Gebäude

Heidelberg-Weststadt Goethestraße 16

Das dreiachsige Wohnhaus zählt zwei Obergeschosse sowie einen ausgebauten Dachteil und steht westlich in der Goethestraße. Man sieht im ersten Moment schon die Asymmetrie und erkennt bei näherem Hinsehen auch unterschiedliche Stilformen, die von der sogenannten "Altdeutschen" Art (Fachwerk als Erker und im Giebel) in der Südachse sowie als Barock bis klassizistisch (in der Mittel- und Südachse) zu finden sind. Kurzum: Wir haben hier den sogenannten "Freien Historismus" vor uns, in welchem mit verschiedenen Stilarten gearbeitet wird. Es ist dennoch ein sehr interessantes Gebäude, denn die Stile sind räumlich getrennt und nicht noch etwa untereinander gemischt. Der in der Südachse platzierte Hauseingang wird von einem quadratischen Oberlicht geziert, beide in einfacher Gewändefassung. Nach Norden schließt sich rundbogig gewandetes Fenster an, wobei das Fenster in der Nordachse dreiteilig ist. Ein breites Gurtgesims teilt das Erd- vom ersten Obergeschoss. In der Südachse ist im ersten Obergeschoss wiederum ein rundbogig gewandetes Fenster platziert und im weiten ist ein auf vier abgestuften Konsolen sitzender Erker in Fachwerk angebracht. Dieser ist nicht nur schön bemalt, sondern trägt auch einen Sinnspruch (siehe Einzelaufnahmen). Die Kanten des ersten- und zweiten Obergeschosses sind mit Blendbossierung zur optischen Aufwertung versehen. Dachseitig schließt der Erker mit einem ein Doppelfenster tragenden Giebel ab, dessen Basis abgestuft ist und wiederum schöne Ornamentik in Form von geometrischem Schnitzwerk trägt. Hinter diesem Giebel ragt in der Flucht der Fassade ein größerer Dreiecksgiebel auf, der die ausgebaute Dachwohnung anschließt und zeigt wiederum in schönem Fachwerk ausgeführt, Fenster in zwei Stockwerken. Dieser Giebel reicht vom Rand der Südachse bis zur Mitte der mittleren Achse. Der übrige Ausbau des Dachbereiches hält sich auch weiterhin nicht an die Einteilung der Fensterachsen in den Obergeschossen. Von der Mitte der mittleren Achse bis zum Ende im Norden ist die Fassade um eine lange Elle hinter die Gebäudefassade zurückgesetzt und in der Mitte derselben findet sich wiederum in Fachwerk ausgefertigt, ein dreiseitiger Erker, der nicht über die Fassade hinausgreift. Generell ist zum Fachwerk zu sagen, dass dies sehr traditionell und gut ausgeführt ist, es werden sogar hölzerne Nägel für die Verbindung der einzelnen Streben und Sparren verwendet. Die Mittelachse trägt im ersten Obergeschoss ein von einer Säule geteiltes und von zwei Säulen flankiertes Doppelfenster, wobei auf den ionischen Kapitellen dieser Säulen ein in Hochrelief-Arbeit ausgefertigtes Rankenwerk in annähernder Dreiecksform aufsitzt. Vor dem Fenster ist ein auf drei abgestuften, kräftigen Konsolen gelagerter Balkon mit schön gearbeitetem schmiedeeisernem Geländer angebracht. Im zweiten Obergeschoss findet sich ein großes, rundbogig gefasstes Fenster. Die Nordachse ist als Auslucht (Sonderform des Erkers, der in diesem Fall schon vom Erdgeschoss an vorangestellt ist und in diesem Fall "Auslucht" genannt wird). Im ersten Obergeschoß ist ein dreigeteiltes Fenster vorzufinden und eine Terrasse (in diesem Fall kein Balkon, welcher aus der Fassade hervorragt, sondern auf einem festen Baukörper, eben der Auslucht aufsitzt). Die Zwischenräume des steinernen Geländers vor dem Doppelfenster sind mit schmiedeeiserner Ornamentik gefüllt. Das Wohnhaus ist mit viel Liebe zum Detail und Mut zu architektonisch ungewöhnlichen Wegen erbaut. (Baujahr: 1906/07. Bauplanung/Ausführung: Wilhelm Mai/Hormuth & Hirth. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.) .
Erhaltungszustand: Gut

Urheber*in: Hormuth & Hirth; Mai, Wilhelm / Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank | Digitalisierung: Pietschmann, Dieter-Robert

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

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Standort
Heidelberg
Sammlung
Städte und Dörfer
Material/Technik
Werkstein; Sandstein; Holz; Schmiedeeisen; Mauern; Steinmetz; Schmieden; Zimmerer; Holzschnitzer
Inschrift/Beschriftung
Inschrift: Ohn´ Glück und Gunst ist Kunst umsunst = Ohne Glück und Gunst ist Kunst umsonst. (Am unteren Rand des Erkers im ersten Obergeschoss der Südachse.)

Verwandtes Objekt und Literatur

Klassifikation
Haus (Gattung)
Historismus (Stilistische Einordnung)
Bezug (was)
Architektur
Konsole
Fries
Balkon
Geländer
Brüstung
Fachwerk
Ornament
Erker
Oberlicht
Säule
Ionisches Kapitell
Giebel
Relief
Bauinschrift

Ereignis
Herstellung
(wann)
1906 - 1907

Förderung
Pietschmann, Dieter-Robert
Letzte Aktualisierung
05.03.2025, 16:25 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Gebäude

Entstanden

  • 1906 - 1907

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