Gemälde
Der Erlkönig
Die Ölskizze illustriert eines der bekanntesten und am häufigsten illustrierten Gedichte Goethes: die 1782 erstmals im Singspiel »Die Fischerin« gedruckte schaurige Ballade »Erlkönig«, zu der Herders Übersetzung des dänischen Volkslieds »Erlkönigs Töchter« die Anregung lieferte. Die Beschwörung der dunklen Gewalt dämonischer Naturkräfte inszeniert Preller vor der Kulisse einer nächtlichen Landschaft, die das Unheimliche des Geschehens spiegelt. In einer Schlucht mit pittoresk zerklüfteten Felsformationen schimmert ein Bach im Licht des Mondes, über den Wolkenfetzen hinziehen. Am Ufer recken sich graue Weiden empor, deren knorrige Stämme anthropomorphe Strukturen – »Erlkönigs Töchter am düstern Ort« – andeuten. Vorn am Bach stürmt der Vater mit wehendem Mantel, das Kind schützend im Arm, auf seinem keuchenden Pferd dahin; die Rottöne in der Figuration von Ross und Reiter sind die einzigen Zeichen des Lebens in dem fahlen Kolorit. Der Knabe verbirgt angstvoll sein Gesicht: »Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?« Zwischen Nebelstreifen und den Laubbäumen im Vordergrund, den Erlen, bricht als weiße Spukgestalt der bärtige Erlkönig hervor und streckt seinen Arm so drohend wie Besitz ergreifend über die Gruppe: »Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind, / Er hält in Armen das ächzende Kind« (WA I. 12, S. 89f.). Die gespenstische Szenerie entwickelt Preller in Affinität zu den unheimlichen nächtlichen Sturmlandschaften, die im »Ossian« geschildert werden. Er war ein begeisterter Leser des vermeintlichen altgälischen Heldenepos (vgl. Weinrautner 1997, S. 59), das der schottische Dichter James Macpherson nachempfunden und ab 1760 mit großem Erfolg publiziert hatte. Möglicherweise kannte Preller auch die Ossian-Illustrationen von Asmus Jacob Carstens und Joseph Anton Koch. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 204-205) Illustration zu: Johann Wolfgang von Goethe: Erlkönig Werkverzeichnis: Weinrautner 85
Provenienz: Erworben 1981 von der Kunsthandlung Gudrun Scholl, Berlin.
- Location
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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum, Frankfurt am Main
- Collection
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Gemäldesammlung
- Inventory number
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IV-1981-002
- Measurements
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13,4 x 20,9 cm
- Material/Technique
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Öl auf Leinwand
- Inscription/Labeling
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Vorderseite nicht bezeichnet / Rückseitig bezeichnet auf dem Keilrahmen, handschriftlich in Feder: "Preller sen. pinxit. 'Der Erlkönig' "
- Related object and literature
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Steht in Bezug zu: Friedrich Preller der Ältere: Der Erlkönig, 1839. Öl auf Leinwand, 13,4 x 20,5 cm. Klassik Stiftung Weimar (Weinrautner 1997, Nr. 84) Steht in Bezug zu: Friedrich Preller der Ältere: Der Erlkönig, 1836. Bleistiftzeichnung (Privatbesitz; ebd.) Steht in Bezug zu: Friedrich Preller der Ältere: Der Erlkönig, 1839. Tuschezeichnung, verschollen (Boetticher 1891/1901, S. 316, Nr. 51, als Besitz von Frl. Stichling)
Maisak, Petra / Kölsch, Gerhard, 2011: Die Gemälde : "... denn was wäre die Welt ohne Kunst?", Bestandskatalog, Frankfurt am Main, Kat. 203, S. 204-205
Weinrautner, Ina, 1997: Friedrich Preller d. Ä. (1804-1878). Leben und Werk, Münster, Kat. 85, S. 242
- Subject (what)
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Malerei
Historie
Gedicht
Ballade
"Erlkönig" (Goethe)
Literarische Darstellung
- Subject (who)
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Erlkönig (Figur in Goethes Ballade Erlkönig)
- Rights
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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum
- Last update
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05.03.2025, 11:42 AM CET
Data provider
Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum - Kunstsammlung / Museum. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Gemälde
Associated
Time of origin
- 1839