Bestand

OKW / Wehrmachtführungsstab (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Mit dem Erlass über die Neuorganisation des OKW vom 7. Februar 1938 wurde das Wehrmachtführungsamt (WFA) - zunächst als Amtsgruppe Führungsstab bezeichnet - geschaffen. Das Wehrmachtführungsamt wurde am 7. August 1940 in Wehrmachtführungsstab (WFSt) umbenannt.

Er hatte nach den Weisungen Hitlers die für die gesamte Kriegführung notwendigen Operationen und Maßnahmen zu bearbeiten und an Gesetzen mitzuwirken, welche die Wehrmacht als Ganzes betrafen. Unter anderem entwarf er die Weisungen für die Kriegführung und die im Auftrag Hitlers erlassenen Sonder- und Kampfanweisungen bzw. "Führerweisungen".

Der Chef WFSt war ab 1940 für die Kriegführung auf den sogenannten OKW-Kriegsschauplätzen in Skandinavien einschließlich Nordfinnland, in Afrika und Italien, ab Juli 1941 auch auf dem Balkan und seit dem 15. März 1941 im Westen verantwortlich. Er unterrichtete insoweit Hitler täglich über den Verlauf der dortigen Operationen anhand der Lagemeldungen und -berichte; diese Aufgabe hatte der Chef des OKW zu Kriegsbeginn dem Chef WFSt übertragen. Anfänglich war die Stellung des WFSt noch schwach, doch hatte sie bereits mit den Planungen zur Besetzung von Dänemark und Norwegen die Vormachtstellung und das weitgehend selbständige Agieren der drei Wehrmachtteile durchbrochen. Lediglich der Krieg gegen die UdSSR und die Ostfront blieben als "OKH-Kriegsschauplatz" bis kurz vor dem Kriegsende im Zuständigkeitsbereich des Generalstabs des Heeres.

Eine Feld- bzw. Frontstaffel des WFSt wurde mit dem Westfeldzug im Bereich des "Führerhauptquartiers" zu ständigen Einrichtung, wodurch die Einflussnahme Hitlers auf die Befehlsführung zunahm. Im Verlauf des Krieges teilte diese Staffel ihre Arbeitsgebiete geographisch ein.

Anfänglich bestand das WFA bzw. der WFSt aus den Abteilungen Landesverteidigung (L), Wehrmacht-Nachrichtenverbindungen (WNV) und ab April 1939 Wehrmacht-Propaganda (WPr).

Die Abteilung L war der operative Arbeitsstab im WFA/WFSt war; sie gliederte sich in die Operationsgruppen Heer (L IH), Luftwaffe (L IL), Kriegsmarine (L IK), die Organisations- und die Quartiermeistergruppe. Dem Chef der Abt. L unterstand außerdem der Führer des Kriegstagebuches, ein Bürooffizier und die Registratur. Am 1. Januar 1942 wechselte die Dienststellenbezeichnung des Chefs der Abt. L in ¿Stellvertretender Chef des WFSt¿, etwas später wurde die Gruppe WFSt/Ic (Feindlage) eingerichtet.

Der Abteilung WNV gehörten folgende Gruppen/Abteilungen an: Einsatz und Organisation/Zentralabteilung, Drahtnachrichtenverbindung, Abteilung Funkwesen, Kriegsfernmeldeabteilung, Chiffrierabteilung. Ihr zugeordnet war ab 1942 der "Generalbevollmächtigte für technische Nachrichtenmittel".

In der Abt. WPr war (zur Zeit von 1942) die Gruppe I für die Propagandaführung, -organisation und die Propagandatruppe zuständig, die Gruppe II für die Inlandpropaganda und Truppenbetreuung, die Gruppe III für die militärische Zensur (mit Zensurgruppen Heer, Marine und Luftwaffe), die Gruppe IV für die Auslandpropaganda, die Gruppe V für die Heerespropaganda und die Gruppe VI für die Luftwaffenpropaganda. Die Gruppen V und VI bestanden nur kurzzeitig und wurden bereits 1942/43 aufgelöst, hinzu kam zu dieser Zeit ein Filmstab.

Vorprovenienz: Wehrmachtführungsamt (anfänglich Amtsgruppe Führungsstab)

Inhaltliche Charakterisierung: Außer Resten von Tagebüchern und Handakten des Chefs WFSt, den Lageberichten des Stabes und seinem Kriegstagebuch, einigen Wehrmachtberichten und Sondermeldungen sind zahlreiche Unterlagen des Stellvertretenden Chefs des WFSt über Organisationsangelegenheiten der Wehrmachtführung (13 Bde., 1938-1945), die personelle und materielle Ausrüstung der Wehrmacht (25 Bde., 1935-1945), die Organisation des Feldheeres (19 Bde., 1940-1945) sowie über die Kriegsführung auf den einzelnen Kriegsschauplätzen (Westen: 26 Bde., 1940-1945; Norden: 17 Bde., 1941-1945; Afrika: 6 Bde.; Südosten: 15 Bde., 1941-1944; Osten: 10 Bde.; Italien: 9 Bde.), die Reichsverteidigung und Heimatkriegsgebiet (18 Bde., 1935-1945), die Versorgungsführung (20. Bde., 1940-1945) und Verwaltung der an- und eingegliederten (10 Bde., 1939-1945) sowie besetzten Gebiete (40 Bde., 1938-1945) erhalten geblieben. Die Weisungen für die Kriegsführung und grundsätzlichen Befehle (70 Bde., 1939-1945) sowie einzelne Unternehmen (29 Bde., 1939-1945) bilden eigene Serien.

Darüber hinaus verdienen vor allem die Akten der Abteilung Wehrmachtpropaganda besondere Erwähnung: Organisation (12 Bde., 1937-1945), Personalangelegenheiten (13 Bde., 1939-1944) und Innerer Dienst (16 Bde., 1939-1943); Propagandaführung im allgemeinen (37 Bde., 1937-1945) und Einsatz der Propagandatruppen (71 Bde., 1939-1944, vor allem bei der Kriegsmarine und in besetzten Gebieten, mit Tätigkeitsberichten); Zusammenarbeit mit zivilen Behörden und der Presse (13 Bde., 1938-1942); Rundfunk- (7 Bde., 1939-1944), Bild- und Filmpropaganda (11 Bde., 1939-1941); Sammlung von Nachrichten über die Lage in der Wehrmacht und im Inland und Ausland (11 bzw. 29 Bde., 1939-1942); Abwehr der Feindpropaganda (10 Bde., 1939-1945); Ausübung der militärischen Zensur (89 Bde., 1939-1944, hauptsächlich über Einzelfälle der Prüfung, Genehmigung oder des Verbots von Büchern, Zeitschriften- und Zeitungsartikeln und der Veröffentlichung von Bildern).

Vorhanden sind ferner Serien (insgesamt 26 Bde., 1939-1945) von Wehrmachtpropaganda-Lageberichten, "Nachrichten des OKW", "Mitteilungen für das Offizierskorps" und "Mitteilungen für die Truppe".

Aus dem Bereich WNV liegen nur Schriftgutsplitter vor (20 Bde., 1939-1945).

Erschließungszustand: Online-Findbuch

Umfang, Erläuterung: 920 AE

Zitierweise: BArch RW 4/...

Bestandssignatur
Bundesarchiv, BArch RW 4
Umfang
1417 Aufbewahrungseinheiten; 35,0 laufende Meter
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945/1946 >> Zentrale Einrichtungen der Reichswehr und der Wehrmacht >> Spitzenbehörden
Verwandte Bestände und Literatur
Fremde Archive: Staatsarchiv Nürnberg, Unterlagen zum Fall 12 (OKW-Prozess)

Archiv des IfZ München, Best. ED 115

Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: Bestände:

N 69: Jodl, Alfred (Chef WFSt)

N 219: Loßberg, Bernhard von (1. Gen.St.Offz. im WFSt, Operationsabt., nur 10 AE)

N 558: Hesse, Kurt (Propaganda-Amt)

N 591: Praun, Albert (General der Nachrichtentruppen; Insp. WNV; ab Aug. 1944; 216 AE)

N 1033: Greiner, Helmut (Ministerialrat und Führer des Kriegstagebuches des WFSt)

RH 6: OKH/Chef des Heeresnachrichtenwesens

RH 44: Stäbe, Verbände und Einheiten der Nachrichtentruppen

RH 45: Verbände und Einheiten der Propagandatruppen

RW 44: Führungsstäbe OKW

MSG 235: Sammlung Flugblätter und Wandanschläge militärischer Einrichtungen

MSG 123: Mende, Erling von: Sammlung zu den ostvölkischen Freiwilligen in der deutschen Wehrmacht

MSG 130: Sammlung Prof. Dr. Percy Ernst Schramm "Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1940-1945"

R 55: Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (Bundesarchiv, Abteilung R)

Aufnahmen von Bildberichterstattern der Propagandakompanien (Bundesarchiv-Bildarchiv Abteilung B)

Roh- und Schnittmaterial für die Wochenschauen (Bundesarchiv, Abteilung Filmarchiv)

Akten:

MSG 123/32: "Mitteilungen für den deutschen Soldaten in Freiwilligenverbänden" Nr. 1-6, Febr. - Nov. 1944

Amtliche Druckschriften: RWD 1 "Die Wehrmacht" (Zeitschrift)

RWD 2 Amtliche Nachrichten

RWD 9 OKW/Wehrmachtführungsstab

RHD 69 Propagandatruppen (u.a. Frontzeitungen)

Literatur: Guides to German Records Microfilmed at Alexandria/Va., Washington 1958 ff., Bd. 18 und 19

Buck, Gerhard; Der Wehrmachtführungsstab im OKW. Sonderdruck aus: Jahresbibliographie der BfZ. Jg. 45, 1973

Feuersenger, Marianne: Im Vorzimmer der Macht - Aufzeichnungen aus dem Wehrmachtführungsstab und dem Führerhauptquartier. München 2000

Förster, Jürgen: Strategische Überlegungen des Wehrmachtführungsstabes für das Jahr 1943 [Dokumentation], Militärgeschichtliche Mitteilungen 13, 1973

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Loßberg, Bernhard v.: Im Wehrmachtführungsstab. Bild eines Generalstabsoffiziers. Hamburg 1949

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Moll, Martin (Hrsg.): "Führer-Erlasse" 1939-1945. Edition sämtlicher überlieferter, nicht im Reichsgesetzblatt abgedruckter, von Hitler während des Zweiten Weltkrieges schriftlich erteilter Direktiven aus den Bereichen Staat, Partei, Wirtschaft, Besatzungspolitik und Militärverwaltung. Stuttgart 1997

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Murawski, Erich: Der deutsche Wehrmachtbericht 1939-1945. Boppard 1962

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Wette, Wolfram, Bremer, Ricarda, Vogel, Dieter (Hrsg.): Das letzte halbe Jahr. Stimmungsberichte der Wehrmachtpropaganda 1944/45. Essen 2001.

Wildhagen, Karl-Heinz (Hrsg.): Erich Fellgiebel. Meister operativer Nachrichtenverbindungen. (Selbstverlag) 1970.

Provenienz
Oberkommando der Wehrmacht/Wehrmachtführungsstab, 1938-1945
Bestandslaufzeit
1938-1945

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Letzte Aktualisierung
16.01.2024, 08:43 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Beteiligte

  • Oberkommando der Wehrmacht/Wehrmachtführungsstab, 1938-1945

Entstanden

  • 1938-1945

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