Bestand
Bestand Eberhard Graf von Württemberg (1833-1896) (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Sohn von Graf Alexander von Württemberg und Helene geb. von Festetics-Tolna, geboren am 25.5.1833 in Esslingen, gestorben am 17.1.1896 in Wien
1. Biografie: Der Bestand GU 109 enthält Unterlagen zur Vormundschaft des Eberhard Graf von Württemberg und zum Gantverfahren gegen den Grafen. Im Folgenden wird kurz die Lebensgeschichte des Grafen Eberhard dargestellt. Eberhard Graf von Württemberg wurde am 25. Mai 1833 in Esslingen als Sohn des Alexander Graf von Württemberg (1801-1844) und dessen Gemahlin Helene Gräfin von Württemberg (geb. Gräfin Festetics de Tolna) (1812-1886) geboren. Nach dem frühen Ableben seines Vaters zog Graf Eberhard zusammen mit seiner Mutter Gräfin Helene und seinen Geschwistern nach Wien um. Dort heiratete seine Mutter 1845 den aus Chambery stammenden Franz Baron du Bourget. Wie viele männliche Angehörige des Hauses Württemberg absolvierte auch Graf Eberhard eine militärische Karriere. Im Jahre 1846 wurde der Graf nach dem Besuch des Gymnasiums auf eigenen Wunsch als Kadett in die k. k. Ingenieursakademie für Offiziere in Wien aufgenommen. 1854 erfolgte seine Ernennung zum Leutnant beim k. k. 1. Kürassierregiment. Im Jahre 1855 wurde der junge Graf von Wilhelm I. König von Württemberg für volljährig erklärt. 1858 wurde er zum Oberleutnant beim k. k. 7. Husarenregiment befördert. An dem Krieg Österreichs gegen das Königreich Piemont 1859 nahm Eberhard als Mitglied des Observationskorps in Triest teil. 1860 stieg er zum Rittmeister beim 7. Husarenregiment auf. Im Jahre 1862 schied der Graf aus dem österreichischen Militär aus, um sich in die Dienste des württembergischen Militärs zu begeben. Am 18. März des gleichen Jahres wurde er als Rittmeister à la suite zunächst der württembergischen Reiterei, ab 2. Mai 1862 dem württembergischen Generalquartiermeisterstab zugeteilt. Bereits am 13. Juni 1863 wurde Eberhard wieder aus dem württembergischen Militärdienst entlassen. In den folgenden Jahren unternahm Graf Eberhard zahlreiche Reisen. Der Graf hielt sich längere Zeit in Stuttgart, Paris und an der Riviera auf. Dabei machte er große Schulden. Daher ließ ihn sein Onkel Wilhelm Graf von Württemberg (1810-1869), der spätere erste Herzog von Urach, in der Festung Ulm festsetzen. Es gab außerdem Bestrebungen, den jungen Grafen zur Auswanderung nach Amerika zu bewegen. 1866 trat Graf Eberhard wieder in österreichische Militärdienste. Er gehörte als Wachtmeister dem k. k. 10. Husarenregiment an. Im darauffolgenden Jahr wurde der Graf aber wieder aus dem österreichischen Militärverband entlassen. Graf Eberhard lebte danach in schlechten materiellen Verhältnissen in Wien und zeitweise in Berzence (Ungarn). Von seinen Verwandten Alexander Herzog von Württemberg und Tassilo Graf Festetics de Tolna erhielt er finanzielle Unterstützung. Auch seine Schwestern Wilhelmine (Wilma) Gräfin von Württemberg und Pauline Gräfin von Wuthenau-Hohenthurm (geb. Gräfin von Württemberg) versorgten ihn mit Geld. Außerdem hatte er Einnahmen aus musikalischen Kompositionen. Graf Eberhard starb am 17. Januar 1896 in Wien. Er wurde auf dem Zentralfriedhof in Wien begraben. Eberhard blieb unverheiratet. Aus einer nichtehelichen Beziehung des Grafen mit Rosika Kis aus Berzence ging die am 24. Mai 1886 in Wien geborene Tochter Helene Kis hervor. Diese wurde am 18. September 1891 vom König von Württemberg legitimiert und erhielt den Familiennamen von Eberhard. Helene von Eberhard wurde im Jahre 1904 als Nonne in die Benediktinerinnenabtei St. Gabriel in Prag aufgenommen.
2. Inhalt des Bestandes, Hinweise auf weitere Bestände zu Graf Eberhard: Der Bestand GU 109 besteht nur aus zwei Büscheln. Diese enthalten Material zur Vormundschaft des Grafen Eberhard (Büschel 1), zum Gantverfahren gegen den Grafen und zu finanziellen Ansprüchen des Grafen gegenüber dem Gräflich Württembergischen Familienfideikommiss (Büschel 2). Archivalien zu Eberhard Graf von Württemberg verwahrt das Hauptstaatsarchiv Stuttgart noch in den folgenden Beständen: Im Bestand G 321 (Eberhard Graf von Württemberg) im Württembergischen Hausarchiv sind Akten des Oberamtsgerichts Esslingen zur Gantsache des Eberhard Graf von Württemberg und zu den Vorprozessen zum Gantverfahren vereinigt (Büschel 1-4). Der am 7. August 1855 zwischen Wilhelm Graf von Württemberg und seinem Neffen Graf Eberhard vereinbarte Nachtrag zum Gräflich Württembergischen Familienfideikommiss findet sich im Bestand G 302 (Wilhelm (I.) Herzog von Urach Graf von Württemberg) Büschel 1. Unterlagen über die Schulden des Grafen Eberhard und die Legitimation von dessen unehelicher Tochter Helene Kis bzw. Helene von Eberhard sind im Bestand E 14 (Königliches Kabinett) Büschel 136 zu erwarten. Im Bestand E 55 (Ministerium des Königlichen Hauses) Büschel 213 finden sich Materialien zur Nachlasssache und zu den Hinterbliebenen des Alexander Graf von Württemberg, insbesondere zu Eberhard Graf von Württemberg, und in Büschel 442 zu dem oben bereits genannten, zwischen Wilhelm Graf von Württemberg und seinem Neffen Eberhard Graf von Württemberg am 7. August 1855 vereinbarten Nachtrag zum Vertrag über den Gräflich Württembergischen Familienfideikommiss. Einträge zur militärischen Karriere des Grafen Eberhard im württembergischen Militär weist der Bestand E 297 (Militärische Personalunterlagen) Bd. 207 Bl. 448v auf. Die Volljährigkeitserklärung des Grafen Eberhard im Jahre 1855 und die Feststellung der Staatsangehörigkeit des zeitweise in Wien lebenden Grafen Eberhard sowie die Legitimation von dessen Tochter Helene Kis (später Helene von Eberhard) und deren Entlassung aus der württembergischen Staatsangehörigkeit haben E 156 (Ministerium des Innern: Adelssachen) Büschel 534 und 535 zum Gegenstand. Das Schuldenwesen des Grafen Eberhard während seines Aufenthaltes in Paris und die Weigerung des Königs von Württemberg, für die Schulden des Grafen aufzukommen, sind der Inhalt der Akten in Büschel 45 des Bestandes E 70 a (Württembergische Gesandtschaft in Paris). Mit dem Eintritt des Grafen Eberhard in die Wiener Ingenieursakademie und in österreichische Militärdienste befasst sich E 70 b (Württembergische Gesandtschaft in Wien) Büschel 26. Außerdem finden sich darin Dokumente zum Schuldenwesen des Grafen und zu dessen Wiedereintritt in k. k. Militärdienste sowie zu der oben genannten unehelichen Tochter des Grafen Eberhard, Helene Kis bzw. Helene von Eberhard. Im Bestand GU 10 (Vermögensverwaltung des Hauses Urach) sind Unterlagen zum Vermögen des Grafen Eberhard (Büschel 78), Material zum Gantverfahren des Grafen Eberhard (Büschel 80-84) und zur Ausbezahlung von Geldern aus dem Gräflich Württembergischen Familienfideikommiss an Graf Eberhard (Büschel 85, 86 und 166), Schreiben des Grafen Eberhard an den Geheimen Hofrat Karl von Schumacher junior zur Auszahlung von Geldbeträgen an Graf Eberhard (Büschel 197) und Schreiben des Alexander Herzog von Württemberg (1804-1885) ebenfalls an Hofrat Schumacher junior wegen der Auszahlung von Geldern an den Grafen (Büschel 199) sowie der bereits mehrfach erwähnte Nachtrag zum Fideikommiss-Vertrag aus dem Jahr 1855 (Büschel 102) versammelt. Auch im Bestand GU 20 (Schloss Lichtenstein: Bau, Nutzung und Verwaltung) sind in Büschel 43 und 55 Schreiben von dem bereits genannten Herzog Alexander an den Geheimen Hofrat Schumacher junior wegen der Zahlung von Geldbeträgen an Graf Eberhard und Briefe des Grafen Eberhard an Hofrat Schumacher junior hierzu (Büschel 362) zu erwarten.
Der Bestand GU 105 (Wilhelm (I.) Herzog von Urach Graf von Württemberg) weist Briefe des Grafen Eberhard an seinen Onkel Wilhelm Graf von Württemberg und an seine Tante Gräfin Theodolinde (geb. Prinzessin von Leuchtenberg) (Büschel 370), Unterlagen zur Unterbringung des Grafen Eberhard in der Bundesfestung Ulm durch seinen Onkel Wilhelm Graf von Württemberg 1865 und Briefe des Grafen Eberhard an seinen Onkel Graf Wilhelm aus dieser Zeit (beide Büschel 47) auf. Außerdem sind deutsche, belgische und französische Zeitungsmeldungen über die angeblich widerrechtliche Gefangennahme des Grafen Eberhard durch den Onkel Wilhelm Graf von Württemberg und die Richtigstellung dazu in Büschel 45 vorhanden. Schließlich sind Fotos von Eberhard Graf von Württemberg im Bestand GU 99 (Fotoalben und -sammlungen des Hauses Urach) Büschel 192 und 488 zu finden.
3. Zur Ordnung und Verzeichnung des Bestandes: Der Bestand GU 109 gelangte zusammen mit dem Archiv der Herzöge und Fürsten von Urach Grafen von Württemberg im Jahre 1987 als Depositum unter Eigentumsvorbehalt ins Hauptstaatsarchiv. Dort bildet das Archiv des Hauses Urach innerhalb der Tektonik (Beständegliederung) die GU-Beständeserie. Bei der Neuordnung des Archivs durch Ltd. Archivdirektor Wolfgang Schmierer erhielten die Unterlagen zu Eberhard Graf von Württemberg die Signatur GU 109. Die Archivalien des Bestandes GU 109 dürfen nur nach vorheriger Genehmigung des Chefs des Hauses Urach eingesehen werden. Das Repertorium des Bestandes GU 109 wurde im Juli 2011 fertiggestellt. Der Bestand umfasst 0,05 lfd. Meter mit 2 Nummern. Stuttgart, im Juni 2011 Eberhard Merk
4. Literatur: - Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistisches Jahrbuch 1894. - Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser Jgge. 1895-1897. - [Artikel über die Fürsten von Festetics de Tolna]. In: Genealogisches Handbuch des Adels Bd. 133. Fürstliche Häuser Bd. XVII. Limburg/Lahn 2004. S. 497-498. - Schmierer, Wolfgang: [Artikel über] Eberhard Graf von Württemberg. In: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Sönke Lorenz, Dieter Mertens und Volker Press. Stuttgart 1997. S. 386. Bezüglich der Archivalien über Graf Eberhard siehe Kapitel 2 dieser Einleitung.
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, GU 109
- Extent
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2 Büschel (0,05 lfd. m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Archiv der Herzöge von Urach
- Related materials
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Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. A. a. O. S. 386.
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20.01.2023, 3:09 PM CET
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