Bestand

Landvogtei Schwaben/Oberamt Altdorf (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Die Archivalien stammen zum größten Teil aus dem alten Bestand B 59, der in seinem Kern auf Aushebungen Lotters im Oberamt Ravensburg zurückgeht. Hinzu kamen die Urkunden von B 60 und B 61
Inhalt und Bewertung
Der Bestand umfasst sämtliche Urkunden der Provenienz Landvogtei Schwaben bzw. des Oberamts Altdorf sowie der vorderösterreichischen Zentralbehörden betreffend die Landvogtei bzw. das Oberamt, sofern diese nicht in den beständen B 23, B 32 sowie in den Oberamtsslekten enthalten sind. Hinzu kommen vermutlich eine kleiner Anzahl von Urkunden der Pertinenz Landvogtei Schwaben/Oberamt Altdorf, deren Provenienz heute nicht mehr zu klären ist.

I.: Die nachfolgend erschlossenen Urkunden stammen zum größten Teil aus dem alten Bestand B 59 Schwaben, Landvogtei, der in mehrfacher Hinsicht einen künstlichen, im Archiv gebildeten Auslesebestand darstellt. Er geht in seinem Grundstock zurück auf Aussonderungen des Geheimen Archivars Lotter im Oberamt Ravensburg, in der Reichsstadt und im Landgericht Ravensburg in den Jahren 1826 bis 1829. Es handelte sich dabei meist um unzusammenhängende Schriftstücke bzw. von Gruppen von Schriftstücken mit der Pertinenz Landvogtei, die dann nach der Zugehörigkeit der in ihnen jeweils vorkommenden geographischen Angaben zu den württembergischen Oberämtern geordnet wurden. Es kommen vor: Oberamt Biberach - Oberamt Blaubeuren - Oberamt Ehingen - Oberamt Leutkirch - Oberamt Ravensburg - Oberamt Riedlingen - Oberamt Saulgau - Oberamt Tettnang - Oberamt Waldsee - Oberamt Wangen - Oberamt Wiblingen. Die damals ausgesonderten Stücke wurden im Auftrag Lotters von dem "Scribenten" Jäger zusammengestellt und bilden heute noch den Grundstock des bislang kurrenten Repertoriums; ergänzt wurde dieses Verzeichnis, in dem naturgemäß nicht zwischen Akten, Urkunden und Bänden unterschieden wurde, durch zahlreiche Nachträge von Lotters eigener Hand. Insgesamt wurden in ihm nur vereinzelt Pergamenturkunden erfasst, wohl aber Abschriften zahlreicher älterer Urkunden. Viele der in diesem ursprünglichen Verzeichnis erfassten Nummern sind heute nicht mehr vorhanden, bzw. wohl im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts provenienzgerecht zugeordnet worden. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in dieses Verzeichnis sodann immer wieder Nachträge nach Pertinenzgesichtspunkten eingefügt, zunächst unter Beibehaltung der Oberamtsgliederung, später dann einfach am Ende des Bestands. Unter diesen am Ende eingefügten Archivalien fällt zunächst eine Gruppe von 32 Urkunden auf, die wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts Karl Friedrich Wintterlin hier angeschlossen hat. Sie waren 1888 zusammen mit weiteren Dokumenten - insgesamt 258 Nummern - vom Staatsfilialarchiv Ludwigsburg abgegeben worden und entstammen zum größten Teil einem Corpus von "zerstreut aufgefundenen Pergamentsdokumenten", die sich ursprünglich im Archivdepot der Stuttgarter Legionskaserne (Tübingertor-Kaserne) befunden hatten und von denen der dort tätige Archivkommissar Valentin Schloßstein ein Verzeichnis angefertigt hatte, das noch erhalten ist (HStAS E 61 Bü 207). In der Legionskaserne war unter anderem auch das ehemalige Weingartner Archivdepot untergebracht, in dem sowohl Akten des Klosters Weingarten, als auch der Landvogtei Schwaben und mediatisierter Klöster (u. a. Löwentals) aufgegangen waren. Schon in Weingarten war es zu Vermischungen gekommen, die sich in der Tübinger-Torkaserne fortsetzten. Entsprechend lässt sich die Provenienz dieser Gruppe von Archivalien recht gut analysieren. Es handelt sich etwa zur Hälfte um Urkunden aus der Registratur des Klosters Weingarten, 2 Stücke stammen aus Kloster Löwental, die übrigen vermutlich aus der Landvogtei Schwaben, was sich aus Vermerken Schloßsteins ergibt, nach denen diese sich ebenfalls im Archivdepot Weingarten befunden haben. Der zweite große Block umfaßt ca. 150 Urkunden, die um 1960 hier - ebenfalls nach Pertinenzgesichtspunkten - eingeordnet wurden, wobei einerseits die Zugehörigkeit eines erwähnten Ortes zur Landvogtei, andererseits aber auch inhaltliche Kriterien, also Vorgänge und Sachverhalte, in denen die.Landvogtei eine Rolle spielte, maßgeblich waren. Die Herkunft dieser Archivalien ist heute nicht mehr im einzelnen zu klären; auch ihre Provenienz ist nicht mehr durchgängig nachzuweisen. Der größte Teil dürfte immerhin aus dem Oberamt Ravensburg stammen und war vermischt mit vorderösterreichischen Regierungsakten über das Wiblinger Archivdepot in die Tübingertor-Kaserne gelangt. Daraus erklärt sich, daß hier immer wieder auch Urkunden vorderösterreichischer Zentralbehörden auftauchen. Hinzu kamen einige Urkunden aus dem Weingartner Depot, die Schloßstein mit dem Vermerk versehen hatte "Unter die Sammlung pergamentne Urkunden, welche nicht in das künftige Repertorium aufzunehmen", die er also für wertlos hielt. Vielleicht wurden auch drei Urkunden, die eindeutig Weingartner Provenienz sind, schon in der Tübingertor-Kaserne mit den übrigen Archivalien vermischt. Einige Urkunden waren zunächst auch in die Bestände B 60, Vorderösterreichische Regierung betreffend Oberamt Altdorf, bzw. B 61, Oberamt Altdorf aufgenommen worden. Mitunter ist es unklar, ob eine Urkunde ursprünglich aus der Registratur des Oberamts der Landvogtei oder aus der städtischen Registratur von Ravensburg stammt. Weitere Urkunden sind eindeutig nach ihrer Provenienz zuzuordnen; sie wurden wohl im Zuge der Bildung des Bestands erst im Staatsarchiv dazugelegt. Es kommen vor: Kloster Löwental Landgericht auf Leutkircher Heide Oberamt Rottenburg Stift Buchau.

II.: Angesichts dieses Befunds ist der Bestand in der vorliegenden Form nicht zu erhalten. Da aber eine vollständige provenienzgerechte Aufteilung kaum mehr möglich erscheint, vor allem nicht bei den Urkunden, wurde zunächst der nachstehend verzeichnete Bestand "Landvogtei Schwaben. Urkunden" gebildet, wobei ein sehr weitgehender Urkundenbegriff zugrundegelegt wird. Urkunden sind demnach auch alle möglichen Abschriften von Urkunden, insofern sie isoliert und ohne registraturmässigen Zusammenhang vorkommen. Der verbleibende relativ kleine Auslesebestand an Akten soll dann unter Herauslösung von Fremdprovenienzen auf die Bestände B 60, Vorderösterreichische Regierung betreffend Oberamt Altdorf und B 61, Oberamt Altdorf, aufgeteilt werden. Bei dem so entstandenen Urkundenbestand B 59 wurden zunächst sämtliche eindeutig erkennbaren Fremdprovenienzen ausgesondert. Es sind dies immerhin über 10 % des Gesamtbestands. Den größten Block (18) stellen die Weingartner Urkunden dar, sie gehören in die Bestände B 515 und B 522 des Hauptstaatsarchivs. Danach kommt eine Gruppe von 8 Stücken, die aus vorderösterreichischen Regierungsbeständen stammen, die heute im Generallandesarchiv Karlsruhe verwahrt werden. 7 Urkunden gehören in den an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart gefallenen Teil des Archivs des Klosters Kreuzlingen im Thurgau (B 469), 4 Urkunden in dem Bestand des Klosters Löwental (B 471), je 2 Urkunden stammen aus dem Oberamt Rottenburg (B 40) bzw. aus Stift Buchau (B 373), je 1 Urkunde aus Kloster Schussenried (B 505) und Kloster Weißenau (B 523). Im Gegenzug wurden die wenigen Pergamenturkunden aus den Beständen B 60 und B 61 dazugenommen. Der nunmehr 319 Urkunden umfassende Bestand vereinigt mithin Urkunden betreffend die Landvogtei Schwaben, deren Provenienz überwiegend die Registratur der Landvogtei Schwaben bzw. des Oberamts Altdorf ist. Mindestens 30 Urkunden stammen aus den Registraturen der Innsbrucker Zentralbehörden. Bei vielen Urkunden aber bleibt die Provenienz nach wie vor völlig unklar. Dies gilt auch für die in den entsprechenden Oberamtsselektbeständen des Hauptstaatsarchivs Stuttgart (H 22, Biberach, H 24, Ehingen, H 33, Leutkirch, H 41, Ravensburg, H 42, Riedlingen, H 44, Saulgau, H 46, Tettnang, H 47, Waldsee, H 48, Wangen) zweifellos noch vorhandenen Urkunden der Provenienz Landvogtei bzw. vorderösterreichische Regierung betreffend Landvogtei. Es wurde darauf verzichtet, diese Urkunden mit dem Bestand zu vereinigen, weil keinerlei Gewähr dafür gegeben ist, daß tatsächlich auch alle entsprechenden Urkunden erfasst werden können. Den Hauptteil der Urkunden der Provenienz Vorderösterreichische Regierung betreffend die Landvogtei enthalten die Bestände B 23 und B 32, die auf anderem Wege schon früher direkt aus Ablieferungen der Freiburger Regierungsregistratur an das Staatsarchiv (B 23) bzw. über den württembergischen Lehenrat ins Staatsarchiv (B 32) gelangten. Die Regesten wurden zu etwa zwei Dritteln völlig neu erarbeitet, lediglich die um 1960 eingefügte Gruppe von Urkunden war durch vollständige Regesten erschlossen; sie mussten jedoch den heutigen Erfordernissen angepasst und stark überarbeitet werden. Angestrebt wurde eine mittlere Ausführlichkeit. So wurden in der Regel einzelne Bedingungen in Verträgen und Urteilssprüchen und die Beschreibung von Gütern nicht wiedergegeben, sondern lediglich verwiesen. Bei der Regestierung wirkten die ReferendarInnen des 38. Wissenschaftlichen Lehrgangs Miriam Eberlein und Frank Godthardt mit. Miriam Eberlein danke ich außerdem für wichtige Hinweise zur Bestandsgeschichte. Der Bestand umfasst 319 Urkunden (mit insgesamt 51 Inserten) im Umfang von 6 lfd. m. Stuttgart, im Februar 2004 Bernhard Theil

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 59
Extent
319 Urkunden

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803/1806-1810 >> Vorderösterreich >> Landvogtei Schwaben

Date of creation of holding
1347-1782

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Rights
Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1347-1782

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