Bestand

Possehl-Stiftung (Bestand)

Vorwort: Ludwig Joachim Heinrich Possehl (1810 -1875) gründete am 1. Mai 1847 die Firma Ludwig Possehl & Co. als Eisen-, Blech-, Steinkohlehandlung sowie als Kommissions- und Speditionsgeschäft. Diese Firma wurde am 1. Mai 1873 von seinem ältesten Sohn Johannes Ludwig Emil Possehl (1850 - 1919) übernommen. Emil Possehl besaß großes kaufmännisches Geschick und erweiterte die Firma, auch durch Zukäufe anderer Unternehmungen, weit über die Grenzen Lübecks hinaus. U. a. beteiligte sich Possehl an Kohlengruben und Hochofenwerken in Schweden. Mit einer eigenen Schiffsflotte förderte er den Handel mit schwedischen Erzen. Zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters wurde Emil Possehl Mitglied der Kaufmannschaft zu Lübeck. 1883 folgte die Wahl in den Vorstand der Handelskammer zu Lübeck. Seit 1885 gehörte er der Bürgerschaft in Lübeck an, wurde 1897 zum kaiserlich österreichisch-ungarischen Konsul ernannt und war seit dem 19. Dezember 1901 Senator der Freien und Hansestadt Lübeck.

Zeit seines Lebens mit seiner Heimatstadt Lübeck verbunden, beschloss der kinderlose Unternehmer, eine auch über seinen Tod hinaus wirkende Stiftung zu gründen. In seinem Testament von 1915 setzte Possehl die nach seinem Tod zu gründende Possehl-Stiftung als Universalerbin ein, die Stiftung wurde damit alleinige Gesellschafterin der Possehl-Gruppe. Emil Possehl starb am 4. Februar 1919 und wurde auf dem Burgtorfriedhof beigesetzt. Seine Frau ließ an dieser Stelle ein Mausoleum errichten. 1920 wurde die Possehlstraße nach ihm benannt. Am 15. November 1921 starb Wilhelmine Ernestine Possehl geb. Schönherr; sie wurde an der Seite ihres Mannes bestattet. Auch sie vermachte ihr Vermögen zum Einsatz für wohltätige Zwecke.

Die Stiftungszwecke der Possehl-Stiftung sind nach dem Willen Possehls auf seine Heimatstadt Lübeck beschränkt: Erhaltung des schönen Bildes der Stadt, Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen, Pflege von Kunst und Wissenschaft, Förderung der Jugend, Linderung der Not Bedürftiger.

Die Possehl-Stiftung zählt heute zu den finanzstarken Unternehmensstiftungen. Sie wird durch einen Vorstand geleitet, ein Arbeitsausschuss führt im Auftrag des Vorstandes die laufenden Geschäfte.

Die Possehl-Familienstiftung wurde zur Förderung der Nachfahren von Emil Possehls Vater Ludwig Possehl und der Nachfahren seiner Adoptivtochter Johanna von Boehm-Bezing, geb. Albert errichtet.

Bisherige Vorsitzende der Possehl-Stiftung:

Senator Dr. Julius Vermehren 1919 - 1928
Senator Johannes Paul L. Strack 1928 - 1930
Dr. Heinrich Görtz 1930 - 1933
Senator Dr. Friedrich Völtzer 1933 - 1934
Staatsrat Curt Helm 1934
Bürgermeister Dr. Hans Böhmker 1934 - 1942
Direktor Max Beyersdorf 1942 - 1946
Oberstadtdirektor Emil Helms 1946 - 1954
Rechtsanwalt Dr. Karl Bündel 1955
Baumeister Erich Trautsch 1956
Landgerichtspräsident Dr. Otto Begemann 1956 - 1961
Senator Dr. Joachim Köhn 1962 - 1973
Dr. Julius Edelhoff 1974 - 1985
Bürgermeister a. D. Werner Kock 1985 - 1993
Bürgermeister a. D. Dr. Robert Knüppel 1994 - 1999
Rechtsanwalt Dr. Helmuth Pfeifer 2000 - 2008
Apothekerin Renate Menken 2009 - 2015
Unternehmer Max Schön seit 2016

Literatur: Robert Knüppel, Sicher nach vorn. Possehl-Festschrift 1997 zum 150jährigen Jubiläum, Lübeck 1997; Doris Mührenberg, "Meiner geliebten Vaterstadt". 75 Jahre Possehl-Stiftung 1919-1994; Antjekathrin Graßmann, Possehl, Johannes Ludwig Emil, in: Neue Lübecker Lebensläufe, Neumünster 2009, S. 495 - 500; Jan-Jasper Fast, Vom Handwerker zum Unternehmer. Die Lübecker Familie Possehl. Lübeck 2000; Svetlana Dallmann, Zur Geschichte der Possehlwerke in Rußland, in: Zeitschrift des Vereins für lübeckische Geschichte und Altertumskunde 86 (2006), S. 135 - 151; Helmuth Niendorf, Geschichte des Handelshauses Possehl 1847 - 1919, Lübeck 1962.

Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: Ein Archiv der Possehl-Stiftung wurde durch Beschluss der Vorsteherschaft vom 18.10.1957 als Ersatz für die Schriftgutverluste der Stiftung beim Luftangriff 1942 begründet. Es bestand nur zum kleinsten Teil aus Aktenstücken früherer Registraturzusammenhänge, der weitaus größere Teil stammt aus privaten Sammlungen, Kopien von Akten und Druckwerken. Diese Unterlagen wurden 1969 vom Archiv der Hansestadt Lübeck übernommen. Sie umfassen u.a. Material zur Geschichte der Firma L. Possehl & Co. GmbH sowie Unterlagen betreffend Emil Possehl (Briefe, Fotografien, Testament zur Begründung der Possehl-Stiftung zugunsten der Hansestadt Lübeck und entsprechende Satzung, Possehl-Familienstiftung), im Weiteren persönliche Erinnerungsaufzeichnungen von Verwandten, Freunden und Mitarbeitern.

Bei einem Bewertungstermin im Jahre 2009 wurde die Registratur der Possehl-Stiftung gesichtet, archivwürdige Unterlagen ausgesondert und vom Archiv übernommen (Erwerb 46/2009). Die neueren Akten enthalten vornehmlich Protokolle des Vorstandes und des Arbeitsauschusses der Possehl-Stiftung sowie Unterlagen der Denkmalpflegeinitiative "Rettet Lübeck". Unterlagen, die sich auf die weiteren Stiftungszwecke (Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen, Kunst und Kultur sowie Jugend) beziehen, wurden nicht abgeliefert; hierzu muss auf die Protokolle zurückgegriffen werden.

Der vorliegende Bestand wurde einer umfassenden Revision unterzogen. Auch die Aktenverzeichnung des Altbestandes wurde grundlegend überarbeitet, die Akten teils neu geordnet. Sämtliche Aktentitel wurden digital in der Archivsoftware "Augias" erfasst. Spezielle Inhalte z. B. Pläne wurden gesondert aufgeführt. Die Unterlagen wurden entmetallisiert und in säurefreie Materialien umverpackt. Alle Akten wurden mit einer Signatur versehen, eine Altsignatur war nicht vorhanden. Eine Systematik wurde erstellt. Nach Verzeichnung und Verpackung fand die Arbeit ihren Abschluss in der Erstellung eines Findbuchs.

Der Bestand ist unter der Bezeichnung 05.2-14/132 Possehl-Stiftung in die Tektonik der Bestände des Archivs der Hansestadt Lübeck eingegliedert worden. Er umfasst 13,5 laufende Meter und den Zeitraum von 1860 - 2006. Damit steht der Aktenbestand "Possehl-Stiftung" incl. Systematik sowie umfassendem Personen-, Orts- und Sachindex in digitaler Form sowie als gedrucktes Findbuch zur Verfügung.

Eine Nutzung des Archivgutes kann aus Datenschutzgründen erst nach Erlaubnis durch die Archivleitung und Ausfüllen des Ergänzungsantrages erfolgen. Für die Nutzung des Archivgutes durch Dritte, die nur in den Diensträumen des AHL stattfindet, sind §§ 9, 11 und 15 des Landesarchivgesetzes für Schleswig-Holstein [LArchG] vom 18.08.1992 in der jeweils geltenden Fassung sowie die jeweils geltende Benutzungsordnung des Archivs der Hansestadt Lübeck sinngemäß anzuwenden.

Weitere Akten befinden sich in folgenden Beständen:
3.2-2/1.1 Handelsregister A (006)
5.2-14/31 Possehl-Kriegsstiftung
5.3-138 Possehl, Remy & Co.
5.5 Nachlass August Hersen (Prokurist der Firma)


Carmen Rave, Kerstin Letz Lübeck 2015

Reference number of holding
Archiv der Hansestadt Lübeck, 05.2-14/132

Context
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 05 Private Archive >> 05.2 Stiftungen >> 05.2-14 Kleinere Stiftungen

Date of creation of holding
1860-2006

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Rechteinformation beim Datenlieferanten zu klären.
Last update
22.02.2023, 10:29 AM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1860-2006

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