Bestand
Herrschaft Schwarzenberg, Forstamt Schwarzenberg (Bestand)
Vorwort: 2011 wurde das Archiv der Herrschaft Schwarzenberg nach Franken zurückgebracht und im Staatsarchiv Nürnberg neu erschlossen (zur Familien-, Verwaltungs- und Archivgeschichte siehe allgemein das Vorwort zum Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden"!). Darunter befanden sich auch 675 Pakete, die zu Kriegsbeginn 1939 unter der Bezeichnung "Perlustranda" (= Durchzusehendes) verpackt worden waren. In den Bündeln 183-242 enthielten sie die Registratur des Forstamts Schwarzenberg mit Schriftgut der im Schloss Schwarzenberg angesiedelten mittleren Forstverwaltungsebene vorwiegend aus dem späten 18. und 19. Jahrhundert.
Überlieferungsgeschichte zum Forstamt Schwarzenberg
Das Forstamt Schwarzenberg wurde mit Instruktion vom 14. Juni 1783 eingerichtet und bestand aus dem Forstmeister (später Oberförster) und dem Hofjäger. Beide Posten existierten seit der Mitte des 17. bzw. seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Als Verwalter des Forstamts sollten sie in allen Geschäften gemeinsam handeln und waren dem übrigen Forst- und Jagdpersonal der fränkischen Territorien vorgesetzt. Kernaufgaben waren die Überwachung der Forstgrenzen und Forstgesetze, Koordinierung von Aufforstungsmaßnahmen, Verkauf des Holzes (gemeinsam mit den Landbeamten nach Approbation von Regierung und Kammer), des Wildbrets, der Felle und der Tierhäute sowie die Aufsicht über die Gemeinde-, Kirchen- und Privatwaldungen (Herrschaft Schwarzenberg, Forstamt Schwarzenberg XIV.a.2; vgl. auch Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 924/2). Nachgeordnet waren bis zu zehn Forstreviere, namentlich Bullenheim, Erlach, Geiselwind, Gnötzheim, Kornhöfstadt, Nordheim, Schnodsenbach, Thierberg, Unterlaimbach und Weigenheim. In einem Reskript vom 15. Februar 1816 heißt es resümierend: "Das Forstamt hat einen sehr bedeutenden Theil der hochfürstl. nutzbaren Besitzungen zu verwalten. Es ist, wenn es auch gleich keine Kasse zu führen hat, ein Kammeralamt wie jedes andere, stehet in gleichem Verhältnisse wie die übrigen zu der Domanialkanzley, hat an diese vorgesezte Behörde zu berichten und von daher seine Verhaltungsbefehle einzuholen. Das Forstamt hat von dem untergeordneten Revierjäger mitunter schriftliche Rapporte zu empfangen, auch schriftliche Weisungen zu erlassen. Der Naturalertrag des Forstwesens und der Jagdgerechtsame muß alle Jahr aufgezeichnet, die Verkaufsconsignationen müssen alljährlich zu den anderen Kammeralämtern zum Behuf der Geld-Einname abgegeben werden, so muß auch die Verwendung der von anderen Ämtern verausgabten Gelder auf Kultur, Erhaltung der Gränzen etc. von dem Forstamt zu Papier gebracht werden." (Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 927/1).
Die Bemühungen um eine bessere Ordnung der Registratur setzten um 1816 ein. Damals waren die inzwischen "ziemlich starken" Aktenmassen der Forstamtsregistratur in einem Repositorium mit zwölf Rubriken in zwölf Fächern im Wohn- und Arbeitszimmer des Forstmeisters gelagert (Herrschaft Schwarzenberg, Forstamt Schwarzenberg XIV.e.1; Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 927/1). Der Aktenplan wurde in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich erweitert. Zwei um die Mitte des 19. Jahrhunderts angelegte Aktenverzeichnisse wiesen endlich die bis zuletzt geltende Einteilung in 18 Fächer auf (Herrschaft Schwarzenberg, Forstamt Schwarzenberg XIV.e.2). Das weitere Schicksal der Forstamtsregistratur erschließt sich aus den einschlägigen Akten und Findmitteln nur bruchstückhaft. Bis 1886 hatte offenbar eine Trennung in eine ältere und eine jüngere Forstamtsregistratur stattgefunden; die ältere befand sich nun in zwei Schränken des Konferenzzimmers und wurde, anders als noch bei der Archivübergabe von 1872, bereits dem Archiv zugerechnet (Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 2019 und 3575). Laut einer undatierten Archivinstruktion sollten jeweils nur die letzten zehn Jahrgänge in der Handregistratur des Forstamts zurückbleiben (Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 2021). Ob dies regelmäßig in die Tat umgesetzt wurde, ist unklar; jedenfalls erfolgte den Vermerken in den Aktenverzeichnissen zufolge zwischen September 1899 und März 1901 eine umfangreiche Komplettierung des Bestandes mit anschließender Anfertigung eines neuen Repertoriums vom 13. August 1901 (Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung 57; vgl. auch ebd. 9). Urheber war der 1778 eingestellte Domanial-Kanzlist Johann Schwarz (1835-1914), der seit 1886 mit Archivs- und Registraturarbeiten betraut war (Personalakte siehe Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 970/1). 1902 wurden zahlreiche vom pensionierten Oberförster Anton Trobl erhaltene Unterlagen eingereiht. Auch danach wurde der Bestand noch zwei Jahrzehnte lang mit vereinzelten Nachträgen ergänzt.
Am 20. September 1934 wurde das Findmittel zum Forstamt Schwarzenberg von dem nach Schwarzenberg abgeordneten Zentralarchivar Ferdinand Andraschko einer letzten Revision am Fach unterzogen und mit Fehlvermerken versehen. 1939 füllte der Bestand zwei Schränke ("Kästen") in der Forstamtskanzlei (Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung 51), bevor die Archivalien zu Bündeln verschnürt wurden - für die nächsten 70 Jahre, wie sich herausstellen sollte.
Bearbeitungshinweise
Nach der Übergabe ans Staatsarchiv Nürnberg wurden die Archivalienbündel des Forstamts Schwarzenberg ab 2012 durch Ferienarbeiter unter der Aufsicht von Dr. Daniel Burger ausgepackt und mit der entsprechenden Bestandsbezeichnung versehen. Als Bestellnummern wurden die alten Signaturen, bestehend aus römischer Ziffer für das Fach, Kleinbuchstaben oder arabischen Ziffern für die Abteilung sowie fortlaufender Nummer, beibehalten. Einige aus dem Rechnungsselekt und dem ungeordneten Teil der "Perlustranda" entnommenen Holz-Konsignationen und ähnliches wurden unter der Fachnummer XIX - gewissermaßen als Rubrik "Nachträge" - mit fortlaufender Unternummer angehängt. Auch künftig noch aufzufindende Nachträge sollen vorerst unter der Fachnummer XIX angereiht werden.
Die Daten des Altrepertoriums wurden im Winter 2016/17 durch die Firma Hofmaier (München) retrokonvertiert, durch Gerlinde Maushammer in FAUST eingespielt und durch Dr. Nicola Humphreys überprüft. Dabei wurden die Schreibungen (außer bei Familiennamen) an die moderne Grammatik und Orthographie angepasst sowie Wortstellung und Satzbau behutsam korrigiert. Bei einzelnen Archivalien wurde die Verzeichnung anhand von Aktenautopsie ergänzt und in diesen Fällen das in den Akten enthaltene Sondermaterial (Drucke, Skizzen, Pläne) im "Enthält-/Darin-Vermerk" erfasst. Alle Verzeichnungseinheiten wurden mit Einträgen im Orts- und Personennamenregister versehen. Die Verzeichnungsdaten der nicht mehr vorhandenen Archivalieneinheiten wurden - deutlich markiert mit dem Schlagwort "Fehlt" im Feld "Typ" und natürlich ohne aktuelle Bestellsignatur - ebenfalls aus dem Altrepertorium übernommen.
Zur Gliederung des Bestands wurde der Aktenplan des 19. Jahrhunderts adaptiert. Allerdings wurden die Formulierungen gelegentlich präzisiert und insbesondere der Abschnitt XIV.g ("Verschiedene Gegenstände, die sich vermöge ihres Inhaltes nicht in die Fächer einreihen lassen") bestmöglich auf die bestehenden Überschriften verteilt bzw. weiter untergliedert, wobei die neuen Unterpunkte mit Zusatzbuchstaben in eckigen Klammern kenntlich gemacht wurden. Auch sonst wurde die Zuweisung der Archivalieneinheiten zum Aktenplan bei der Überarbeitung relativ frei gehandhabt, da der vorgefundene Zustand nicht immer stringent erschien. Der frühere Ordnungszusammenhang bleibt jedoch anhand der im Feld "Registratursignatur/AZ" aufgeführten alten Aktenzeichen weiterhin nachvollziehbar. Die Anordnung der Verzeichnungseinheiten im Findbuchausdruck erfolgt unterhalb der Sachgliederungsebene in chronologischer Reihenfolge.
Bilanz
Bei Abschluss der Erschließungsarbeiten umfasst der Bestand "Forstamt Schwarzenberg" Unterlagen aus den Jahren 1593 (bzw. abschriftlich 1550) bis 1922. Die Gesamtzahl beläuft sich auf 1.138 Archivalieneinheiten zuzüglich 11 Fehlnummern (insgesamt also 1.149 Verzeichnungseinheiten). Sämtliche aktuellen Fehlnummern waren bereits bei der letzten Inventarisierung im Schloss Schwarzenberg 1934 nicht mehr am Fach, so dass seit diesem Zeitpunkt keine Verluste eingetreten sind.
Im Bestand dokumentiert ist in erster Linie der für die Schwarzenberger Ökonomie höchst bedeutsame Zweig der Forstwirtschaft, der vor allem unter dem zweiten Leiter des Forstamts, Forstmeister Joseph Friedel (ab 1787), einen starken Aufschwung erlebte und noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einer Fläche von 5.204,12 Tagwerk zu Buche schlug (vgl. Felix Riesenecker, Der Schwarzenbergische Forstmeister Josef Friedel (gest. 1834). Ein Pionier der Forstwissenschaft, in: Blau-Weiße Blätter 10, Nr. 1, 1962; Berger, Fürstenhaus Schwarzenberg, S. 235f.). Inhaltlich erstreckt sich das Schriftgut auf die Verwaltung der schwarzenbergischen Forstbezirke einschließlich Aufforstungsmaßnahmen, Forststrafen, Holzverkäufen und Holzalmosen, aber auch auf das Jagdwesen, die Waldgerechtsame von Gemeinden, die Aufsicht auf Privat-, Gemeinde- und Stiftungswaldungen sowie innerdienstliche Abläufe.
Als weitere einschlägige Überlieferung ist für die Zeit vor der Gründung des Forstamts auf die Bestände "Herrschaft Schwarzenberg, Schwarzenberger Archiv" und "Herrschaft Schwarzenberg, Seinsheimer Archiv" hinzuweisen, für die Zeit ab 1783 auf die parallel entstandenen bzw. nicht immer klar getrennten Domanialkanzlei-Akten im Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Registratur". Die Forstamtsrechnungen finden sich im Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Rechnungen", wobei einzelne Unterserien in der Forstamtsregistratur verblieben (Fach IV, Abt. b: Forstmaterial-, Holzmagazin- und Fronrechnungen; Fach XVIII, Abt. 1: Wildbret- und Schusslohns-Rechnungen). Auch ist zu erwarten, dass aus den bislang nicht vollständig erschlossenen "Perlustranda" künftig weitere Archivalien dem Forstamt Schwarzenberg zugeschlagen werden. Eine vollständige Neusignierung des Bestands scheint allenfalls nach Abschluss dieser Arbeiten sinnvoll. Erst dann kann außerdem ein bestandsübergreifendes Restaurierungskonzept erarbeitet werden, um die durch Schimmel geschädigten, bislang in der Datenbank als "nicht vorlegbar" verzeichneten Archivalien wieder zugänglich zu machen.
Nürnberg, 5. März 2017
Dr. Nicola Humphreys
Achtung: die mit dem Schlagwort "Fehlt" markierten Verzeichnungseinheiten sind im Staatsarchiv Nürnberg nicht vorhanden und können nicht bestellt werden!
- Bestandssignatur
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Staatsarchiv Nürnberg, Herrschaft Schwarzenberg, Forstamt Schwarzenberg
- Umfang
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1138
- Sprache der Unterlagen
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deutsch
- Kontext
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Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> IV. Nichtstaatliches Archivgut >> B. Archive des Adels, adelige Standesherrschaft und Jurisdiktion >> 1.) Adelsarchive >> Schwarzenberg, Fürsten >> Herrschaft Schwarzenberg
- Indexbegriff Person
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Schwarz, Johann (Kanzlist)
Andraschko, Ferdinand (Archivdirektor)
- Bestandslaufzeit
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1550-1922
- Provenienz
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Herrschaft Schwarzenberg, Forstamt Schwarzenberg
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
18.10.2023, 09:31 MESZ
Datenpartner
Staatsarchiv Nürnberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- BestandAkten
Beteiligte
- Herrschaft Schwarzenberg, Forstamt Schwarzenberg
Entstanden
- 1550-1922