Bestand
Basel (Domstift) (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Seit 1792 Flüchtungen des Archivs des Basler
Domkapitels von dessen Sitz in Arlesheim, zuletzt nach Regensburg.
Bei der Säkularisation 1803 Übernahme des Archivs von Regensburg
nach Karlsruhe wegen des badischen Anspruchs auf die
rechtsrheinischen Besitzungen des Domstifts. Extraditionen zwischen
Baden und den Basler Kantonen bis 1923. Einreihung der ältesten
Urkunden in die Bestände A-E und den Rödel-Selekt
Inhalt und Bewertung
Generalia,
badische Orte A-Z, nichtbadische Orte A-Z
Zur Geschichte des Basler
Domstifts: Wie an den anderen Domkirchen entlang des Rheins
schieden sich auch in Basel die Vermögensmassen von Bischof und
Domkapitel im Lauf des hohen Mittelalters. So entstanden einerseits
das Hochstift, andererseits das Domstift, und naturgemäß erwuchsen
aus den getrennten Geschäftsbereichen auch separate Archivkörper.
Das Domstift hatte bis zur Reformation seinen Sitz bei der
Kathedrale in Basel und suchte, als es 1529 die fortan evangelische
Stadt verlassen musste, Zuflucht im vorderösterreichischen und
mithin katholischen Freiburg im Breisgau. Dort erwarb es 1587 das
Stürtzel¿sche Anwesen, den heutigen Basler Hof
(Kaiser-Joseph-Straße 167), in dem es bis zur Einnahme der Stadt
durch die Franzosen residierte. 1678 siedelte es schließlich nach
Arlesheim im Baselbiet über, wo es bis zur Säkularisation zu Beginn
des 19. Jahrhunderts ansässig blieb. Zum Herrschaftsgebiet des
Domkapitels gehörten zur Zeit des Alten Reiches die
rechtsrheinischen, dann badischen Orte Schliengen, Steinenstadt,
Mauchen und Istein.
Überlieferungsgeschichte: Das
Archiv des Domkapitels wurde bei den Ortswechseln von Basel über
Freiburg nach Arlesheim stets mitgeführt. In Arlesheim erfolgte im
18. Jahrhundert seine Neuordnung der Bestände. Die Kriege im
Gefolge der Französischen Revolution machten wiederholte
Flüchtungen des Archivs erforderlich, 1792 von Arlesheim nach
Basel, im Jahr darauf nach Schaffhausen (in 23 Kisten) und 1799
nach Regensburg. Aufgrund der Bestimmung des
Reichsdeputationshauptschlusses (1803), wonach ¿die Reste des
Bistums Basel¿ samt dem Besitz des Domkapitels dem Kurfürsten von
Baden zufallen sollten, wurde das domkapitelische Archiv wenig
später in Regensburg an Baden ausgeliefert und nach Karlsruhe
verbracht. Teile der derart erworbenen Überlieferungen wurden
später in die Schweiz extradiert, zuletzt 1923 in einer
Tauschaktion mit dem Kanton Basel-Stadt. Auch im Basler Stadtarchiv
gibt es einen umfangreichen, rund tausend Stücke zählenden
Urkundenbestand ¿Domstiftsarchiv¿, der 1529 offenbar ¿ vielleicht
weil die Besetzung der Dompropstei aufgrund eines Zugeständnisses
Papst Clemens VII. dem städtischen Rat oblag ¿ dort verblieben und
nicht nach Freiburg überführt worden war. Nur der Vollständigkeit
halber sei noch erwähnt, dass das Archiv der Basler Bischöfe 1529
in die bischöfliche Residenz nach Pruntrut gebracht wurde und sich
zum Teil noch heute dort befindet (Archives de l'ancien Évêché de
Bâle), zum Teil liegt es im Staatsarchiv Basel. Allerdings sind
einzelne Stücke mehr oder minder zufällig ins Generallandesarchiv
gelangt, so namentlich das Lehnbuch des Basler Bischofs Friedrich
zu Rhein aus dem Jahr 1441.
Verzeichnung: In Karlsruhe
wurden, wie im 19. Jahrhundert hier üblich, die Urkunden von den
Akten und Amtsbüchern getrennt. Unter letzteren sind vor allem die
Domkapitelsprotokolle von 1537 bis 1792, die Jahrzeitbücher und
sechs Bände Findbücher des alten Domkapitelsarchivs zu nennen. Die
Urkunden wurden nach dem Brauer¿schen Rubrikenschema geordnet und
nach 1886 von Alois Schulte verzeichnet; anschließend haben 1910
Hermann Baier und Albert Krieger das Bandrepertorium geschrieben.
Die Neusignierung erfolgte 1986. Die Konversion des
handschriftlichen Findmittels besorgte 2012 Frau Johanna Gilg, die
Endredaktion 2014 Kurt Andermann. Weiteres Archivgut gleicher
Provenienz befindet sich insbesondere in den Beständen A bis E, 44,
61, 62, 64-68, 72, 85 und 176 sowie im Bestand 229 bei den einst
domkapitelischen Orten.
Literaturhinweise: Hansmartin
Schwarzmaier/Gabriele Wüst (Bearb.), Die Bestände des
Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 2, Urkundenbestände (1-45),
Stuttgart 1996, S. 148-153 (dort auch Nachweise für die ältere
Literatur); Marco Jorio, Der Untergang des Fürstbistums Basel
(1792¿1815). Der Kampf der beiden letzten Fürstbischöfe Joseph
Sigismund von Roggenbach und Franz Xaver von Neveu gegen die
Säkularisation, Freiburg i. Ü. 1981; Catherine Bosshart-Pfluger,
Das Basler Domkapitel von seiner Übersiedlung nach Arlesheim bis
zur Säkularisation (1678-1803) (Quellen und Forschungen zur Basler
Geschichte 11), Basel 1983; Marco Jorio, Das Schicksal des
fürstbischöflich baslerischen Archivs seit 1789, in: Basler
Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 83 (1983) S. 85-125;
Werner Kundert, Die badischen Ansprüche auf die Besitzungen der
säkularisierten Hochstifter Konstanz und Basel in der Schweiz, in:
Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 39 (1991) S. 157-175;
Nicola Eisele, Das Basler Domkapitel im Freiburger Exil
(1529-1678). Studien zum Selbstverständnis einer reichskirchlichen
Institution (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 49),
Freiburg i. Br. u. a. 2004.
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 19
- Umfang
-
1900 Urkunden im Signaturbereich 1-1890; Nr. 1476 ist unbelegt
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Ältere Bestände (vornehmlich aus der Zeit des Alten Reichs) >> Urkunden >> Größere Territorien >> Basel (Domstift)
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Inventare des Großherzoglich Badischen General-Landesarchivs, 4. Band, Karlsruhe 1911, S. 155-162; Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 2, Urkundenbestände, bearb. von Hansmartin Schwarzmaier und Gabriele Wüst, Stuttgart 1996, S. 148-153; Josef Bader, Regesta des ehemaligen Hochstifts Basel von 999-1360, in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 4 (1853) S.208- 240, 356-384, 457-474. - Ders., Urkunden und Regeste über die ehemalige Hochstift Baslerische Landvogtei Schliengen, in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 15 (1863) S.225-255, 458-488; 16 (1864) S.227-256; 17 (1865) S.99-126, 221-254, 356-374, 466-490; 18 (1866) S.218-224, 476-489; 19 (1867) S.105-128, 194-122; Heinrich Boos, Urkundenbuch der Landschaft Basel, 3 Bde., Basel 1881-1883; Urkundenbuch der Stadt Basel, hrsg. von der Historischen und antiquarischen Gesellschaft zu Basel, 11 Bde., Basel 1890-1910; Helvetia Sacra Abt. 1 Bd. 1, Bern 1972 S.142 ff. und 275 f.; Catherine Bosshart-Pfluger, Das Basler Domkapitel von seiner Übersiedlung nach Arlesheim bis zur Säkularisation (1687-1803), Basel 1983; Marco Jorio, Der Untergang des Fürstbistums Basel (1792-1815), Freiburg/Schweiz 1983; Ders., Das Schicksal des fürstbischöflich-baslerischen Archivs seit 1789, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 83 (1983) S.85-125, insbes. S. 117
- Bestandslaufzeit
-
1239-1801
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1239-1801