Malerei
Bonsoir, messieurs! (Friedrich der Große in Lissa). Skizze
Nach seinem Sieg bei Leuthen in Schlesien soll Friedrich mit einem kleinen Trupp Husaren in die Stadt Lissa eingerückt und zum Schloß geeilt sein, das wie die Stadt selbst noch von österreichischen Truppen besetzt war. Mit »Bonsoir, messieurs!« habe er die Feinde keck begrüßt. »Gewiß werden Sie mich hier nicht vermuten. Kann man hier auch noch mit unterkommen?« – ein Täuschungstrick, der ausreichte, die Zeit bis zum Eintreffen seiner Soldaten zu überbrücken. So die berühmte und mehrfach in Bildern dargestellte Legende (berichtet bei und zit. nach: F. Kugler, Geschichte Friedrichs des Großen, Leipzig 1840, S. 366). In Wahrheit waren die Österreicher bereits geflohen und Baron von Mudrach, der Schloßherr, war Friedrichs Freund. Das im Frühjahr 1856 begonnene große Bild war von Victor von Hohenlohe-Schillingsfürst, Herzog von Ratibor, bestellt worden, der auch den Gegenstand bestimmt hatte. Doch als das Herzogspaar das unfertige Bild besichtigte, war es von der verwirrenden Turbulenz der Szene schockiert. Doch monumentalisierende, glättende Interpretationen Friedrichs betrachtete Menzel kritisch. »Für mich«, meinte er, »bleibt der große König ein Held und ein Heroe auch ohne Aureole. Ich sehe ihn, wie er war, mitsamt seinem plundrigen Rock und seiner mit Siegellack eigenhändig geflickten Degenscheide, den großen Geist in der sterblichen Hülle« (zit. nach: Erinnerungen an Adolph Menzel, Leipzig 1992, S. 70). Den Wunsch, einen späteren, zeremonielleren Moment zu wählen, mochte er nicht erfüllen; das Gemälde (heute in der Hamburger Kunsthalle) blieb ohne die letzte Ausarbeitung, behielt aber eben dadurch eine hohe Dynamik. Gegenüber der Skizze (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 506) sind vor allem die beiden Hauptfiguren verändert, ihr Schreiten wird entschiedener, eiliger, kraftvoller, die Komposition gewinnt an drängender Fülle, an räumlicher Entwicklung. Menzel fürchtete, sich an Entwürfen zu verausgaben, und wollte mit der Skizze nicht zu weit vorgreifen. | Claude Keisch
- Standort
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Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
- Inventarnummer
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A III 506
- Maße
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Rahmenmaß: 47,5 x 39,5 x 7 cm
Höhe x Breite: 32,6 x 25,6 cm
- Material/Technik
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Öl auf Papier, auf Leinwand kaschiert
- Ereignis
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Erwerb
- (Beschreibung)
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1889 Ankauf mit der Menzel-Sammlung des Kunsthändlers Hermann Pächter (Firma R. Wagner), Berlin
- Ereignis
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Herstellung
- (wann)
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1856
- Letzte Aktualisierung
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08.08.2023, 11:02 MESZ
Datenpartner
Alte Nationalgalerie. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Malerei
Beteiligte
Entstanden
- 1856