Baudenkmal
Bremerhaven, Mitte-Nord, Wiener Straße 3, Bogenstraße 17, Am Leher Tor
Die Pestalozzi-Schule entstand 1909-1910 in der Nachbarschaft des Städtischen Krankenhauses, direkt an der Stadtgrenze zu Lehe, als Gemeindedoppelschule nach Entwurf von Stadtbaurat Julius Hagedorn. Sie war eine Volksschule für Knaben und eine für Mädchen unter einem Dach und nach beinahe 40 Jahren wieder der erste Neubau einer Volksschule in Bremerhaven (zuletzt war das Schulhaus an der Grenzstraße, die Goetheschule, entstanden). Die Einwohnerzahl war in Bremerhaven zwischen 1885 und 1905 von 14722 auf 22920 gestiegen. Die Stadt wuchs in dieser Zeit parallel mit der Erweiterung der Kaiserhäfen über die heutige Lloydstraße hinaus nach Norden. Die Pestalozzischule integrierte 1911 in den Parterreräumen des Ostflügels auch die 1898 gegründete, und seither Fröbelschule genannte Hilfsschule, die für den Unterricht "schwachbefähigter" Kinder sorgte, denen durch eine gezielte Förderung in kleinen Klassenverbänden geholfen werden sollte, über die unteren Volksschulklassen hinauszukommen. Ziel war eine gerechte, individuelle und erfolgreiche Betreuung dieser Kinder. Die Pestalozzi-Schule ist eine vergleichsweise große Schule: Eine Jungen- und eine Mädchenschule von je 16 Klassen mit maximal 50 Schülern pro Klasse (zu Beginn waren es 550 Mädchen und 600 Jungen). Die beiden Schulen befanden sich in einem Gebäude und waren durch zwei Turnhallen voneinander getrennt. Die Turnhallen dienten auch als Aula, auf deren eigenständige Ausbildung aus Kostengründen verzichtet wurde. Auf eine Trennung der Geschlechter auf dem Schulhof etwa durch eine Mauer oder einen Zaun wurde verzichtet, obwohl getrennte Schulhöfe wegen "vermeintlicher sittlicher Gefahren" zu dieser Zeit durchaus noch die Regel waren. Der Neubau wurde kurz nach der Körnerschule in Lehe vollendet, deren zweiter Bauabschnitt damals bereits in der Ausführung war. Im Vergleich zur Volksschule in Lehe war die Pestalozzischule jedoch "reicher ausgestattet und großzügiger eingerichtet" (Körtge). Für die Errichtung der Körnerschule, ebenfalls eine Doppelanstalt mit ähnlichem Grundriss, waren rund 500.000 Mark weniger zur Verfügung gestellt worden. Die Pestalozzischule war das erste größere Bauwerk, das Julius Hagedorn im Amt des Stadtbaurats für die Stadt Bremerhaven entwarf. Erst nach längerer Diskussion hatten sich die Entscheidungsträger der Stadt auf einen Bauplatz zwischen dem heute nicht mehr vorhandenen Städtischen Krankenhaus und dem St.-Joseph-Hospital, in direkter Lage am Bahndamm der Verbindungsbahn, geeinigt. Durch die Verwendung der Materialien Tuffstein und Klinker suchte Hagedorn die Annäherung an die Gestaltung des Hospitals, wählte aber im Unterschied den Renaissancestil für die aufwendigen Dekorationen der Portale und die Giebel der ursprünglich vorhandenen Zwerchhäuser. Trotz der nach Kriegsbeschädigungen und Umbauten stark vereinfachten Dächer beeindruckt die Dreiflügelanlage der Schule noch heute durch ihre Monumentalität und künstlerisch hochwertige Durchbildung ihrer Gliederungen. Von einer repräsentativen Erscheinung der Schule und der qualitätvollen Durchbildung des Bauornaments versprach sich Hagedorn einen positiven "Bezug auf das Gemütsleben" der Schüler, wie er in der Baubeschreibung zur Pestalozzischule festhielt. (zit. nach Kähler 1994: 106)
- Bezeichnung
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Pestalozzischule
- Land
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Bremen
- Ort
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Bremerhaven, Mitte-Nord
- Straße und Hausnummer
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Wiener Straße 3, Bogenstraße 17, Am Leher Tor
- Ereignis
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Herstellung
- (wann)
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1909-1910
- Beteiligte
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Hagedorn, Julius [Entwurf]
- Rechteinformation
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Landesamt für Denkmalpflege Bremen
- Letzte Aktualisierung
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28.01.2022, 14:07 MEZ
Datenpartner
Landesamt für Denkmalpflege Bremen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Schule & Volksschule
Beteiligte
- Hagedorn, Julius [Entwurf]
Entstanden
- 1909-1910