Bestand
Staatsminister Graf Philipp von Normann-Ehrenfels (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Die Akten kamen im Jahre 1845 vom Ministerium des Innern zunächst an das Archiv des Innern und von dort über das Staatsarchiv Ludwigsburg 1924 an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart, wo sie anlässlich der Neuverzeichnung durch entsprechendes Schriftgut aus den Beständen des Außenministeriums ergänzt wurden.
Inhalt und Bewertung
Sie gliedern sich in:
1. Anbringen und Berichte von Normanns, Anweisungen des Herzogs/Kurfürsten/Königs;
2. Innere Angelegenheiten des Landes,
3. Besitznahme und Erwerb der neuen Lande;
4. Auswärtige Angelegenheiten
1. Zur Überlieferungsgeschichte: Der im pommerischen Stresow am 25. Oktober 1756 als Sohn eines preußischen Offiziers geborene Philipp Christian Friedrich von Normann zählt zweifelsohne zu den einflussreichsten württembergischen Staatsbeamten während der Regierungszeit von Herzog, Kurfürst und König Friedrich I. Er trat nach seiner Ausbildung an der Stuttgarter Hohen Karlsschule 1778 als Regierungsrat in die Dienste von Herzog Karl Eugen von Württemberg und hat in der Landesverwaltung rasch Karriere gemacht. So wurde er bereits 1791 zum Hofgerichtspräsidenten und im Jahr 1800 zum Geheimen Rat und Vizepräsidenten der Regierung bestellt. Nachdem er seit Ende der neunziger Jahre bei den Verhandlungen in Paris und Regensburg, bei denen es nicht zuletzt um Entschädigungen für die territorialen Verluste Württembergs auf dem linken Rheinufer ging, sein diplomatisches Geschick bewiesen hatte, ernannte ihn Herzog Friedrich am 8. Dezember 1802 zum dirigierenden Staatsminister für die neuen Lande, deren Anfall an Württemberg seit dem Sonderfrieden zwischen Württemberg und Frankreich im Mai 1802 in Aussicht stand. Am 1. Januar 1803 trat von Normann zudem an die Spitze der neu gegründeten Oberlandesregierung in Ellwangen, mit der eine eigene Zentralbehörde für Regierungs- und Justizsachen für die zunächst nicht in die altwürttembergische Staatsverwaltung eingebundenen neuen Territorien geschaffen wurde; ihr stellte man eine ebenfalls vom Staatsminister geleitete Hofkammer zur Seite. Als Präsident beider Behörden amtierte von Normann bis zu deren Auflösung im Zuge der Umstrukturierungen im württembergischen Staatsaufbau nach der Erhebung Württembergs zum Königreich am 1. Januar 1806. In seiner Eigenschaft als Staatsminister für die neuen Lande gehörte er zusammen mit dem Außenminister und dem Kriegsminister auch dem am 7. Mai 1803 gegründeten kurfürstlichen Staatsministerium an, in dem Alt- und Neuwürttemberg gemeinsam betreffende Fragen bearbeitet wurden. Nach der Einrichtung der Ministerialverfassung am 1. Januar 1806 übernahm der am selben Tag zum Grafen erhobene Philipp von Normann das neu geschaffene Amt eines Ministers des Innern, das er bis zu seiner Pensionierung am 7. Juni 1812 innehatte. Während seiner Amtszeit als dirigierender Staatsminister beschränkte sich die Tätigkeit von Normanns zumeist darauf, Herzog, Kurfürst und König Friedrich in all den Fällen, in denen dieser einen Ratschlag oder ein Gutachten einforderte, als Berater zu dienen. Als solcher hat er im Laufe seiner Amtszeit immer größeren Einfluss gewonnen. Was sich als Registratur des Staatsministers erhalten hat, ist das Ergebnis einer absolutistischen Regierung aus dem Kabinett heraus. Die Überlieferung spiegelt auch die Sonderstellung wider, die Normann in seiner Funktion als Staatsminister für die neuen Lande innerhalb des Behördenaufbaus Gesamtwürttembergs einnahm. Während der Jahre 1802/3 bis 1806/7 entstand nämlich weiteres Schriftgut, das im Bestand A 205 a Kurfürstliches Staatsministerium zusammengefasst wurde und eine Ergänzung zum vorliegenden Bestand darstellt. Da die dem Staatsminister vorgelegten Akten nach Erledigung oft an das Kabinett oder an die betreffenden Behörden zurückgingen, sollte bei einer Nutzung auch das Schriftgut des Kabinetts (A 8 - 16) im Hauptstaatsarchiv und der neuwürttembergischen Zentralbehörden im Staatsarchiv Ludwigsburg (D 1 Oberlandesregierung Ellwangen und D 2 Hofkammer Ellwangen) sowie der dortige Bestand D 10 Handakten des Staatsministers von Normann herangezogen werden. Die Akten spiegeln in ihrer Gesamtheit die vielfältige Tätigkeit von Normanns als Staatsminister wider und stellen eine wichtige Quelle für die württembergische Geschichte am Anfang des 19. Jahrhunderts dar. Umfangreiches Schriftgut von Normann-Ehrenfels enthält auch das Schloßarchiv Ehrenfels, das durch ein modernes Findmittel (von R. Keyler, 1996) erschlossen ist.
2. Zur Geschichte und Verzeichnung des Bestandes: Der vorliegende Bestand A 205 I Staatsminister Graf Philipp von Normann-Ehrenfels wurde von Karl Otto Müller in der Gesamtübersicht des Jahres 1937 als "A 205 Handakten des Staatsministers von Normann"(1) bezeichnet. Zwischen 1937 und 1940 erhielt dieser Bestand Zuwachs durch die Registraturakten des Grafen von Taube, des Grafen von Wintzingerode und des Grafen von Zeppelin, so dass er in der nachfolgenden Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart als "A 205 Handakten von Ministern"(2) firmierte. Diese "Handakten" des Freiherrn bzw. Grafen von Normann-Ehrenfels wurden im Dezember 1845 von der Registratur des Ministers des Innern an das Archiv des Innern abgegeben. Kurz nach der Ablieferung wurde der Bestand dort geordnet und verzeichnet, so dass bereits 1846 ein Findbuch vorlag. Dabei hat man das gesamte Schriftgut auf fünf Abteilungen (Allgemeine Landesangelegenheiten, Altwürttembergische Gegenstände, Neuwürttembergische Gegenstände im Allgemeinen und im Besonderen sowie Miszellen) aufgeteilt. Nachdem der Bestand 1908 mit dem Archiv des Innern in das nunmehrige Staatsfilialarchiv Ludwigsburg eingegliedert worden war, ist im Jahr 1924 das Schriftgut der Abteilungen A (Allgemeine Landesangelegenheiten), B (Altwürttembergische Gegenstände) und ein Teil von Abteilung C (Neuwürttembergische Gegenstände) an das Stuttgarter Archiv abgegeben worden(3) es bildete bis jetzt den ersten Teil des Bestandes A 205. In den Jahren nach 1940 wurde der Bestand von Otto Leybold aufgenommen, wobei die Abteilungen A, B und C belassen wurden. Angesichts des unbefriedigenden Erschließungszustands und der wenig glücklichen Ordnung des Bestands hat die Unterzeichnete im Januar 2006 - auch im Hinblick auf das Jubiläumsjahr zur Errichtung des Königreichs Württemberg 1806 - mit der Neuverzeichnung begonnen. Dazu geordnet wurden diejenigen Akten der Provenienz "Staatsminister Graf Philipp von Normann-Ehrenfels", die in den Beständen E 36 Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten I, E 41 Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten II, E 46 Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten III und E 56 Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten: Adelssachen enthalten waren. Sie stammen überwiegend aus den Jahren 1797 bis 1806 und betreffen - neben den inneren und äußeren Angelegenheiten des Kurfürstentums - vor allem die Besitznahme und Erwerbung Neuwürttembergs. Die neue Gliederung des Bestandes orientiert sich an derjenigen des Kurfürstlichen Staatsministeriums (Bestand A 205 a). Die den Beständen des Außenministeriums entnommenen Faszikel bzw. deren Unterfaszikel wurden soweit möglich bei- behalten (vgl. die Konkordanz am Ende des Repertoriums); den neu gebildeten Aktentiteln wurden die Betreffe der Findbücher der obengenannten E-Bestände bei den Signaturen in Anführungszeichen beigefügt. Vor der Neuaufnahme entschloss man sich, der besseren Übersichtlichkeit halber den alten Bestand A 205 in drei Teile aufzusplitten: A 205 I Staatsminister Graf Phjlipp von Normann-Ehrenfels, A 205 II Staatsminister Graf Levin von Wintzingerode und A 205 III Staatsminister Graf von Zeppelin. Die Registraturakten des Grafen von Taube wurden dem Bestand E 51 Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten: Handakten der Minister zugewiesen, da sie die Zeit nach 1806 betreffen. Die Neuverzeichnung von A 205 I Staatsminister Graf Philipp von Normann-Ehrenfels wurde im Februar 2006 unter Anwendung des Computerprogramms Scope fertiggestellt. Dieser Bestand A 205 I besteht nun aus 235 Büscheln im Umfang von ca. 5 lfd. m. Stuttgart, im März 2006 Christine Bührlen-Grabinger
Anmerkungen: (1) Gesamtübersicht über die Bestände der staatlichen Archive Württembergs in planmäßiger Einteilung, bearbeitet von Karl Otto Müller, Stuttgart 1937, S. 57. (2) Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, Altwürttembergisches Archiv (A-Bestände), bearbeitet von Hans-Martin Maurer, Stuttgart 1975, S. 72; desgl. 2. erweiterte Auflage, bearbeitet von Hans-Martin Maurer, Stephan Molitor und Peter Rückert, Stuttgart 1999, S. 89. (3) Vgl. die Vorbemerkung von Peter Müller im Bestandsrepertorium D 10 des Staatsarchivs Ludwigsburg.
Literatur: Dehlinger, Alfred: Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute, Bd. 1 - 2, Stuttgart 1851 - 1853 Hölzle, Erwin: Das alte Recht und die Revolution, München und Berlin 1931 Miller, Max: Die Organisation und Verwaltung von Neuwürttemberg unter Herzog und Kurfürst Friedrich, Stuttgart, Berlin 1934 Mößle, Wilhelm: Fürst Maximilian Wunibald von Waldburg-Zeil-Trauchburg 1750-1818. Geist und Politik des oberschwäbischen Adels an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Bd. 40), Stuttgart 1968 Paul, Ina Ulrike: Quellen zu den Reformen in den Rheinbundstaaten. Bd. 7: Württemberg 1797-1816/19 (Quellen und Studien zur Entstehung des modernen württembergischen Staates), München 2005 Pfeilsticker, Walther: Neues württembergisches Dienerbuch, Bd. 1 - 3, Stuttgart 1957 - 1974 Philipp Christian Friedrich Graf v. Normann-Ehrenfels: Denkwürdigkeiten aus dessen eigenhändigen Aufzeichnungen, hrsg. von K.H. Freiherrn Roth v. Schreckenstein, Stuttgart 1891 Raberg, Frank: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, Stuttgart 2001 Sauer, Paul: Der schwäbische Zar. Friedrich - Württembergs erster König, Stuttgart 1984 Schneider, Eugen: Normann, Philipp Christian Friedrich Graf von, in: ADB Bd. 24, Leipzig 1887, S. 20 Wintterlin, Friedrich: Geschichte der Behördenorganisation in Württemberg, Bd. 1 - 2, Stuttgart 1904 - 1906
Verwandte Bestände: Da die dem Staatsminister vorgelegten Akten nach Erledigung oft an das Kabinett oder an die betreffenden Behörden zurückgingen, sollte bei einer Nutzung auch das Schriftgut des Kabinetts (A 8 - 16) im Hauptstaatsarchiv und der neuwürttembergischen Zentralbehörden im Staatsarchiv Ludwigsburg (D 1 Oberlandesregierung Ellwangen und D 2 Hofkammer Ellwangen) sowie der dortige Bestand D 10 Handakten des Staatsministers von Normann herangezogen werden. Vgl. zur Ergänzung auch Bestand A 205 a Kurfürstliches Staatsministerium.
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 205 I
- Extent
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232 Büschel (5 lfd. m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Weltliche Zentralbehörden >> Geheimer Rat
- Date of creation of holding
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(1413 -) 1795 - 1808 (- 1823)
- Other object pages
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- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
20.01.2023, 3:09 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- (1413 -) 1795 - 1808 (- 1823)