Bestand

Herrschaft Schwarzenberg, Amt Scheinfeld (Bestand)

Vorwort: 2011 wurde das Archiv der Herrschaft Schwarzenberg nach Franken zurückgebracht und im Staatsarchiv Nürnberg neu erschlossen (zur Familien-, Verwaltungs- und Archivgeschichte siehe allgemein das Vorwort zum Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden"!). Darunter befanden sich auch 1.694 Pakete, die zu Kriegsbeginn 1939 unter der Bezeichnung "Registratur" verpackt worden waren. In den Bündeln 531-587 enthielten sie die Registratur des Amtes Scheinfeld (heute im mittelfränkischen Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim gelegen). Dahinter verbirgt sich im Wesentlichen Schriftgut des 18. Jahrhunderts über den bereits vor 1415 erworbenen Hauptort Scheinfeld mit seinen Zugehörungen in Scheinfeld, Grappertshofen, Prühl, Obertaschendorf, Markt Taschendorf, Birkach, Frankfurt, Thierberg, Kornhöfstadt, Lerchenhöchstadt, Ruthmannsweiler, Baudenbach, Altheim, Frankenfeld und Unterlaimbach (vgl. Herrschaft Schwarzenberg, Rechnungen 1/8 von 1655; später ergänzt um Besitzungen in Hohlweiler, Lachheim, Mühlhausen und Neuses). 1782 wurden noch die Ämter Unterlaimbach und Geiselwind, 1783 der Dornheimer Teil von Hüttenheim, 1794 das Amt Schnodsenbach (mit Burgambach, Herpersdorf, Krettenbach, Seitenbuch und Zeisenbronn) und 1809 das Amt Geiselwind angegliedert. Die Amtsbezeichnungen wechselten im Laufe des Bestehens von "Schultheißenamt" über "Stadtvogteiamt" (1709) und "Burgvogteiamt" (ab 1797) bis hin zum "Kameralamt" (ab 1800). 1849/50 schließlich wurde das Kameralamt Scheinfeld aufgelöst.


Überlieferungsgeschichte zum Amt Scheinfeld

Den ältesten bekanntn Nachweis über die Scheinfelder Amtsregistratur liefert ein Inventar von 1686, das insgesamt 34 Archivalien (-faszikel) vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auflistete, darunter fünf Salbücher und Steuerbeschreibungen ab 1627, Zunftprotokolle ab 1656, private Vermögensinventare ab 1667, Kaufbriefe ab 1668, Amtsrechnungen ab 1679 und Regierungsdekrete ab 1680 (Herrschaft Schwarzenberg, Rechnungen 11/5). 1783 wurden analog zu der im Schloss Schwarzenberg vorgenommenen Neuordnung des Archivs und der Registratur auch die nachgeordneten Ämterregistraturen reformiert (vgl. Berger, Archive, S. 48). Diese erhielten daraufhin denselben 14-klassigen Aktenplan wie die Zentral-Registratur, allerdings mit einer geringeren Gliederungstiefe (vgl. das Vorwort zu Herrschaft Schwarzenberg, Registratur). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Altregistraturen der Ämter Scheinfeld und Geiselwind ins Schloss Schwarzenberg verbracht. Allem Anschein nach wurden sie erst dort in der heute vorliegenden Form geordnet, mit einheitlichen Aktenumschlägen versehen und 1844 in einem gemeinsamen Repertorium durch den Registrator Sebastian von Grandjean verzeichnet (Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung 31). Im Februar 1870 befanden sich die Scheinfelder Akten in einem neben der Hauptregistratur gelegenen Raum ohne Repositorien (Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 2019). Eine gewisse Überarbeitung des Findmittels zum Amt Scheinfeld erfolgte den Vermerken im Altrepertorium zufolge im Dezember 1887. Im August 1934 wurde es von Ferdinand Andraschko einer letzten Revision am Fach unterzogen und mit Fehlvermerken versehen, bevor die Archivalien 1939 zu Bündeln verschnürt wurden - für die nächsten 70 Jahre, wie sich herausstellen sollte.


Bearbeitungshinweise

Nach der Übergabe ans Staatsarchiv Nürnberg wurden die Archivalienbündel des Amts Scheinfeld ab 2012 durch Ferienarbeiter ausgepackt und dabei zunächst in ihrem überkommenen Gesamtzusammenhang unter der Bestandsbezeichnung "Registratur" belassen. Im zweiten Halbjahr 2016 wurde dieser Teilfonds durch Friedemann Meißner M.A. aus der Bestandsgruppe "Registratur" herausgelöst und mit der eigenen Bestandsbezeichnung "Amt Scheinfeld" versehen. Die Archivalien waren bereits beim ersten Auspacken mit der jeweiligen Bündel-Nummer und einer pro Verzeichnungseinheit im Paket durchgezählten Unternummer versehen worden. Diese Nummern wurden bei der 2016 durchgeführten Korrektur der Bestandsbezeichnung als aktuelle Bestellsignaturen beibehalten, auch um den 2011 vorgefundenen Ordnungszustand zu dokumentieren. Die vielfach fehlenden Laufzeiten wurden durch Dr. Nicola Humphreys ergänzt sowie einige vor Beginn des Fonds (Bündel 530) befindliche Nachträge unter der Bestellsignatur 587 mit Unternummer neu in FAUST verzeichnet. Ebenso wurde mit einem größeren Block von Scheinfelder Archivalien verfahren, die sich bislang unverzeichnet in den "Perlustranda" (Bündel 60, 252-343) befanden und durch deren Neuerschließung der Bestandsumfang sich mehr als verdoppelt hat. Auch künftig noch aufzufindende Nachträge sollen vorerst unter der Bündelnummer 587 angereiht werden.

Die Daten des Altrepertoriums wurden im Frühjahr 2017 durch Emma Langolf in FAUST eingegeben und durch Dr. Nicola Humphreys überprüft. Bei der Retrokonversion wurde der Grundsatz verfolgt, die Diktion und den Informationsgehalt der Vorlage weitestgehend beizubehalten, dabei aber die Verständlichkeit der im 19. Jahrhundert angelegten Repertorieneinträge zu erhöhen. Deshalb wurden die Schreibungen (außer bei Familiennamen) an die moderne Grammatik und Orthographie angepasst, die zahlreichen Latinismen der Vorlage großteils ins Deutsche übertragen sowie Wortstellung und Satzbau behutsam korrigiert. In den Akten enthaltenes Sondermaterial (Drucke, Skizzen, Pläne) wurde nach Möglichkeit im "Enthält-/Darin-Vermerk" erfasst. Alle Verzeichnungseinheiten wurden mit Einträgen im Orts- und Personennamenregister versehen. Die Verzeichnungsdaten der nicht mehr vorhandenen Archivalieneinheiten wurden - deutlich gekennzeichnet mit dem Schlagwort "Fehlt" im Feld "Typ" und natürlich ohne aktuelle Bestellsignatur - aus dem Altrepertorium übernommen, ebenso wie die dort in fünf Fällen in roter Tinte angegebenen Hinweise auf die im 19. Jahrhundert zum Urkundenselekt entnommenen Urkunden, die auch im Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden" entsprechend gekennzeichnet wurden. Da beim Auspacken des Bestands (mit Ausnahme einiger durch Schimmel angegriffenen Archivalieneinheiten) keine auffälligen Schadensbilder festgestellt wurden, wurde der Schadenskataster in der Regel pauschal per Gruppenkorrektur befüllt.

Der Aktenplan der Amtsregistratur wurde mit geringfügigen Modifikationen als Gliederungsschema übernommen, wobei die der Sachgliederung häufig nachgeordneten Ortsschlagworte sich im Feld "Zusatzklassifikation" finden. Die Zuweisung der Archivalieneinheiten zum Aktenplan wurde bei der Neuerschließung relativ frei gehandhabt, da die bisherige Zuordnung nicht immer stringent erschien. Unterhalb der Sach- und Ortsgliederungsebene erfolgt der Findbuchausdruck chronologisch.


Bilanz

Beim vorläufigen Abschluss der Erschließungsarbeiten umfasst der Bestand "Amt Scheinfeld" Akten von 1442 (abschriftlich) bzw. 1616 bis 1847, davon rund 85 Prozent aus dem 18. Jahrhundert. Die Gesamtzahl beläuft sich auf 1.418 Archivalieneinheiten (zzgl. 99 Fehlnummern und 2 Hinweis-Datensätzen). Sämtliche aktuellen Fehlnummern, die sich zumeist auf Besitzungen im Bereich des Ritterguts Schnodsenbach beziehen, waren bereits bei der letzten Inventarisierung im Schloss Schwarzenberg 1934 nicht mehr am Fach, so dass seit diesem Zeitpunkt keine Verluste eingetreten sind.

Im Bestand reich dokumentiert sind vor allem die Kernaufgaben des Amtes, die sich auf die Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit (v.a. Vormundschaften, Güterverkäufe, Erbschaftsregelungen, Schulden- und Konkurswesen) und der inneren Verwaltung (v.a. Konzessionswesen, Gemeindeaufsicht und allgemeine Policey-Verwaltung) erstreckten. Quantitativ gewichtig sind ferner die Streitigkeiten mit den benachbarten fremdherrschaftlichen Ämtern wie Birkenfeld, Frankenberg, Frankenfeld, Hellmitzheim, Iphofen, Markt Bibart, Markt Einersheim, Münchsteinach, Obersteinbach, Schnodsenbach-Burgambach und Willanzheim. Relativ stark vertreten sind durch das in Scheinfeld gelegene Hoch- und Rüggericht auch Gegenstände der Hochgerichtsbarkeit sowie das Kirchen- und Schulwesen. Eine geringere Rolle in der Überlieferung spielen die jüdische Bevölkerung sowie die sehr summarisch verzeichneten Kameralangelegenheiten.

Als weitere einschlägige Überlieferung ist nachdrücklich auf die zentralbehördlichen Akten in den Beständen "Herrschaft Schwarzenberg, Schwarzenberger Archiv" und "Herrschaft Schwarzenberg, Registratur" (ab 1783) hinzuweisen. Bezüglich der in Schnodsenbach, Burgambach und Zeisenbronn liegenden Besitzungen ist auch der Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Amt Schnodsenbach" heranzuziehen. Die Scheinfelder Amtsrechnungen ab 1557 (teilweise auch mit Amtsinventaren) sowie die örtlichen Gotteshaus- und Gemeinderechnungen (ab 1552 bzw. ab 1448!) sind im Rechnungsselekt bzw. im Schwarzenberger Archiv vertreten. Es ist zu erwarten, dass aus den übrigen bislang nicht erschlossenen "Perlustranda" künftig noch einzelne Archivalien dem Amt Scheinfeld zugeschlagen werden. Eine vollständige Neusignierung des Bestands scheint allenfalls nach Abschluss dieser Arbeiten sinnvoll.

Nürnberg, den 18. Mai 2017
Dr. Nicola Humphreys


Achtung: die mit dem Schlagwort "Fehlt" markierten Verzeichnungseinheiten sind im Staatsarchiv Nürnberg nicht vorhanden und können nicht bestellt werden!

Bestandssignatur
Staatsarchiv Nürnberg, Herrschaft Schwarzenberg, Amt Scheinfeld
Umfang
1418
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> IV. Nichtstaatliches Archivgut >> B. Archive des Adels, adelige Standesherrschaft und Jurisdiktion >> 1.) Adelsarchive >> Schwarzenberg, Fürsten >> Herrschaft Schwarzenberg

Bestandslaufzeit
1442-1837
Provenienz
Herrschaft Schwarzenberg, Amt Scheinfeld

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Letzte Aktualisierung
18.10.2023, 09:31 MESZ

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Objekttyp

  • BestandAkten

Beteiligte

  • Herrschaft Schwarzenberg, Amt Scheinfeld

Entstanden

  • 1442-1837

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