Bestand

105 Fachschule für Metallbearbeitung Aue (Bestand)

1. Verwaltungsgeschichte/Biographie: Geschichte der Höheren Fachschule für Metallbearbeitung und Installation in Aue/ Sachsen
Die Gründung der der Höheren Fachschule Aue erfolgte 1877. Die Einführung der Gewerbefreiheit in Deutschland machte es notwendig, einen engeren Zusammenschluss zwischen den Anhängern des deutschen Blecharbeitergewerbes voranzutreiben. Erste Anregungen zur Gründung einer Fachschule für Blecharbeiter gab 1873 Klempnermeister H. Henning in Elbing in Frankfurt/ Main auf einer Versammlung des "Vereins deutscher Blecharbeiter". Im August 1875 richtete sich Maschinenfabrikant Erdmann Kircheis an das sächsische Ministerium des Inneren und verwies auf die Notwendigkeit eine solche Schule zu errichten und pries Aue/ Schwarzenberg als einen günstigen Standort für ein Vorhaben dieser Art an. Das sächsische Ministerium des Inneren entsprach diesem Vorhaben und sicherte sowohl finanzielle Beihilfen als auch die Beteiligung an der Verwaltung der Schule. Die Verhandlung fand im September 1875 in Kassel statt. Es wurde ein Mindestalter von 17 Jahren für den Eintritt in die Schule bestimmt, ein Lehrplan erstellt und die Lehrzeit auf eineinhalb Jahre festgelegt. Nach Abschluss der Verhandlungen stellt die Stadt Aue den erforderlichen Bauplatz zur Verfügung und Fabrikant Erdmann Kircheis kümmerte sich um die Lieferung der notwendigen Maschinen und Werkzeuge. Ferner wurde im Fachblatt "Deutsche Blätter für Blecharbeiter" ein Aufruf zur finanziellen Unterstützung gestartet und schon im November 1876 konnten eine Summe von 31.000 RM, verzeichnet werden. Hinzu kam ein vom königlichen Ministerium in Aussicht gestelltes unverzinsliches Kapital von 30.000 RM. Am 25. Februar 1877 erfolgte die Gründung und Eintragung des "Vereins zur Errichtung und Unterhaltung einer Deutschen Fachschule für Blecharbeiter in Aue i. Sa." Die Grundsteinlegung war am 26. Mai 1877 und am 01.Oktober 1877 wurde die Schule eröffnet. Ziel der Schule war es durch theoretische und praktische Ausbildung "tüchtige Vertreter des Gewerbes" heranzubilden.
Anfang der 1890er wurde der theoretische Unterricht der Gas- und Wasserinstallation um praktische Komponenten erweitert. Es wurde ein Installationsraum errichtet und mit Anschauungs- und Lehrmitteln ausgestattet. 1907 erfolgte die Angliederung einer Installationsabteilung und dieser wurde die Gasversorgung, Wasserversorgung mit Entwässerungs- und Heizungstechnik neu angegliedert. Schon 1909 kam es mit dem Bau einer Installationshalle und Bau eines großen Zeichensaals zu einer nochmaligen Erweiterung der Anstalt.
Bis zum Weltkrieg entwickelte sich die Schule gut. Mit Ausbruch des Krieges sah sich die Schule mit einer eventuellen Schließung, aufgrund von Lehrer- und Schülermangel konfrontiert, was jedoch verhindert werden konnte. Der Schulbetrieb konnte, wenn auch eingeschränkt, weiter stattfinden. Es wurden Notprüfungen abgehalten, da einige Schüler zum Wehrdienst eingezogen wurden. Zudem nahm die Schule als eine der ersten Anstalten Kriegsbeschädigte unentgeltlich auf und ermöglichte so ca. 200 Kriegsbeschädigten eine Weiterbildung in ihrem erlernten Fach oder eine Umschulung. 66 Schüler fanden im Krieg den Tod. Ihnen zu Ehren wurde eine Gedenktafel mit den Namen der Gefallenen angefertigt.
1914 kam es zu einer erneuten Erweiterung der Schule. So wurde eine Sonderabteilung für Schnitte- und Stanzenbau errichtet. Diese trug dem Faktum der Massenproduktion und der damit benötigten Werkzeuge Rechnung. Der zunehmende Platzbedarf erforderte einen weiteren Ausbau der Schule. So wurde zu Ostern 1925 mit dem Erweitungsbau begonnen, welcher am 16. Oktober 1926 eingeweiht wurde. Seit dem 01. April 1926 gibt es in der Höheren Fachschule fünf Abteilungen A bis E:

A: Betriebsfachschule für die Massenfabrikation von Metallwaren,
B: Bauklempnerei- und Installations-Schule,
C: Schule für Schnitte- und Stanzenbau,
D: Schule für Heizungs- und Lüftungs-Technik, Wärmewirtschaft und
E: Elektro-Installations-Schule

Bis 1927 wurden in der Blechschule 3.246 Schüler ausgebildet die als selbständige Fabrikanten, Meister, Betriebsleiter usw. in industriellen Betrieben tätig waren.
Ab 1940 gibt es keine genauen Überlieferungen zur Geschichte der Höheren Fachschule. Lediglich aus einem Schriftwechsel wird ersichtlich, dass die Schule vor einer Schließung stand und das 3. Semester aufgrund von Lehrermangel beurlaubt werden musste. Ferner wurde die Studentenzahl zum 16.2.1946 auf 61 Studierende beziffert. Aus einem anderen Schriftstück von 1946 geht hervor, dass "Auf Anordnung der SMA […] die Ingenieur-Abteilung an unserer Schule geschlossen werden" musste. Zwischen 1945 und 1949 wurde die Höhere Fachschule in "Städtische Fachschule" umbenannt und später in Meister und Technikerschule.
Im Oktober 1949 wurde das Ausbildungsprofil an den Technischen Lehranstalten in Chemnitz erweitert. Infolgedessen wurden die Abteilungen der Höheren Fachschule (Meister- und Technikerschule) Aue in die Technischen Lehranstalten eingegliedert. Zuvor hatte die Deutsche Wirtschaftskommission beschlossen, die Meister- und Technikerschule in den Rang einer Ingenieurschule zu erheben. Laut einer Mitteilung der Direktion der Meister- und Technikerschule hatte die Einrichtung im November 1948 lediglich die Fachrichtungen Gesundheitstechnik und Stanzereitechnik. Mit der Eingliederung in die Technischen Lehranstalten wechselten fünf Lehrkräfte und 170 Schüler von Aue nach Chemnitz. Dort entstanden zwei neue Ingenieurschulen (so wurden die Abteilungen genannt) innerhalb der Technischen Lehranstalten, eine davon war die Ingenieurschule für "Blechverformung, Schnitte- und Stanzenbau"





2. Bestandsbeschreibung: Bestandsgeschichte
Das Universitätsarchiv verfügte bis 2009 nur über einen Splitterbestand der Höheren Fachschule für Metallbearbeitung und Installation Aue/ Sachsen, die vor allem aus Akten zum 50-jährigen Jubiläum im Jahre 1927 bestand. Der Umfang dieses Bestandes belief sich auf 0,15 lfm.
Am 05.05.2009 bot das Bundesarchiv im Zuge der Bestandsreinigung dem Universitätsarchiv Chemnitz ihren Bestand über die Höhere Fachschule Aue zur Übernahme an. Der Bestand hatte einen Umfang von ca. 4 lfm und bestand aus 31 Akteneinheiten (Ordner, Karteikarten usw.). Der zeitliche Umfang bezieht sich auf die Jahre 1877 bis 1949, wobei zeitliche Lücken vorliegen. Das Bundessarchiv erhielt diese Akteneinheiten ihrerseits am 29.05.1991 von der ehemaligen Abwicklungsstelle des ehemaligen Instituts für Fachschulwesen Chemnitz bei der Gemeinsamen Einrichtung der Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Chemnitz. Nach Klärung der notwendigen Modalitäten übernahm das Universitätsarchiv Chemnitz am 06.07.2009 den Bestand und erhielt auch ein numerisches Abgabeverzeichnis als Find- und Nachweismittel. Dieses beinhaltet Inhaltsverzeichnisse zu den einzelnen Ordnern bzw. Grobübersichten bei den übrigen Materialien.
Die Akten aus dem Bundesarchiv wurden mit dem Splitterbestand im Universitätsarchiv Chemnitz zusammengeführt. Die umfangreicheren Akten wurden beim Umpacken in mehrere Bände geteilt. Der Bestand wurde vorläufig in einer Liste erschlossen, ist zunächst nutzbar, muss aber weiter bearbeitet werden.
Christin Sowada, 24. September 2009
Ergänzung, Stephan Luther, Mai 2014

3. Erschließungszustand/Umfang: teilweise erschlossen, Ablieferungsliste; Umfang: 4,9 lfm.

Bestandssignatur
Universitätsarchiv Chemnitz, 105

Kontext
Universitätsarchiv Chemnitz (Archivtektonik) >> Bestände bis 1945

Bestandslaufzeit
1877 - 1949

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Letzte Aktualisierung
15.01.2024, 10:51 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1877 - 1949

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