Bestand

Reserve-Feldartillerie-Regimenter 28, 29, 52, 55 (Bestand)

Inhalt und Bewertung

Es handelt sich um die Akten der Reserve-Feldartillerie-Regimenter Nr. 28, 29, 52 und 55.
Das Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 28 wurde ab April 1916 aufgestellt und am 3. Mai 1916 der 28. Reserve-Feldartillerie-Brigade (28. Reserve-Division) unterstellt. Die mit der Mobilmachung aufgestellte Ersatzabteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 76 bildete dabei die I. Abteilung.
Das Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 29 wurde mit der Mobilmachung im August 1914 aufgestellt und der 28. Reserve-Division (XIV. Reservekorps) zugeteilt.
Das Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 52 wurde ab dem 16. August 1914 aufgestellt und am 10. September 1914 der 52. Reservedivision unterstellt.
Das Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 55 wurde ab dem 26. Dezember 1914 aufgestellt und der 75. Reserve-Feldartillerie-Brigade (75. Reservedivision) unterstellt.
Inhaltlich besteht der Bestand vor allem aus der Überlieferung der allgemeinen internen Verwaltung dieser Feldartillerie-Regimenter, ihren Gefechten und Bewegungen und der Gewährleistung der permanenten Kampfbereitschaft. Besonders nennenswert sind die Aktengruppen über die Kriegsstellungen, die Gefechtsberichte, die militärischen Operationen, die englischen Unternehmungen, die Beobachtungsstellen, die Munition, den Gasschutz, die Kriegsgliederungen, die Kriegstagebücher und die militärischen Befehle.

Inhalt des Bestands und Benutzungshinweise: Bestand 456 F 93 beinhaltet die zu einem Sammelbestand zusammengeführten Überlieferungen der Reserve-Feldartillerie-Regimenter Nr. 28, 29, 52 und 55. Er umfasst eine Laufzeit von 1914 bis 1920. Alle vier Verbände wurden erst während des Ersten Weltkriegs aufgestellt. Den Großteil des Bestands bilden die Unterlagen der einzelnen Regiments- und Abteilungsstäbe, ergänzt durch das Schriftgut einzelner Batterien. Entsprechend den Feldartillerie-Regimentern des Friedensheeres bestanden auch die Reserve-Feldartillerie-Regimenter aus einem Regimentsstab mit zunächst jeweils zwei Abteilungen zu drei Batterien. Bei jeder Abteilung bestand darüber hinaus eine Leichte Munitions-Kolonne. Für alle Regimenter der Feldartillerie wurde 1917 zusätzlich eine III. Abteilung gebildet, in der Regel aus den Leichten Munitions-Kolonnen der beiden ersten Abteilungen. Inhaltlich setzt sich der Bestand in erster Linie aus Gefechtsakten und Kriegstagebüchern sowie den zugehörigen Anlagen zusammen. Neben Einblicken in den Dienstbetrieb an der Front bietet der Bestand Informationen unter anderem zur Planung und Durchführung einzelner Operationen (vgl. z.B. 456 F 93 Nr. 210, 213-217, 222) sowie zum Einsatz von Kampfgas (vgl. z.B. 456 F 93 Nr. 261-265) und dem Stellungsbau. Abgerundet wird die Überlieferung durch Kartenmaterial und einige Fotografien, woraus sich Frontverläufe und taktische Planungen zur Verwendung der Artillerie nachvollziehen lassen. Besonders umfangreiches Schriftgut hat sich zum Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 29 erhalten. Im April 1916 begann die Aufstellung des Reserve-Feldartillerie-Regiments Nr. 28. Als I. Abteilung wurde der Formation die bereits seit Kriegsbeginn bestehende I. Ersatz-Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 76 (vgl. Bestand 456 F 90) zugewiesen. Schon Anfang Mai nahm das Regiment bei Bapaume an den Stellungskämpfen im Artois teil. Unterbrochen von einem dreimonatigen Einsatz in der Champagne im Spätsommer 1916 war die Formation anschließend an der Somme stationiert. Ende April 1917 folgten weitere Einsätze in der Champagne sowie in Lothringen bei Verdun. Nach einer kurzzeitigen Verlegung nach Flandern im Herbst 1917 erhielt das Regiment wiederum Stellungen in Nordfrankreich zugewiesen und nahm dort 1918 an der deutschen Frühjahrsoffensive teil. Im Sommer und Herbst 1918 wechselte der Verband vom Stellungskampf in Nordfrankreich erneut nach Flandern. Bei Kriegsende befand sich das Regiment, nach einer zwischenzeitlichen Kommandierung in die Champagne, bei Antwerpen und trat von dort aus den Rückmarsch aus dem besetzten Gebiet an. Im Zuge der Mobilmachung des deutschen Heeres wurde im August 1914 mit der Aufstellung des Reserve-Feldartillerie-Regiments Nr. 29 begonnen. Zur Bildung der I. Abteilung wurde die Ersatz-Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 14 herangezogen, die Formierung der II. Abteilung erfolgte durch das Württembergische Feldartillerie-Regiment Nr. 65. Ab Mitte August nahm die Formation an den Kämpfen in den Vogesen teil und rückte im Großverband der 28. Reserve-Division (XIV. Reservekorps) nach Westen vor. Im Herbst 1914 ging das Regiment westlich von Saint Quentin in den Stellungskrieg über und wurde auch in den folgenden Monaten vorrangig an der Somme eingesetzt. Anfang Februar 1917 schied die II. Abteilung aus dem Regimentsverband aus und wechselte als III. Abteilung in den Verband des Württembergischen Feldartillerie-Regiments Nr. 116. Aus der II. Ersatz-Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 14 wurde anschließend eine neue II. Abteilung gebildet. Im Frühjahr 1917 folgte die Verlegung des Regiments in die Champagne und die Teilnahme an den Kämpfen bei Tahure, Soissons und an der Marne. Bei Kriegsende stand der Verband an der Maas in Flandern und wurde von dort zurück nach Deutschland verlegt. Ebenfalls im August 1914 wurde mit der Aufstellung des Reserve-Feldartillerie-Regiments Nr. 52 begonnen. Der Regimentsstab, die II. sowie die im Jahr 1917 zusätzlich aufgestellte III. Abteilung wurden durch das Stellvertretende Generalkommando des XIV. Armeekorps gebildet. Die I. Abteilung wurde vom Stellvertretenden Generalkommando des XI. Armeekorps bereitgestellt. Seit Mitte Oktober 1914 nahm das Regiment im Großverband der 52. Reserve-Division (XXVI. Reservekorps) an den Kämpfen in Flandern teil und ging im Frühsommer 1915 bei Ypern in den Stellungskrieg über. Auf die Verlegung an die Somme im Herbst 1916 folgten ab dem Frühjahr 1917 Einsätze in der Champagne. Im Zuge der verschlechterten strategischen Lage der Mittelmächte wechselte der Verband anschließend wiederholt zwischen den Kriegsschauplätzen in der Champagne und Flandern. Von dort erfolgte bei Kriegsende der Rücktransport des Regiments. Mit der Zusammenstellung des Reserve-Feldartillerie-Regiments Nr. 55 wurde auf Erlass des Kriegsministeriums im Dezember 1914 durch das Stellvertretende Generalkommando des XIV. Armeekorps begonnen. Als einzige der in Bestand 456 F 93 zusammengefassten Formationen kam das Regiment zunächst auf dem östlichen Kriegsschauplatz zum Einsatz. Bereits im Februar 1915 nahm der Verband an den Kämpfen in Masuren teil und rückte anschließend im Großverband der 75. Reserve-Division ins Baltikum vor. Im Sommer 1916 nahm das Regiment an den Stellungskämpfen in Ostgalizien teil und wurde anschließend in der Ukraine westlich von Tarnopol in deutsche Offensivunternehmungen eingebunden. Zum Herbst 1917 befand sich der Verband in Weißrussland, an der Düna sowie erneut in Lettland. Von dort folgte nach dem Waffenstillstand mit Russland die Verlegung an den westlichen Kriegsschauplatz. Ab Dezember 1917 war das Regiment in der Picardie, im Sommer 1918 an der Somme eingesetzt. Bei Kriegsende befand sich der Verband ebenfalls in Flandern. Details zur Regimentsgeschichte der in Bestand 456 F 93 zusammengefassten Formationen, insbesondere zu den Einsatzorten während des Krieges und den zugeordneten Ersatztruppenteilen, sind den im Findmittel zu Bestand 456 C aufgenommenen Gefechtskalendern zu entnehmen. Nach Abschluss des Waffenstillstands und dem Rücktransport des deutschen Heeres in die Heimat, erfolgte im Zuständigkeitsbereich des XIV. Armeekorps die Auflösung der vier Reserve-Feldartillerie-Regimenter. Die zu diesem Zweck gebildeten Abwicklungsstellen organisierten bis in den Sommer 1919 die Entlassung der Offiziere und Mannschaften, sofern diese nicht in solche Einheiten überführt wurden, die provisorisch oder dauerhaft fortbestanden.

Bestandsgeschichte: Nach Ende des Ersten Weltkriegs verblieben die Akten der im Bereich des XIV. Armeekorps aufzulösenden Formationen bei den mit ihrer Demobilmachung befassten Abwicklungsstellen. Ab Januar 1920 wurde mit der Einrichtung eines Korpsarchivs begonnen, in dem die Unterlagen der Abwicklungsstellen zusammengeführt wurden. Auf diese Weise gelangte der vorliegende Bestand in das im Herbst 1920 eingerichtete Korpsarchiv nach Heilbronn, welches am 1. April 1921 dem Reichsarchiv in Potsdam als Zweigstelle eingegliedert wurde. Über einen Zwischenschritt im Heeresarchiv Stuttgart gelangten die Unterlagen in den Jahren 1947 bis 1949 zusammen mit der übrigen Überlieferung des XIV. Armeekorps an das Generallandesarchiv Karlsruhe. Eine ausführliche Bestandsgeschichte findet sich in der Einführung zu Bestand 456 F 8. Der Bestand 456 F 93 weist vor allem Schnellhefter sowie preußische Fadenheftung auf. Die Akten dürften bereits durch den Registraturbildner in die noch vorliegende Form gebracht worden sein, der Rest wurde wohl im Anschluss an die Demobilmachung im Rahmen der Erstbearbeitung durch die Reichsarchivzweigstelle Heilbronn formiert. Ein Zugriff auf die zur Überlieferung des XIV. Armeekorps gehörenden Archivalien musste zunächst über die in der Reichsarchivzweigstelle Heilbronn/Stuttgart oder dem Heeresarchiv Stuttgart angefertigten Verzeichnisse erfolgen. Als dauerhafte Findmittel waren diese unzureichend, so dass auf Grundlage der sehr summarisch angelegten Verzeichnisse schrittweise die Neuverzeichnung der Unterlagen stattfand. Der vorliegende Bestand wurde im Juni 2013 für die Bereitstellung im Internet überarbeitet. Er umfasst 426 Faszikel mit einem Umfang von 8,2 laufenden Metern. Er ist unter der Signatur 456 F 93 Nr. ... zu bestellen.

Literatur: Busche Hartwig / Kraus, Jürgen: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914-1918, Teil 9, Feldartillerie, 2 Bde., Wien 2007. Cron, Hermann: Die Organisation des deutschen Heeres im Weltkriege. Dargestellt auf Grund der Kriegsakten, Berlin 1923. Deist, Wilhelm (Bearb.): Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, 2 Teile, Düsseldorf 1970. Fenske, Hans: Die Verwaltung im Ersten Weltkrieg, in: Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 3, Stuttgart 1984, S. 866-908. Forstmeier, Friedrich u.a. (Hg.): Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, München 1983. Harder, Hans-Joachim: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Stuttgart 1987. Matuschka, Edgar Graf von: Organisationsgeschichte des Heeres 1890-1918, in: Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 3, München 1983, S. 157-282. Müller-Loebnitz, Wilhelm (Bearb.): Die Badener im Weltkrieg 1914/18, Karlsruhe 1935.

Bestandssignatur
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 456 F 93
Umfang
426 Archivalieneinheiten

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Krieg >> XIV. (Badisches) Armeekorps >> Feldartillerie, Munitionskolonnen

Bestandslaufzeit
1914-1920

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:03 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1914-1920

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