Tektonik
Röder von Diersburg
Überlieferungsgeschichte
Der Name Roeder leitet sich von roden in der
Bedeutung von urbar machen her. Er wurde von zahlreichen Adelsfamilien
in den deutschsprachigen Teilen des alten Reiches geführt. Die
badischen Roeder sind im 12. Jahrhundert in der Ortenau auf der Burg
Rode oder Hohenrod, später auf der wenig davon entfernten, südöstlich
von Achern gelegenen Burg Rodeck als Ministeriale der Markgrafen von
Baden nachweisbar. Mit dem Erwerb der alten Reichsherrschaft
Thiersberg/Diersburg der Grafen von Geroldseck über die Markgrafen von
Baden Mitte des 15. Jahrhunderts verlagerte die Familie ihren
Herrschaftsschwerpunkt in das Gebiet zwischen Kinzig und Schutter und
benannte sich zusätzlich nach dieser Burg. Mit dieser verbunden waren
Souveränitätsrechte, wie Geleitsrechte, die Hoch- und
Blutgerichtsbarkeit, womit die Roeder faktisch in die
Reichsstandschaft aufstiegen. Sie waren von 1484 bis 1806 Angehörige
der Ortenauer Reichsritterschaft und wurden am 10. März 1709 in den
Freiherrenstand erhoben. Ihren Besitz dehnten sie in der Nachbarschaft
der Diersburg auf Güter und Gefälle in Berghaupten, Bottenbach und
Gengenbach aus. Seit dem 15. Jahrhundert bis zu Beginn des 19.
Jahrhunderts waren sie auch im Elsass und in Straßburg begütert. Nach
der Zerstörung der Diersburg im 30jährigen Krieg wurde der im vorderen
Tal auf dem Gelände der abgegangenen Ortschaft Regelhofen 1659
errrichtete Majoratshof, der sogenannte Philippshof, Sitz der Familie.
Seit der Reformation gab es einen evangelischen und einen katholischen
Zweig. Im 18. Jahrhundert förderten die Roeder die Ansiedlung von
Juden in Diersburg.
Einige Mitglieder der Familie waren
Deutschordensritter, andere hatten Ämter beim Ortenauer Ritterkanton
inne. Zahlreiche Roeder von Diersburg standen in französischen,
hessischen und preußischen Militärdiensten, einige in österreichischen
und badischen. Andere hatten Hofämter in Hessen-Darmstadt und Baden
inne.
1892 hinterlegte der Senior der Familie, Wilhelm Frh.
Roeder von Diersburg, erstmals Urkunden und Akten des Familienarchivs.
1900/1904 folgten Nachlieferungen aus seinem sogenannten Handarchiv,
1914, 1961 und 1987 Hinterlegungen weiterer Urkunden, Akten und
Stammtafeln durch die jeweiligen Senioren der Familie respektive deren
Stellvertreter. Eine Schenkung von Fotografien und einigen Akten aus
dem Nachlass des Majors Ludwig Gerhard von Schröter und seiner
Gemahlin Anna, geb. Roeder von Diersburg, durch deren Enkel Dr. Hans
Gerhard von Schroeter, Ettlingen im Jahr 1995 wurde dem Familienarchiv
angeliedert.
Inhalt und Bewertung
Der Bestand umfasst sowohl Archivalien des
Geamtarchivs der Familie als auch solche des sogenannten Handarchivs
des jeweiligen Seniors der Familie und einzelner Privatarchive. Durch
die Heirat des in Diensten der Herzöge von Braunschweig stehenden
Freiherrn Philipp Ferdinand mit der braunschweigischen
Oberhofmeisterin Karoline von Kameke, der Universalerbin des
Straßburger Adelsgeschlechts der Wetzel von Marsilien, gelangten
Archivalien dieser Familie in das Archiv der Roeder.
Pergamenturkunden: Heiraten, Testamente, Erbschaften,
Familienverträge, Privilegien, Attestate, Streitigkeiten.- Lehen
(Güter und Einnahmen) der Markgrafen von Baden, des Domkapitels
Straßburg, des Klosters Gengenbach und der Herren von Geroldseck in
Diersburg (Burg und Dorf), Rohr, Meißenheim, Hofweier, Burgheim,
Oberweier, Schutterwald, Steinbach, Griesheim, Dingsheim, Hindisheim,
Dambach, Durbach, Hohenberg, Rappoltsweiler, Allmannsweiler,
Ottenheim, Trudenheim.- Erwerb, Tausch und Verpfändung von Gütern und
Einkünften.- Häuser und Hofstätten in Straßburg
Papierurkunden und Akten: Genealogie, persönliche Papiere,
Erbschaften, Güter- und Vermögensverhältnisse der Familie Roeder von
Diersburg und verwandter Familien.- Forstwirtschaft.- Kriegstagebücher
u.a. militärische Aufzeichnungen (1848-1871), Reisetagebücher
(Marseille, Mailand).- Fotografien von Mitgliedern der Familie Roeder
von Diersburg, der großherzoglichen Familie und Badischer Regimenter.-
Grundherrschaft mit Dorf und Schloss Diersburg und den dazugehörenden
Orten Burgheim, Friesenheim, Hofweier, Meissenheim, Reichenbach,
Schutterwald
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Familien- und Herrschaftsarchive >> Adel
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03.04.2025, 11:03 MESZ
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