Bestand
Eisenbahndirektion/Bundesbahndirektion Karlsruhe: Generalia, Strecken (mit Planbeilagen) (Bestand)
Behördengeschichte: Im Jahr
1838 beschloss der badische Landtag den Bau einer Eisenbahn von
Mannheim bis Basel und einer Nebenbahn Appenweier-Kehl auf
Staatskosten. Der Ausbau des badischen Netzes war bis zum Ende des
Ersten Weltkriegs weitgehend abgeschlossen. Zu großen Neubauten kam
es erst wieder ab den 1970er Jahren (insbesondere
Mannheim-Stuttgart). Kennzeichnend für die Verwaltungsorganisation
des Eisenbahnwesens in Baden war die Trennung von Eisenbahnbau und
-betrieb. Zuständig für die Baumaßnahmen war die
Eisenbahn-Baudirektion, die 1840 in der "Sektion Eisenbahnen der
Großherzoglichen Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaus"
aufging. Demgegenüber oblagen die Verwaltung und der Betrieb der
fertig gestellten Strecken bis 1843 der Oberpostdirektion, von da
an bis 1853 der "Direktion der Großherzoglichen Posten und
Eisenbahnen" und schließlich von 1854 bis 1871 der "Direktion der
Großherzoglich Badischen Verkehrsanstalten", die ab 1863 auch für
die Bodenseedampfschifffahrt zuständig war. Die Trennung von Bau
und Betrieb blieb bis zur Gründung der "Generaldirektion der
Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen" 1872 bestehen, die in
umfassender Weise für die Staatsbahnen zuständig war. Mit dem
Übergang der Ländereisenbahnen auf das Reich 1920 änderte die
Generaldirektion der badischen Staatseisenbahnen ihren Namen in
Eisenbahngeneraldirektion Karlsruhe. Ab 1923 hieß sie
Reichsbahndirektion und ab 1951 Bundesbahndirektion. Zum 1. Januar
1994 wurde die Deutsche Bundesbahn privatisiert. Die
Bundesbahndirektionen wurden aufgelöst. Der Zuständigkeitsbezirk
der Karlsruher Direktion war nie deckungsgleich mit den Grenzen des
Landes Baden. Vertraglich geregelte Gebietsüberschneidungen gab es
nicht nur mit den deutschen Nachbarländern Badens, sondern vor
allem mit der Schweiz. Ein Staatsvertrag mit der Eidgenossenschaft
von 1852 (mit Folgeverträgen) räumte dem Großherzogtum Baden das
Recht ein, die dem Hochrhein entlang führende Bahnstrecke durch die
Kantone Basel-Stadt und Schaffhausen hindurchzuführen und in eigene
Verwaltung zu nehmen. Umgekehrt gibt es schweizerische
Streckenabschnitte auf deutschem Boden. Seit der Verreichlichung
der Bahn kam es wiederholt zu Veränderungen in der innerdeutschen
Gebietsabgrenzung. Die nordostbadischen Strecken gingen auf die
Reichsbahndirektion Stuttgart über, im Gegenzug übernahm Karlsruhe
die Verwaltung der Murgtalbahn von Freudenstadt bis Schönmünzach.
Auf der linksrheinischen Seite übernahm Karlsruhe 1937 den
Streckenbereich um Wörth von der Reichsbahndirektion Ludwigshafen.
Die Reichsbahndirektion Mainz war östlich des Rheins u.a. zuständig
für die zum Teil in badisches Gebiet fallenden Strecken
Eberbach-Babenhausen sowie
(Mannheim-)Friedrichsfeld-Weinheim-Darmstadt. Während des Zweiten
Weltkriegs verwaltete die Reichsbahndirektion Karlsruhe das
elsässische Streckennetz. 1945 gingen die Eisenbahnen im
amerikanisch besetzten Teil Badens auf die Reichsbahndirektion
Stuttgart über, wogegen die Reichsbahndirektion Karlsruhe, obwohl
innerhalb der amerikanischen Zone gelegen, für den französisch
besetzten Teil Badens zuständig blieb und den französisch besetzten
Teil Württembergs übernahm. Karlsruhe war außerdem bis 1952
zuständig für den bayerischen Kreis Lindau. Die Pfälzer Strecken
wurden der Reichsbahndirektion Mainz zugewiesen, die ihre
rechtsrheinischen Gebiete an die Frankfurter Direktion verlor. Die
in der Schweiz gelegenen Liegenschaften und Streckenabschnitte der
Bahn wurden bis 1948 von der Eidgenossenschaft verwaltet. 1953
wurden die Direktionsgrenzen nach dem Stand von 1938 mit
geringfügigen Änderungen wiederhergestellt, wobei jedoch Mainz für
das pfälzische Netz zuständig blieb. 1971 übernahm Karlsruhe (zum
Teil wieder) das süd- und vorderpfälzische Netz sowie den Raum
Weinheim.
Bestandsgeschichte: Bis zur
Privatisierung der Bahn betrug der Umfang der im
Generallandesarchiv vorhandenen Eisenbahnakten rund 47 lfd. m;
hinzu kamen etwa 1000 Pläne. Ab 1993 erhöhte sich diese Menge
schlagartig. Weitere 250 m Akten, einige 10.000 Pläne, 100.000
Fotos und etwa 290.000 Mikrofilm-Datenkarten (verfilmte Pläne)
gelangten ins Archiv. Die Mehrzahl der Akten und Pläne war nicht
benutzbar. Im Jahr 2003 wurde mit der Gesamterschließung dieser
Überlieferung begonnen. Dabei zeigte sich, dass es aus
strukturellen Gründen nicht möglich war, alle Zugänge in den
bereits vorhandenen alten Grundbestand 421 einzuarbeiten. Deswegen
wurde ein neuer Grundbestand 421-1 gebildet. Diejenigen
Ablieferungen, die zum Zeitpunkt des Beginns der
Erschließungsarbeiten bereits bearbeitet waren und über endgültige
Findmittel verfügten, blieben bestehen. Den Grundstock des
Bestandes 421-1 bildet der Zugang 2003-30. Zu ihm gab es ein
elektronisches Ablieferungsverzeichnis, das in die
Erschließungssoftware Midosa 95 konvertiert wurde. Eine Überprüfung
der Laufzeiten der Akten aus dem Zugang 2003-30 unterblieb, nachdem
anhand von Stichproben festgestellt wurde, dass die im
Ablieferungsverzeichnis angegebenen Laufzeiten nur geringfügig von
den tatsächlich festgestellten abwichen. Im Interesse der raschen
Nutzbarmachung blieben außerdem gewisse formale Eigentümlichkeiten
in der Titelbildung bestehen und wurden die Angaben zum Umfang der
Verzeichnungseinheiten nicht präzisiert. An diesen Zugang
angegliedert wurden Unterlagen aus 16 anderen Zugängen der Jahre
1985 bis 2005. Provenienzgerecht aufgenommen wurden auch einzelne
gefaltete Pläne aus dem Bestand G Technische Pläne Eisenbahnen II,
die schon in früheren Jahren separiert worden waren. Der Bestand
421-1 enthält nicht nur Akten, sondern in großem Umfang gefaltete
Pläne, die sehr häufig ursprünglich mit dem Aktenschriftgut zu
Konvoluten formiert gewesen waren, so dass eine Auftrennung nach
Archivalientypen inhaltlich und logisch nicht sinnvoll und auch
lagerungstechnisch nicht notwendig war. Aus pragmatischen Gründen
und wegen der engen inhaltlichen Verzahnungen wurden auch reine
Plankonvolute aus aktenmäßig gefalteten Einzelplänen zum Bestand
421-1 und nicht zu dem im Zuge der Gesamterschließung der
Bahnüberlieferung formierten Plan-Grundbestand 421 K 2 genommen.
Die Gliederung des neuen Grundbestandes 421-1 folgt so weit wie
möglich dem letztgültigen Aktenplan der staatlichen Bahn (Stand: 1.
Juli 1992). Abweichungen waren vor allem in den Fällen
unerlässlich, in denen Akten verschiedener Registraturschichten zu
einem Ganzen integriert oder zu große Gruppen unterteilt werden
mussten. Streckenbezogene Unterlagen wurden nach dem letztgültigen
Streckennummernsystem der Bahn geordnet. Strecken, die nie eine
Streckennummer besessen haben, wurden in eigenen Gruppen
zusammengefasst. Ortsbezogene Unterlagen wurden nach Ortsalphabet
gegliedert. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Namen von
Orten, die einmal selbstständig waren, aber im Zuge von
Gebietsreformen in benachbarte größere Städte eingegliedert wurden,
je nach Laufzeit und inhaltlicher Abgrenzung der Akten sowohl unter
ihrem eigenen Namen als auch unter dem der aufnehmenden Stadt
einsortiert sein können. Im Zuge der Bearbeitung wurden rund 10
lfd. m Akten kassiert und über 20 lfd. m an andere Archive (ca.
18,5 m Landesarchiv Speyer, ca. 1,5 m Staatsarchiv Ludwigsburg)
abgegeben. Aus dem Zugang 2003-30 wurden Unterlagen im Umfang von
rund 1 lfd. m an die Bahn AG (DB Services Immobilien GmbH) zurück
gegeben, weil sie irrtümlich in die Ablieferung gelangt
waren.
Sonstige Hinweise: Akten der
mittleren Verwaltungsebene zur Geschichte des badischen
Eisenbahnnetzes können wegen der häufig geänderten Abgrenzung des
regionalen Geschäftsbereichs der Bundesbahndirektion Karlsruhe bzw.
ihrer Rechtsvorgänger zu den Nach-bardirektionen und deren
Vorgängern vor allem auch an folgende Archive gelangt sein: -
Staatsarchiv Ludwigsburg: Bundesbahndirektion Stuttgart; -
Landeshauptarchiv Koblenz: Bundesbahndirektion Mainz; -
Landesarchiv Speyer: Bundesbahndirektion Mainz; - Staatsarchiv
Darmstadt: Bundesbahndirektion Frankfurt - Hauptstaatsarchiv
Wiesbaden: Bundesbahndirektion Frankfurt - Bundesarchiv Koblenz:
Betriebsvereinigung der südwestdeutschen Eisenbahnen
(Zusammenschluss der Eisenbahnen der Länder der französischen
Besatzungszone nach 1945); Personalakten (die Zuständigkeit für die
Archivierung der Personalakten der Deutschen Bundesbahn liegt
aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem Bundesarchiv und der
Bundesbahn von 1993 zentral beim Bundesarchiv; die im
Generallandesarchiv vorhandenen Personalakten von Bahnbediensteten
stammen aus früheren Zugängen bzw. beruhen in einem Fall [421 Zug.
1996-9] auf einer besonderen Vereinbarung mit dem Bundesarchiv); -
Archives de l'occupation française en Allemagne et en Autriche
Colmar: Akten französischer Dienststellen zum Eisenbahnwesen in
Baden in der Besatzungszeit nach 1945. Hingewiesen sei auch auf das
Verkehrsmuseum Nürnberg und das derzeit im Aufbau befindliche
Unternehmensarchiv der Bahn AG in Berlin. Innerhalb des
Generallandesarchivs Karlsruhe befinden sich Unterlagen mit
Eisen-bahnbetreffen (teilweise auch der Provenienz
Eisenbahn-Direktion) vor allem in folgenden Beständen: - 76
Dienerakten - 230 Neuere Urkunden - 233 Staatsministerium - 236
Innenministerium - 237 Finanzministerium - 337-389, 514 Bezirks-
und Landratsämter - G Technische Pläne II Eisenbahnen - H
Gemarkungspläne - H-f Allgemeine Kartensammlung Karlsruhe, im
August 2005 Dr. Martin Stingl
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 421-1
- Umfang
-
6944 Nummern
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Reichs- bzw. Bundesbehörden >> Bahn >> Eisenbahn-/Bundesbahndirektion Karlsruhe
- Bestandslaufzeit
-
1823-1993
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1823-1993
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