Bestand
Feldartillerie-Regiment 50 (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Es handelt sich um die Akten des 3. Badischen
Feldartillerie-Regiments Nr. 50 sowie der Ersatz-Abteilung.
Das Regiment wurde am 25. März 1899 neu aufgestellt. Bei
Kriegsausbruch gehörte es zur 28. Feldartillerie-Brigade (28.
Infanterie-Division).
Bei Kriegsbeginn wurden für die
Ausbildung des Ersatzes, für die Neuaufstellung von
Kriegsformationen sowie die Sicherstellung des Nachschubes 100
Ersatz-Abteilungen gebildet. Die Ersatz-Abteilung für das Regiment
entstand bei der Mobilmachung in Karlsruhe.
Inhaltlich
besteht der Bestand vor allem aus der Überlieferung der allgemeinen
internen Verwaltung eines Feldartillerie-Regiments, seinen
Gefechten und Bewegungen und der Gewährleistung der permanenten
Kampfbereitschaft sowie der Ausbildung in der Ersatz-Abeilung.
Besonders nennenswert sind die Aktengruppen über die Stiftungen für
das Regiment, die Gefallenen, die Personalangelegenheiten, die
Kapitulationsverhandlungen, die militärischen Operationen, die
Gefechtsberichte, die Kriegstagebücher, die militärischen Befehle
und die Geschütze und Munition.
Inhalt des Bestands und
Benutzungshinweise: Bestand 456 F 88 enthält die Überlieferung des
3. Badischen Feldartillerie-Regiments Nr. 50, der dem Regiment
zugeordneten Ersatz-Abteilung sowie der nach dem Ersten Weltkrieg
zur Demobilmachung des Verbands eingerichteten Abwicklungsstelle.
Er umfasst eine Laufzeit von 1908 bis 1920. Den Großteil des
Bestands bildet die umfangreiche Aktenüberlieferung der Regiments-
und Abteilungsstäbe aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Neben den
Kriegstagebüchern sind Unterlagen zum Dienstbetrieb an der Front
sowie Gefechtsakten vorhanden. Das Aktenmaterial bietet
Informationen zur Gefechtsorganisation und zur taktischen
Verwendung der Artillerie im Stellungskrieg, aber auch zum Einsatz
von Gasmunition (vgl. 456 F 88 Nr. 141). Hervorzuheben sind zudem
die zahlreich vorhandenen Karten und Skizzen sowie
Luftbildaufnahmen, die Einblick in die strategische Lage und die
taktische Planung der Artillerieeinsätze bieten. Das 3. Badische
Feldartillerie-Regiment Nr. 50 wurde im Oktober 1899 aus der III.
Abteilung des 1. Badischen Feldartillerie-Regiments Nr. 14
aufgestellt, dessen sechste Batterie zusammen mit zwei neu
aufgestellten Batterien ebenfalls in den neuen Verband übernommen
wurde. Stationierungsort des Regiments war Karlsruhe. Bei Ausbruch
des Ersten Weltkriegs bestand das Regiment aus dem Regimentsstab
mit zwei Abteilungen zu je drei Batterien. Jeder Abteilung war eine
Leichte Munitions-Kolonne zugewiesen. Im Großverband der 28.
Division rückte das Regiment nach der Mobilmachung ins Elsass und
unterstützte dort die Angriffsbemühungen der Infanterie. In
Karlsruhe blieb eine Ersatz-Abteilung zurück, deren Aufgabe
vorrangig in der Bereitstellung und Ausbildung von Offizieren und
Mannschaften bestand. Während des Krieges war das Regiment
überwiegend der 28. Feldartillerie-Brigade innerhalb der 28.
Division zugeordnet. Einzelne Batterien wurden phasenweise anderen
Großverbänden unterstellt, etwa der 29. Division. Im Gegenzug
gelangten allerdings auch Einheiten anderer Verbände unter den
Befehl des Regiments. Mitte August 1914 wurde das
Feldartillerie-Regiment mit der Bahn nach Lothringen verlegt und
bei Saint Louis stationiert. Von dort aus nahmen die
zwischenzeitlich direkt einzelnen Infanterie-Formationen
unterstellten Abteilungen am Vormarsch nach Westen teil. Immer
wieder in schwere Kämpfe verwickelt, erlitt die I. Abteilung bei
Nitting durch französisches Artilleriefeuer hohe Verluste. Ab
September wurden die I. und die II. Abteilung zunehmend unabhängig
voneinander eingesetzt, blieben jedoch beide im Raum nördlich von
Nancy stationiert. Anfang Oktober 1914 folgte ein neuerlicher
Bahntransport zur Verbringung des Regiments nach Nordfrankreich.
Als neuer Einsatzort war das Gebiet um Lens vorgesehen, wo die
Formation Mitte des Monats zunächst zwischen Béthune und Lens,
später südwestlich von Lens in den Stellungskrieg überging. Die bis
dahin durch Mobilität gekennzeichnete Gefechtstätigkeit war fortan
vor allem von der Bekämpfung gegnerischer Angriffe und der
Verteidigung eigener Stellungen geprägt. In den Vordergrund rückten
zudem der ständige Ausbau und die Instandsetzung der Stellungen.
Der anfangs vergleichsweise ruhige Frontabschnitt war ab dem
Frühjahr 1915 immer stärker umkämpft und bildete im Mai und Juli
1915 den Schauplatz der "Lorettoschlacht", an der das Regiment bei
den Bemühungen zur Abwehr der großangelegten französischen Angriffe
mitwirkte. Noch vor dem Ende der Offensive wurden der Regimentsstab
sowie die I. Abteilung zusammen mit dem Großverband der 28.
Division mit der Bahn in die Gegend von Reims verlegt. Die
Stationierung der einzelnen Einheiten erfolgte zunächst in
Bazancourt nordöstlich von Reims, wo bis Mitte Juli auch Stab,
Batterien und Munitions-Kolonne der II. Abteilung eintrafen. In den
folgenden Wochen bezog das Regiment Stellungen wenige Kilometer vor
der östlichen Stadtgrenze. Im September intensivierten sich die
Kampfhandlungen. Ende Oktober 1915 wurden zwei Batterien sowie die
Munitions-Kolonne der II. Abteilung von Reims aus etwas weiter
östlich in den stärker umkämpften Frontabschnitt bei Tahure
verlegt. Im November folgte die Verlegung der übrigen Einheiten des
Regiments ins benachbarte Ardeuil. Mitte Juli 1916 wurde das
Regiment schrittweise von der Champagne an die Somme verlegt und
zunächst bei Saint Quentin untergebracht, ehe der Verband einen
Frontabschnitt im Raum zwischen Péronne und Saint Quentin
zugewiesen erhielt. In den folgenden Wochen wurde das Regiment
stark durch die heftigen Kämpfe an der Somme beansprucht. Aus dem
Kriegstagebuch geht für September und Oktober 1916 ein täglicher
Einsatz von insgesamt 1.000 bis über 2.000, an einigen Tagen sogar
von 3.000 bis über 4.000 Schuss Artilleriemunition hervor (vgl. 456
F 88 Nr. 64). Noch vor dem Ende der "Somme-Schlacht" wurde der
Verband im Herbst wiederum in die Champagne verlegt und am früheren
Frontabschnitt bei Sommepy-Tahure eingesetzt. Schon im Januar 1917
wechselte der Stationierungsort erneut, als das Regiment in die
Gegend von Bezonvaux nordöstlich von Verdun gebracht wurde. Hier
kam es immer wieder zu heftigen Kämpfen, die den Verband kaum zur
Ruhe kommen ließen. Anfang Februar 1917 wurde im Zuge der
Neuorganisation der Artillerie auch beim 3. Badischen
Feldartillerie-Regiment eine III. Abteilung aufgestellt. Die drei
Batterien wurden aus den Leichten Munitions-Kolonnen der
Abteilungen I und II, der Stab aus den beiden bestehenden
Abteilungsstäben gebildet. Nach einer mehrwöchigen Ausbildung der
Einheiten in Signy-l´Abbaye stieß die neue Abteilung bereits Anfang
Mai zum übrigen Verband hinzu. Zwischen Januar und Juli 1917 hatte
der Regimentsstab phasenweise das Kommando der Feldartillerie der
28. Division inne. Nachdem bereits in den Wochen zuvor während der
Ruhephasen einzelne Batterien zu Ausbildungszwecken kürzere Zeit
aus den Frontstellungen abrückten, wurden Ende Juni 1917 alle
Batterien auf den Schießplatz in Signy-l´Abbaye transportiert und
dort fortgebildet. Der Regimentsstab wurde im Zuge der nach Osten
verlegten Frontlinie direkt nach Spincourt östlich der Maas
gebracht, wohin die restlichen Einheiten des
Feldartillerie-Regiments Mitte August folgten. Auch dort war der
Verband in schwere und immer wieder verlustreiche Kämpfe
verwickelt. Im Oktober 1917 erforderte die sich verschlechternde
strategische Situation der Mittelmächte eine erneute Verlegung des
Regiments. Per Bahn wurden die Einheiten nach Tournai im
südwestlichen Belgien gebracht, dort nach kurzer Ausbildung der 11.
Division (IV. Armee) zugewiesen und bei Roeslare in Stellung
gebracht. Zwischen Februar und Juni 1918 traten zahlreiche
Zuordnungswechsel ein, verbunden mit der neuerlichen Verlegung an
die Somme Ende Februar und der Teilnahme an den schweren Kämpfen
zum Vormarsch über die Ancre südlich von Albert. Im Juli war der
Verband bei Lille eingesetzt, Anfang August über 100 Kilometer
weiter südlich bei Roye-sur-Matz und wurde von dort zusammen mit
der Frontlinie immer weiter nach Osten zurückgezogen. Ende
September wurde der Verband aufs Neue nach Belgien verlegt und dort
nahe der französischen Grenze bei Lille stationiert. Zum Zeitpunkt
des Waffenstillstands befand sich das Regiment nahe Gent und machte
sich von dort aus über Aachen auf den Rückmarsch nach Dorsten, wo
die Verladung nach Baden erfolgte. Nach der Rückkehr aus dem Feld
wurden der Stab und die I. Abteilung in Weingarten, die II.
Abteilung in Ober- und Untergrombach sowie die III. Abteilung in
Jöhlingen untergebracht. Im Dezember wurde die III. Abteilung
aufgelöst, von den übrigen Einheiten zudem die älteren Jahrgänge
entlassen. Durch die zu diesem Zweck eingerichtete
Abwicklungsstelle folgte bis Sommer 1920 die vollständige Auflösung
des Feldartillerie-Regiments.
Bestandsgeschichte: Nach Ende
des Ersten Weltkriegs verblieben die Akten der im Bereich des XIV.
Armeekorps aufzulösenden Formationen bei den mit ihrer
Demobilmachung befassten Abwicklungsstellen. Ab Januar 1920 wurde
mit der Einrichtung eines Korpsarchivs begonnen, in dem die
Unterlagen der Abwicklungsstellen zusammengeführt wurden. Auf diese
Weise gelangte der vorliegende Bestand in das im Herbst 1920
eingerichtete Korpsarchiv nach Heilbronn, welches am 1. April 1921
dem Reichsarchiv in Potsdam als Zweigstelle eingegliedert wurde.
Über einen Zwischenschritt im Heeresarchiv Stuttgart gelangten die
Unterlagen in den Jahren 1947 bis 1949 zusammen mit der übrigen
Überlieferung des XIV. Armeekorps an das Generallandesarchiv
Karlsruhe. Eine ausführliche Bestandsgeschichte findet sich in der
Einführung zu Bestand 456 F 8. Der Bestand 456 F 88 weist zum
überwiegenden Teil preußische Fadenheftung sowie Schnellhefter auf.
Die Akten dürften bereits durch den Registraturbildner in die noch
vorliegende Form gebracht worden sein, der Rest wurde wohl im
Anschluss an die Demobilmachung im Rahmen der Erstbearbeitung durch
die Reichsarchivzweigstelle Heilbronn formiert. Ein Zugriff auf die
zur Überlieferung des XIV. Armeekorps gehörenden Archivalien musste
zunächst über die in der Reichsarchivzweigstelle
Heilbronn/Stuttgart oder dem Heeresarchiv Stuttgart angefertigten
Verzeichnisse erfolgen. Als dauerhafte Findmittel waren diese
unzureichend, so dass auf Grundlage der sehr summarisch angelegten
Verzeichnisse schrittweise die Neuverzeichnung der Unterlagen
stattfand. Der vorliegende Bestand wurde im April 2013 für die
Bereitstellung im Internet überarbeitet. Er umfasst 157 Faszikel
mit einem Umfang von 3,1 laufenden Metern. Er ist unter der
Signatur 456 F 88 Nr. ... zu bestellen.
Literatur: Busche Hartwig /
Kraus, Jürgen: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen
Heeres 1914-1918, Teil 9, Feldartillerie, 2 Bde., Wien 2007. Cron,
Hermann: Die Organisation des deutschen Heeres im Weltkriege.
Dargestellt auf Grund der Kriegsakten, Berlin 1923. Deist, Wilhelm
(Bearb.): Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, 2 Teile,
Düsseldorf 1970. Fenske, Hans: Die Verwaltung im Ersten Weltkrieg,
in: Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 3, Stuttgart 1984, S.
866-908. Forstmeier, Friedrich u.a. (Hg.): Deutsche
Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, München 1983. Harder,
Hans-Joachim: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg,
hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Stuttgart 1987.
Matuschka, Edgar Graf von: Organisationsgeschichte des Heeres
1890-1918, in: Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden
1648-1939, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 3,
München 1983, S. 157-282. Merckel, A.: 3. Badisches
Feldartillerie-Regiment Nr. 66, o.O. 1937. Müller-Loebnitz, Wilhelm
(Bearb.): Die Badener im Weltkrieg 1914/18, Karlsruhe 1935.
Zastrow, Maximilian von: 3. Badisches Feldartillerie-Regiment Nr.
50. Nach den amtlichen Kriegstagebüchern und Aufzeichnungen von
Mitkämpfern, Oldenburg u.a. 1929.
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 456 F 88
- Umfang
-
157 Archivalieneinheiten
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Krieg >> XIV. (Badisches) Armeekorps >> Feldartillerie, Munitionskolonnen
- Bestandslaufzeit
-
1908-1920
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1908-1920