Bericht
Grauer Pflegemarkt und professioneller Pflegearbeitsmarkt in Bayern: Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen und des Pflegearbeitsmarktes bis zum Jahr 2020
Das IAB geht in dieser Stellungnahme auf die Ergebnisse eigener Modellrechnungen zu professionell versorgten Pflegebedürftigen und Pflegebedürftigen, die durch Angehörige/Haushaltshilfen versorgt werden, für Deutschland insgesamt und für den Freistaat Bayern ein. Zwei Szenarien zeigen, in welchem Korridor sich die Zahl der Pflegebedürftigen, die künftig professionell versorgt werden müssen, bewegen könnte. Danach könnte in Bayern die Zahl der Pflegebedürftigen im ambulanten Bereich im Jahr 2020 zwischen 88.000 und 110.000 liegen. Für den stationären Bereich ergeben die Modellrechnungen eine Spannbreite von 139.000 bis 169.000. Demzufolge würden zwischen 138.000 und 190.000 Pflegebedürftige durch Angehörige beziehungsweise Haushaltshilfen versorgt werden. Falls das Verhältnis zwischen Pflegepersonal und Pflegebedürftigen konstant bleibt, bewegt sich der künftige Bedarf an professionellen Pflegearbeitskräften in Bayern dementsprechend zwischen 100.000 und 122.000 (in Vollzeitäquivalenten). Sollte der Bedarf an Pflegekräften durch Produktivitätssteigerungen im Pflegebereich sinken, sind die Zuwächse etwas kleiner. Solche Produktivitätsfortschritte dürften allerdings aufgrund der überwiegend arbeitsintensiven Tätigkeiten im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen eher gering ausfallen. Die Modellrechnungen machen deutlich, inwiefern die Entwicklung des professionellen Pflegearbeitsmarktes vom Engagement der pflegenden Angehörigen und von Produktivitätsfortschritten abhängt. Sie wird aus Sicht des IAB allerdings auch von der Beschäftigung ausländischer Haushaltshilfen beeinflusst. Angehörige von Pflegebedürftigen stehen vor der Entscheidung selber die Pflege zu übernehmen, ambulante Pflegedienste einzusetzen, die Unterbringung in einem stationären Pflegeheim zu arrangieren oder eine (ausländische) Haushaltshilfe einzusetzen. Da die Beschäftigung ausländischer Haushaltshilfen oftmals die günstigste Alternative zur Versorgung eines Pflegebedürftigen darstellt - insbesondere wenn es sich um eine zeitlich intensive Betreuung handelt - könnte diese Beschäftigungsform in naher Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Diese Entwicklung wird durch die zunehmende Zahl an Demenzerkrankungen begünstigt, da in diesem Fall oftmals eine Betreuung rund um die Uhr notwendig ist. Da sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Zeitverlauf ändern und unter Umständen einen erheblichen Einfluss auf die Wahl des Pflegearrangements haben können, wurden diese Anreize in den Modellrechnungen jedoch bewusst ausgeblendet. Seit Mitte 2010 gibt es einen branchenspezifischen Mindestlohn für die Beschäftigten. Seine Auswirkungen auf das Arbeitsangebot können a priori nicht eindeutig bestimmt werden, da zwischen dem Pflegearbeitsmarkt und anderen Branchen (sowie der illegalen Beschäftigung) Interdependenzen bestehen. Sie hängen nicht nur von den Rahmenbedingungen in der Pflege, sondern auch von den Bedingungen in den anderen Arbeitsmarktsegmenten (Arbeitszeiten, Löhne, berufliche Perspektiven usw.) ab, die sich ebenfalls im Zeitverlauf ändern können.
- Sprache
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Deutsch
- Erschienen in
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Series: IAB-Stellungnahme ; No. 7/2011
- Klassifikation
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Wirtschaft
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Pohl, Carsten
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
- (wo)
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Nürnberg
- (wann)
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2011
- Handle
- Letzte Aktualisierung
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20.09.2024, 08:24 MESZ
Datenpartner
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bericht
Beteiligte
- Pohl, Carsten
- Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
Entstanden
- 2011