Bestand
S Rep. 500 Standesamt I in Berlin, Hauptstadt der DDR (Bestand)
Vorwort: S Rep. 500 - Standesamt I in Berlin, Hauptstadt der DDR
Im Zusammenhang mit der administrativen Spaltung Berlins 1948 waren die Personenstandsunterlagen des Standesamtes I nahezu komplett in den Westteil der Stadt verbracht worden (vgl. S Rep. 600). Um ihr Fehlen auszugleichen und vorzunehmende Beurkundungen erledigen zu können, nutzte die Dienststelle im Ostteil zunächst die bis 1949 bei den Amtsgerichten verwahrten und dann an die Standesämter abgegebenen Nebenregister aus den Jahren 1874 - 1938. Die während des Krieges unterbrochenen Arbeiten in der Führung der Nebenregister wurden fortgesetzt. Zu den zeittypischen Aufgaben gehörten weiterhin die Bearbeitung der Sterbefallanzeigen des "Amtes für die Erfassung der Kriegsopfer" über in den Konzentrationslagern und ähnlichen Einrichtungen verstorbene KZ-Häftlinge oder die Eintragungen im Buch für Todeserklärungen aufgrund der ergangenen Verordnung über die Todeserklärung Kriegsverschollener durch Beschlüsse der Amtsgerichte. Außerdem wurden ab 1950 verstärkt Anstrengungen unternommen, Register aus den ehemals preußischen Provinzen jenseits von Oder und Neiße (vgl. S Rep. 100) aus verschiedenen Lagerorten in der DDR zusammenzuführen. 1951 waren 26.000 Bände in die Obhut des Standesamtes I gelangt, das diese Bücher verwahrte, auswertete sowie die entsprechenden Urkunden fertigte.
Dem ab 1952 in der Rückerstraße 9 untergebrachten Amt erwuchsen stetig verschiedene Sonderaufgaben, die dem Profil eines "Auslandsstandesamts" entsprachen: Das Standesamt I beurkundete Geburten und Sterbefälle, die sich während der Flucht der deutschen Bevölkerung aus Gebiete ereigneten, die infolge der internationalen Verträge nicht mehr zu Deutschland gehörten. Bescheinigungen und Urkunden wurden zudem aus den Registerbeständen ausgestellt, die weitgehend in Ost-Berlin verblieben waren: den Konsularregistern des Reiches, bis Jahrgang 1938 (vgl. S Rep. 400), den Kolonialregistern (vgl. S Rep. 300) und den Büchern aus den besetzten Niederlanden (vgl. S Rep. 250). Auch das "Hohenzollernregister" lagerte über Jahrzehnte in diesem Standesamt im Ostteil Berlins.
Nach der Verwaltungsreform, ab 1953, gehörte das Standesamt I als nachgeordnete Dienststelle nicht mehr zur Fachabteilung "Personalfragen und Verwaltung", sondern zur Abteilung Personenstandswesen im Geschäftsbereich des "Sekretärs" des Magistrats von Groß-Berlin. 1955 übernahm die Abteilung "Innere Angelegenheiten" die Zuständigkeit für das Ost-Berliner Personenstandswesen und wirkte hier als zentrale Aufsichtsbehörde auch für das Standesamt I.
Das Standesamt I arbeitete auf der Grundlage der Personenstandsgesetze der DDR vom 16. November 1956 und vom 4. Dezember 1981 und beurkundete Personenstandsfälle von Bürgern der DDR im Ausland. Außerdem sammelte es die Schiffsregistereintragungen über Geburten und Sterbefälle an Bord von Seeschiffen der DDR und Beschlüsse über Todeserklärungen (nur teilweise für 1948, seit 1949, separat für die DDR und Ostberlin). Dazu oblag ihm auch weiterhin die Beurkundung von Sterbefällen von Wehrmachtsangehörigen, soweit deren letzter Wohnsitz oder der gewöhnliche Aufenthalt nicht im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik oder des demokratischen Sektors von Groß-Berlin lag, sowie die Beurkundung der Sterbefälle von Kriegsgefangenen.
Eine besondere Aufgabe bildete die Fortschreibung und Beauskunftung aus den Erstregistern von Standesämtern der nunmehr Westberliner Bezirke, die im Rahmen von Rückführungen aus der Kriegsverlagerung nach Ostberlin gelangten und beim Standesamt I gesammelt wurden. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden diese Register an die örtlich zuständigen Ämter zurückgegeben.
Der Anlage I zum Einigungsvertrag zufolge hörte das "Standesamt I Berlin - Hauptstadt der DDR" mit dem Tag des Beitritts am 03. Oktober 1990 auf, als selbständiges Standesamt zu existieren. Die Unterlagen übernahm formal das Standesamt I in Berlin (West), das im vereinigten Berlin nun wieder die ursprüngliche Bezeichnung "Standesamt I in Berlin" trug.
Die Reform des Personenstandsgesetzes von 2009 hatte die Übernahme der Archivfunktion für die Personenstandsunterlagen der Standesämter durch das Landesarchiv Berlin zur Folge. Die hier beschriebenen Unterlagen gelangten ab 2013 aus dem Standesamt I in das Landesarchiv.
Das Landesarchiv Berlin verwahrt derzeit Sterberegister und dazugehörige Sammelakten. Namensverzeichnisse sind nicht vorhanden.
Laufzeit: 1948-1985
Erschlossen: 1351 AE
Allgemeiner Hinweis: Die Personenstandsregister, Namensverzeichnisse und Sammelakten werden erst nach Ablauf der gesetzlichen Fortschreibungsfristen von 100 Jahren (Geburten), 80 Jahren (Eheschließungen) bzw. 30 Jahren (Sterbefälle) archiviert. Der Überlieferungsstand im Landesarchiv Berlin entspricht diesen Vorgaben mit einer möglichen Verzögerung von fünf Jahren.
- Bestandssignatur
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S Rep. 500
- Kontext
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> S Bestände des Standesamts I in Berlin
- Bestandslaufzeit
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1948 - 1990
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
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28.02.2025, 14:13 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1948 - 1990