Bestand

Staatliches Gesundheitsamt Ravensburg - Außenstelle Leutkirch (Staatliches Gesundheitsamt Leutkirch) (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Kurz nach der Bildung der Großen Koalition 1992 in Baden-Württemberg wurde die Ende 1994 verabschiedete Verwaltungsreform in Angriff genommen. Das Sonderbehörden-Eingliederungsgesetz sowie das Gesundheitsdienstgesetz vom 12. Dezember 1994 sehen unter anderem folgendes vor: Die Aufgaben der Gesundheitsämter als untere Sonderbehörden wurden auf die unteren Verwaltungsbehörden, also die Landratsämter sowie die Bürgermeisterämter der Stadtkreise, übertragen. Im Zuge dieser Verwaltungsreform, die auch eine Änderung der archivischen Zuständigkeiten bedeutete, initiierte das Staatsarchiv Sigmaringen 1994 eine umfassende Aussonderungsaktion bei den Staatlichen Gesundheitsämtern. Das für die Staatlichen Gesundheitsämter zuständige Sozialministerium unterstützte die vorgesehene Aussonderungsaktion bereits seit 1993 durch einen Erlass, der folgende Aspekte berücksichtigte: 1. Alle einzugliedernden Ämter sollten eine umfassende Aussonderung beginnen. Alle Akten sind anzubieten, die für die Aufgabenerledigung nicht mehr benötigt werden. Jedoch sollten mindestens die Unterlagen den zuständigen Staatsarchiven angeboten werden, die älter als 10 Jahre sind. 2. Alle Akten sind zum Zeitpunkt der Eingliederung zu schließen. Es ist eine ganz neue Registraturschicht zu beginnen. Konsequenterweise sollten die geschlossenen Akten eigens gekennzeichnet werden, um die auch optisch von den neuen, künftig für das Landratsamt vorzusehenden Unterlagen zu separieren.
1994 wurden die Akten der Gesundheitsämter systematisch bewertet und in einem so genannten Bewertungsmodell erfasst. Die einzelnen Bewertungsentscheidungen sind dem Beitrag "Das Bewertungsmodell Akten der staatlichen Gesundheitsämtern des Staatsarchivs Sigmaringen" zu entnehmen. Die Erarbeitung dieses Bewertungsmodells verlief folgendermaßen: Aus den insgesamt 15 Gesundheitsämtern im Sprengel des Staatsarchivs suchten wir drei Ämter aus. Wir wählten mit Biberach, Reutlingen und Tübingen Ämter aus, die bislang keine oder kaum Akten abgeliefert hatten. Es war also zu erwarten, dass wir weitestgehend geschlossene Altregistraturen vorfinden würden. Akten- und Registraturpläne waren uns bekannt. Die Registraturen der Gesundheitsämter wurden seit 1935 weitestgehend nach einem bis heute gültigen einheitlichen Aktenplan geführt. Zum großen Teil bestehen die Registraturen aus gleichförmigen Parallelakten. Beispielsweise werden Behindertenakten alphabetisch nach Personennamen geordnet. Apothekenakten werden nach Orten und innerhalb der Orte alphabetisch nach Apothekennamen gereiht. Bei jedem Behördenbesuch ließen wir uns zwei bis vier Akten pro Aktenplangruppe heraussuchen. Dabei sollte die Behörde willkürlich, aber auch gezielt auswählen, also beispielsweise eine besonders umfangreiche Akte. Zugleich wurden Gesetze und Erlasse zum Gesundheitswesen sowie die Überlieferung auf der Ebene des Ministeriums, des Regierungspräsidiums sowie der Landratsämter einbezogen. Nach Sichtung der drei Registraturen, archivinternen Diskussionen sowie Gedankenaustausch mit Kollegen in den anderen Staatsarchiven konnte ein detailliertes, alle Aktenplangruppen umfassendes Bewertungsmodell zu den Unterlagen der Staatlichen Gesundheitsämter im Sprengel des Staatsarchivs Sigmaringen vorgelegt werden.
Das Gesundheitsamt Leutkirch wurde zu Anfang des Jahres 1998 anhand des Bewertungsmodells bewertet. In Ergänzung hierzu wurde die beim Gesundheitsamt komplett vorhandene Patientenkartei gesichtet und allen Karteikarten mit Eintragungen aus der Zeit vor 1950 bleibender Wert zugesprochen und in das Staatsarchiv übernommen.
Die nach dem Bewertungsmodell bewerteten Akten des Gesundheitsamts Leutkirch wurden 1998 beim Staatsarchiv Sigmaringen eingeliefert. Im Zuge eines vierwöchigen Praktikums verzeichneten und verpackten die Prak tikantinnen Dagmar Bayer und Anne Hofer die Ablieferung im Frühjahr 1998. Der Bestand Wü 66/7 T 2 umfasst nun 495 Faszikel bei 13,5 lfd.m.
gez. Dr. Jürgen Treffeisen
im Dezember 1998
Im Januar 2013 wurde der Bestand durch käufliche Erwerbung bei Prof. Dr. Jörg Helbig, Universität Klagenfurt, um den Zugang 2013/2 ergänzt. Das erworbene Faszikel (Bestellnummer 496) entstammt der Provenienz Oberamtsphysikat Wangen. Die Titelaufnahme erstellte der Praktikant Björn Buschle.
Inhalt und Bewertung
Enthält:
Organisation; amtsärztliche Tätigkeit; gerichtsärztliche Tätigkeit; Heilpersonen; Apotheken; Erbgesundheitspflege; Kindereuthanasie; gesundheitliche Belehrungen (u.a. nach Reaktorunfall Tschernobyl); Mütterberatung und Jugendfürsorge; Schulhygiene und Schulgesundheitspflege; Schulzurückstellung; vorzeitige Einschulung; Erholungsfürsorge; Gesundheitsfürsorge (Einzelfälle); Psychiatrische Beratung; Asylbewerber, Aussiedler, Ausländer; Röntgenuntersuchungen; Ortshygiene; Gewerbehygiene; Krankenhäuser; Kuranstalten; Kinderheime; Sanatorien; übertragbare Krankheiten; Leichenwesen; Jahresgesundheitsberichte; Statistiken; Patientenkartei

Bestandssignatur
Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Wü 66/7 T 2

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Südwürttembergische Bestände >> Inneres >> Staatliche Gesundheitsämter >> Staatliches Gesundheitsamt Ravensburg - Außenstelle Leutkirch (Staatliches Gesundheitsamt Leutkirch)

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 08:37 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Ähnliche Objekte (12)