Medaille
Spottmedaille auf Joseph Süß Oppenheimer ("Jud Süß")
Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer, diffamierend „Jud Süß“ genannt, wurde 1698 in Heidelberg geboren, wuchs in einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie auf und brachte es als Finanzmakler und Bankier zu Wohlstand. 1732 lernte er den späteren Herzog von Württemberg, Carl Alexander, kennen, der unter chronischem Geldmangel litt, und wurde sein wichtigster Berater und Geheimer Finanzrat. Da Herzog Carl Alexander, der zum Katholizismus übergetreten war, die erfolgreichen Reformen Oppenheimers ohne die Zustimmung der protestantischen württembergischen Landstände durchsetzte, wuchsen bei vielen Beamten und Bürgern antijüdische Ressentiments. Als Carl Alexander 1737 unerwartet starb, wurde Oppenheimer noch am selben Tag festgenommen und sein Vermögen konfisziert. 1738 wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet. Sein Leichnam wurde sechs Jahre lang in einem eisernen Käfig öffentlich zur Schau gestellt, bevor ihn Carl Eugen, der Sohn Carl Alexanders, als seinen ersten Regierungsakt abhängen ließ. „Jud Süß“ diente als historische Grundlage mehrerer Werke und wurde in den 1940ern auch für antisemitische Propaganda benutzt. Die Vorderseite der Schraubmedaille zeigt ein Brustbild Joseph Süß Oppenheimers nach links. Die Rückseite zeigt einen Galgen mit Käfig, in dem sich ein Mensch befindet. In der Medaille befinden sich 19 Szenen aus dem Leben Süß Oppenheimers auf Papier: 1. (innen in die Vorderseite eingeklebt) Dem Kind in der Wiege wird die Zukunft prophezeit. 2. Im Traum erscheinen dem Kind Vogelkäfig, Galgen, Geldsack, Schwert und Krone. 3. Als junger Mann nimmt er Abschied von seiner Mutter. 4. Bei einer Bootsfahrt gerät er in Lebensgefahr. 5. Als junger Mann mit geflickter Kleidung weist er auf fruchtbares Land, ein Symbol für seine ersten geschäftlichen Transaktionen. 6. Als eleganter Herr (Hoffaktor und Kammeragent in der Pfalz, in Hessen, Frankfurt oder Kurköln) bei der Buchführung. 7. Bei einer Kutschenfahrt wird er von Dienern begleitet. 8. Bei einer Gesellschaft überreicht er einer Dame einen silbernen Becher. 9. Überprüfung eines Geldsacks in einem Tresorraum. 10. Gefangennahme durch Soldaten. 11. Abtransport in einem offenen Wagen unter strenger Bewachung. 12. Vernehmung durch mehrere Amtspersonen. 13. Er wird in Ketten gelegt. 14. Fahrt zum Prozess, begleitet von Soldaten. 15. Besuch durch einen Geistlichen im Gefängnis. 16. Urteilsverkündung. 17. Fahrt zur Hinrichtungsstätte. 18. Er wird die Leiter am Galgen hochgezerrt. 19. (innen in die Rückseite eingeklebt) Die Leiche im Käfig am Galgen. [Kathleen Schiller]
- Standort
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Landesmuseum Württemberg, Stuttgart
- Sammlung
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Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen; Münzkabinett
- Inventarnummer
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MK 18224
- Maße
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Durchmesser: 37,3 mm, Gewicht: 18,33 g
- Material/Technik
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Silber, Papier
- Inschrift/Beschriftung
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Vorderseite: IUD. JOSEPH SÜS 1738 OPPENHEIMER Rückseite: AUS. DIESEM. VOGEL. HAUS. SCHAUGT. SUS. DER. SCHELM. HERAUS.
- Verwandtes Objekt und Literatur
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Spottmedaille auf Joseph Süß Oppenheimer ("Jud Süß") [MK 18226]
Abguss einer Spottmedaille auf Joseph Süß Oppenheimer ("Jud Süß") [MK 4310]
Spottmedaille auf Joseph Süß Oppenheimer ("Jud Süß") [MK 18225]
Spottmedaille mit Papiereinlage auf die Hinrichtung Joseph Süß Oppenheimers [MK 8163]
Christian Binder, 1846: Württembergische Münz- und Medaillen-Kunde, Stuttgart, S. 583 Nr. 70
- Bezug (was)
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Medaille
Bildnismedaille
Personenmedaille
Gefördert durch die Numismatische Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland
- Bezug (wer)
- Bezug (wo)
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Württemberg
- Ereignis
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Herstellung
- (wo)
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Stuttgart
- (wann)
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1738
- Rechteinformation
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Landesmuseum Württemberg
- Letzte Aktualisierung
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14.03.2023, 06:23 MEZ
Datenpartner
Landesmuseum Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Medaille
Entstanden
- 1738