Bestand
Oberst Bogislaw von Bonin.- Sammlung von Heinz Brill (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Bogislaw von Bonin wurde 1908 in Potsdam geboren. Am 1. April 1926
trat er als Fahnenjunker in das 4. (Preuß.) Reiter-Regiment in Potsdam
ein und wurde am 1. Februar 1930 zum Leutnant befördert. 1935
wechselte er zum Panzerregiment 6 in Neuruppin, 1936 bis 1938 erfolgte
seine Generalstabsausbildung an der Kriegsakademie Berlin, die ihm die
sofortige Verwendung in der 1. Aufmarsch-/Operationsabteilung des
Generalstabes des Heeres beim OKH ermöglichte, wo er vom Herbst 1938
bis Frühjahr 1940 tätig war. Den Frankreichfeldzug erlebte Bonin als
1. Generalstabsoffizier der 26. Infanterie-Division. Bis zum 20. Juli
1944 folgten Frontverwendungen in ähnlichen Stellungen bei Divisons-,
Korps- und Armeestäben in Russland, Afrika und Italien mit einer
kurzen Unterbrechung, wo Bonin als Taktiklehrer 1942 an die
Kriegsakademie Berlin kommandiert wurde. Im Juli 1943 wurde Bonin zum
Oberst i.G. befördert. 1944 wurde er von Generaloberst Guderian zum
Chef der Operationsabteilung und damit zum Nachfolger von Adolf
Heusinger berufen. Am 17. Januar 1945 wurde er durch die Gestapo auf
persönlichen Befehl Hitlers wegen angeblichen Ungehorsams im
Hauptquartier des OKH Zossen bei Berlin verhaftet. Der eigentliche
Grund für seine Verhaftung war der durch Generaloberst Guderian
genehmigte Befehlsentwurf, der der Heeresgruppe A im Osten volle
Handlungsfreiheit; "im großen Weichselbogen" einschließlich der zur
Festung erklärten Stadt Warschau einräumte. Das ermöglichte zwar die
rechtzeitige Räumung der polnischen Hauptstadt, verstieß aber gegen
den "Führerbefehl". Bonin galt als Initiator der Weisung und wurde im
Gestapo-Gefängnis inhaftiert, später in die Konzentrationslager
Flossenbürg und Dachau verbracht. Nach amerikanischer Gefangenschaft
bis Ende 1947 schuf sich Bonin zunächst als Transportunternehmer eine
neue Existenz und erhielt später eine Anstellung bei der Daimler-Benz
AG. Am 3. Juni 1952 wurde Bonin vom Beauftragten des Bundeskanzlers
für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden
Fragen, Thedor Blank, zum Leiter der Unterabteilung "Militärische
Planung" berufen. Als solcher vertrat Bonin eine gewisse Skepsis
gegenüber nach seiner Ansicht weit überspitzten Reformplänen der
Grafen Baudissin und Kielmansegg. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag
auf den organisatorischen Vorbereitungen für die Aufstellung des
geplanten westdeutschen Verteidigungsbeitrages im Rahmen der sog.
Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG). Bonin äußerte Zweifel am
militärischen Sinn der EVG, insbondere an der Durchführbarkeit der
zeitlichen Planung. Bonin forderte eine Sicherung Westdeutschlands
durch die Schaffung einer tiefen, elastischen Sperrzone mit klarem
Schwerpunkt "Panzerabwehr" unmittelbar an der Ostgrenze der
Bundesrepublik.1954 folgten mehrmonatige Studienreisen nach England
und in die USA. Zu diesem Zeitpunkt versuchte Bonin mit Denkschriften
seinen Vorstellungen von einem westdeutschen Verteidigungsbeitrag bei
ehemaligen Generalen der Wehrmacht durchzusetzen; am 29. Juli 1955
wurde er schließlich entlassen. Ab 1956 war Bonin bei der Auto-Union
in Düsseldorf tätig. 1980 verstarb Bonin im Alter von 72 Jahren in
Lehrte.
Bestandsbeschreibung: Die
Sammlung besteht aus Unterlagen zur Räumung Warschaus 1945, der
Personalakte und Beurteilungen Bonins, Unterlagen zu Bonins Eintritt
in das Amt Blank, über dessen Mitarbeiter in der Dienststelle sowie
seine Ablösung als Leiter militärischer Planung 1953, Auszüge zum
Bonin-Plan, amerikanische bzw. britische Stellungnahmen, aus Sicht der
DDR zum Fall Bonin, sowie Stellungnahmen u.a. von Speidel, Heusinger,
Graf Kielmansegg, Graf Baudissin, de Maizière, Ruge,
Müller-Brandenburg und Weinstein aus dem Zeitraum 1973 bis 1976.
Weiterhin beinhalt die Sammlung Unterlagen des Sicherheitsausschusses
des Deutschen Bundestages und des Ministeriums für Gesamtdeutsche
Fragen, Bonins Amerikareise 1954, Veröffentlichungen, Interviews,
Denkschriften und Studien Bonins aus den Jahren 1953 bis 1961. Darüber
hinaus ist die Genese der Sammlung in der Korrespondenz von Heinz
Brill mit Bogislaw von Bonin und seiner Familie dokumentiert. Die
Unterlagen liegen z.T. in Kopie vor.
Hinweise
auf andere Bestände
BW 9 Dienststellen zur
Vorbereitung des Westdeutschen Verteidigungsbeitrages
RH 2 Generalstab des Heeres
RH
16 Kriegsakademie
RH 26-26 26.
Infanterie-Division
Erschließungszustand:
Online-Findbuch
Zitierweise: BArch MSG
162/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch MSG 162
- Umfang
-
46 Aufbewahrungseinheiten; 1,9 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
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deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Sammlungen >> Militärgeschichtliche Sammlungen
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur: Brill, Heinz (Hrsg.): Bogislaw von Bonin: Oppostition gegen Adenauers Sicherheitspolitik. Eine Dokumentation. Hamburg 1976.
Brill, Heinz: Das Problem einer wehrpolitischen Alternative für Deutschland. Die Auseinandersetzungen um die wehrpolitischen Alternativvorschläge des Obersten Bogislaw von Bonin (1952 ¿ 1955). Dissertation. Göttingen 1977.
Brill, Heinz: Bogislaw von Bonin im Spannungsfeld zwischen Wiederbewaffnung-Westintegration-Wiedervereiningung. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Bundeswehr 1952-1955 (= Militär, Rüstung, Sicherheit Nr. 49), 1. Aufl., Baden-Baden 1987.
Brill, Heinz: Bogislaw von Bonin im Spannungsfeld zwischen Wiederbewaffnung-Westintegration-Wiedervereiningung. Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Bundeswehr. Dokumente und Materialien (= Militär, Rüstung, Sicherheit Nr. 52), Baden-Baden 1989.
- Provenienz
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Brill, Heinz, Dr., 1945-1980
- Bestandslaufzeit
-
1945-1985
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Brill, Heinz, Dr., 1945-1980
Entstanden
- 1945-1985