Bestand
A Rep. 227-07 AEG - Telefunken Gesellschaft für Drahtlose Telegraphie mbH (Bestand)
Vorwort: A Rep. 227 - 07 AEG Telefunken
1. Firmengeschichte
Um die Jahrhundertwende arbeiteten sowohl die Firma AEG als auch Siemens & Halske an der Entwicklung von Funkübertragungssystemen, vor allem für militärische Zwecke. Nach Auseinandersetzungen um die Nutzung von Patenten veranlasste Kaiser Wilhelm II. die Bildung einer gemeinsamen Firma. Am 27. Mai 1903 gründeten Siemens & Halske und die AEG zu gleichen Teilen als Gemeinschaftsunternehmen für Funktechnik in Berlin die "Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., System Telefunken" mit einem Stammkapital von 300.000 Goldmark. Am 11. November 1903 wurde "Telefunken" die Telegraphenadresse der Gesellschaft, beim kaiserlichen Patentamt auch als Warenzeichen eingetragen.
Mit der Unternehmensgründung legten am Beginn des Zeitalters der Funk- und Nachrichtentechnik die Unternehmen Siemens & Halske und AEG ihre Kenntnisse und Aktivitäten zusammen, um für die zivile Schifffahrt, das Militär und die Interkontinentale Nachrichtenübermittlung Funk- und Empfangsanlagen zu entwickeln und zu vermarkten.
Erster Technischer Direktor war Georg Graf von Arco. Die Firma produzierte drahtlose Sende- und Empfangsanlagen sowie Rundfunk und Fernsehempfänger.
Ab 1923 baute Telefunken Rundfunksender bzw. -empfänger. Mit dem Aufkommen des neuen Rundfunks waren die Jahre von 1924 bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 besonders Umsatzstark. Auf der 5. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin 1928 stellte die Firma erstmals Fernsehgeräte aus. Das 1930 von dem Telefunken-Mitarbeiter Fritz Schröter erfundene und immer noch verwandte Zeilensprungverfahren sorgte für flimmerfreie Bilder. Ab 1932 wurden gemeinsam mit der Reichspost Fernsehversuchssendungen durchgeführt.
Mit dem 1932 gegründeten Tochterunternehmen Telefunken-Platte GmbH wurde Telefunken auch einer der größten deutschen Unternehmen der Schallplattenindustrie. Ab 1934 entwickelte Telefunken "Zielfunkgeräte" als Vorläufer der heutigen Blindanflugsysteme (ILS).
Der mit einer neuartartigen Rechteck-Bildröhre von Telefunken bestückte deutsche Einheits-Fernseh-Empfänger wurde gemeinsam mit anderen Firmen der Rundfunkindustrie entwickelt und 1939 präsentiert. Im gleichen Jahr Übernahm die Firma das OSRAM-Werk A (wie AEG; das frühere Werk für Glühlampen der AEG) in der Sickingenstraße 71 (Berlin-Moabit), um die Produktion der technologisch wichtigen Elektronenröhren in eigener Regie weiterzuführen. Dort hatte seit 1920 OSRAM die Röhren für Telefunken hergestellt. Allein in dieser größten Röhrenfabrik Europas waren einschließlich Nebenbetrieb im Jahr 1939 ca. 8.000 Mitarbeiter beschäftigt, die jährlich bis 12 Millionen Elektronenröhren herstellten; diese Produktion umfasste 75% des deutschen Bedarfs.
Ende der 1930er Jahre betrug die Gesamtbelegschaft 23.500 Mitarbeiter und stieg im Verlauf des Krieges auf 40.000 an; darunter waren wie in fast allen deutschen Großbetrieben auch viele Zwangsarbeiter. 1941 übernahm die AEG die Telefunkenanteile von Siemens % Halske und führte die Firma als 100%ige Tochtergesellschaft weiter. Siemens & Halske bekam die Erlaubnis, bis Kriegsende die Telefunken-Patente weiter zu nutzen.
Vor und während des Zweiten Weltkrieges war die Telefunken-Gesellschaft die führende deutsche Firma auf dem Gebiet der elektronischen Kriegsführung: sie lieferte funk- und Radargeräte ("Würzburg"), ein Richtfunknetz für die Wehrmacht, Peilgeräte für die Luftwaffe, entwickelte für deren Nachtjäger das erste deutsche Flugzeug-Bordradar ("Lichtenstein-Gerät") sowie als Ortungsgerät gegen die mit Zentimeterwellenradar ausgerüsteten Flugzeuge der Alliierten den Warnempfänger "Naxos".
1945 wurden die Fabrikationsstätten zerstört, demontiert oder beschlagnahmt.
2. Bestandsinformationen
Die Überlieferung, gelangte in den 1950er oder 1960er Jahren in das Stadtarchiv Berlin. Die einzelnen Archivalien waren mit kurzen Vorblättern erschlossen.
2008 wurde die vorhandene Erschließung auf den einzelnen Archivalieneinheiten sowie den Außenverpackungen zusammengefasst und als vorläufiges Findmittel zusammengeführt. Alle Akten wurden neu verpackt, ggfs. geteilt und neu signiert.
Die Überlieferungen enthält mit wenige Ausnahmen (Nummern 1-4) nur Pläne und Zeichnungen von AEG-Produkten.
2009 erfolgte die Retrokonvertierung in die Datenbank Augias 8.1. durch den Praktikanten Herr Fedler.
Insgesamt umfasst der Bestand 648 [AE] 19.20 [lfm] aus den Jahren 1927 - 1945.
Die Benutzung erfolgt über Findbuch und Datenbank.
Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Landesarchiv Berlin, A Rep. 227-07, Nr. ...
3. Korrespondierende Bestände
A Rep. 227-01 AEG - Verkaufsbüro Berlin
A Rep. 227-02 AEG - Apparatefabriken Treptow
A Rep. 227-03 AEG - Fernmeldekabel- und Apparatefabrik Oberspree
A Rep. 227-04 AEG - Fabriken für Transformatoren und Hochspannungsschalter
A Rep. 227-05 AEG - Kabelwerk Oberspree
A Rep. 227-06 AEG - Kabelwerk Krakau
4. Verweis
Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin.Tektonik: I.2 Firmenarchive,Bestand: I.2.060 - FA AEG-Telefunken
5. Literatur- und Quellenverzeichnis
Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, Berlin 1953.
Theumer, Beate: Die Entwicklung der AEG-Apparatewerke Treptow bis zu ihrer Überführung von einem SAG-Betrieb in einen volkseigenen Betrieb (1926-1954) eine unternehmensgeschichtliche Untersuchung. - Selbstverl. (1995) Signatur: 04/0459
Koebel-Tusk, Eberhard: AEG - Energie, Profit, Verbrechen. - Verl. Die Wirtschaft (1958).- Signatur: Soz 1773
Peters, Dietlinde: Die AEG-Fabriken Brunnenstraße (1990) Signatur: Ser 173(3)
Emil Rathenau. 150. Geburtstag des Gründers der AEG Dokumentation des Festaktes und des Empfangs im Schloß Bellevue in Berlin am 12. Dezember 1988. - (1988) Signatur: 04/0958
Pohl, Manfred: Emil Rathenau und die AEG v. Hase & Koehler (1988) Signatur: 03/0885
Grzywatz, Berthold: AEG-Turbinenfabrik, Hüttenstraße 12-16. - (1987) Signatur: Ser 173(2,2)
Grzywatz, Berthold: Die AEG-Glühlampenfabrik Telefunken-Röhrenfabrik : Sickingenstraße. 70-71. - (1987) Signatur: Ser 173(2,2)
Das halbe Leben Geschichte und Gegenwart des arbeitenden Berlin; Bilder, Texte, Inszenierungen; AEG-Fabrikgebäude Ackerstraße; Ausstellung 01. Mai - 31. Juli 1987. - Haude & Spener (1987) Signatur: 88/0866
Das halbe Leben Geschichte und Gegenwart des arbeitenden Berlins. Ausstellung zur 750-Jahr-Feier im AEG-Fabrikgebäude, Ackerstraße. - Haude & Spener (1987) Signatur: 87/0822
Fabrikwelt um die Jahrhundertwende am Beispiel der AEG Maschinenfabrik in Berlin-Wedding. - DuMont (1983) Signatur: 84/0422
Czepuck, Harri: Ein Symbol zerbricht zur Geschichte und Politik der AEG. - Dietz (1983) Signatur: 07699
Gemeinsam Kämpfen für den Erhalt der Arbeitsplätze bei AEG-Telefunken! Selbstverl. (1982) Signatur: 04/1417
Buddensieg, Tilmann: Industriekultur Peter Behrens und die AEG. 1907-1914. - Mann (1981) Signatur: 85/0666
Von der Union Elektricitäts-Gesellschaft zur AEG elektrische Bahnen 1897-1898. - Motorbuch Verl. (1978) Signatur: B 743
Berger, Heinz: Ursachen der Erhaltung und Restaurierung der Macht des AEG- und Siemenskonzerns in den Westsektoren Berlins (1966) Signatur: 06894
Metzeltin, Erich: Von Lichterfelde zur AEG aus den Jugendjahren eines deutschen Lokomotivbauers. - (1960) Signatur: Zs 97(1960)
Koebel-Tusk, Eberhard: AEG Energie, Profit, Verbrechen. - Verl. Die Wirtschaft (1958) Signatur: Soz 1773
75 Jahre AEG Selbstverl. (1958) Signatur: Soz 1031
Radandt, Hans: AEG ein typischer Konzern Tribüne (1958) Signatur: 07228
Unsere AEG dargestellt für Freunde und Angehörige unseres Unternehmens. - Selbstverl. (1953) Signatur: Soz 338
AEG-Hilfsbuch für elektrische Licht- und Kraftanlagen Girardet (1939) Signatur: 87/0668(1)
Baberowsky, Erich: AEG-Ausstellung im "Haus der Technik" Besichtigung am 17.11.1929. - (1931) Signatur: Zs 124(1931)
Technischer Jahresbericht ? AEG, Berlin ; 1930 (ca. 1931) Signatur: 07/0350(1930)
Heideck, Erich: Neue Fabrikbauten und Industrieanlagen der AEG (1930) Signatur: Zs 1240(1930)
Katalog der AEG-Ausstellung der Fabriken Berlin N 4,Friedrichstr. 110/112 im Haus der Technik. Ausstellungskatalog. - Selbstverl. (ca. 1930) Signatur: 87/0668(3)
Elektrizität im Gaswerk AEG. - Selbstverl. (1930) Signatur: 87/0668(2)
Technischer Jahresbericht ? AEG, Berlin ; 1929 (1930) Signatur: 07/0350(1929)
R.R. Mirus: Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft Berlin Die Organisation der AEG-Zählerfabrik. - Organisation Verl.-Ges. (1929) Signatur: Soz 1121
Ziesel, Ernst: Neubauten der AEG in Oberschöneweide (1929) Signatur: 10094
Großtransformatoren-Halle der AEG in Berlin-Niederschöneweide (1929) Signatur: 10094
25 Jahre AEG-Dampfturbinen VDI-Verl. (1928) Signatur: Soz 307
Ufermann, Paul: Die AEG eine Darstellung des Konzerns der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft. - Verl. f. Sozialwissenschaft (1922) Signatur: Soz 306
Dienstvorschrift für Angestellte des AEG-Konzern (1921) Signatur: Soz 1181
Ansichten aus den Fabriken Brunnenstraße Selbstverl. (ca. 1916) Signatur: 06/0880
Zur Frage der Gestaltung der Bahnhofsanlagen der Nordsüdbahn und der AEG-Bahn auf dem Hermannplatz Löwenthal (1915) Signatur: B 216
AEG Fabriken (1915) Signatur: 06569
Ein Rundgang durch die AEG Fabriken Brunnenstraße (ca. 1911) Signatur: Soz 1218
Die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft 1883-1908. - Büxenstein (1908) Signatur: Soz 344
Das Kabelwerk der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft Berlin (1904) Signatur: Soz 1611
Lorenz, Detlef: Das AEG-Forschungsinstitut in Berlin-Reinickendorf Daten, Fakten, Namen zu seiner Geschichte 1928-1989. - Selbstverl. (2004) Signatur: 04/0811
Strunk, Peter: Die AEG Aufstieg und Niedergang einer Industrielegende. - Nicolai (2002) Signatur: 04/2015
Die AEG im Bild Nicolai (2000) Signatur: 09/0858
Berlin, 2009 Dr. Martin Luchterhand (Vorwort)
Ute Strauß
- Bestandssignatur
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A Rep. 227-07
- Kontext
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 6 Unternehmen der Wirtschaft >> A 6.2 Unternehmen der privaten Wirtschaft
- Verwandte Bestände und Literatur
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Verwandte Verzeichnungseinheiten: LAB A Rep. 227-01 AEG - Verkaufsbüro Berlin
LAB A Rep. 227-02 AEG - Apparatefabriken Treptow
LAB A Rep. 227-03 AEG - Fernmeldekabel- und Apparatefabrik Oberspree
LAB A Rep. 227-04 AEG - Fabriken für Transformatoren und Hochspannungsschalter
LAB A Rep. 227-05 AEG - Kabelwerk Oberspree
LAB A Rep. 227-06 AEG - Kabelwerk Krakau
Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin.-Firmenarchive,Bestand: I.2.060 - FA AEG-Telefunken
- Bestandslaufzeit
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1927 - 1945
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
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28.02.2025, 14:13 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1927 - 1945