Bestand
Inn- und Knyphausen (Bestand)
Bestandsgeschichte: Die Familie
der Freiherrn, Grafen und Fürsten zu Inn- und Knyphausen stammt aus
dem Jeverland und kam Ende des 16. Jahrhunderts nach Ostfriesland, wo
sie zum bedeutendsten Adelsgeschlecht aufstieg. Mitglieder dieser
Familie nahmen innerhalb der Ostfriesischen Ritterschaft und in der
Landschaft stets führende Positionen ein. Dodo II zu Inn- und
Knyphausen war außerdem Ende des 17. Jahrhunderts Minister des
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Friedrich Ernst zu Inn-
und Knyphausen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Minister
König Friedrich Wilhelms I. von Preußen.
Der Stammsitz der
Familie in Ostfriesland ist die Herrlichkeit Lütetsburg, die sich noch
heute im Familienbesitz befindet. Seitenzweige der Familie lebten bzw.
leben auch an anderen Orten in Ostfriesland bzw. Deutschland. Ihre
ursprünglichen Besitzungen Innhausen und Kniphausen verlor die Familie
bereits im 16. Jahrhundert an Maria von Jever bzw. an deren Erben, die
Grafen von Oldenburg. 1816 wurde Freiherr Edzard Mauritz zu Inn- und
Knyphausen in den hannoverschen Grafenstand, 1900 Graf Edzard zu Inn-
und Knyphausen in den preußischen Fürstenstand erhoben. Mit dem Tod
des Fürsten Wilhelm Edzard zu Inn- und Knyphausen im Jahre 1978
erlosch die Hauptlinie, d.h. die fürstliche Linie, der Familie. Erbin
des Stammsitzes in Lütetsburg wurde Huberta Gräfin zu Inn- und
Knyphausen, Nichte des letzten Fürsten, die mit Jörg von Hugo-Graf zu
Inn- und Knyphausen (+ 2004) verheiratet war. Sie ist die Eigentümerin
des Familienarchivs. Ihre Kinder führen den Familiennamen ihrer
Mutter.
Erste Kontakte zwischen dem Staatsarchiv Aurich und
dem Fürsten zu Inn- und Knyphausen führten bereits 1913 zur
Hinterlegung einer kleinen Auswahl von Einzeldokumenten im
Staatsarchiv. Das schließlich von 1948 an nach und nach im
Staatsarchiv Aurich deponierte gesamte fürstliche Familienarchiv
("Hausarchiv
Bestandsgeschichte: Lütetsburg")
spiegelt die weit über Ostfriesland hinausgehende Wirkung dieses
Adelsgeschlechts wider und zählt aufgrund seiner Vollständigkeit
zweifellos zu den bedeutendsten Adelsarchiven im ganzen norddeutschen
Raum. Durch seine rechtzeitige Deponierung in Aurich entging es im
März 1956 beim großen Brand des Schlosses Lütetsburg, durch den die
Familie zu Inn- und Knyphausen ihre rund 9.000 Bücher zählende
Bibliothek mit wertvollen Werken aus den letzten 400 Jahren verlor,
glücklicherweise der Vernichtung.
Besondere Hervorhebung
verdienen neben den Urkunden und Adelskorrespondenzen vor allem die in
den Besitz der Familie gelangten Teile der Archive der Burgen
Grimersum und Dornum, die Landtags- und Ritterschaftsakten sowie die
Handschriften, unter denen sich auch das sog. Manninga-Buch befindet
(z.Zt. in Lütetsburg). Darüber hinaus enthalten die Handschriften
wichtige Teile des verstreuten Nachlasses des langjährigen Präsidenten
der Ritterschaft (und Landschaft) Heinrich Bernhard von dem
Appelle.
Das 1957 von dem Oberstleutnant Jung erstellte
Findbuch des Familienarchivs (Dep. 4, I - XI) wurde im Oktober 2004
unter meiner Aufsicht von dem Archivpraktikanten Freerk Steinbömer in
das Archivprogramm izn-AIDA übertragen und damit erstmals für die
EDV-Recherche zugänglich. Da bislang kein Vorwort bestand, wurde dies
von mir ergänzt. Die Gliederung wurde von mir revidiert und an einigen
Stellen erweitert. Viele veraltete, teilweise sogar durch alte
Rechtsbegriffe und Formulierungen unverständliche Aktentitel wurden
von mir systematisch überarbeitet und modernisiert, um die
Benutzbarkeit dieses reichen Bestandes für heutige Nutzer deutlich zu
verbessern. Laufzeiten, vor allem in der Form "1638 ff.", konnten
hingegen noch nicht überprüft werden. Um eine systematische und
beständeübergreifende EDV-Recherche zu erleichtern, wurden die bislang
sehr heterogenen
Bestandsgeschichte: Namensformen
systematisiert und auch das adlige "v." in "von" aufgelöst. Das
Findbuch für ab 1953 übergebene Renteiarchiv liegt bislang nur in
maschinenschriftlicher Form vor.
Eine mit großzügiger
Unterstützung der Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung finanzierte
und von den Historikern Dr. Rolf Uphoff und Thorsten Melchers
erstellte inhaltliche Erschließung der umfangreichen Korrespondenzen
aus dem 17.-19. Jahrhundert konnte zwar noch nicht abgeschlossen
werden, doch liegen die bisherigen Arbeitsergebnisse bereits in einem
gesonderten EDV-Findbuch vor und können dort eingesehen werden.
Ergänzend herangezogen können vor allem: Rep. 4
(Gräflich-fürstliches Archiv), Rep. 101 (Reichskammergericht), Dep. 1
(Ostfriesische Landschaft), Dep. 28 (Ritterschaft) und Dep. 41
(Familie von Frese).
Besonderer Hinweis: Die in diesem
Findbuch verzeichneten Archivalien dürfen nur mit schriftlicher
Genehmigung der Familie zu Inn- und Knyphausen benutzt werden.
Aurich, 19. - 21. Oktober 2004
Dr. Wolfgang
Henninger
Aktualisierung: Die schriftliche Genehmigung ist
bei Tido Graf zu Inn- und Knyphausen (Landstraße 55, 26524 Lütetsburg)
einzuholen.
Aurich, 3. September 2012
Dr. Markus
Seemann
Aktualisierung: Die schriftlichen Genehmgiungen
verlieren nach einem Kalenderjahr ihre Gültigkeit und müssen neu
beantragt werden.
Aurich, 12. Dezember 2018
Dr.
Michael Hermann
Literatur (Auswahl):
Genealogisches Handbuch des Adels - Fürstliche Häuser Bd. II,
Verlagsnummer 703, Limburg a.d.L. 1953;
Genealogisches
Handbuch des Adels - Fürstliche Häuser, Bd. V, Verlagsnummer 719,
Limburg a.d.L. 1959;
Genealogisches Handbuch des Adels -
Fürstliche Häuser, Bd. XI, Verlagsnummer 775, Limburg a.d.Lahn
1980
Udo von Alvensleben, Die Lütetsburger Chronik.
Geschichte eines friesischen Häuptlingsgeschlechts, o.O. 1955
Silke Bruns, Lütetsburg vor dreißig Jahren. "Was ist hier denn
los!" [Brand des Schlosses Lütetsburg], in: Ostfriesland-Magazin
3/1986, S. 12-19
Walter Deeters, Artikel zur Familie zu
Inn- und Knyphausen sowie zu einzelnen Mitgliedern, in: Biographisches
Lexikon für Ostfriesland, hrsg. von Martin Tielke, Bd. 1, Aurich 1993,
S. 196-204
Bestandsgeschichte: Walter
Deeters (Bearb.), Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen
Staatsarchivs in Aurich, Göttingen 1999, S. 110-112
Heike
Düselder, Kultur und Herrschaft des Adels in der Frühen Neuzeit, in:
dies. (Hrsg.); Adel auf dem Lande. Kultur und Herrschaft des Adels
zwischen Weser und Ems, 16. bis 18. Jahrhundert, Cloppenburg 2004, S.
15-178
Günther Möhlmann/Joseph König, Geschichte und
Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Aurich, Göttingen
1955, S. 240-241
Günther Möhlmann, Fürst Edzard zu
Innhausen und Knyphausen. 1827-1908, in: Niedersächsische
Lebensbilder, Bd. 3, Hildesheim 1957, S. 105-125
Ingeborg
Nöldeke, Einmal Emden-Berlin und zurück im Frühjahr 1683. Die Reise
des Reichsfreiherrn Dodo II zu Inn- und Knyphausen auf Lütetsburg in
Ostfriesland als Präsident der Ostfriesischen Landstände im Frühjahr
1683 nach Berlin an den Hof des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von
Brandenburg, Berlin 1989
Heiner Schüpp, "... so daß dero
über 1000. Aufm Platz Blieben ..." - Die Schlacht vom 1./11. Januar
1636 bei Haselünne im Spiegel der Quellen [Feldmarschall Dodo zu Inn-
und Knyphausen], in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes 45, 1999,
S. 293-308
C. Sattler, Reichsfreiherr Dodo zu Innhausen und
Knyphausen [Feldmarschall] - seine Lebensgeschichte, Norden 1891
Wolfgang Henry Sturt, Charlotte Baronin Knyphausen, die
"Krautentochter". Die schönste Frau am Hofe Friedrichs des Großen, in:
Archiv für Familiengeschichte 4, 2000, S. 25-38
Uphoff,
Rolf, Eine adelige Romanze. Sophie Juliane von Closter und Edzard
Mauritz von Knyphausen, in: Ostfreesland. Kalender für Jedermann 83,
2000, S. 192-203
- Reference number of holding
-
Nds. Landesarchiv, Abt. Aurich, NLA AU, Dep. 4
- Context
-
Nds. Landesarchiv, Abt. Aurich (Archivtektonik) >> Gliederung >> 2 Nichtstaatliche Bestände >> 2.1 Adelsarchive
- Date of creation of holding
-
1337-1955
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
27.01.2023, 3:26 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1337-1955