Körperlichkeit

Abstract: Helden sind körperliche Wesen, und nicht selten werden sie für die physischen Leistungen verehrt, die sie erbracht haben oder die ihnen zugeschrieben werden. Die Körperlichkeit heroischer Figuren ist daher ein wichtiger Bezugspunkt von Heroisierungen und steht im Zentrum zahlreicher Heldendarstellungen und -erzählungen. Grundsätzlich zu unterscheiden ist zwischen dem Körper bzw. der ‚physis‘ eines Helden im engeren Sinne und dem weiteren und dynamischeren Begriff der Körperlichkeit, der neben der Physis insbesondere Physiognomie, Mimik, Gestik und Bewegungen umfasst. Auch bestimmte Objekte und Attribute wie Kleidung, Schmuck, Insignien, Rüstungen und Prothesen können als Extensionen des Körpers zur Konstitution von Körperlichkeit beitragen. Heroische Qualitäten werden durch sie ‚verkörpert‘ und im Habitus inszeniert. Dieses weite Verständnis liegt den folgenden Überlegungen zu heroischer Körperlichkeit zugrunde.

Die Körper heroischer Figuren verfügen über eine erhebliche kulturelle Präsenz. Dies liegt zum einen daran, dass sich mit ihnen Vorstellungen von Stärke, Schönheit, Leistungs- und Leidensfähigkeit, nicht selten auch von Jugendlichkeit und Maskulinität verbinden. Die Körperlichkeit heroischer Figuren fungiert als Vorbild und Projektionsfläche für kulturspezifische Ideale und Normen, die zum Teil weit über den Bereich des Heroischen hinausreichen. Zum anderen verdankt sich die Wirkmacht heroischer Körperlichkeit den zahlreichen künstlerischen Repräsentationen und medialen Manifestationen, durch die Heldenfiguren im öffentlichen Raum sichtbar werden und sich in das kollektive Gedächtnis einschreiben – vor allem in Bildern, Filmen und Skulpturen. Solche visuellen Heldendarstellungen weisen eine besonders starke Affinität zur heroischen Körperlichkeit auf, haben großen Anteil an ihrer Tradierung und Attraktionskraft.

In Übereinstimmung mit jüngeren kulturwissenschaftlichen Theorien wird im Folgenden Körperlichkeit nicht einfach als biologisch-materieller Fakt, sondern als Produkt sozialer und performativer Praktiken, insbesondere von künstlerischer Repräsentation und Inszenierung beschrieben. Damit wird die Körperlichkeit heroischer Figuren nicht als etwas Gegebenes aufgefasst, sondern als ein Phänomen, das sich im Prozess der Heroisierung und der Heldendarstellung konstituiert

Location
Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
Extent
Online-Ressource
Edition
Version 1.0, zuletzt bearbeitet am 1. August 2019
Language
Deutsch

Keyword
Held
Leiblichkeit
Körper
Heroisierung
Körper
Leiblichkeit
Physiognomie
Habitus
Aussehen
Sichtbarkeit
Held
Heroisierung
Männlichkeit
Idealisierung

Event
Veröffentlichung
(where)
Freiburg
(who)
Universität
(when)
2019
Creator

DOI
10.6094/heroicum/kd1.0.20190801
URN
urn:nbn:de:bsz:25-freidok-1502544
Rights
Der Zugriff auf das Objekt ist unbeschränkt möglich.
Last update
25.03.2025, 1:42 PM CET

Data provider

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Time of origin

  • 2019

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