Lieber Xanti, Dank für Deine Karte mit dem Silberstreif...

Archivalie

Blatt 2: Anhang. Btr. Musik
Transkription: Eichberg, 20.4.36 Lieber Xanti, Dank für die Karte mit dem Silberstreif am Himmel der Triennale. Ich habe sofort an Casca geschrieben und ihn um die Ermittlung der Transportkosten Berlin-Mailand gebeten und auch etwaige andere Schätzungen, so der Herrichtungsarbeit durch ihn, j e d o c h : der Gute, le bon, sitzt derart auf dem Trocknen der Tinte infolge Kündigung seiner Behausung zum 1.Mai, daß er, außerdem mit einem Hexenschuß behaftet, vollkommen außerstande ist, etwas in dieser Sache zu tun. Er will von Berlin endgültig weg und sich nach Stuttgart begeben, wo die unabsehbare Schar der Verwandten sitzt, in deren Schößen er, wenn die Not ihren Mann stellen sollte, immer noch eher geborgen wäre als in dem in seinen Augen trostlosen Berlin. (Ich muß ja zwar sagen, daß ick mir wundere, daß der praktische Casca nicht vermochte, sich in Berlin eine Existenz zu schaffen. Das mag aber mit seiner misanthropologischen Einstellung zusammenhängen, denn gar zu leicht kann er 'den Kerl nicht riechen', der ihn aber vielleicht ins Brot zu setzen geneigt und in der Lage gewesen wäre). 'An sich' begrüßt Casca den mailändischen Plan vollauf und sieht diese Sache als von vornherein günstiger an als die voraufgegangene Zürcher. Er wird in Berlin nun sowieso alles packen und versandfähig zusammenrichten auf Abruf. Die Triadischen Koffer stehen ja im Keller bei Andi, wo sie auch nur abgeholt zu werden brauchten. -Nur ist zu bedenken, daß Casca in Berlin keine Möglichkeit mehr haben wird, etwas an den Kostümen zu arbeiten. Dies müßte -ja, ich sehe keine andere Möglichkeit - bereits in Mailand selbst geschehen. Viel wird es nach Cascas früherem Bericht aber nicht sein. Es sei denn, man macht etliche Novitäten dran, so gewisse Selbstleuchtungen der Kostüme, was aber auch relativ einfach zu machen wäre. Wie sind nun in Mailand diese Möglichkeiten der Herrichtung der Kostüme? Auch was mich betrifft, muß ich einiges voraus schicken, das besonders mit dem Zeitpunkt der Aufführung(en) zusammenhängt. Zunächst muß ich anfang Mai nach Hamburg und dort eine Arbeit verrichten, von der ich noch nicht genau weiß, wie lang sie dauern wird. Da ich aber auch auf der Rückreise kurz in Berlin und Stuttgart Halt zu machen denke, so werde ich schätzungsweise 3-4 Wochen unterwegs sein. Ich könnte mich also erst ab 1. Juni mit der Ballettsache befassen. Ob das nichit schon zu spät sein wird? Denn mit der Einstudierung bis zur Aufführungsreife werden auch nochmal 3-4-Wochen draufgehen, dadaß der 1.Juli der früheste Termin des Starts wäre. Da nun die Triennale bis Oktober geht, so ist die wichtige Frage, w a n n die Aufführung sein soll ? Noch eine andre Sache könnte mich event. in die 'Predullje' bringen: wir stehen quasi davor, uns von hier weg und an den Bodensee zu verpflanzen. Es ist eine lange und breite Geschichte; aber möglicherweise besitzen wir ab 1.Mai ein Beuernhaus dort und müssen so peu a peu an die Uebersiedlung denken. Schlimmstenfalls müßte das Haus dort eben warten und die Familie mit den Schafen bleibt sowieso bis Herbst hier. Die Transportkosten bis Zürich sollten nach der damaligen Berechnung kosten: pro Zentner 8M. Ein Koffer wiegt ca. 3 Ztr= 24 M. Ich weiß im Moment nicht genau, ob 3 oder 4 Koffer nötig sind; es wären somit 72, bzw. 96M zu rechnen. Dazu kämen für Zollabfertigung in Berlin, Rollgelder etc. 20M und für Verpackung (d.h.hier war das erweiterte Material für Zürich gerechnet, ehem. Bauhausbühnensachen in Kisten, was ja nun wegfiele) kurz:es werden mit 120-150M Transportkosten bis Zürich zu rechnen sein. Du wirst wohl leicht vollends errechnen können, oder erfahren, was bis Mailand noch dazukäme. Von hier aus kann ich da schlechterdings nichts erfahren. Das Weitere bewegt sich dann leider im Vagen. So weiß ich nicht, was mich ein minimum 3-4-wöchentlicher Aufenthalt in Mailand kosten würde, und dann ev. Casca, für den 2 Wochen genügen dürften. Nun die Tänzer und Tänzerinnen : sollen alle 9-10 Kostüme gleichzeitig auf der Büh

Angaben zum Objekt

• Material/Technik: Papier; maschinenschriftlich; Bleistift
• Inventarnummer: AOS 2015/1816
• Sammlung: Archiv Oskar Schlemmer

Beteiligte, Orts- und Zeitangaben

• Provenienz: Abschrift vorhanden; Ordner 1934-1943
• Ereignis: Herstellung
• (wer): Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943) ; Xanti Schawinsky (25.03.1904 - 11.09.1979)

Weitere Informationen

• Rechteinformation: Staatsgalerie Stuttgart
• Letzte Aktualisierung: 27.02.2023, 09:18 MEZ