Bestand
Deutscher Orden, Kommende Nürnberg (Bestand)
Deutscher Orden, Kommende Nürnberg: 1. Die Kommende Nürnberg
1209 schenkte König Otto dem kaum wesentlich vorher gegründeten Ordensspital St. Elisabeth die damals noch außerhalb der Stadt liegende und erst während der Ummauerung 1330/50 einbezogene Kirche und den Königshof zu St. Jakob. Schenkungen und v.a. Zukäufe (Dinkelsbühl, Erzberg, Eschenbach, Halsbach, Postbauer, Schneidheim, Ulsenbach, Weidelbach) mehrten Wirtschaftskraft und Wohlstand der nunmehr in Personalunion mit der Landkommende Ellingen verbundenen Kommende. Das Spital St. Elisabeth (zur Unterscheidung von dem 1339 gegründeten städtischen Hl.-Geist-Spital nunmehr auch "Altes Spital" genannt) mit Gerichtsbarkeit vor allem in Eckersmühlen stieg noch im 13. Jh. zum bedeutendsten des Deutschen Ordens neben dem in Marburg auf. Der Verfall der Ordensmacht in Preußen seit Beginn des 15. Jhs. ließ auch Nürnberg nicht unberührt und drängte Spital und Kommende auch finanziell immer stärker in die Defensive. 1419 veräußerte der Orden daher seine gesamten Besitzungen innerhalb der Stadtmauern bis auf den Kommendenbezirk und die Jakobskirche an die Reichsstadt. In zahlreichen bis zum Ende des Alten Reiches 1806 ausgefochtenen Streitigkeiten mit dem um Ausschaltung konkurrierender Gewalten bemühten Rat konnte die Kommende ihre Eigenständigkeit zwar behaupten. Sie verlor jedoch während der Reformation ihr Recht auf Religionsausübung in der Jakobskirche, in der fortan evangelische Gottesdienste gefeiert wurden. Im Unterschied dazu blieb immerhin die Übergabe der Kommende durch Gustav Adolf 1632 an die Reichsstadt durch das Ende der schwedischen Machtstellung in Süddeutschland nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen 1634 Episode.
Während der Orden mit der Reichsstadt bis Ende des 18. Jhs. nie zu einem endgültigen Ausgleich gelangte, einigte er sich mit den Markgraftümern in mehreren Rezessen grundlegend, wobei hier nur der Austausch der meist zum Amt Ulsenbach gehörigen Streubesitzungen um Dietenhofen westlich von Nürnberg gegen ehemals zum Kloster Heilsbronn gehörige Güter als Beispiel genannt werden soll.
Die Verwaltungsreform von 1789 wandelte die Kommende Nürnberg in ein Obervogteiamt um und unterstellte dieses dem neugebildeten Oberamt Ellingen. Die Hardenbergische "Revindikation" betraf 1796 allein die im Ansbachischen liegenden Güter (Eschenbach), die von Frankreich dann zum 1. August 1806 an Bayern übergeben wurden. Dieses hatte das Amt Postbauer schon am 16. November 1805 in Besitz genommen, die Kommende in Nürnberg folgte schließlich zusammen mit der Reichsstadt am 27. September 1806.
2. Bestandsgeschichte
Die Geschichte der fränkischen Deutschordensarchive und -registraturen ist relativ kompliziert. Durch die Verwaltungsreform von 1789 wurde die Ballei Franken in das Deutschmeistertum eingegliedert und die Landkommende Ellingen in ein Oberamt umgewandelt. Das Balleiarchiv wurde mit dem Archiv des Meistertums vereinigt. Zudem zentralisierte der Archivar Wenzel Polzer auch einen Großteil der Kommendeüberlieferungen aus Ellingen, Nürnberg und Virnsberg in Mergentheim.
Nach der Mediatisierung und der Inkorporation der fränkischen, bayerischen und teilweise der schwäbischen Deutschordensgebiete in das Königreich Bayern 1806/09 wurde das in Nürnberg verbliebene Registraturgut von den bayerischen Nachfolgebehörden aufgenommen oder nach Dillingen in das dortige Archivkonservatorium gebracht. Dillingen wurde in der Folge zum bayerischen Hauptarchiv für Aktengut des Deutschen Ordens, insbesondere weil hier der inzwischen in bayerische Dienste übernommene Archivar Polzer tätig war. Er übernahm 1819 und 1821 zwei große Abgaben aus Stuttgart, wohin das Mergentheimer Archiv des Deutschmeisters und mit ihm auch der Landkommende Ellingen und ihrer Ämter verbracht worden waren. 1830 wurde das Dillinger Konservatorium in Neuburg a.d. Donau mit der dortigen Depotregistratur vereinigt und 1876 zum Kreisarchiv Neuburg aufgewertet. In den folgenden zwanzig Jahren verteilte man die hier konzentrierten Archivalien der fränkischen und bayerischen Kommenden und Ämter (nach Ortspertinenzen) auf die zuständigen Archive, weshalb 1896 auch das kgl. Kreisarchiv Nürnberg eine Abgabe von 124 Archivalien aufnahm. In jüngerer Zeit wurden diese um einzelne Stücke aus provenienzanalysierten Abgaben bayerischer Behörden ergänzt.
Der Bestand "Kommende Nürnberg" wurde somit aus den in nachstehenden Beständen (Abgabegemeinschaften) ermittelten Akten, Bänden und Rechnungen gebildet:
AG Cadolzburg, Nachlassakten
AG Markt Erlbach
Rep. 59, Rst. Nürnberg, Salbücher
Rep. 83 a, Rst. Nürnberg, Verschiedene Nürnberger Ämter, III. Verzeichnis 10
Rep. 225 / 16 / I, RA Hersbruck,
Rep. 225 / 24 / I, RA Schwabach
Rep. 236 / 22, LG ä.O. Windsheim
Rep. 271 / III, Reg. v. Mfr., K.d.Fin., Abg. 1909
StA Amberg (Abg. 2001), Beziehungen zum Deutschen Orden
StA Augsburg (Abg. 2002), Kommende Oettingen, Akten
3. Das Findbuch
Das vorliegende Findbuch umfasst insgesamt 185 Nummern, die nach einem für die Deutschordenskommenden neu entworfenen, an den Aufgaben orientierten Thesaurus gegliedert wurden. Dabei ist eine recht breite Palette von Quellentypen vertreten, vor allem die verschiedenen Amtsbücher wie Sal-, Zins-, Lehen- und Steuerbücher stechen jedoch hervor (und sind teilweise auch schon ediert worden, siehe Pfeiffer: Urbare). Verordnungen, Gemeindeangelegenheiten und Nachlasssachen finden sich ebenso wie Verträge und Protokolle der Niedergerichtsbarkeit sowie rund 140 Rechnungen zwischen 1557 und 1808. Diese wurden in der Kommende geführt, am Ende des Rechnungsjahres ins Reine geschrieben und zur Überprüfung in zweifacher Ausfertigung an das Trisoleiamt der Landkommende Ellingen als übergeordnete Instanz gesendet. Nach Beantwortung eventueller Beanstandungen wurde die Rechnung dort nochmals "abgehört" und das bewilligte ("justifizierte") Exemplar an die Kommende zurückgesendet. Das zweite Exemplar ("Duplikat") wurde hingegen im Trisoleiamt behalten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden jedoch beide Provenienzen im vorliegenden Bestandzusammengezogen.
Der Bestand wurde von Jürgen Wyschkon verzeichnet, formiert und tektiert. Johannes Staudenmaier besorgte leichte Vereinheitlichungen und Korrekturen des Findbuchs und passte es für die digitale Veröffentlichung dem EAD-Standard an.
4. Ergänzende Bestände
Ergänzend heranzuziehen ist auf jeden Fall der Bestand der "Landkommende Ellingen" (Rep. 205.1) ebenso wie der Behörden in Mergentheim. Insgesamt 900 Urkunden der Kommende bzw. diese betreffend sind im Bestand "Ritterorden Urkunden" (Rep. 205.0) überliefert. Ferner finden sich im Selekt "Deutscher Orden, Karten und Pläne" (Rep. 205.32) eine Vielzahl an Karten und Plänen zu den Kommendegebäuden und zum geplanten Neubau der Kirche St. Elisabeth.
5. Literatur (in Auswahl)
Bott, Gerhard (Hg.): 800 Jahre Deutscher Orden. Ausst.-Kat. Nürnberg 1990
Demel, Bernhard: Der Deutsche Orden in der protestantischen Reichsstadt, in: Arnold, Udo (Hg.): Stadt und Orden. Das Verhältnis des Deutschen Ordens zu den Städten in Livland, Preußen und im Deutschen Reich (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 44), Marburg 1993, S. 216-292
Diefenbacher, Michael: Der Deutsche Orden in Bayern (Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Bd. 19). München 1990
Diefenbacher, Michael: Fränkische Reichsstädte und Deutscher Orden, in: Müller, Rainer A. (Hg.): Reichsstädte in Franken. München 1987, S. 287-297
Hofmann, Hanns-Hubert: Der Staat des Deutschmeisters. Studien zu einer Geschichte des Deutschen Ordens im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte, Bd. 3). München 1964
Jaroschka, Walter: Probleme der Schriftgutüberlieferung des Deutschen Ordens in Bayern, in: Mitteilungen für die Archivpflege in Bayern 22 (1976) S. 3-14
Lampe, Karl H.: Die Auflösung des Deutschordenshauptarchives zu Mergentheim, in: Archivalische Zeitschrift 57 (1961), S. 66-130
Pfeiffer, Gerhard: Die ältesten Urbare der Deutschordenskommende Nürnberg. Neustadt/Aisch 1981
Weiß, Dieter J.: Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte Reihe IX, Bd. 39). Neustadt a.d. Aisch 1991, v.a. S. 2-12, 31-38
Weiß, Dieter J.: Deutscher Orden: Territorium und Verwaltung, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL:
J. Staudenmaier, 2014
- Reference number of holding
-
Staatsarchiv Nürnberg, Deutscher Orden, Kommende Nürnberg StAN Deutscher Orden, Kommende Nürnberg
- Extent
-
185
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> I. Altbestände (Territorien und Institutionen des Alten Reichs) >> Deutscher Orden >> Ballei Franken >> Kommende Nürnberg
- Related materials
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_uuid_aus alter Datenbank: bdf5c138-bc39-4008-a99e-ef5d3f71c109
- Provenance
-
Deutscher Orden, Kommende Nürnberg
- Date of creation of holding
-
1343-1808
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
18.10.2023, 9:31 AM CEST
Data provider
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Object type
- BestandAmtsbücher, Register und Grundbücher
Associated
- Deutscher Orden, Kommende Nürnberg
Time of origin
- 1343-1808