Bestand

KG Wetter/Ruhr (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Das Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Wetter/Ruhr (Ev. Kirchenkreis Hagen) wurde 2014/15 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld verzeichnet. Es umfasst 988 Verzeichnungseinheiten und erstreckt sich über den Zeitraum von 1350 bis 2015. Das umfangreiche Archiv, das keine Kriegsverluste erlitten hat, ist eine bemerkenswerte, höchst bedeutsame Quelle für die Geschichte der Kirchengemeinde. Es bietet einen guten Einblick in alle Bereiche der Verwaltung und des kirchlichen Lebens. Hervorzuheben ist das älteste Protokollbuch der Kirchengemeinde mit der Überschrift "Protokollum Ecclesiae Wetterensis. Das ist Verzeichnis allerley gedenkwürdiger Sachen, und Geschichte, so sich in der Gemeinde zu Wetter begeben und zugetragen haben, mit Namen derer, die sich in den h. Ehestandt begeben, und daselbst copuliert, getauft, und gestorben seyn. Angefangen Anno Christi 1638" (Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Wetter/Ruhr Nr. 1). Das "Protokollum Ecclesiae Wetterensis" ist also ein Chronik- und Protokollbuch sowie zugleich Kirchenbuch, das kirchliche Amtshandlungen dokumentiert. Außerdem ist es das älteste Lagerbuch, das die Vermögensverhältnisse der Kirchengemeinde festhält. Das Buch berichtet über das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Gemeinde - die Einführung der Reformation in Wetter um das Jahr 1550 durch den Kaplan Everhardt Blanckenagel. Aufschlussreich berichtet das Gemeindearchiv über das Verhältnis zur kleineren reformierten Kirchengemeinde in Wetter-Freiheit, die 1657 durch die Trennung von der lutherischen Gemeinde entstanden ist. Im Gefolge des Unionsaufrufs von Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1817 beschlossen die beiden evangelischen Gemeinden in Wetter ihre Vereinigung, die aber nur kurz Bestand hatte. 1822 entschieden die Gemeinden in einer Abstimmung entschieden, dass die beiden Pfarrreien und die Besitztümer getrennt bleiben sollen (Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Wetter/Ruhr Nr. 1 und 28; LkA EKvW 4.104 Nr. 7-8). Das Scheitern einer Union hat die ständig zunehmende Zusammenarbeit in der Missions- und Fürsorgetätigkeit und in den kirchlichen Vereinen nicht beeinträchtigen können. Einen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Bauakten. Eine Akte dokumentiert die Reparatur der alten Kirche Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhundert. Mitte des 18. Jahrhundert musste die Kirchengemeinde diese Kirche aufgeben. Der Zustand der Kirche wird folgendermaßen beschrieben: "Unser liebes Gottes-Haus steht auch fast wüste. Unsere alte Kirche will nun ganz einfallen. Das Gewölbe ist schon eingefallen, und man kann durchs eingefallene Gewölbe und Dach in die Luft sehen. Wenn regnet, steht das Wasser Fus hoch in der Kirche. Wir müssen den sonst angenemen Gottes-Dienst mit Angst halten, aus Furcht, man mögte alle Augenblick unter Schutt und Steinen vergraben werden. Wegen des ietzigen Krieges haben wir 2 Jahre die einstürzende Kirche mit grossen Bäumen gestützt, aber es will nicht mehr helffen." (Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Wetter/Ruhr Nr. 922). Dem Pfarrer Griesenbeck ist es gelungen im Jahr 1756 die königliche Genehmigung für eine Haus- und Kirchenkollekte zu erlangen. Wegen der Kriegszeiten konnte die Kollekte nicht fortgesetzt werden und so ging er selbst 1760 auf eine Kollektenreise nach Holland und Ostfriesland. Es sind zwei Kollektenbücher überliefert, sie zeugen von nachahmenswerter Opferwilligkeit und evangelischer Brüderlichkeit (Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Wetter/Ruhr Nr. 921-922, 201). 1762 wurde die Kirche eingeweiht. Anfang des 19. Jahrhundert ist diese Kirche für die infolge der Industrialisierung stark gewachsene Gemeinde zu klein geworden; sie wurde 1904 abgebrochen und an derselben Stelle ist die heutige Lutherkirche errichtet worden. Seit 1985 wird sie in die Denkmalliste der Stadt Wetter geführt (Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Wetter/Ruhr Nr. 865). Aussagekräftig sind die Akten über den "Kirchenkampf" in Wetter (Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Wetter/Ruhr Nr. 363-365, 432, 571). Besonders zu erwähnen sind die Berichte des BK-Pfarrers Paul Wegmann über die kirchenpolitischen Auseinandersetzungen in Wetter. Bedauerlich ist das fast vollständige Fehlen im Gemeindearchiv von Sammlungsgut wie Zeitungsausschnitten, Fotos und Ähnlichem. Solche Sammlungen ergänzen und bereichern das in der kirchlichen Verwaltung entstandene Schriftgut. Das Archiv wurde 1941 durch den Archivar Dr. Ludwig Köchling und 1951 durch Dr. Werner Brauns vorläufig erschlossen. 1969 wurde das Gemeindearchiv durch den Amtsgerichtsrat i.R. Johannes Sonntag neugeordnet. Bei der aktuellen Bearbeitung ist das Archiv um einen Nachtrag (Nr. 308-963) erweitert worden. Die Systematisierung des Aktenbestandes erfolgte nach dem "Modell zur Ordnung von Kirchengemeindearchiven" des Landeskirchlichen Archivs. Der Bestand wurde unter Zugrundelegung internationaler Verzeichnungsgrundsätze nach ISAD (G) erschlossen. Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen in der Bestellsignatur jeder Verzeichnungseinheit als letzte arabische Nummer oder im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke „Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter „Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Nach den Erschließungsvermerken folgt die alte Archivsignatur oder das Aktenzeichen, falls sie auf der Akte vermerkt waren. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke. Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 Abs. 1 Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchivG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für Archivgut, das sich nach seiner Zweckbestimmung oder nach seinem wesentlichen Inhalt auf natürliche Personen bezieht, gelten laut § 7 Abs. 2 ArchivG zusätzliche Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist frühestens 10 Jahre nach dem Tod der betroffenen Person(en) benutzt werden. Ist das Todesjahr nicht feststellbar, endet die Schutzfrist 90 Jahre nach Geburt. Ist auch das Geburtsjahr nicht bekannt, endet die Schutzfrist 60 Jahre nach Entstehung der Unterlagen. Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.2.2003 bzw. des Aufbewahrungs- und Kassationsplans vom 01.07.2014. Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Wetter/Ruhr Nr. … (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie). Bielefeld, im Januar 2015 Anna Warkentin Literatur zur Gemeindegeschichte (Auswahl): Rudolf Buschmann: Wetter a.d. Ruhr: ein Beitrag zur Geschichte der Heimat, Wetter a.d. Ruhr 1901, 200 S. G. Niemeier: Lutherische Kirche Wetter a.d. Ruhr: Festschrift zur Einweihung am 19. Dezember 1906, Wetter 1906, 59 S. 400 Jahre Evangelium in Wetter: Festschrift zum 31. Oktober 1950, Wetter/Ruhr 1950, 52 S. Murken, Jens Dr.: Die evangelischen Gemeinden in Westfalen. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bände 1-4, Bielefeld 2008-2020

Bestandssignatur
FB Wetter/Ruhr

Kontext
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 10. Archive bei kirchlichen Körperschaften >> 10.2. KG Kirchengemeinden >> 10.2.07. Kirchenkreis Hagen

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Letzte Aktualisierung
06.03.2025, 18:28 MEZ

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