Bestand

Studenten- und Hochschulpfarramt in Hamburg (Hamburg, Nordelbien und Nordkirche) (Bestand)

Bestandsbeschreibung: 1.Geschichte der Evangelischen Studentengemeinde in Hamburg
Die Hamburger Studierendengemeinde entwickelte sich 1938 aus mehreren Vorläuferorganisationen, wie der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung (DCSV) und der Deutsch Christlichen Studentinnen Bewegung (DCSB), die alle unabhängig von der Landeskirche waren. Als diese Organisationen 1938 aufgelöst wurden, wurde noch in demselben Jahr gemeinsam mit Studentengruppen der Bekennenden Kirche die Evangelische Studentengemeinde gegründet. Ein Jahr später wurde der Pastor Heinz Mülbe vom Bischof Tügel zur geistlichen Betreuung der Studentenarbeit berufen. An seiner Seite stand die Vikarin Marianne Timm, welche die Leitung der jungen Studierendengemeinde aufgrund des Kriegseinsatzes des Pastors bald übernahm und dafür sorgte, dass Bibelstunden und Hauskreise weiterhin stattfinden konnten.
Nach Kriegsende wurde 1945 schließlich Horst Bannach als Studentenpastor eingesetzt, Vikarin Marianne Timm wechselte an die Evangelische Akademie.
So entstand aus einer studentischen Laienbewegung eine kirchlich einzigartige Struktur, die zugleich landeskirchlich eingebunden war.
Als Leitmotive der ESG kristallisieren sich an den späten 1940er Jahren die ökumenische Bewegung und die Mission heraus.
Ab 1963 war mit Pastor Ulrich Finck erstmals auch ein eigenes Pfarramt für die ESG-Seelsorge an den Hamburger Fachhochschulen besetzt. In den 1960ern entstand zunehmend eine Arbeit für internationale Studierende, sodass 1964 mit Eberhard le Coutre der erste Pastor für ausländische Studierende berufen wurde. Es entwickelte sich als ein Teilbereich der ESG die ESG International, die sich für die Belange von ausländischen Studierenden einsetzte, sie beriet und Beihilfen für Bedürftige verteilte. Damit gab es im Jahr 1965 vier volle Pfarrstellen in der ESG Hamburg.
Während der Studentenunruhen 1968 politisierten sich auch viele ESG-Mitglieder. Es entstanden Arbeitsgruppen, die mehr Mitsprache an der Universität forderten. Zum Konflikthöhepunkt kam es jedoch, als 1973/74 zwei Blutspendeaktionen für Nordvietnam und den südvietnamesischen Vietcong in Martin-Luther-King-Haus der ESG durchgeführt wurden und auch anderweitig einige ESG-Mitglieder sich mit den linksextremen Milieu solidarisierten, in dem z.B. Häftlinge der RAF unterstützt wurden. Infolgedessen brach ein offener Konflikt mit der Kirchenleitung aus. Das finanzielle Budget wurde gekürzt, die Räume im Martin-Luther-King-Haus reduziert, der Pastor Hartmut Winde versetzt und die ESG als Studentengemeinde aufgelöst. Als das Martin-Luther-King-Haus aus Protest gegen die Maßnahmen von Studenten besetzt wurde, ließ die Kirchenleitung das Gebäude durch einen Polizeieinsatz räumen.
In den Folgejahren wurde die ESG umstrukturiert und mit einem Hochschulpfarramt unter der Aufsicht des Kirchenamtes ausgestattet. Ihre frühere Größe erreichte die ESG nicht mehr.
1976 wurde in der ESG die studentische Telefonseelsorge gegründet, deren Angebot deutschlandweit einzigartig ist. Hier werden Studenten für die Seelsorge von Studenten ausgebildet und eingesetzt.
Im Jahr 1987 trat mit Martina Gelhaar zum ersten Mal in der Geschichte der ESG Hamburg eine Frau als Pastorin ihr Amt an.
Als 2008 der Pastor Johannes Martin Speck-Ribbat nach sechzehn Jahren die ESG International verließ, wurde seine Stelle gestrichen, und die Existenz der ESG International als ein eigenständiger Teilbereich wurde beendet. Die Beratung ausländischer Studierender ist jedoch weiterhin ein wichtiger Teilbereich der ESG.

2. Pastorinnen und Pastorinnen der ESG Hamburg ab 1938

1938- 1948/49 Vikarin Marianne Timm
1939-1940 Pastor Dr. Heinz Mülbe
1945-1949 Pastor Horst Bannach
1950-1953 Pastor Dr. Hans Rudolf Bolewski
1954-1960 Pastor Carl Malsch
1958-1958 Pastor Dr. Hartmut Sierig
1960-1964 Pastor Dr. Hermann Ringeling
1960-1964 Pastor Justus Freytag
1969-1964 Pastor Eberhard le Coutre
1963-1970 Pastor Ulrich Finckh
1964-1967 Pastor René Leudesdorff
1964-1969 Pastor Erich Boyens
1964-1969 Pastor Dr. Hans Martin Pfeiffer
1969-1976 Pastor Hartmut Winde
1970-1978 Pastor Dr. Wolfgang Wiedenmann
1970-1975 Pastor Dr. Wilhelm Pressel
1976-1982 Pastor Dr. Uwe Böschmeyer
1977-1980 Pastor Ernst-Erwin Pioch
1978-1983 Pastor Michael Sebald
1979-1986 Pastor Alexander Kaestner
1980-1991 Pastor Peter Kruse
1982-1993 Pastor Jürgen Strunk
1987-1997 Pastorin Martina Gehlhaar
1992-2008 Johannes Martin Speck-Ribbat
2006-2016 Pastorin Vivian Wendt
2017- Heute Pastor Christoph Jaeger
2014- Heute Pastorin Gisela Groß-Ikkache

Bestandssignatur
31.1.22 Studenten- und Hochschulpfarramt in Hamburg (Hamburg, Nordelbien und Nordkirche)

Kontext
Landeskirchliches Archiv der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland (Archivtektonik) >> 3 Dienste und Werke >> 31 Dienste und Werke der Landeskirchen >> 31.1 Seelsorge und gesellschaftlicher Dialog

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Letzte Aktualisierung
04.03.2025, 16:53 MEZ

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