Bestand
Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst (Bestand)
Bearbeitungshinweis: Die
Überlieferung liegt im Bestand DC 900 vor.
Bestandsbeschreibung:
[7]Zusammengefaßter Bestand der Überlieferung folgender
Institutionen:
1946 - 1953 ADN (als GmbH)
1953 - Juni 1990 ADN (als Staatsagentur)
Juni 1990 Zurückführung des ADN in eine GmbH Nach
Verstaatlichung
1953 als zentrale und einzige
Nachrichtenagentur der DDR dem Presseamt beim MR ( DC 9) unterstellt;
sollte mit Hilfe der Nachrichtengebung in Wort und Bild zur "Entwicklung
und Festigung des sozialistischen Bewußtseins" beitragen; hatte zu diesem
Zweck Presse, Rundfunk und Fernsehen der DDR aktuell und parteilich über
Ereignisse zu informieren; wertete die Dienste von über 60 Agenturen
anderer Staaten aus; unterhielt Mitte der 80er Jahre 41 eigene
Auslandsbüros und Korrespondenten in 62 Ländern; 1990-1992 unter
Treuhandverwaltung; 1992 Verkauf an den Deutschen Depeschen Dienst (ddp),
der seitdem unter ddp/ADN GmbH firmiert. Seit Jan. 1999
Tochterunternehmen der Pro Sieben Media AG.
Geschichte, Aufgaben und Struktur
Mit dem
Befehl der SMAD Nr. 0292 wurde am 10.10.1946 die Gründung einer
Telegrafenagentur unter der Bezeichnung Allgemeiner Deutscher
Nachrichtendienst GmbH durch die Sowjetische Militärverwaltung
genehmigt.
Im April1953 erfolgte die Auflösung
dieser GmbH und die Unterstellung der nunmehr verstaatlichten
Nachrichtenagentur unter das Presseamt beim Ministerrat[1].
Die im Dezember 1951 gegründete „Zentrale Bildstelle
GmbH" (Zentralbild [2]) wurde am 1.1.1956 mit dem ADN
zusammengeführt.
Der ADN war als einzige zentrale
Nachrichten- und Fotoagentur der DDR bis Juni 1990 für die Bereitstellung
der Nachrichten für Presse, Rundfunk und Fernsehen zuständig. Er
informierte über alle wichtigen politischen, wirtschaftlichen,
kulturellen und sportlichen Ereignisse in Wort und Bild und stützte sich
dabei auf sein Korrespondentennetz in der DDR und im Ausland und auf
seine Vertragspartner.
Der ADN beschäftigte im
Jahr 1962 ca. 950 Mitarbeiter[3], Anfang 1990 betrug die Zahl der
Beschäftigten 1400 Mitarbeiter[4].
Seit 1971 war
der ADN in einem eigens errichteten Zweckbau in der Mollstr. 1 in
Berlin-Mitte untergebracht[5].
Grundlage der
Tätigkeit war das Statut des ADN vom 14. Juli 1966, das die Aufgaben, die
Leitungsstruktur, die Arbeitsweise und den Rechtsverkehr
regelte[6].
Der ADN erfuhr mehrfache strukturelle
Veränderungen. Hauptsächliche Einschnitte waren:
·
seit 1946 bestand die Agentur aus der Zentrale in Berlin und den
Zweigstellen in den Provinzen, die ständig erweitert wurden. Die ersten
Zweigstellen hatten ihren Sitz in Dresden, Leipzig, Halle, Weimar,
Potsdam und Schwerin. Die Nachrichtenherausgabe bestand aus sechs
Diensten: Auslandsnachrichten, Deutschland-Dienst, Berlin-Dienst,
Kulturdienst, Sportdienst, Wirtschaftsdienst. Ab 1948 wurden die
Auslandskorrespondenten entsandt[7].
· seit 1960
existierten die Hauptredaktion Inland mit Ressorts DDR, Westdeutschland
und Wirtschaft (belieferte die Massenmedien täglich mit Nachrichten und
Berichten über Ereignisse in der DDR), die Hauptredaktion Ausland
(belieferte die Medien mit Informationen aus dem Ausland) und die
Hauptredaktion für Auslandssendungen (Aufbereitungen der Nachrichten der
o.g. Redaktionen für Sendungen in das Ausland). Daneben bestanden
selbständige Abteilungen wie Zentralbild, Information und
Dokumentation
· ab 1961 wurde eine
Zentralredaktion mit den Redaktionsabteilungen DDR, Ausland,
Westdeutschland und Wirtschaft und eine ständige Reportergruppe unter
Leitung eines Nachrichtenchefs gebildet. Neben der Zentralredaktion
existierten die selbständigen Redaktionen: Hauptstadt Berlin, Westberlin,
Kultur und Sport.
· ab 1964 leitete der
Generaldirektor[8] nach dem Prinzip der Einzelleitung die Agentur. Die
drei agierenden Chefredakteure wurden zu Stellvertretern des
Generaldirektoren berufen. Das Kollegium, beratendes Organ für alle
Entscheidungen, setzte sich aus dem Generaldirektor, seinen
Stellvertretern, den Abteilungsleitern der wichtigsten Redaktionen, den
Direktoren für Technik und Verwaltung und den Leitern selbständiger
Abteilungen zusammen. Auch hier gab es im Laufe der Jahre Veränderungen
in der Zusammensetzung und der Aufgabenverteilung, z.B. existierten
zeitweise ein großes und ein kleines Kollegium.
·
Ende der 60iger Jahre wurden alle Redaktionen in einer Basisredaktion
zusammengefasst, die jedoch 1974 zugunsten der neuen Bereiche Inland[9]
und Ausland[10] mit eigenen Leitungen aufgelöst wurde. Die Redaktion für
Auslandssendungen, Zentralbild, Information[11] und Dokumentation[12]
erhielten den Status eines Bereichs.
· 1973 wurde
eine militärpolitische Abteilung eingerichtet[13].
· 1977 wurde ein dem Generaldirektor direkt unterstellter Bereich
Internationale Beziehungen eingerichtet. Er war zuständig für multi- und
bilaterale Zusammenarbeit mit den sozialistischen Ländern, für den
Abschluss von Verträgen mit einzelnen Ländern über den Nachrichten- und
Bildaustausch, für die Abstimmung der technischen Vorhaben usw.
Im Juni 1990 wurde der ADN in eine GmbH zurückgeführt
und durch die Treuhandanstalt 1992 an den Deutschen Depeschendienst (ddp)
verkauft[14].
Die Abteilung Zentralbild mit ihrem
umfangreichen Bildarchiv wurde 1992 vom Bundesarchiv
übernommen[15].
[1] GBl. der DDR Nr. 46/1953 vom
13.4.1953
[2] Zentralbild war zu dieser Zeit in
dem Besitz des größeren Teils des international bekannten
„Scherl-Bildarchivs" gelangt und ist bis 1989 mit annähernd 7 Millionen
Bildern zu „einer der historisch wertvollsten Bildsammlungen zur
deutschen Geschichte" avanciert, vgl. Hoffmann, Das Bildarchiv der
früheren DDR-Nachrichtenagentur ADN in: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv
1/1993, S. 23-24
[3] DC 900/241
[4] Davon hatten über 700 Mitarbeiter ein Hoch- oder
Fachschulstudium absolviert. Auslandskorrespondenten waren in mehr als 60
Ländern akkreditiert, vgl. Thomas Wolter, Die Entwicklung des Allgemeinen
Deutschen Nachrichtendienstes in den Jahren von 1961 bis 1981 - ein
Überblick, Diplomarbeit 1982
[5] Davor hatte er
seinen Sitz in dem Gebäude der ehemaligen Deutsch-Asiatischen Bank Berlin
in der Mittelstrasse 2-4
[6] Anordnung über das
Statut des ADN in GBl. Nr. 76 vom 22. Juli 1966
[7] Die ersten ADN-Auslandskorrespondenten berichteten aus Bukarest,
Budapest und Prag.
[8] Erster Direktor und
Geschäftsführer der GmbH war Georg Hansen, von 1952 war Deba Wieland
Generaldirektorin, von 1977 Günter Pötschke, von 1990-1992 Matthais
Wirzberger Chefredakteur und Günter Hundro Geschäftsführer.
[9] Quellen der Berichterstattung waren neben den
Dokumenten der SED, die Berichte der 14 Bezirksredaktionen, die der ADN
unterhielt, die Presse- oder Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit der
Ministerien, der Räte der Bezirke und der Kombinate und die Informationen
der gesellschaftlichen Organisationen.
[10]
Quellen der Berichterstattung waren neben den Auslandskorrespondenten,
die Meldungen der ausländischen Agenturen. Das Netz der
Auslandskorrespondenten wurden mit der diplomatischen Anerkennung der DDR
in den 70iger Jahren kontinuierlich ausgebaut. Der Bereich war nach
territorialen Gesichtspunkten gegliedert: Abt. Sozialistische Länder,
Entwicklungsländer usw.
[11] Der Bereich
Information erfasste die gesamten eingehenden Informationen und stellte
umfassende Bulletins für ausgewählte Bezieherkreise zusammen, die für
eine Veröffentlichung im Original nicht vorgesehen waren. So erschienen
1981 acht thematische Bulletins für den Partei- und Staatsapparat, die
Massenorganisationen usw.
[12] Die Hauptabteilung
Dokumentation ergänzte aktuelle Berichterstattungen durch
Hintergrundmaterial und war für die Archivierung aller Dienste, Bulletins
und Beiträge des ADN zuständig.
[13] Konkrete
Hinweise auf die Tätigkeit dieser Abteilung sind bisher nicht ermittelt
worden.
[14] Dort befindet sich heute das
Textarchiv des ADN.
[15] Das Bildarchiv befindet
sich seit 1993 im Bundesarchiv Koblenz, s.a. Homepage www.bundesarchiv.de
unter Bildarchiv.
Inhaltliche Charakterisierung:
Bestandsgeschichte, archivische Bearbeitung und
Überlieferungs-schwerpunkte
Das Schriftgut des ADN
wurde 1991 aus dem Verwaltungsarchiv in das Bundesarchiv übernommen. Die
bis dahin im Verwaltungsarchiv aufbewahrten Fotos, die Personen und
Sachverhalte des ADN selbst betrafen und einen Umfang von ca. 3 lfm
hatten, wurden nach einer ersten archivischen Sichtung im Jahr 2001 an
das Bildarchiv nach Koblenz abgegeben.
Der Umfang
des Bestandes DC 900 ADN beträgt nunmehr ca. 4200 Archivalieneinheiten,
d.h. ca. 85,5 lfm. Der hier vorliegende erste Teil hat einen Umfang von
ca. 1800 Archivalieneinheiten. Es handelt sich hierbei um Schriftgut, das
weitgehend schon im Verwaltungsarchiv des ADN bewertet, geordnet und
verzeichnet worden ist. Schon dort wurde das grundlegende Problem der
unzureichenden Aktenbildung in den einzelnen Registraturen bemängelt. Die
Bemühungen des Verwaltungsarchivs, Einfluss auf die einzelnen
Registraturen im ADN zur Behebung dieser Mängel zu nehmen, hatten jedoch
bis zur Auflösung der Agentur keine wesentlichen Erfolge erzielt. Auch
die zeitversetzten Abgaben von Akten aus den einzelnen Arbeitsbereichen
führten zu Bearbeitungsproblemen im Verwaltungsarchiv.
So mußten die Akten im Verwaltungsarchiv zum großen Teil neu
formiert und verzeichnet werden. Die für den vorliegenden Teil im
Verwaltungsarchiv erstellten Findmittel können jedoch durchaus als
akzeptabel eingeschätzt werden: Aktentitel, Aktenzeichen und
Laufzeitbestimmungen waren weitgehend korrekt angegeben. Sie wurden als
Grundlage für die Erfassung in die Datenbank Basys 2S, die im April 2009
begann, herangezogen. Die Eingabe der Daten erfolgte durch die
Unterzeichnenden und der Praktikantin Frau Judith Wahrlich. Dabei wurden
archivische Serien und Bandfolgen gebildet.
Die
Klassifizierung wurde anhand der vorliegenden Karteien übernommen und
lehnt sich an die Aktenpläne des ADN aus den Jahren 1968, 1980, 1988,
1990 an.
Die Unterlagen umfassen hauptsächlich den
Zeitraum 1945 bis 1970. Sie spiegeln im besonderem Maße die Entstehung
des ADN, die Beteiligung an internationalen Tagungen und Konferenzen, den
Aufbau des Korrespondentennetzes und die Organisation der
Berichterstattung wider. Interessant ist die Entwicklung der technischen
Ausrüstung für die Gewährleistung des Nachrichtentransfers.
Große Aufmerksamkeit wurde in den 1980iger Jahren der
Betriebsgeschichte gewidmet. Dafür wurde eine Sammlung von sogenannten
Grundsatzdokumenten zusammengestellt. Eine „Zeittafel entscheidender
Ereignisse des ADN von 1945/46 - 1982" wurde erstellt[16].
Zu den aussagekräftigsten Materialien über die Tätigkeit
des ADN gehören zweifelsohne die Korrespondentenberichte, die Protokolle
der Beratungen der Generaldirektoren und der Sitzungen des
Redaktionskollegiums.
Verschiedene
wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen über die Entwicklung des
ADN, über Aspekte der Fotoberichterstattung u.v.m., die im
Verwaltungsarchiv unter S - Sammlung abgelegt waren, wurden bewußt nicht
aus dem Bestand herausgelöst, da sie aufschlussreiche Informationen zum
Gesamtbestand und zur Entwicklung des ADN enthalten[17].
Kaderakten und andere Personalunterlagen der
Beschäftigten des ADN befinden sich nicht in diesem Bestand. Sie wurden -
sofern sie sich im Verwaltungsarchiv überhaupt befanden - den
Betreffenden ausgehändigt oder im Oktober 1990 kassiert. Andere
Lohnunterlagen bis 1980 und die Personalkartei bis 1990 werden für
Rentennachweise bei der Firma Konfirm - Fritz Schulze, Forckenbeckstraße
9 - 13, 14199 Berlin verwahrt.
[16] DC
900/2114
[17] Die meisten Arbeiten wurden an der
Sektion Journalistik der Karl-Marx-Universität Leipzig von Studenten
verfasst, die von Mitarbeitern des ADN betreut wurden oder später selbst
Mitarbeiter des ADN waren.
[18] Laut vorliegenden
Ablieferungsverzeichnissen handelte es sich um eine Aktengruppe im Umfang
von ca. 800 Archivalieneinheiten.
Zitierweise: BArch DC
900/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DC 900
- Umfang
-
4644 Aufbewahrungseinheiten; 199,2 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Ministerrat, zentrale Kommissionen und Ämter
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: BArch, Dienststelle Koblenz, Bildarchiv (u.a. ADN-Bildarchiv mit ca. 7 Mio Fotografien)
DC 9 Presseamt beim Vorsitzenden des Ministerrats
DY 30 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
DY 10 Verbandes der Journalisten
Außerhalb des Bundesarchivs ist auf das Schriftgut der Bezirksredaktionen des ADN in den jeweiligen Landesarchiven und auf das Historische Archiv des Auswärtigen Amtes, in dem die Überlieferung des MfAA verwahrt wird, zu verweisen.
ddp/ADN GmbH, Berlin Landesarchiv Berlin, SED-Grundorganisation Mitte 090 (ADN) der SED- Kreisleitung Berlin-Mitte
Literatur: Minholz, Michael: Der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst (ADN): Gute Nachrichten für die SED /Michael Minholz ; Uwe Stirnberg, München [u.a.] : Saur, 1995
Holzweißig, Gunter: Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst in Lexikon des DDR-Sozialismus: das Staats- und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik/Rainer Eppelmann (Hrsg), Paderborn 1996
Olivier Kurt: ADN - „Spitze der Informationskette": zur Medienpolitik der SED-Führung, in Deutschland-Archiv, 28 (1995) S. 244-255
Ders.: ADN im Herbst 1989: Zur Medienpolitik der SED-Führung, in Deutschland-Archiv, 28 (1995) S. 380-392
Riedel, Heide: Hörfunk und Fernsehen in der DDR: Funktion, Struktur und Programm des Rundfunks in der DDR, Köln 1977
- Provenienz
-
Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst (ADN), 1946-1990
- Bestandslaufzeit
-
1946-1990
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst (ADN), 1946-1990
Entstanden
- 1946-1990