverwaltung an das Rentamt Waldenburg nach sich. Bis zur Verselbständigung der Forstverwaltung im Zuge der Übernahme der Forstgerichtsbarkeit durch die Standesherrschaft im Jahre 1843 oblag sie dem Rentamt. Mit Auflösung des Rentamts Adolzfurt 1823 bekam das Rentamt Waldenburg die Kastenverwaltung Adolzfurt übertragen, von 1827 bis 1833 auch die Kastenverwaltung des 1825 aufgelösten Rentamts Kupferzell. Wegen der räumlichen Entfernung des Bezirks Adolzfurt mit Ohrntal wurde 1829 August Krauß als Lehnsgefällverwalter eingesetzt. Später wurde sein Aufgabengebiet auf die gesamte Standesherrschaft ausgedehnt. Da es von 1829 bis 1837 nur das Rentamt in Waldenburg gab, gehörte die Lehnsverwaltung Adolzfurt dort zur Klassifikationsgruppe "III. Lehnsgefälle". Nach 1842 existierte nur noch die Lehnsverwaltung Kupferzell. 1833 wurde Karl Krauß als Gefälleinbringer für den Bezirk Adolzfurt, 1835 Wilhelm Krauß aus Öhringen als neuer Rentamtskassier anstelle von Georg Friedrich Krauß für die gesamte Standesherrschaft eingestellt. Daher bestanden in den Dreißiger Jahren neben dem Rentamt Waldenburg sogenannte "Rentamtsrezepturen" (Steuereinnahmestellen) in Adolzfurt und Kupferzell. Die Arbeitsüberlastung (v. a. Besorgung der Ablösungsgeschäfte) führte 1838 zur Neuaufteilung des Geschäftsplans und Einteilung der Herrschaft in die früheren drei Rentamtsbezirke. Das Rentamt Waldenburg wurde seit 1836 von Karl Krauß geleitet, der damit zum Domänenassessor aufstieg. Das neue Rentamt Waldenburg als Ein-Mann-Behörde hatte wie die beiden anderen Rentämter für die Beitreibung der Ausstände und die Ansetzung unständiger Lehnsgefälle zu sorgen, wurde aber wegen der Größe seines Bezirks von den unteren Verwaltungsaufgaben befreit. Durch Dekret vom 30. März 1841 vereinigte Fürst Friedrich Karl I. die bestehenden Rentämter zu einem "Fürstlichen Rentamt" aus drei "Branchen". Räumlich als auch aufgabenmäßig auf drei Beamte zugeschnitten, wurden die Sachgebiete Domänen- und Lehensverwaltung von Kupferzell, Verrechnung und Generalkasse von Waldenburg aus geleitet. In Waldenburg saß Generalkassier Karl Krauß, in Kupferzell Wilhelm und August Krauß und in Adolzfurt David Ziegler. Der Generalkassier hatte die Rentamtsverrechnung und Generalkassenverwaltung unter sich. Zum Aufgabengebiet des Domänenverwalters Wilhelm Krauß, zuvor Leiter des Rentamts Kupferzell, gehörten die Verpachtung von Gebäuden und Grundstücken, die Verleihung des kleinen Zehnten, Regulierung der Zehntsurrogate, Verwertung der Naturalienüberschüsse, Vorherbstberichte, Keltervisitationen, Sammlung und Vorlage der Kelterregister, Besorgung des Bauwesens, periodische Vorlagen und Berichte an die Domänenkanzlei. Als Forstinspektor war er unmittelbar den Revierjägern vorgesetzt. Er kontrollierte sämtliche Haupt- und Nebennutzungen in den fürstlichen Waldungen und Kulturen, fertigte die Aufnahmeregister über das zum Verkauf anfallende Holz an, stellte die Revierrechnungen zusammen und überwachte das Forstpersonal. Mit Erstehen einer selbständigen Forstverwaltung 1843 fiel die Forstinspektion aus seinem Aufgabenfeld heraus, er behielt aber die Führung der Jagdkasse. Als Lehnsverwalter für das Rentamt Waldenburg in Kupferzell, wie man korrekt sagen muß, wurde Domänenassessor August Krauß zuständig, ein Neffe von Georg Friedrich Krauß und Sohn von J. Krauß. August Krauß trat 1829 als Renovator in fürstliche Dienste, war bis 1837 als Lehnsgefällverwalter und Revisor bei der Domänen- und Lehnsverwaltung Adolzfurt beschäftigt und zuletzt nur als Revisor unterwegs. Zu seinem Aufgabengebiet gehörte das Protokollieren der Besitzveränderungen gefällbarer Objekte zwecks Eintreibung der Gelder, Erhebung der unständigen Gefälle bei Teidigungen und die Führung der Heberegister der ständigen Gefälle an Hundsgeld, Gülten, Kanon und Zehntsurrogaten. Da August Krauß den Umzug nach Waldenburg verweigerte, wurde auch er 1843 entlassen. Grund für die Konzentrierung der Geschäfte ab 1843 in Waldenburg war die von Fürst Friedrich Karl I. unerwünschte "Zertrennung wichtiger Akten, Aktendokumente und Bücher". Gründe mögen die personelle (Entlassung J. L. und August Krauß) wie Aufgabenreduzierung durch Verselbständigung der Forstverwaltung im Zuge der Übernahme der Forstgerichtsbarkeit und aufgrund der "zuende kommenden Ablösung" gewesen sein. Zum Rentamt gehörten nun Kassier Friedrich Pahl, Domänenverwalter Wilhelm Krauß und ein Lehnsverwalter. Das vereinigte "Fürstliche Rentamt" wurde im März 1852 aufgelöst, die Aufgaben einschließlich der Forstaufgaben von der Domänenkanzlei übernommen. Der Begriff "Rentamt" wurde im folgenden nur noch für die Kassenverwaltung gebraucht. Bernd Geil
2. Zur Geschichte des Bestandes und seiner Bearbeitung: Erschließung und Bildung des vorliegenden Bestandes erfolgten durch den Zeitangestellten Bernd Geil 1997 und 1998 im Zusammenhang mit der Neustrukturierung des Archivs Waldenburg Neu (vgl. hierzu Vorwort Domänenkanzlei). Er besorgte auch ein Konzept für das Vorwort. Die Bestimmung der Provenienz Rentamt Waldenburg konnte nur aufgrund einer Adressatenanalyse des Aktenmaterials erfolgen, da die Aktendeckel meist erst in Nachfolgebehörden entstanden. Nach Auflösung der Rentämter Adolzfurt und Kupferzell übernahm das Rentamt Waldenburg mit den Aufgaben auch die Akten. Einige Akten wurden weitergeführt und in das eigene Ordnungsschema eingereiht. Andere wurden aufgelöst, indem man ihre Schriftstücke ohne Berücksichtigung der Provenienz sachlich in Akten des Rentamtes Waldenburg eingliederte. Wurde eine Akte in einer Nachfolgebehörde nur unwesentlich fortgeführt, ist sie der Entstehungsbehörde zugeordnet. Bei maßgeblicher Fortführung ist sie bei der Nachfolgebehörde eingeordnet worden. Vom Rentamt Waldenburg sind einige Aktendeckel erhalten. An ihrem hellblauen trapezförmigen Aufkleber, worauf die Ordnungsnummer und der Akteninhalt vermerkt sind, sind sie erkennbar. Das Ordnungsschema, das anhand eines noch vorhandenen Repertoriums des Rentamts Waldenburg der 1840er Jahre nachvollzogen werden kann, bestand aus einer Kombination aus römischen und arabischen Zahlen und Kleinbuchstaben, z. B. "IV a 1. Ausübung des Rechts der Personalexekution 1843". Unten links befindet sich die gleichzeitig gültige Lokatur des Rentamts mit Kastenangabe in Buchstaben, Fach- und Faszikelangaben in arabischen Ziffern. Ältere Registraturzeichen, wie etwa die der Registraturordnung der Rentämter von Mai 1810 (vgl. Bü 32), lassen sich nicht auf den Akten erkennen. Mit Auflösung des vereinigten "Fürstlichen Rentamts" 1852 wurden die Akten des Rentamtes von der Domänenkanzlei Waldenburg teilweise fortgeführt und unter Angabe der Domänenkanzlei-Lokatur ("Kasten/Fach/Faszikel-"Angabe) eingeordnet. Oft wurde von der Fürstlichen Verwaltung ein neuer Aktendeckel angelegt mit der Aufschrift "Fürstliche Verwaltung Hohenlohe-Waldenburg". Die Lokaturen der Domänenkanzlei unterscheiden sich von der rentamtlichen nur durch die Kastenangabe in römischen Zahlen statt in Buchstaben. Beide Lokaturen wurden als Vorsignaturen in das vorliegende Findbuch aufgenommen, auch weil beide Gliederungsstrukturen noch durch Repertorien aus den 1840er Jahren und von 1864 nachvollziehbar sind. Besonders die Lokatur der Domänenkanzlei ist bei Vorhandensein des Ursprungsdeckels noch bis etwa 1870 vorhanden. Auf Aktendeckeln nach 1870 fehlen solche Lokaturangaben gänzlich. Die Akten des Archivs Waldenburg kamen nach 1945 in das Hohenlohe-Zentralarchiv. Hier wurden sie ohne Berücksichtigung der Provenienzverhältnisse provisorisch listenartig verzeichnet. Neue Signaturen aus römische Ziffern (I bis XXVI), Großbuchstaben und arabische Ziffern wurden aufgetragen. Sie sind im Findbuch als Vorsignatur wiedergegeben. Die 541 im vorliegenden Band verzeichneten Akten sind der Rest der Überlieferung einer standesherrlichen Behörde, die von 1806 bis 1852 wirkte, also 46 Jahre. Auf weiteres Material wird im Findbuch der Nachfolgebehörde Domänenkanzlei unter "Vorakten" verwiesen. Eine parallele Benutzung der Bestände "Wa 215 Domänenkanzlei" und "Wa 235 Forstverwaltung ist" sachlich geboten. Andere Unterlagen sind sicherlich verlorengegangen oder bewußt kassiert worden. Über den ursprünglichen Umfang ist nichts bekannt. Es ist nicht damit zu rechnen, daß weiteres Material noch aufgefunden wird. Gemäß der Aufgabenteilung in den 1840er Jahren ist bei der Beständetrennung auf folgendes zu achten: Akten über grund- und lehnsherrliche Rechte befinden sich vorwiegend beim Rentamt Adolzfurt. Die Domänenverwaltung für Hohenlohe-Waldenburg ist für die 1830er und frühen 1840er Jahre gezielt beim Rentamt Kupferzell, die Liegenschaftsverwaltung beim Rentamt Waldenburg zu suchen. Da die vorarchivische Gliederung des Bestandes nicht mehr erkennbar ist, mußte eine Gliederung entsprechend der Aufgabenverteilung gebildet werden. Innerhalb der einzelnen Gruppen liegen die Akten chronologisch oder alphabetisch nach Ortsbetreffen und in der Reihenfolge der gültigen Signaturen. Der Bestand erhielt die Bezeichnung "Wa 220 Rentamt Waldenburg". Er umfaßt 541 Büschel in 8,6 lfd. m. Neuenstein, im Januar 1999 Dr. Schiffer
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, Wa 220
- Extent
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541 Bü (8,6 lfd.m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein >> Archiv Waldenburg >> Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg
- Date of creation of holding
-
1806-1852, Vor- und Nachakten
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
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- Last update
-
25.02.2022, 8:54 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1806-1852, Vor- und Nachakten