Kupferstich | Radierung

Narziss verwandelt sich in eine Blume

An einem See liegt der junge Narziss – in der griechischen Mythologie der schöne Sohn des Flussgottes Kephissos und der Leiriope – und erblickt sein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Der gelockte Jüngling ist mit einem Gewand bekleidet, das die rechte Schulter, die Arme und Beine freilässt. An den Füßen trägt er Sandalen. Hinter ihm liegt ein schlafender Hund. Dargestellt ist der Moment, in dem sich Narziss in sein eigenes Spiegelbild verliebt. Am oberen linken Bildrand ist der Liebesgott Amor zu erkennen, der im Begriff ist, einen Pfeil auf Narziss abzuschießen. Gemäß der Überlieferung wurde Narziss aufgrund seiner Schönheit von unterschiedlichen Jünglingen und Mädchen gleichermaßen umworben. Er wies jedoch alle Avancen stets zurück. Auch die Bergnymphe Echo und Ameinias erfuhren diese Ablehnung. Der liebeskranke Ameinias brachte sich auf der Stelle mit einem Schwert um, das Narziss ihm zuvor gereicht hatte. Kurz vor seinem Tod schaffte Ameinias es jedoch, die Götter anzurufen und darum zu bitten, seinen Tod zu rächen. Nemesis (bzw. Aphrodite) nahm sich dieser Bitte an und bestrafte Narziss mit unstillbarer Selbstliebe. Gemäß der Überlieferung bei Ovid erkannte Narziss die Unerreichbarkeit seiner Liebe. Doch es nützte ihm nichts: Er verschmachtete vor seinem Ebenbild bis zu Tode. Laut Pausanias wiederum setzte sich Narziss an den See, um sich seines eigenen Spiegelbilds zu erfreuen. Durch göttliche Fügung fiel ein Blatt ins Wasser, und die Wellen trübten sein Spiegelbild. Durch die vermeintliche Erkenntnis, er sei hässlich, war Narziss so erschüttert, dass er starb. Nach seinem Tod wurde er in eine Narzisse verwandelt. - Der in Paris geborene Kupferstecher Bernard Picart setzte diese Überlieferung in seinem 1733 ausgeführten Kupferstich gekonnt und präzise ins Bild. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern des von Frankreich beeinflussten holländischen Kupferstichs im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts. Nach einer Ausbildung bei seinem Vater Étienne Picart (1632-1721) sowie bei Benoît Audran d. Ä. unterrichtete ihn Sébastien Le Clerc (1637-1714). Anschließend studierte Picart an der Académie Royale, bevor er 1696 nach Antwerpen und 1698 nach Amsterdam ging. Auch die Kupferstiche der Gemmen aus der Sammlung des Baron von Stosch haben Picart bekannt gemacht.
Urheber / Quelle: Lars Berg

Standort
Städtisches Museum Braunschweig
Inventarnummer
1630-0071-00
Maße
Höhe: 369 mm (Blatt)
Breite: 256 mm (Platte)
Breite: 264 mm (Blatt)
Höhe: 358 mm (Platte)
Material/Technik
Papier; Kupferstich; Radierung
Inschrift/Beschriftung
Aufschrift: Bezeichnet, in der Platte, unterhalb der Darstellung, links: „B. Picart dir.“, darunter: „NARCISSE CHANGÉ EN FLEUR. / Narcissus is changed into a flower. // Narcissus in eine Blumme [sic!] verändert. / Narcissus in eene Bloeme verandert.“, darunter, unten links: „B. Picart del.“

Verwandtes Objekt und Literatur
Literatur in Zusammenhang: G. K. Nagler, „Neues allgemeines Künstler-Lexikon : oder Nachrichten von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Lithographen, Formschneider, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter etc.“. Schwarzenberg & Schumann, Leipzig, 1924. (Bd. 12, S. 416.)
Veröffentlicht in: Von Rembrandt bis Baselitz. Meisterwerke der Druckgraphik aus der Sammlung des Städtischen Museums Braunschweig, herausgegeben von Lars Berg und Peter Joch für das Städtische Museum Braunschweig, Petersberg 2020, S. 118-159, Kat.-Nr. 48; Abb. S. 160.

Klassifikation
Grafik (Objektgattung)
Bezug (was)
Narzißmus
die Geschichte von Narcissus

Ereignis
Entstehung
(wann)
1733
Ereignis
Herstellung
(wer)

Geliefert über
Letzte Aktualisierung
20.06.2024, 14:13 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Radierung; Kupferstich

Beteiligte

Entstanden

  • 1733

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