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European Monetary Integration: Problems and Prospects
Europäische monetäre Integration: Probleme und Tendenzen Der Ministerrat der EWG stimmte am 9. Februar 1972 einer modifizierten Version des Werner-Plans für eine Europäische Währungs- und Wirtschaftsunion zu. Das Ziel des Plans ist, in den nächsten zehn Jahren eine Art bundesstaatlicher Ordnung mit einheitlicher Währung, einem voll koordinierten Zentralbanksystem und einer weitgehenden Abstimmung der nationalen Haushaltspolitik ohne innere Schranken für Arbeit, Kapital, Güter und Dienstleistungen zu schaffen. Die Untersuchung beschäftigt sich vor allem mit den monetären und finanzpolitischen Vorschlägen und Zielen sowie mit der Rolle der EWG in internationalen Währungsfragen. Eine zentrale Frage ist die zeitliche Abstimmung zwischen währungspolitischen und finanz- bzw. notenbankpolitischen Maßnahmen. Der ausgehandelte Kompromiß sieht eine Synchronisation aller dieser Maßnahmen vor. Als erster Schritt wurde eine Verringerung der Bandbreiten beschlossen, allerdings mit der Möglichkeit, das Experiment zu beenden, wenn nach fünf Jahren die notwendige Parallelität zwischen monetären und wirtschaftspolitischen Maßnahmen nicht erreicht wurde. Eng hiermit verbunden ist die Frage nach dem Grad der Stabilität oder Flexibilität der Wechselkurse innerhalb der EWG und der Gemeinschaft im Verhältnis zum "Rest der Welt". Grundsätzlich hat man sich auf feste Wechselkurse geeinigt; in der Praxis bedeutet jedoch die Verringerung der Bandbreiten innerhalb der EWG auf 2,25 0/, eine Ausweitung gegenüber der Vergangenheit. Die Ansteuerung fester Wechselkurse innerhalb der Gemeinschaft bedeutet, daß die beteiligten Notenbanken auch in Währungen der Mitgliedsländer intervenieren müssen. Eines der Ziele dieser Politik ist es, im Halten von Gemeinschaftswährungen eine Alternative zur Reservehaltung in Dollar zu schaffen. Je nach der Wechselkursentwicklung des Dollars kann es hierbei erfor derlich werden, das Interventionsband zu verschieben. Ungelöst ist die Frage, was bei länger anhaltenden Zahlungsbilanzdefiziten eines Mitgliedslandes geschehen soll. Die vorgesehene kurz- und mittelfristige Hilfestellung innerhalb der Gemeinschaft dürfte dann nicht ausreichen. Ein bislang ebenfalls noch ungelöstes Problem ist die Regulierung der Kapıtalbewegungen innerhalb der EWG und mit dritten Ländern. Hier sind verschiedene Wege vorgeschlagen worden: Neben direkten Devisenkontrollen vor allem ein gespaltener Devisenmarkt und verschiedene Arten von marktorientierten Maßnahmen, wıe Steuern, Mindestreserven auf Kredite aus dem Ausland u.ä. Devisenkontrollen stellen keine befriedigende Lösung des Problems dar, weil sie den Wettbewerb einschränken und den Wohlstand vermindern. Theoretische Untersuchungen über die Auswirkungen gespaltener Devisenmärkte für laufende Transaktionen einerseits und Kapitaltransaktionen andererseits haben gezeigt, daß sie den geringsten Grad an Verzerrungen und Willkür beinhalten würden. Als Dauereinrichtung würden sie jedoch dem Ziel eines einheitlichen Kapitalmarktes innerhalb der EWG widersprechen. Das Gleiche gilt auf lange Sicht für alle Formen der Kapitalverkehrskontrollen. Bei rigoroser Anwendung würden sie schließlich zur Devisenzwangswirtschaft führen. Im übrigen müßten die Kontrollen in allen Ländern der EWG gleich scharf gehandhabt werden. Jeder "Deichbruch" würde das ganze System zusammenbrechen lassen. Der Ausweg aus diesem Dilemma könnte in der Schaffung eines Europäischen Währungsausgleichsfonds liegen. Wenn auch noch nicht sicher ist, welche Form er annehmen könnte, so ist doch vorauszusehen, daß er sowohl für Defizit- wie für Überschußländer ernste Probleme aufwerfen würde. Auf die Dauer könnte er nur funktionieren, wenn wesentliche Unterschiede in der Entwicklung des Preisniveaus, in der Finanz- und Kreditpolitik und in der Produktivitätsentwicklung vermieden werden. Dies verstärkt die Bedeutung einer Koordination und Harmonisierung der währungs- und finanzpolitischen Maßnahmen ın der EWG. Allerdings ist bislang noch nicht klar, was unter Harmonisierung der Währungspolitik zu verstehen ist, mit Ausnahme der Verringerung der Bandbreiten. Wichtiger wäre jedoch eine Harmonisierung der geldpolitischen Maßnahmenin den einzelnen Mitgliedsländern. Dabei wären vor allem die geldpolitischen Instrumente zu harmonisieren. Dies genügt jedoch nicht, weil 'es nicht zuletzt auf die Ziele der Geldpolitik ankommt, ob und welche Instrumente eingesetzt werden können. Schließlich sind auch die Rückwirkungen der Geldpolitik und ihrer Instrumente auf andere Erfordernisse. der nationalen Politik wie auf die Partnerländer zu berücksichtigen. Angesichts aller dieser Schwierigkeiten ist die Schaffung einer wirklich engen Währungsgemeinschaft innerhalb der EWG sehr unwahrscheinlich
- Sprache
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Englisch
- Erschienen in
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Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 5 ; Year: 1972 ; Issue: 3 ; Pages: 249-268
- DOI
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doi:10.3790/ccm.5.3.249
- Letzte Aktualisierung
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20.09.2024, 08:21 MESZ
Datenpartner
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Artikel
Beteiligte
- Hodgman, Donald R.
- Duncker & Humblot
Entstanden
- 1972