Bestand

Autobahndirektion Südbayern (Bestand)

Vorwort: Im Jahr 1997 hat die Autobahndirektion Südbayern den größten Teil der Altregistratur der Obersten Bauleitung für die Kraftfahrbahn München-Landesgrenze (OBK) bzw. ab 1935 der Obersten Bauleitung der Reichsautobahnen (OBR) sowie deren Nachfolgebehörden, der "Verwaltung der Autobahnen in Bayern" (1945-1949), des Straßenbauamts (Autobahn) München (1949-1959), des Autobahnbauamts München (1959/61 bis 1973) bzw. der Autobahndirektion München (1973 bis 1978), diese 1978 umbenannt in: Autobahndirektion Südbayern, an das Staatsarchiv München abgegeben. Diese Behörden waren seit 1932 mit der Planung und dem Bau sämtlicher Abschnitte der Reichsautobahnen bzw. der Bundesautobahnen in Südbayern befasst.

Behördengeschichte
Als Zweigunternehmen der Deutschen Reichsbahn entstand 1933 das "Unternehmen Reichsautobahnen" zum Bau und Betrieb von Kraftfahrzeugfernstraßen im Reich. Die Planung und Bauausführung im bayerischen Bereich oblag den in München und Nürnberg gebildeten Obersten Bauleitungen, zunächst als Oberste Bauleitungen Kraftfahrbahnen (OBK), dann ab 1935 als Oberste Bauleitung Reichsautobahnen (OBR).
Die Oberste Bauleitung München wurde am 1. September 1933 mit Dienstsitz in der Arnulfstr. 19 eingerichtet. Erster Leiter war Reichsbahnoberrat Friedrich Doll, später Reichsbahnoberrat Paul Hafen. Die gesamte Verwaltung wurde mit Reichsbahnbeamten besetzt. Personaleinstellung und Zahlungsverkehr wickelte die Reichsbahndirektion München ab. Nach dem Prinzip der Reichsbahn waren auch die Arbeitsgebiete der Obersten Bauleitung in Dezernate aufgeteilt: Streckendezernate, Brückendezernate, juristisches Dezernat mit Grunderwerb, Hochbaudezernat, Betriebsdezernat. Während Planung, Ausschreibung, Vergabe und Vertragsabschlüsse der Obersten Bauleitung oblagen, wurde zur Abwicklung der Verträge eine Reihe von Bauabteilungen errichtet, deren Aufgabenbereich im Allgemeinen eine Baustrecke von 35 bis 40 Kilometern umfasste.
Mit Kriegsbeginn und den nachfolgenden Einberufungen zur Wehrmacht mussten die Bauarbeiten an den Autobahnen weitgehend eingestellt werden. Ab Mitte 1941 beschränkte sich der Aufgabenkreis der Obersten Bauleitung überwiegend auf den Betriebsdienst und die Verwaltung. Die lange Laufzeit vieler Akten des Bestandes erklärt sich mit den Verzögerungen bei Planung und Bau durch Abbruch der Arbeiten und die - auch wegen Geldmangels - lange hinausgezögerte Wiederaufnahme erst in den 1950er Jahren. Einzelne Projekte wie die Bundesautobahn Nürnberg - Passau wurden erst in den 1960er Jahren verwirklicht, andere kamen wegen der veränderten politischen Lage nicht über das Planungsstadium hinaus (etwa Verbindungen in das Sudetenland bzw. die Tschechoslowakei).

1945 übernahm der Freistaat Bayern die beiden Stellen in München und Nürnberg als Straßenbauämter (Autobahn). Nach dem Grundgesetz Art. 90 (1) steht das Eigentum an den Autobahnen dem Bund zu, der sie auftragsweise von den Ländern verwalten lässt. Die Behördeneinrichtung für diesen Bereich bleibt den Ländern überlassen. Oberste Landesbehörde für die Autobahnen ist die Oberste Baubehörde im Staatsministerium des Innern, Straßenbaubehörden sind die beiden Autobahnämter in München und Nürnberg für Süd- bzw. Nordbayern, in die die Straßenbauämter (Autobahn) 1954 überführt worden waren. 1972 erhielten die der Obersten Baubehörde direkt unterstellten Ämter die Bezeichnung "Autobahndirektionen". 1978 wurde diese Behörde unter der Bezeichnung "Autobahndirektion Südbayern" zentrale Landesbehörde für den südbayerischen Raum. Der Sprengel (im Wesentlichen die Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern sowie Schwaben und Teile der Oberpfalz) blieb die ganze Zeit über nahezu gleich. Heute befindet sich die Autobahndirektion Südbayern in der Seidlstraße 7-11 in München.


Zuständigkeit
Die Oberste Bauleitung München hatte folgende Teilstrecken des Grundnetzes der Reichsautobahnen zu projektieren, auszuschreiben und zu vergeben:

1. Linie Berlin - Nürnberg - Ingolstadt - München (Linie 69), davon die Strecke Stammham - München.
2. Linie Frankfurt - Nürnberg - Regensburg - Passau - Linz (Linien 86/87), davon die Strecke Beratzhausen - Passau.
3. Linie (Augsburg -) Wolnzach - Regensburg (Linie 89).
4. Linie München - Salzburg (Linie 47), davon die Strecke München - Landesgrenze bei Freilassing (Schwarzbach).
5. Linie Rosenheim - Kufstein (Linie 116), davon die Strecke Rosenheim - Landesgrenze bei Kiefersfelden.
6. Linie München - Augsburg - Ulm - Stuttgart (Linie 43), davon die Strecke München - Leipheim.
7. Linie Holzkirchen - Murnau - Kempten - Lindau (Linie 88) mit Abzweig nach Garmisch-Partenkirchen.
9. Münchner Ring (Linie 115).
10. Linie Wangen - Feldkirch (Vorarlberg) (Linie 117).

Folgende Strecken kamen nicht über die Planungsphase hinaus:
11. Linie (Würzburg -) Donauwörth - Augsburg.
12. Linie Anger (an der Strecke München - Salzburg) - Cham.
13. Linie Salzburg - Linz.
14. Linie Liezen - Radstadt.
15. Linie Salzburg - Radstadt - Klagenfurt.
16. Linie Marienbad - Regensburg.

Im Jahr 1933 bestanden die Bauabteilungen München-Ost, Rosenheim, Traunstein, München-West, Augsburg-Ost, Augsburg-West und Ingolstadt, die folgende Strecken betreuten:
Bauabteilung München-Ost
München - Landesgrenze (Salzburg) km 0,0 - 42,0
München - Ingolstadt km 0,0 - 32,0
Bauabteilung Rosenheim
München - Landesgrenze (Salzburg) km 42,0 - 88,67
Bauabteilung Traunstein
München - Landesgrenze (Salzburg) km 88,67 - 124,6
Bauabteilung München-West
München - Augsburg - Ulm km 0,0 - 30,0
Bauabteilung Augsburg-Ost
München - Augsburg - Ulm km 30,0 - 70,0
Bauabteilung Augsburg-West
München - Augsburg - Ulm km 70,0 - 99,6
Bauabteilung Ingolstadt
München - Ingolstadt km 32,0 - 67,0'

Gliederung des Bestands
Die Oberste Bauleitung der Reichsautobahnen verwendete als Ordnungsgrundlage einen phonetisch aufgebauten Aktenplan von 1935. Die älteren Akten und der Aktenplan wurden von den Nachfolgebehörden der Verwaltung der Autobahnen in Bayern bis 1963 unverändert fortgeführt, weshalb der Bestand im Umfang von etwa 50 Laufmetern bei der Erschließung im Staatsarchiv München nicht mit dem Grenzjahr 1945 aufgeteilt wurde (im Gegensatz beispielsweise zur Überlieferung der Autobahndirektion Nordbayern im Staatsarchiv Nürnberg). Eine provenienzgerechte Zuweisung des Bestands nach Behörden war weder praktikabel noch erforderlich, da bei den eingangs genannten Fachbehörden weder Organisation noch Zuständigkeit geändert wurden.

Dementsprechend wurde der Bestand untergliedert in:
1. Allgemeine Akten
2. Akten zu einzelnen Autobahnstrecken
3. Geplante Autobahnen und Fernstraßen.

Die Ordnung und Verzeichnung des Bestandes erfolgte in mehreren Phasen, worauf die unterschiedliche Intensität der Erschließung zurückzuführen ist. Stand zunächst eine umfassende und möglichst detailreiche Erfassung im Mittelpunkt, wurde 2011 ein zeitnaher Abschluss der Arbeiten forciert, um eine schnelle Bereitstellung des Findbuchs zu ermöglichen. Die Erschließung ist folgenden Bearbeitern zu verdanken: Gerrit van Delden (525 Archivalieneinheiten), Dr. Rainer Braun (327 AE), Daniel Schönwald M.A. (447 AE), Johannes Staudenmaier M.A. (466 AE), Dr. Claudio Stein (67 AE).

Nachdem 2011 der umfangreichste Teil der Abgabe der Autobahndirektion Südbayern erschlossen war, konnte die zweite Abgabe aus dem Jahr 2009 verzeichnet werden. Dabei handelte es sich um eine Art Auslesebestand, der in der Autobahndirektion Südbayern angelegt worden ist. Entsprechend den Autobahnlinien waren einzelne Originalschriftstücke, Photographien und Broschüren in Klarsichthüllen in Stehsammlern vereinigt worden. Aus konservatorischen und archivfachlichen Gründen musste diese Sammlung aufgelöst werden. Die Zuweisung einzelner, aus den Akten entnommener Schriftstücke erwies sich wegen des erheblichen Zeitaufwands als nicht realisierbar, weshalb kleinere Konvolute unter Wahrung des Sachzusammenhangs bei den jeweiligen Strecken inhaltlich vorangestellt worden sind, obwohl sie numerisch an das Ende des Bestands angegliedert werden mussten. Die Erschließung dieser 209 Archivalieneinheiten ist Judith Käpplinger M.A. zu verdanken.

Hinzuweisen ist noch darauf, dass anlässlich der ersten Aussonderung im Jahr 1997 Archivdirektor Dr. Rainer Braun und Archivoberinspektor Robert Bierschneider auch die umfangreiche Sammlung von Brückenbauplänen gesichtet haben. Auf Betreiben der Autobahndirektion Südbayern sind diese durch die Firma Holzwig, Leonrodstr. 6, München, auf Mikrofilm aufgenommen worden. Von den insgesamt ca. 25.000 Plänen wurden rund 2500 für archivwürdig befunden und in das Staatsarchiv München übernommen, alle übrigen wurden vernichtet. Diese werden nach späterer Erschließung und Verzeichnung als Bestand "Autobahndirektion Südbayern, Pläne" der Forschung zugänglich sein.
Ferner existiert eine sehr große Sammlung von Fotos auf 1765 Glasplatten und rund 200 Negativen, welche in den Jahren 2004 bis 2007 von der "Arbeitsgemeinschaft Autobahngeschichte" (AGAB) digitalisiert wurde und über eine Access-Datenbank abgerufen werden kann (G: \FINDB\STAMUEN.WIN).

Reference number of holding
StAM, Autobahndirektion Südbayern
Language of the material
deutsch

Context
Staatsarchiv München (Archivtektonik) >> II. Neuere Bestände (Behörden und Gerichte des 19. - 21. Jahrhunderts) >> B. Behörden des Königreichs Bayern und des Freistaats Bayern >> 1.) Inneres >> Allgemeine Innere Verwaltung >> Baubehörden >> Straßenbauämter (Autobahnen) (1945-1954) / Autobahnämter (1954-1973) / Autobahndirektionen (1973-heute)

Provenance
Autobahndirektion Südbayern
Date of creation of holding
1935-1983

Other object pages
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Last update
22.04.2025, 11:00 AM CEST

Data provider

This object is provided by:
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Object type

  • Bestand

Associated

  • Autobahndirektion Südbayern

Time of origin

  • 1935-1983

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