Bild
Ruth und Naemi
Für die Künstler der Düsseldorfer Malerschule, der Julius Hübner angehörte und deren Ausrichtung er entschieden mitprägte, spielte die Verflechtung zwischen Themen bildender und poetischer Kunst eine besondere Rolle. Das programmatische Postulat des Akademiedirektors Wilhelm Schadow, ein Gemälde müsse eine dichterische Idee in Form und Farbe sein, wurde für seine Schüler zum verbindlichen Kriterium. Das Interesse der Künstler um Schadow war zunächst fast ausschließlich auf romantische Literatur, geschichtliche Stoffe und biblische Themen gerichtet. Herausragende Frauengestalten, wie etwa in Hübners Gemälde »Ruth und Naemi« dargestellt, gehörten zu den bevorzugten Motiven. Das Gemälde entstand im Auftrag des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.), des späteren ›Romantikers auf dem Thron‹. Einige Jahre zuvor, 1826, zeigte Hübner auf der Berliner Akademieausstellung »Ruth und Boas«, ein thematisch verwandtes Werk. Es wurde von König Friedrich Wilhelm III. erworben (ehemals Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam, Kriegsverlust). In »Ruth und Naemi« ist jene Szene aus dem Buch Ruth im Alten Testament wiedergegeben, in der Naemi nach dem Tod ihrer Söhne beschließt, in die Heimat zurückzukehren. Da die Lage dort aufgrund von Hungerkatastrophen gefährlich ist, fordert Naemi ihre Schwiegertöchter Ruth und Arpa auf, zurückzubleiben. Während Arpa weinend dem Wunsch Naemis folgt, lehnt Ruth Naemis Bitte ab. Sie begehrt, bei ihr zu bleiben und das ungewisse Schicksal Naemis zu teilen. Bereits die Nazarener und später die Düsseldorfer Maler bevorzugten Darstellungen aus dem Buch Ruth, in denen sie die Ideale von Treue, Freundschaft und reiner Liebe gespiegelt sahen. Für sie wurde die Figur der Ruth als Stammutter des Hauses David und Urahnin Jesu – neben Maria – zu einer der wichtigsten Frauengestalten. Die Landschaft im Hintergrund gewährt einen Ausblick auf den Golf von Neapel, eine Lieblingslandschaft des Auftraggebers, der diese Gegend 1828 bereist hatte. 1876, anläßlich der Eröffnung der Nationalgalerie, wurde das Gemälde aus kaiserlichem Besitz überwiesen. | Birgit Verwiebe
- Material/Technik
-
Öl auf Leinwand
- Maße
-
Höhe x Breite: 118 x 99 cm
- Standort
-
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
- Inventarnummer
-
A II 832
- Ereignis
-
Erwerb
- (Beschreibung)
-
1876 aus kaiserlichem Besitz an die Nationalgalerie überwiesen; 1945 verschollen; 2005 im Handel wieder aufgetaucht und zurückerworben
- Ereignis
-
Herstellung
- (wer)
-
Julius Hübner (1806 - 1882), Maler*in
- (wann)
-
1830/1831
- Letzte Aktualisierung
-
08.08.2023, 11:02 MESZ
Datenpartner
Alte Nationalgalerie. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bild
Beteiligte
- Julius Hübner (1806 - 1882), Maler*in
Entstanden
- 1830/1831