Bestand
Reichsmusikkammer (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Mit der Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes
vom 01. November 1933 [1] wurde die Reichsmusikkammer errichtet. In ihr
sollten alle Musiker und musikalischen Verbände des Deutschen Reichs
angeschlossen sein. Der Zusammenschluss bezog sich nicht nur auf die
Berufsmusiker sondern auch auf alle Laienverbände, beispielsweise den
Reichsverband für Volksmusik, den Reichsverband der gemischten Chöre und
dem Deutsche Sängerbund.
Die Hauptaufgabe bestand
in der Überprüfung und des Verbots dessen, was ideologisch dem
nationalsozialistischen Staat widersprach, wie es auch ganz offen der
zweite Präsident der Reichsmusikkammer Prof. Dr. Dr. Peter Raabe in einer
Beschreibung über Wesen und Aufgaben der Kammer darstellte: "Es gilt da
freilich, die Augen offen zu halten und wohl zu unterscheiden zwischen
dem, was wirklich als [...] künstlerische Betätigung anzusehen ist und
was als Kitsch und Schund ausgemerzt werden muss. Und gerade hinsichtlich
der Reinigung fällt der Reichsmusikkammer eine überaus wichtige und
verantwortungsvolle Aufgabe zu. [...] Es gibt noch manchen Charlatan -
auch unter den Musikerziehern, besonders den Gesanglehrern -, die nicht
in den Stand der deutschen Musiker hineingehören. Hier gilt es
durchzugreifen, ohne jede Rücksicht auf Personen oder Bindungen welcher
Art auch immer." [2]
Die Ausgliederungen begannen
aufgrund des großen organisatorischen und bürokratischen Aufwands erst in
den Jahren 1935 bis 1938. Alle Mitglieder, die laut Selbstauskunft nicht
"arischer Abstammung" waren, mussten die obligatorischen Geburts- und
Taufurkunden bis hin zu den vier Großeltern erbringen.
Der Aufbau der Reichsmusikkammer folgte einem hierarchischen
Prinzip. An der Spitze stand der Präsident, der von dem Reichsminister
für Volksaufklärung und Propaganda ernannt wurde. Zunächst war dies
Richard Strauss, der gleichzeitig der Fachschaft Komponisten vorstand.
Doch bereits 1935 wurde er durch Peter Raabe ersetzt.
Hinzu kamen in der Leitungsebene die beiden Vizepräsidenten, zu
Beginn Hermann Stange und Wilhelm Furtwängler, schließlich aber
Generalintendant Dr. Heinz Drewes und Prof. Dr. Paul Graener.
Präsident und Vizepräsidenten legten die "Richtlinien
für die Kulturpolitik der Reichsmusikkammer fest." [3] Dem Präsidenten
unmittelbar unterstellt war der Geschäftsführer (in Person von Heinz
Ihlert), der "alle verwaltungstechnischen und organisatorischen Fragen
der Reichsmusikkammer und ihrer Untergliederungen" [4] bearbeitete.
Neben der Fachschaft Komponisten existierten die
Fachschaft Konzertwesen, die Fachschaft Chorwesen und Volksmusik, die
Fachschaft Musikalienverleger und die Fachschaft Musikalienhändler. Die
Fachschaft Chorwesen und Volksmusik umfasste den Deutschen Sängerbund,
den Reichsverband der gemischten Chöre und den Reichsverband für
Volksmusik. Analog zum Aufbau der Zentrale bildeten sich bei den
Landesstellen des RMVP die Landesleitungen der Reichsmusikkammer.
Bis 1942 existierten 41 Landesleitungen, die wiederum
Kreismusikerschaften oder in Städten mit über 10.000 Einwohnern
Ortsmusikerschaften errichtetet hatten. Die Dienststellen auf der Gau-
bzw. Ortsebene waren die ausführenden Organe der
Reichsdienststelle.
In Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Gemeindetag wurde 1936 der "Städtische Musikbeauftragte"
eingerichtet. Seine Aufgaben ergaben sich aus der entsprechenden
Vereinbarung: "Der Musikbeauftragte fördert unter Aufsicht der
Gemeindeverwaltung und der Reichsmusikkammer (Reichsfachschaft
Konzertwesen) das Musikleben der Gemeinde durch Betreuung aller
Körperschaften, Vereinigungen, Firmen und Personen, die auf dem Gebiet
des Konzertwesens tätig sind." [5]
Die
Musikbeauftragten wurden durch die Bürgermeister ernannt und waren
kommunale Ehrenbeamte, deren Haupttätigkeit letztendlich darin bestand,
den regionalen Konzertbetrieb derart zu koordinieren, dass es keine
Überschneidungen oder doppelte Aufführungen gab.
Anmerkungen
[1] Reichsgesetzblatt 1933 I, S.
797
[2] Handbuch der Reichskulturkammer, S.
93
[3] Handbuch der Reichskulturkammer, S.
95
[4] Handbuch der Reichskulturkammer, S.
96
[5] Amtliche Mitteilungen der Reichsmusikkammer
III/9, 5. Mai 1936, S. 38 (R 56 II/18)
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Die Aktenüberlieferung in dem
alten Koblenzer Bestand R 56 II beschränkte sich auf 15 Akteneinheiten,
die in diese Verzeichnung übernommen wurden (R 56 II/1-15).
Dem Bestand neu zugeordnet wurden die Sachakten aus den
Sammlungen "Reichsmusikkammer" des ehemaligen BDC. Sie beinhalten neben
vereinzelten Akten aus der Verwaltung im Wesentlichen:
1.) Regionale Orchester aus der Fachschaft Kapellmeister und
Orchestermusiker
2.) Unterlagen aus der
Landesleitung Südhannover-Braunschweig
Archivische
Bearbeitung
Die in dem Koblenzer Teilbestand
vorhandenen Aktentitel sind im vorliegenden, von Herrn Tim Storch
bearbeiteten Online-Findbuch erfasst. Die damals vergebenen Signaturen
wurden beibehalten.
Die Klassifikation basiert im
Wesentlichen auf einem Organisationsplan vom 15. Jan. 1943 (siehe R 56 II
/ 25) . Sie musste aufgrund der vorliegenden Überlieferung um die
"Arbeitsgemeinschaft Hausmusik" (Klassifikationspunkt 3.2.1) erweitert
werden.
Den Großteil der Akten verzeichnete im
Januar 2003 im Rahmen eines Stage Archivreferendar Dr. Rüdiger Kröger.
Darunter auch die Akten mit Provenienz "Landesleitung Berlin", die im
Jahr 2005 an das Landesarchiv Berlin abgegeben wurden.
Zitierweise
BArch R 56-II/...
Erschließungszustand:
Publikationsfindbuch zur Reichskulturkammer (1987), Online-Findbuch
(2005).
Zitierweise: BArch R
56-II/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch R 56-II
- Umfang
-
187 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Kultus, Wissenschaft, Propaganda
- Bestandslaufzeit
-
1933-1945
- Provenienz
-
Reichsmusikkammer (RMK), 1933-1945
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Bundesarchivgesetz, Verordnung über die Benutzung von Archivgut beim Bundesarchiv
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Reichsmusikkammer (RMK), 1933-1945
Entstanden
- 1933-1945