Bestand
Reichsbeauftragter für das Seefahrtsschulwesen (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Zur Entwicklung des deutschen Seefahrtschulwesens
Die nautische Ausbildung von Seeleuten erfolgte bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts durch das Erlernen der mathematischen, astronomischen und
instrumentellen Grundlagen von alten Steuerleuten und Kapitänen.
Durch die Ausweitung des Schiffsverkehrs nach Übersee
wurden zunehmend höhere Anforderungen an die Schiffsführer gestellt und
der Bedarf an qualifiziertem Personal stieg allgemein an. In Preußen
wurde zunächst in Stettin (1756) und Emden (1782) eine
institutionalisierte nautische Ausbildung eingeführt. Der Ausbau des
Navigationsschulwesens erfolgte dort von Anfang an unter staatlicher
Regie mit einheitlicher Planung.
In den Jahren
1869 und 1870 traten gesetzliche Regelungen in Kraft, mit denen die
Aufsicht über die Prüfung und Befähigung von Seeleuten zunächst auf den
Norddeutschen Bund und wenig später auf das Deutsche Reich überging.
Unter Berufung auf bereits 1869 erlassene "Vorschriften über den Nachweis
der Befähigung als Seeschiffer und Seesteuermann auf Deutschen
Kauffahrteischiffen" wurde in den "Anordnungen für die Prüfung der
Schiffer und Seesteuerleute für große Fahrt" sowie den "Anordnungen über
die Prüfung der Seeschiffer für kleine Fahrt" von 1870 verfügt, dass für
die Beaufsichtigung des Steuermanns- und Schifferprüfungswesens
Inspektoren bestellt werden.
Von da an wurden
allgemein einheitliche, am Vorbild Preußens orientierte Regularien
eingeführt, welche die je nach Territorium unterschiedlichen
Ausbildungsvorschriften ersetzten und eine wissenschaftliche Ausrichtung
des nautischen Unterrichts festschrieben, wie sie für das
Seefahrtsschulwesen bis in die Gegenwart prägend ist.
Die Bezeichnungen "Küstenschiffahrt", "Kleine Fahrt", "Große Fahrt",
letztere unterteilt in "Europäische" und "Außereuropäische Fahrt"
erhielten für diesen Zweck klare Definitionen. Festgelegt wurden auch die
Prüfungskriterien für die Schifferprüfungen und Steuermannsprüfungen auf
kleiner und großer Fahrt sowie Bestimmungen über die Zulassung zu den
jeweiligen Prüfungen. Die Prüfungen selbst umfassten die vier
Schwerpunkte:
A. Sprachen,
B. Mathematik mit Arithmetik, Planimetrie, Stereometrie, Ebener
Trigonometrie und Sphärischer Trigonometrie,
C.
Nautik,
D. Seemannschaft
und konnten mit "Bestanden" oder "Mit Auszeichnung bestanden" bzw.
mit "Nicht bestanden" abgeschlossen werden.
Die
Eingliederung des Seefahrtsschulwesens in die Verwaltungsstruktur
Nach Übernahme der Aufsicht über das Steuermanns- und
Schiffer-Prüfungswesens im Jahre 1870 durch das Reich wurden mehrere
Prüfungsinspektoren eingesetzt. Diese unterstanden bis 1879 dem
Reichskanzleramt (R 1401), von 1879 bis 1917 dem Reichsamt des Innern (R
1501) und von 1917 bis 1926 dem Reichswirtschaftsamt bzw. -ministerium (R
3101). In den Jahren 1926/27 erfolgte eine Zu‧sammenfassung des
Reichsinspektors für die See- und Steuermannsprüfungen und des
Reichsinspektors für die Schiffsingenieur- und Maschinistenprüfungen
unter der Bezeichnung Reichsbeauftragter für das
Seefahrtsschulwesen.
Bestandsbeschreibung: Archivische
Bewertung und Bearbeitung
Die Archivalien wurden
bis 1990 im Zentralen Staatsarchiv Potsdam verwahrt. Nachdem bis zum
Jahre 2006 eine Findkartei aus dem Jahre 1958 vorlag, wurde der Bestand
neu verzeichnet. Das vorliegende Findbuch wurde mit dem Datenbanksystem
Basys-S des Bundesarchivs erstellt. Die Verzeichnung der Archivalien
orientierte sich im Wesentlichen an der überlieferten Ordnung der
Findkartei. Ein Großteil zum Teil kompletter Jahrgänge von
Prüfungsunterlagen der Seefahrtsschulen ist anschließend bei
Bestandsarbeiten im Jahre 2006 erstmalig verzeichnet worden und hat zu
einem erheblichem Zuwachs der bisher als bruchstückhaft bezeichneten
Überlieferung geführt. Diese Akten wurden schon im Jahre 1973 vom
damaligen Deutschen Zentralarchiv in Potsdam aus dem Seefahrtsamt der
DDR, Rostock, übernommen und waren bislang nur als unverzeichnetes
Material dem Bestand beigegeben worden.
Inhaltliche Charakterisierung:
Überlieferung
Allgemeine Bestimmungen und
Tauglichkeitsprüfungen 1885-1926 (8), Aufgabenstellungen und Lösungen für
die schriftlichen Prüfungen 1889-1937 (63), Prüfungsergebnisse und
Statistiken 1885-1931 (184).
Zitierweise: BArch R
4302/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch R 4302
- Umfang
-
184 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Post, Verkehr
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Amtliche Druckschriften: Reichsinspektor für die Seeschiffer- und Steuermannsprüfungen (ab 1927 Reichsbeauftragter für das Seefahrtsschulwesen), Statistische Zusammenstellung der Ergebnisse der im Deutschen Reiche abgehaltenen Prüfungen zum Seeschiffer und Seesteuermann für die Jahre 1898-1916, 1923-1940, Berlin 1898-1917, 1924-1941.
- Provenienz
-
Reichsbeauftragter für das Seefahrtsschulwesen, 1926-1945
- Bestandslaufzeit
-
1885-1935
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Reichsbeauftragter für das Seefahrtsschulwesen, 1926-1945
Entstanden
- 1885-1935