Bestand
Weltliche Lagerbücher: OA Markgröningen (Bestand)
0.1 Zur Geschichte des Amtes Markgröningen: Groningen, Gruaningen ein Dorf territorialherrschaftlich den Grafen von Calw, dann den Welfen, schließlich (ab 1189) den Staufern zuzuordnen wurde unter Kaiser Friedrich II zur "Reichsstadt" ausgebaut. Burg und Mauern sollten v.a. die Reichsstraße zwischen Cannstatt und Speyer sichern helfen. Als Reichslehen erlangte Graf Hartmann von Württemberg Grüningen Burg und Stadt, verlor es aber nach Inhaftierung auf dem Asperg und Tod unter Rudolf von Habsburg. Das Reichslehen stand wieder der Reichsgewalt zur Disposition bis es 1336 von Graf Ulrich von Württemberg endgültig, nominell als erbliches Fahnenlehen mit dem Recht zur Führung der Reichssturmfahne, an Württemberg gelangte und in der Folge württembergische Amtsststadt wurde, was es bis 1807 und auch nach Gründung der aufstrebenden neuen Amts- und Residenzstadt Ludwigsburg und Abtretung von Gemeinden an dieses neue Amt blieb (mit einer kurzzeitigigen Unterbrechung: 1719 - 1722 war Markgröningen 'Unteramt des Oberamts Ludwigsburg). Erst die Neugliederung der Oberämter im Königreich brachte die Übernahme in den neuen Oberamtsbezirk Ludwigsburg. Nach dem wirtschaftlichen Niedergang in derZeit des 30-jährigen Kriegs (von 1104 Toten wird berichtet, Einwohnern der Stadt und Flüchtlingen, die hinter der Ummauerung Schutz gesucht hatten), war landwirtschaftliche Produktion, v.a. auch Weinbau. Handel und Gewerbe, soweit nach dem 30 jährigen Krieg in der Umgebung wieder entwicklungsfähig , richteten sich auf die nahegelegene und v.a. auch kaufkräftigere Residenzstadt Ludwigsburg hin aus. Bis heute landesweit bekannt ist der schon 1443 bezeugte, im Zusammenhang mit dem Schäfermarkt (Bartholomäustag, 24. August) abgehaltene Schäferlauf.
0.2 Zur Geschichte und Ordnung des Gesamtbestands H 101 - weltliche Lagerbücher der Oberämter: Seit 1422/1423 wurden in Württemberg bei der von der Rentkammer zentral gesteuerten systematischen Aufzeichnung von Besitzungen, Rechten und Einkünften in Lagerbüchern mehrere gleichlautende Reinschriften erstellt: Ein Exemplar verblieb in der Kanzlei der Rentkammer, ein zweites wurde im Archiv hinterlegt, eine dritte Reinschrift erhielt die zuständige Kellerei, die in der Zeit des aktuellen Gebrauchs Nachträge vermerkte. Das heutige Lagerbuchselekt führt verschiedene ältere Reihen zusammen: 0.2.1 Die altwürttembergische Reihe "weltliche Lagerbücher" Ursprünglich umfasste diese Reihe die Archivexemplare, die häufig den Außen-vermerk "Archiv" tragen. Im Laufe der Zeit wurden diesem Bestand Konzepte, Mehrfertigungen und Lagerbücher der 1806 neu erworbenen Herrschaften hinzugefügt, so dass ein Mischbestand erwuchs, der 1938 anlässlich der Neugliederung der Bestände durch K.O. Müller die Bestandsbezeichnung H 1 erhielt. 0.2.2 "Dublettenreihe" Seit 1908 wurden unter der etwas irreführenden Bezeichnung "Dublettenreihe" Mehrfertigungen, aber auch Konzepte und Abschriften von Lagerbüchern geistlicher und weltlicher altwürttembergischer sowie neuwürttembergischer Herrschaften zusammengeführt. Der Bestand gelangte ins Staatsarchiv Ludwigsburg und erhielt die Signatur H 6. 0.2.3 Lagerbuchreihe des Finanzarchivs Im Rahmen der Neuordnung 1806 wurde der überwiegende Teil der altwürttembergischen Lagerbücher aus den Registraturen der Bezirksämter den Kameralämtern übergeben, die - ausgehend von den aktuellen Verwaltungsbedürfnissen - umfangreiche Kassationen und Umordnungen vornahmen. Allmählich gaben die Kameralämter die Lagerbücher an das 1822 eingerichtete Finanzarchiv ab. Nach erneuten Kassationen und uneinheitlicher Ordnung wurden in dieser Zeit für ungefähr die Hälfte der Überlieferung provisorische Verzeichnisse erstellt. Die dabei vergebenen rund 4200 Zahlensignaturen sind mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt. 1924 übernahm das Staatsarchiv Ludwigsburg die Lagerbuchbestände des aufgelösten Finanzarchivs und wies sie der Bestandsgruppe H 6-10 zu. 0.2.4 "Sonderreihe" des Staatsarchivs Ludwigsburg Bruchstückhaft blieb um 1930 der Versuch, aus der Überlieferung des Finanzarchivs diejenigen Erneuerungen in einer Reihe zusammenzuführen, die in den Stuttgarter Lagerbuchbeständen fehlten. 0.2.5 Beständebereinigung durch K.O. Müller K.O. Müller löste den von ihm gebildeten Mischbestand H 1 (s. o.) in einer zweiten Verzeichnungsphase auf, indem er die altwürttembergischen Lagerbücher im Bestand A 295 zusammenfasste und die neuwürttembergischen Lagerbücher den Reihen B 1-5 zuwies. Nach Abgabe der in Ludwigsburg befindlichen Lagerbücher an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Juli 1950 wurde unter der Leitung von F. Pietsch der gesamte Überlieferungskomplex neu gegliedert. Aus pragmatischen Gründen verzichtete man dabei auf die Rekonstruktion der Registraturen der Kanzlei, des Archivs sowie der Kellereien in eigenen Reihen. Vielmehr vereint der heutige Bestand H 101, gruppiert nach Oberämtern, alle überlieferten Exemplare einer Erneuerung - also Konzepte, Reinschriften, Abschriften - in einer Reihe.
0.3 Zur Verzeichnung des Bestandes: Nach der Zusammenführung der Lagerbuchbestände im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1950 war die anschließende Neuordnung um 1960 im wesentlichen abgeschlossen. Damit konnte eine Neuverzeichnung in Angriff genommen werden. Angesichts der zu bewältigenden großen Mengen entwarfen H.-M. Maurer und H. Natale 1974 "Richtlinien zur Kurzverzeichnung von Lagerbüchern" und trieben die Erschließung der Lagerbuchselekte mit den bestehenden geringen Personalressourcen unter Einbeziehung von Auszubildenden und Aushilfskräften weiter voran. Insgesamt wurden seit Anfang der 1950er Jahre für den gesamten Bestand H 101 Konzeptverzeichnungen erarbeitet, die allerdings nur sehr eingeschränkt benutzt werden können. Die entsprechende Verzeichnung für das Oberamt Markgröningen wurde 1955 im Konzept fertiggestellt von Hans Georg Zier (später Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe) und danach fortlaufend ergänzt. Bei der laufenden Überarbeitung dieser Konzeptverzeichnungen wird auf die in den Richtlinien vorgesehene systematische Neuerfassung von Reskripten und Notizen verzichtet. Aufgenommen werden lediglich die bereits erfassten Reskripte. Diese werden im "Enthält-Vermerk" ausgewiesen und bei der Gesamtlaufzeit des Bandes berücksichtigt. Der Verzeichnung liegt folgendes Schema zugrunde: 1. Bandnummer, 2. Titel, 3. Genetische Stufe und Behördenprovenienz, 4. eventuelle Register, 5. Renovator(en), 6. Inhalte und Darstellungsweise, 7. Orte, 8. Urkunden, 9. äußere Bandbeschreibung, 10. enthaltene Beilagen oder Reskripte, 11. Vorsignaturen, 12. Umfang, 13. Jahr der Anlage. Die Angaben zum Titel orientieren sich primär an den Suchbedürfnissen der meisten Nutzer des Bestands: Ortsnamen und Laufzeit, die als wichtigstes Kriterium für die zügige Ermittlung einzelner benötigter Bände auch meist auf den Bandrücken von den Registratoren der Rentkammer, Ämter etc. deutlich vermerkt worden waren. Bei den Laufzeitangaben ist zu beachten, dass in einem Großteil der Bände Nachträge eingefügt worden, die bei den Laufzeitangaben berücksichtigt sind. Weiterhin erfolgte eine Neusignierung entsprechend dem gängigen Signaturschema der Lagerbuchselekte: Die bestehende Durchnummerierung wird durch Zwischennummern für die einzelnen Ämter (H 101/1 Altensteig bis H 101/64 Winnenden) mit jeweiliger Neuzählung der einzelnen Bände eines Bestandes ersetzt. Alte und neue Signaturen können der Konkordanz entnommen werden. Die Bearbeitung der vorhandenen Titelaufnahmen des Bestandes H 101/38 wurden vom Unterzeichneten im Januar 2010 abgeschlossen. Der Bestand umfasst nun 32 Bände bzw. 2,3 Regalmeter. In diesen Bänden sind 55 Urkundenbschriften enthalten, deren chronologische Zusammenstellung ergab, dass es sich um 25 verschiedene Urkunden zum Amtsbereich Markgröningen aus der Zeit von 1399 bis 1748 handelt.. Stuttgart, im November 2009 Franz Moegle-Hofacker
0.4 Literaturverzeichnis: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg / hrsg. vom Königl. statist. topograpphischen Bureau. - Stuttgart : Aue, 1859. -345 S., Gregor Richter, Lagerbücher- oder Urbarlehre. Hilfswissenschaftliche Grundzüge nach württembergischen Quellen (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden- Württemberg; 36), Stuttgart 1979.
0.5 Korrespondierende Bestände: Weitere Überlieferung der Provenienz Markgröningen W sowie Archivalien betr. das Weltliche Amt Markgröningen finden sich u. a. in folgenden Beständen: A 44 Urfehden A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten A 241 Landrechnungsdeputation A 249 Rentkammer: Ämterakten A 302 Weltliche Ämterrechnungen A 304 Reskripten- und Berichtsbücher der Bezirksämter A 449 a Stadt- und Amtspflege (Mark-)Gröningen A 586 Tamm (Inventuren und Teilungen) H 102/48 Lagerbücher der Geistlichen Verwaltung Markgröningen H 112 Lagerbücher für Kondominate und gemeinschaftliche Rechte H 115 Lehenlagerbücher H 118 Weidlagerbücher H 120 Lagerbücher von Gemeinden und Spitälern H 129 Lagerbücher des Niederadels
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 101/38
- Umfang
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32 Bände, Bestellnummern: Band 1-32
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Weltliche Lagerbücher der Oberämter (gesamt)
- Bestandslaufzeit
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1424-1817
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1424-1817