Bestand
022 (Bestand)
Erschließungszustand, Umfang: 0,6 lfm
Vorwort: Die Geographische Gesellschaft zu Lübeck
Erwerb 38/2003
Der Verein wurde am 20. Januar von Prof. A. Sartori (Lehrer am Katharineum) gegründet. Es ist die 7. älteste geographische Gesellschaft Deutschlands. Muttergesellschaft war die "Gesellschaft zur Beförderung der gemeinnützigen Tätigkeit". Sie unterstützte den Verein mit regelmäßigen Zahlungen. Die geographische Gesellschaft sollte sich gemäß der Satzung mit Fortschritten in der Geographie und Handelsgeographie, insbesondere Nordeuropas sowie mit der Topographie Lübecks beschäftigen. Als eine weitere Aufgabe wurde, auf Anregung der Muttergesellschaft die "Beaufsichtigung und Förderung der im Museum aufgestellten Sammlung für "Völkerkunde" formuliert. (Offenbar hatte der Verein die Vorsteherschaft für das Völkerkunde Museum und das Naturhistorische Museum inne).
Die Ziele des Vereins sollten über die Erstellung von Publikationen (Schriftentausch mit zahlreichen in- und ausländischen Institutionen), Tagungen (Deutscher Geographentag 1909 in Lübeck), Vernetzung mit anderen geographischen Vereinen und Fachleuten außerhalb des Vereins erreicht werden.
Entgegen den formulierten Absichten kam es jedoch bald zur Bildung von Sektionen und Kommissionen: 1883 wurden die Sektionen "Lübeckische Landeskunde" und die "Erdmagnetische Sektion" gegründet. 1884 folgte die Sektion für koloniale Angelegenheiten, die 1887 in "Sektion für Handelsgeographie und Kolonialwesen" umbenannt wurde. 1889 wurde eine Kommission für die Übernahme der ethnographischen Sammlung eingerichtet. Um 1900 bestand - nur noch für kurze Zeit - die erdmagnetische Sektion, die schließlich wegen fehlender finanzieller Mittel und Weggang ihres Leiters aufgelöst wurde.
Über Reisen und Expeditionen (Pangwe-Expedition des Lübeckers G. Teßmann 1907-1909), unterstützt von der Geographischen Gesellschaft) und über Geschenke (naturkundliches und ethnographisches Material) von Lübeckern und anderen aus aller Welt, insbesondere aus den Kolonien, entstand eine Informations- und Materialsammlung, die verwaltet und bewahrt ausgewertet und vermittelt werden mußte. Mit dem Ende des ersten Weltkriegs kam das Ende der Kolonialzeit. Angesichts der hoffnungslosen finanziellen Situation suchte der Verein positive Aspekte in der veränderten Lage und setzte auf das Geistige, das Bewahren und Verwalten sowie die Erforschung der Heimat:
"Noch lange wird unser Volk einen harten Kampf um sein Bestehen führen müssen. Die geistige Kraft wird viel ersetzen müssen, was unser Volk an Mitteln eingebüßt hat. Nicht zum wenigsten ist es da die Aufgabe der Erdkunde als einer ausgesprochenen "Gegenwartswissenschaft" nutzbare Erkenntnisse zu übermittteln. Die Erinnerung an unserer kolonialen Tätigkeit wird sie wachzuhalten haben, gesammelte Erkenntnisse sind zum Gebrauch in besserer Zeit zu sichten und niederzulegen. Den Vertretern des deutschen Gedankens im Ausland muss sie moralischen Rückhalt bieten durch Verkündung und Vertretung ihrer Zwecke. Was die erste Versammlung als Ziel verkündete, es gewinnt an Gehalt und Farbe. Was wissenschaftliche Beschäftigung war, wird eine Form des Kampfes um unsere Existens. Mit Freuden wird die geographische Gesellschaft sich weiter in den Dienst jener Bestrebungen stellen, welche darauf zielen, die Beziehungen zum stammverwandten Norden enger zu knüpfen. Die Wurzel allen geographischen Verständnisses aber ist die Kenntnis der Heimat. Hier bietet sich ein Arbeitsfeld, das unerschöpflich ist.
Auf dem Boden der Wissenschaft setzt nach einer Epoche großer Forschungsfahrten eine Zeit der Besinnung, der Verarbeitung ein. Für die Darstellung der Landschaft werden sich hier neue Gesichtspunkte ergeben, die auf lange hinaus Arbeit auf dem Gebiet der Landeskunde versprechen. Die Geographie steht immer noch am Beginn ihrer Arbeit. Möge die Geographische Gesellschaft zu Lübeck, wie bisher, ihr bescheidenes Teil beitragen zum Wohle der Vaterstadt, des Vaterlandes, der Wissenschaft." (Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft und des Naturhistorischen Museums 1925, 202).
Den Vorsitz des Vereins hatten inne: 1882-95 Sartori, 1900 Müller, 1904-1910 Lenz, 1913-1920 Sebald Schwarz, ab 1920 Sack, 1937 Weber, 1942-1972 M. Schurig, 1974 W. Schurig, 1993-1996 Kilian. Ab 1996 verzeichnete die Geographische Gesellschaft nachlassendes Interesse.
Die Mitgliederzahl betrug bei Gründung des Vereins 20, 1908: 181,1915: 143,1917: 156, 1960: 470, 1972: 525, 1987: ca. 650, 1996: 478).
Ab spätestens 1950 bot der Verein seinen Mitgliedern außer Vorträgen auch Reisen, überwiegend in Deutschland, aber auch in Europa an.
Das Völkerkunde-Museum, dessen Bestände nach den Kriegszerstörungen lange ausgelagert waren, wurde 1983 wiedereröffnet. Wegen drohender Schließung wurde das Museum 2002 der Geographischen Gesellschaft unterstellt, die sich daher seit 2003 "Gesellschaft für Geographie und Völkerkunde zu Lübeck" nennt.
Zeitschriften des Vereins
Ab 1882 erschienen die "Mitteilungen" des Vereins, die später unter dem neuen Titel "Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft und des Naturhistorischen Museums" fortgesetzt wurden. Sie enthielten wissenschaftliche Aufsätze zu den verschiedensten Themen aus den Bereichen, die die Gesellschaft zu ihrem Arbeitsgegenstand erklärt hatte (u. a. Messungen der "Erdmagnetischen Sektion" sowie Mitteilungen des Vereins.
Der Bestand
Am 5.8.2003 erhielt das Archiv der Hansestadt Lübeck Unterlagen der "Geographischen Gesellschaft zu Lübeck", insgesamt 0,6 lfm. (Erwerb 38/2003). Dies geschah durch Initiative des ehemaligen Vorsitzenden des Vereins, Herrn Dr. Kilian. Die Akten stammen aus der Zeit von 1882-2003. Es fehlen Akten aus der Zeit von 1926 bis 1951. Die Unterlagen bestanden aus inhaltlich und chronologisch bereits sortierten Einheiten, die z. T. zu Büchern gebunden waren. Dem wurde bei der Verzeichnung Rechnung getragen.
Anja Naschinski, Oktober 2003
Eingrenzung und Inhalt: Protokolle, Jahreshauptversammlungen, Programme
- Reference number of holding
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Archiv der Hansestadt Lübeck, 05.4-Geographische Gesellschaft
- Context
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Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 05 Private Archive >> 05.4 Vereins- und Verbandsarchive
- Date of creation of holding
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1882-2003
- Other object pages
- Rights
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Rechteinformation beim Datenlieferanten zu klären.
- Last update
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22.02.2023, 10:29 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1882-2003