Bestand
Roter Koffer (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Roter
Koffer
Findbuch zum Mikrofilme mit Materialien
aus dem Panzerschrank von Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit
der DDR
Filmnummern: 83286 und 83287
Entstehungsgeschichte:
Der Weg
des Koffers: Anfang 1990 wurde der Koffer mit Inhalt in einem
Panzerschrank im Büro des früheren Ministers für Staatssicherheit
Erich Mielke durch den Generalstaatsanwalt der DDR im Rahmen des
Ermittlungsverfahrens gegen Erich Mielke beschlagnahmt. Am 3.10.1990
nach Auflösung der Behörde des Generalstaatsanwalts der DDR ging der
Koffer an das Gemeinsame Landeskriminalamt (GLKA) Berlin, das ihn noch
im Oktober an den Generalbundesanwalt in Karlsruhe weitergab. In einer
Pressemitteilung des Generalbundesanwaltes teilte dieser am 15.11.1990
mit, dass er den Koffer am 31.10. übernommen hat. Die darin
enthaltenen Akten gäben aber keinen Hinweis auf eine Zusammenarbeit
von Erich Honecker mit dem NS-Regime und deshalb werde die
Überstellung der Vorgänge an das Bundesarchiv veranlasst. Daraufhin
fragte das Bundesarchiv am 30.11.1990 in Karlsruhe nach und erhielt
die Auskunft, dass die Unterlagen sich derzeit beim Bundesminister der
Justiz befinden, nach ihrer Rückkehr aber sofort dem Bundesarchiv
übergeben werden sollen. Kurz danach wird mitgeteilt, dass man den
Justizminister gebeten habe, die Unterlagen nach Einsichtnahme direkt
an das Bundesarchiv abzugeben. Am 24. Juli 1991 teilt das
Bundesministerium der Justiz mit, dass die Unterlagen voraussichtlich
im Herbst übergeben werden können. Am 10.8.1995 teilte des
Bundesjustizministerium mit, dass der Koffer abgeholt werden kann.
Nach der Übernahme wurde im Bundesarchiv entschieden, den Koffer
zunächst in seiner Zusammenstellung zu belassen, um den
Entstehungszusammenhang zu wahren und erkennbar zu halten. Im Juni
2003 wurde eine Vereinbarung zwischen dem Bundesarchiv und der Behörde
der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des ehemaligen
Staatssicherheitsdienstes der DDR über die Zuordnung der Materialien
zu den Ursprungsbeständen getroffen und festgelegt, dass der gesamte
Kofferinhalt im Zusammenhang verfilmt wird und der Film in beiden
Häusern für die Benutzung bereitgestellt wird, die Unterlagen selbst
aber nach ihrer Entstehung in die jeweiligen Archivgutbestände in
beiden Behörden aufgenommen werden.
Bestandsgeschichte:
Zur
Bestandsgeschichte: In dem Koffer wurden im Büro Erich Mielkes Akten
und Unterlagen aus verschiedenen, teilweise bereits archivierten
Beständen vor allem des Zentralen Staatsarchivs der DDR, die an das
Zentrale Parteiarchiv der SED ausgeliehen worden waren, über die
politische Vergangenheit von Erich Honecker zusammengestellt. Das
waren vor allem die Akten eines Prozesses vor dem Volksgerichtshof aus
den dreißiger Jahren, bei dem Erich Honecker zusammen mit anderen der
Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt war und zu 10 Jahren Zuchthaus
verurteilt wurde. Der Bestand mit den Akten des Oberreichsanwalts beim
Volksgerichtshof war - wie anderes Archivgut auch - bei Kriegsende
1945 von der Roten Armee beschlagnahmt und nach Moskau verbracht
worden. Mitte der 50er Jahre wurden die Akten an die Archive der DDR
zurückgegeben. Von dort sind sie mehrfach für wissenschaftliche
Aufarbeitung an das Zentrale Parteiarchiv der SED (ZPA) ausgeliehen
worden und wurden bei einer dieser Gelegenheiten dort verfilmt. Unter
Signatur NJ 7, Bd.1-11 wurden Papierkopien der Filme im ZPA
archiviert. Soweit Materialien und Filme aus ehemaligen
Reichsbeständen im Zentralen Parteiarchiv der SED vorhanden waren,
wurden sie am 3. Mai 1990 an das Zentrale Staatsarchiv der DDR,
Potsdam, das nach dem 3. Oktober in das Bundesarchiv integriert wurde,
übergeben. Auf diesem Weg sind auch die Kopien der Aktenbände über
Honecker in das Bundesarchiv gelangt. Sie wurden seitdem unter der
Signatur NJ 7 für die Benutzung bereitgestellt. Im Ministerium für
Staatssicherheit wurden zwei weitere Schriftstücke aus anderen
Beständen dem Material im Roten Koffer hinzugefügt. Die ursprünglichen
Zusammenhänge wurden dabei nicht dokumentiert. Außerdem wurden
maschinenschriftliche Auswertungen der Akten des Volksgerichtshofs
angefertigt, in denen die Namen nachträglich mit Handschrift eingefügt
wurden. Diese Auswertungen befanden sich ebenfalls in dem
Koffer.
Erschließungsinformationen:
Zur Erschließung: Der Inhalt des Roten Koffers wird
mit Hilfe dieses Findbuchs im Zusammenhang beschrieben, um auch nach
Übernahme der Materialien in ihre Ursprungszusammenhänge die
Zusammenstellung durch das MfS nachvollziehbar zu erhalten.
Bewertungsinformationen:
Zur
Vollständigkeit: Von dem im Koffer aufgefundenen Material wurde nichts
vernichtet. Es scheint auch keine Vernichtung vor oder Verluste nach
der Beschlagnahmung gegeben zu haben. Auch Doppelstücke, etwa des
Urteils oder der Anklageschrift, wurden beim Bestand
gelassen.
Inhaltliche Charakterisierung:
Das Findbuch "Roter Koffer" beschreibt Unterlagen, die im Büro Erich
Mielkes zusammengestellt wurden. Sie umfassen Akten zum Prozess Erich
Honeckers als illegaler KJVD-Funktionär in den 30er Jahren aus den
Beständen des Oberreichsanwaltes beim Volksgerichtshof und des
Reichsjustizministeriums sowie Material aus dem Bestand des Büros
Walter Ulbricht und eine damals aktuelle Notiz aus dem MfS. Dazu kamen
Auswertungen der Prozessmaterialien, die offensichtlich bei der
Zusammenstellung dieser Unterlagen angefertigt wurden. Die Materialien
werden nach der Verfilmung des Kofferinhaltes wieder in die
ursprünglichen Bestände eingegliedert und befinden sich dann zum Teil
im Bundesarchiv und zum Teil in der Behörde der Bundesbeauftragten für
die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Beide
Behörden haben sich darauf geeinigt, alle früher im Koffer
aufbewahrten Unterlagen zusammen zu verfilmen und den Film nach den
für das jeweilige Material geltenden Benutzungsbestimmungen in beiden
Häusern für die Benutzung bereit zu stellen. Der Bestand "Roter
Koffer" existiert deshalb weiterhin als Film, auch wenn er in dieser
Zusammenstellung nicht in einem Magazin vorhanden ist. Der Koffer
selbst wird als Dauerleihgabe des Bundesarchivs von der
Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen verwahrt und bei
Ausstellungen präsentiert.
Erschließungszustand: Zur
Benutzung des Materials:
Die Materialien werden
in dem hier beschriebenen Zusammenhang verfilmt, um die Art der
Zusammenstellung beim Minister für Staatssicherheit Erich Mielke
evident zu erhalten. Der Film kann sowohl im Bundesarchiv in Berlin
wie in der Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen
Republik benutzt werden.
Die verfilmten
Unterlagen sind in der Reihenfolge des ursprünglichen
Beschlagnahmeprotokolls des Gemeinsamen Landeskriminalamtes
nummeriert. Als Endprovenienz sind die Signaturen der zurückgeführten
Unterlagen in den jeweiligen Beständen angegeben, mit denen sie nach
besonderer Genehmigung bestellt werden können. Die Benutzung der
Originalunterlagen ist aus Erhaltungsgründen eingeschränkt. Den
Filmaufnahmen geht jeweils ein Deckblatt voraus, das die vollständigen
Angaben zur Erschließung enthält.
Vorarchivische Ordnung: Zum
Bestand:
Die Unterlagen, die in diesem Findbuch
beschrieben sind, wurden im Ministerium für Staatssicherheit
zusammengeführt und in einem roten Plastikkoffer im Panzerschrank im
Büro Erich Mielkes aufbewahrt. Es handelt sich dabei um eine Art
Selekt mit Unterlagen aus anderen, größtenteils bereits vorher
archivierten Beständen, vor allem aus dem Bestand der Akten des
Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshofs im Zentralen Staatsarchiv der
DDR. Die Zusammenstellung umfasst Unterlagen zur politischen und
persönlichen Vergangenheit Erich Honeckers.
Umfang, Erläuterung: 2
Mikrofilme
Zitierweise: BArch DS
1-F/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DS 1-F
- Umfang
-
26 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Sammlungen >> Sonstige Sammlungen
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: BArch, R 3018 Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof
BArch, R 3001 Reichsjustizministerium
SAPMO, DY 30 SED, Büro Walter Ulbricht
Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
Literatur: Monika Kaiser, Machtwechsel von Ulbricht zu Honecker. Funktionsmechanismen der SED-Diktatur in Konfliktsituationen 1962-1972, Berlin 1997
- Provenienz
-
Ministerium für Staatssicherheit, 1950-1990
- Bestandslaufzeit
-
1935-1945, 1950, 1970
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Ministerium für Staatssicherheit, 1950-1990
Entstanden
- 1935-1945, 1950, 1970