Bestand

Schulamt (Bestand)

Geschichtliche Entwicklung
Im Jahre 1815 gab es in Köln 25 Knaben- und 21 Mädchenschulen im niederen Bildungssektor, noch keine städtischen Elementarschulen. Schulen bestanden lediglich in den einzelnen Pfarreien unter Anlehnung an die Pfarrkirchen. Nach einer Anordnung des Oberpräsidenten sollten diese Pfarrschulen die Stelle der öffentlichen Schulen einnehmen.
Nach der Durchführung einer umfassenden Bestandsaufnahme durch Fragebögen und Inspektionen ordnete die staatliche Schulverwaltung die Einrichtung von städtischen Schulbehörden an.
Für jede der vier Sektionen, in die die Stadt noch zu französischer Zeit analog zur Organisation der Friedensgerichte und dem folgend den vier Hauptpfarreien St. Maria im Kapitol, St. Peter, St. Columba und Dom eingeteilt worden war, wurden als Unterbehörden vier Schulvorstände eingerichtet, denen als Mittelbehörde die Schulkommission vorstand. Ab Juli 1816 war eine Schulkommission konstituiert.
Mitglieder der Schulkommission waren neben dem Oberbürgermeister als Vorsitzender, Vertreter der katholischen und evangelischen Geistlichkeit, der Verwaltung und der höheren Schulen sowie dem Präsidenten der Armenverwaltung auch ein weltlicher Schulinspektor, der die Schulinspektion vor Ort durchführte. Als Schulinspektor amtierte zunächst der bereits von den Franzosen eingesetzte Gymnasiallehrer Richard Benedikt Schmitz bis zu seiner Entlassung im Jahre 1819. Danach wurde die Schulinspektion zunächst von 4 Pfarrern, jeweils für eine Sektion durchgeführt, später als Provisorium von Arnold Joseph Schmitz und dem Pfarrer Gerard Kunibert Fochem wahrgenommen. Von 1833 bis 1858 übernahm der katholische Geistliche Dr. Johann Jakob Broix hauptamtlich die Aufgaben eines Schulinspektors. Es wurden folgende Arbeitsbereiche der Schulkommission zugewiesen: 1. Beaufsichtigung des Lehrpersonals, der Lehrgegenstände, der Pensionate und Privatanstalten, der Sonntagsschulen und der Gebäude; 2. Abnahme der Prüfungen für Unterlehrer sowie Inspektion dieses Personenkreises. Die Stadt unterhielt ein "Bureau der Schulkommission", in dem zu Anfang ein Sekretär und Polizei- Schulkommissar sowie ein Schulbote ihre Dienste versahen (Kölner Adressbuch 1844).
Im Zuge der neuen Kölner Schulordnung wurde im Herbst 1875 die Schuldeputation eingerichtet. Ihr wurden die Rechte der Schulkommission und die der bisherigen Schulvorstände übertragen. Neben Oberbürgermeister und Stadtschulinspektor(en) waren nunmehr 7 Stadtverordnete oder "andere Bürger" vorgesehen. Die Mitglieder wurden von der Stadtverordnungenversammlung gewählt. Vertreter von Religionsgemeinschaften wurden nicht mehr erwähnt. Mit der Bestätigung durch die Regierung war die neue Kölner Schuldeputation konstituiert. Der Schulinspektor nahm regelmäßig an den Sitzungen der Schuldeputation teil und informierte die Deputationsmitglieder über das Schulgeschehen.
Durch die große Eingemeindung von 1888 erhielten die Volksschulen bedeutenden Zuwachs, so dass die Errichtung einer zweiten Stadtschul- inspektion notwendig wurde. Mit Genehmigung der Königlichen Regierung wurde die erweiterte Stadt in zwei Schulbezirke eingeteilt: der bisherige Stadtschulinspektor Dr. Paul Brandenberg behielt die Aufsicht über die Volks- und Privatschulen in der Altstadt Köln, dem bisherigen Königlichen Kreis- schulinspektor des Landkreises Düsseldorf Dr. Friedrich Blumberger wurde die Aufsicht über die Volks- und Privatschulen in der Neustadt Kölns und in den Vororten sowie die Leitung der Bildungsanstalt für Elementarlehrerinnen übertragen. Das ständige Anwachsen der Bevölkerung, namentlich in den Arbeiter reichen Vororten, legte der Stadt fortgesetzt die Verpflichtung auf, für neue Schulen und Klassen zu sorgen, so dass zur Bewältigung der anwach- senden Arbeit 1898 ein dritter (Oberlehrer Dr. Cüppers) und 1907 ein vierter Stadtschulrat (Dr. Max Schmick) in die städtische Verwaltung eintraten. Die Bezeichnung "Stadtschulrat" wurde den Stadtschulinspektoren 1893 verliehen. Die vier Aufsichtsbezirke wurden nach geografischen Gesichtspunkten aufgeteilt. Bis 1927 hatte sich die Zahl der Aufsichtsbezirke und damit auch die Zahl der Stadtschulräte auf sechs erhöht. An der Spitze der Schulverwaltung stand als Vertreter des Oberbürgermeisters ein Beigeordneter.

Registraturverhältnisse
Vom Jahre 1814 bis zum Jahre 1887 waren die Akten der städtischen Verwaltung in einer Einheitsregistratur organisiert. Ausnahmen bildeten die Armenverwaltung und die Städtische Schulkommission, die bis dahin mehr oder weniger selbständige Verwaltungszweige waren und ihre Akten in einer eigenen Registratur führten. Bei der Neuorganisation der Aktenführung 1887 verblieben die Akten betreffend das Elementarschulwesen, die Präparanden- und Lehrerinnenbildungsanstalt sowie das Privatschul- und Unterrichtswesens in der Registratur C, die Akten betreffend die höheren Schulen, die Fach- und Fortbildungsschulen bei der Hauptregistratur H. Nach der 1889 erfolgten Teilung der Hauptregistratur H in die Registraturen H I und H II bildeten diese die Abteilung XII der Registratur H I.
Schon 1890 wurde die Registratur H I aber entlastet, die Schulabteilung XII wurde als Abteilung XIII der Registratur C angehängt. Von 1890 an wurden also Akten aller Schultypen einheitlich in der Registratur C bearbeitet. Im Jahre 1912 erhielt die Registratur C die neue Bezeichnung A. 4 - Abteilung für Schulwesen.
In Anlehnung an die Einteilung des Haushaltsplanes wurde die Verwaltung im Jahre 1928 neu gegliedert. So wurden die Abteilung für Schulwesen - A. 4 und das 1921 eingerichtete Amt für Berufs- und Fachschulen - A. 26, zu einem Amt, mit der Bezeichnung "Schulamt - A. 10", vereinigt. Die besonderen Aktenregistraturen wurden unter Aufteilung der Akten auf die Sachbearbeiter aufgehoben. Das gleichzeitig notwendige neue Aktenverzeichnis wurde unter Anwendung des Zehnersystems aufgestellt. Ferner wurde eine neue Aktenheftung eingeführt. Im Gegensatz zu der bis dahin praktizierten Fadenheftung wurden die einzelnen Schriftstücke nun gelocht und in besonders dazu eingerichtete Mappen und Aktendeckel eingefügt (Vertikalsystem). Im Jahre 1933 erhielt das Schulamt die Gliederungsziffer 71 mit den entsprechenden Unterabteilungen 711 - Abteilung für Volksschulen, 7111 - Volksschulen, 7112 - Sonderschulen, 7113 - Kindergärten, 7114 - Seminare und Institute, 712 - Abteilung für mittlere, höhere und sonstige Unterrichtsanstalten, 713 - Abteilung für Berufs- und Fachschulen, 7131 - Berufs- und Fachschulen, 7132 - Kölner Werkschulen und Gewerbeförderungsanstalt und 7133 - Technische Staatslehranstalt und Berufspädagogisches Institut.

Quellen und Literatur
Best. 3- 18- 36 ff. Beschlussbücher der Schuldeputation 1875- 1899 Best. 902, 189, 1 - 2 Volksschulwesen 1918- 1933 Best. 413, 24, 25 Personalakten der Beiräte 1935- 1944 Best. 413, 27, 29- 30 Berufung von Beiräten 1935- 1941 Best. 1010, 21 (Bayer), Zeitungsausschnittssammlung betreffend Schulwesen Die Stadt Köln unter Preußischer Herrschaft 1815 bis 191 5, hrsg. von der Stadt Köln, 2 Bände., Cöln 1915 (Eq 78)
Josef Martin Kames, Das Elementarschulwesen in Köln von 1815 bis 1850, Köln 1992 (Rechtsgeschichtliche Schriften , Bd. 4) (Ek 297) Irmgard Henrichfreise, Die Reorganisation des Elementarschulwesens in Köln von 1872 bis 1890, Köln 1998 (Ek 349)
Köln in hygienischer Beziehung, Festschrift, Köln 1898
Naturwissenschaft und Gesundheitswesen in Cöln, Festschrift für die Teilnehmer an der 80. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Cöln, Cöln 1908 (Eq 58)
Verwaltungsberichte der Stadt Köln (Ce 21)

Herkunft der Akten / Ordnungsverfahren
Das Schriftgut der Schulverwaltung wurde nach der Abgabe an das Historische Archiv erstmals in verschiedenen Aktenbeständen nach dem Pertinenzprinzip mit den Archivbezeichnungen Rep. 402, Best. 403 sowie Best. 40- 44 Schulamt erfasst. Zur geplanten Rekonstruktion der Altregistratur, das heißt zur Rückführung der Akten zu Provenienzbeständen, wurden anhand der Altsignaturen die entsprechenden Akten den aufzulösenden Beständen entnommen und zu neuen mit den Bestandsnummern 550 (Schulamt, Volksschulen), 551 (Schulamt, Höhere Schulen) und 552 (Schulamt, Fachschulen) formiert. Die Akten erhielten fortlaufende Nummern.
Den vorliegenden Bestand 550 bilden Akten des Volksschulwesens, der Präparanden- und Lehrerinnenbildungsanstalt sowie des Privatschul- und Unterrichtswesens aus der Registratur C und ihren späteren Bezeichnungen A. 4, A. 10. und 71 mit den Unterabteilungen 711 Abteilung für Volksschulen, 7111 Volksschulen, 7112 Sonderschulen, 7113 Kindergärten, 7114 Seminare und Institute. Er umfasst 1465 Akteneinheiten mit einer Laufzeit von ca. 1815 bis 1944.
Die Verzeichnung der Akten des Schulamtes sollte in der Form der Aktenanalyse durchgeführt werden. Einerseits bedingt durch den Wechsel der Bearbeiter, andererseits mangels konkreter Vorgaben hinsichtlich Form und Intensität der Verzeichnung sind die Analysen recht unterschiedlich ausgefallen. Eine nachträgliche Vereinheitlichung hätte umfangreiche Doppelarbeiten erfordert, die nicht zu vertreten waren. So wurde bei der Durchführung der Korrektur überwiegend in formaler Hinsicht vereinheitlicht, das heißt: Blattzahl, Bandzahl, Altsignatur, Altsignatur des HSTK wurden ergänzt; Aktentitel wurden in Einzelfällen überarbeitet. Außerdem wurde die Anzahl der vielen Abkürzungen innerhalb des Textes auf ein Minimum beschränkt.
Innerhalb der ausführlichen Aktenanalysen haben die Bearbeiter die entsprechenden, hier die blauen Blattzahlen zur näheren Bestimmung des Sachbetreffes angegeben. Durch die spätere Paginierung (graue Blattzahlen) verloren die blauen Blattzahlen ihre Gültigkeit. Eine Korrektur der Aktenanalysen ließ sich aus Zeitgründen nicht vornehmen.

Bestellsignatur: Best. 550/ laufende Nummer
Köln, den 28.6.2004


Abkürzungen
bzw. beziehungsweise
dass. dasselbe
desgl. desgleichen
Eb. Erzbischof
ebd. ebendort
evang. evangelisch evtl. eventuell
hgg. Herausgegeben
i. W. im Wesentlichen
israelt. israelitisch
jährl. jährlich
Jg. Jahrgang
kath. katholisch
kgl. königlich
OB Oberbürgermeister
OP Oberpräsident der
Kgl. Preuß. Provinzen
preuß. Preußisch
protest. protestantisch Sgr. Silbergroschen
sog. sogenannt
städt. städtisch
Tlr. Taler
u.ä.m. und ähnliches mehr
v. a. vor allem
VS Volksschule
z.T. zum Teil

Bestandssignatur
Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 550

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Letzte Aktualisierung
31.10.2023, 14:07 MEZ

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