Bestand
Demokratische Bauernpartei Deutschlands (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Die Gründung der DBD im Jahre 1948 erfolgte - ähnlich wie die der NDPD-
um neue Verbündete für die Blockpolitik der SED zu gewinnen. Die seit
Juli 1945 bestehenden Parteien CDU und LDPD ordneten sich nicht ohne
weiteres der Führungsrolle der SED unter. In der Zeit vom Feb. - Aug.
1948 kam es zu einer Blockade des Zentralen Ausschusses des
demokratischen Blocks. Die Anhänger von CDU und LDPD bildeten auf
kommunaler Ebene faktische Koalitionen gegen die SED. Auch in der
Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) verlor die SED seit 1947
an Zuspruch. Der hier zunächst starke Einfluß und die Stimmenmehrheit der
Neubauern gegenüber den Altbauern, für deren Interessen insbesondere die
beiden bürgerlichen Parteien eintraten, ging in dieser Zeit zurück. Zudem
war im Zusammenhang mit der im Jahre 1948 in der SBZ begonnenen
längerfristigen Wirtschaftsplanung eine handlungsfähige
Bauernorganisation notwendig. Die zu schaffende Bauernpartei sollte
darüberhinaus für die SMAD wie für die SED ein Instrument sein, um
Einfluß auf die Bauern, das mittelständische Bürgertum sowie
nationalistisch orientierte Gruppen in den deutschen Westzonen nehmen zu
können. SMAD und SED wirkten bei der Auswahl der Führungspersönlichkeiten
eng zusammen. Sie übernahmen die Gründungsfinanzierung der DBD und
sicherten über die Einflußnahme des VdgB eine ausreichende
Mitgliederbasis für die Partei.
Am 25. Apr. 1948
rief das VdgB-Organ "Der freie Bauer" zur Bildung einer selbständigen
demokratischen Bauernpartei auf. Als offizielles Gründungsdatum gilt der
29. Apr. 1948, an dem in Schwerin unter Leitung von Ernst Goldenbaum der
Landesverband Mecklenburg als erste DBD-Organisation ins Leben gerufen
wurde. Am 28. Mai konstituierte sich die DBD auf Zonenebene und bildete
einen 12-köpfigen Zonengründungsausschuß. Am 16. Juni erhielt die DBD von
der SMAD ihre Lizenz. Zu den Gründern der neuen Partei gehörten auf der
Zentral- und Landesebene überwiegend Kommunisten, neben Ernst Goldenbaum
u. a. Leonard Helmschrott und Paul Scholz.
Für den
Parteiaufbau übernahm die DBD das Prinzip des Demokratischen
Zentralismus. Höchstes Organ war der Parteitag, der den Parteivorstand
wählte. Dieser wiederum wählte ein Präsidium, das für die Leitung der
Partei zwischen den Sitzungen des Parteivorstandes verantwortlich war.
Territorial war die DBD in Ortsgruppen, Kreis- und Bezirksverbände (bis
1952 Landesverbände) gegliedert. 1948 zählte die Partei etwa 12000, Ende
der 1980er Jahre rund 117000 Mitglieder. Ca. 22000 Mitglieder übten 1989
Leitungsfunktionen in der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft
aus.
Seit ihrer Gründung gehörte die Partei dem
Demokratischen Block an, sie war sowohl im Deutschen Volksrat, als auch
in der (Provisorischen) Volkskammer vertreten. Zwischen 1950 - 1954 waren
33, in den danach folgenden Wahlperioden jeweils 52 Mitglieder der DBD in
der Volkskammer vertreten. 1989 wurde der amtierende DBD-Vorsitzende
Günther Maleuda zum Präsidenten der Volkskammer gewählt. Immer zwei
Mitglieder der DBD gehörten zum Staatsrat, davon eins als
stellvertretender Vorsitzender. Die DBD stellte einen, zeitweise zwei
Minister in der Regierung der DDR.
Die DBD und die
VdgB waren personell eng verbunden. Sie waren Veranstalter von 13
Bauernkongressen zwischen 1947 - 1987. Zu diesen Kongressen wurden bis
ca. 1968 stets auch Bauern aus der Bundesrepublik Deutschland
eingeladen.
Als Zentralorgan der Partei wurde seit
dem 18. Juli 1948 die Tageszeitung "Bauern-Echo" herausgegeben. Außerdem
erschien seit Apr. 1949 monatlich die Funktionärszeitschrift "Der
Pflüger".
In den 41 Jahren des Bestehens der DBD
wurde die Partei von den Vorsitzenden Ernst Goldenbaum (1948-1982), Ernst
Mecklenburg (1982-1987) und Günther Maleuda (1987-1990) geführt. Ulrich
Junghanns amtierte von Juni - Sept. 1990. Hauptgeschäftsführer bzw.
Generalsekretäre waren Paul Scholz (1948-1950), Berthold Rose (1950-1960)
sowie Hans Rietz (1960-1963).
In der 1989
entstandenen gesellschaftlichen Krise der DDR faßte der Parteivorstand
Beschlüsse zur Wiederherstellung der Selbständigkeit der Partei und
erklärte den Austritt aus dem Demokratischen Block. Bei den
Volkskammerwahlen vom 18. März 1990 erhielt die Partei nur noch 2,18
Prozent der Stimmen. Daraufhin beschloß ihr Vorstand am 25. Juni 1990,
den Mitgliedern einen Zusammenschluß mit der CDU vorzuschlagen. Dies
wurde am 15. Sept. 1990 von einer Zentralen Delegiertenversammlung der
Partei angenommen und vollzogen.
Bestandsbeschreibung: Der Bestand
wurde in der Wendezeit von der Konrad-Adenauer-Stiftung übernommen und
1998 zusammen mit einem Findbuch der SAPMO übergeben.Hier wurde der
Bestand lediglich technisch bearbeitet, was allerdings teilweise zu neuen
Signaturen geführt hat. Die Überlieferung beinhaltet v. a. Materialien
zur Vorbereitung und Durchführung der Parteitage, Schriftgut aus dem Büro
des Vorsitzenden Ernst Goldenbaum, aus dem Sekretariat des PV, Schriftgut
der Abteilungen Leitende Parteiorgane, Agitation und Propaganda,
Volkswirtschaft und Kader. Gut dokumentiert werden die internationalen
Beziehungen, die die DBD pflegte. Überliefert sind Berichte aus den
Landes- bzw. Bezirksverbänden und Kreisverbänden.
Erschließungszustand:
Online-Findbuch in ARGUS
Umfang, Erläuterung: 5683
AE
Zitierweise: BArch DY
60/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DY 60
- Umfang
-
5683 Aufbewahrungseinheiten; 0,0 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Politische Parteien und Gruppierungen
- Provenienz
-
Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD), 1948-1990
- Bestandslaufzeit
-
1948-1990
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD), 1948-1990
Entstanden
- 1948-1990