Malerei
Stillleben mit gebratenem Geflügel
Betrachtet man die drei Werke Wollheims in der Sammlung der Nationalgalerie, so erscheint es unwahrscheinlich, dass dieser noch wenige Jahre vor deren Entstehung als „Individuum“ bezeichnet wurde, „das in den Schweinestall gehört“ (zit. nach Gert H. Wollheim. Die wilden Jahre, 1919–1925, Ausst.-Kat., Düsseldorf, 1984, S. 27). Als prägende Figur der Künstlervereinigung Das Junge Rheinland hatte Wollheim seinen Freunden Otto Dix und George Grosz in puncto künstlerischem Ausdruck und beißender Gesellschaftskritik in nichts nachgestanden. Das „Damenbildnis“ (A IV 214) mit dem eigentümlich metallenen Schimmer reiht sich von den drei Bildern (zudem das „Bildnis eines Mannes“, A IV 215, und „Stillleben mit gebratenem Geflügel“, A IV 216) noch am ehesten in die Gesellschaftsporträts ein, mit denen der Maler vor allem nach seiner Übersiedlung nach Berlin 1925 reüssierte. Mit diesen Bildnissen vollzog er eine radikale Abwendung von seinen „wilden Jahren“. Der Millionärssohn musste sich nun den Vorwurf gefallen lassen, nach seinen unbändig fantastisch-anarchisch geprägten Anfängen nicht dauerhaft auf die Privilegien seiner Herkunft verzichten zu wollen. Die Forschung meint eher, Wollheim habe, um der Gesellschaft subtiler als bisher den Spiegel vorzuhalten, wieder ein Teil von ihr werden müssen. Auch scheint es denkbar zu sein, dass der Künstler, der in den sechs Jahren zuvor mit Furor überbordende Phantasmagorien und Pandämonien geschaffen hatte, einer kreativen Mäßigung dringend bedurfte, um sich nicht völlig zu erschöpfen. Zu Beginn der 1930er-Jahre nahm er Anlauf zu neuen künstlerischen Höhenflügen. Mit dem Ankauf von „Feuchtwarmes Felsensanssouci“ (1925, verschollen) gelangte 1928 ein kapitaler Wollheim in die Nationalgalerie, eine aus kunsthistorischen Versatzstücken montierte Traumwelt. Dieses Großformat fiel 1937 der Aktion „Entartete Kunst“ zum Opfer, nachdem zwei Jahre zuvor die drei anderen Werke Wollheims aufgrund der Überweisung eines Konvoluts aus Beständen der Dresdner Bank in die Sammlung gelangt waren. | Katharina Wippermann
- Standort
-
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin, BerlinDeutschland, BerlinDeutschland
- Inventarnummer
-
A IV 216
- Maße
-
Höhe x Breite: 50,5 x 58 cm
Rahmenmaß: 67,5 x 75 x 7,5 cm
- Material/Technik
-
Öl auf Holz
- Ereignis
-
Eigentumswechsel
- (Beschreibung)
-
1935 vom Preußischen Staat aus den Kunst-Beständen der Dresdner Bank angekauft und an die Staatlichen Museen zu Berlin überwiesen, Vorbesitz Rudolf Wiltschek, Berlin
- Ereignis
-
Herstellung
- (wann)
-
1927
- Rechteinformation
-
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
- Letzte Aktualisierung
-
14.04.2025, 08:09 MESZ
Datenpartner
Neue Nationalgalerie. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Malerei
Beteiligte
Entstanden
- 1927