Bestand

Landesjugendring Baden-Württemberg (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Herr Dr. Kniep vom Landratsamt Biberach a. R. trat im Auftrag der Vorsitzenden des Landesjugendrings, Frau Hoever, im Juli 2011 an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart mit der Frage heran, ob das Archiv die historischen Unterlagen des Landesjugendringes in seine Bestände übernehmen wolle. Diese Frage wurde vom Hauptstaatsarchiv mit einem klaren Ja beantwortet. Im August meldete sich der Geschäftsführer Finanzen/Verwaltung des Landesjugendrings, Herr Heinrich beim Hauptstaatsarchiv mit der Bitte um eine Terminvereinbarung zur Übernahme der Unterlagen. Herr Heinrich wies daraufhin, dass bei diversen Umzügen der Geschäftsstelle wahrscheinlich einige Dokumente "entsorgt" wurden. Die Möglichkeiten der Archivierung im Haus der Jugendarbeit Baden-Württemberg auf dem Pragsattel (Komplex Theaterhaus) waren sehr begrenzt und es war zu befürchten, dass mittelfristig weitere Dokumente verloren gehen. Deshalb entschloss sich das Hauptstaatsarchiv die Unterlagen rasch zu übernehmen, vor allem da bei einer Besichtigung vor Ort bei einigen älteren Unterlagen auch massive Wasserschäden und z.T. auch Schimmelbildung festgestellt werden musste.
Die Unterlagen des Bestandes entstanden im Zeitraum zwischen 1952 und dem Jahr 2003, wobei das Schwergewicht der Überlieferung im Zeitraum von 1980 bis 2000 liegt.
Inhalt und Bewertung
Geschichte
Der Landesjugendring Baden-Württemberg ist der Zusammenschluss der Jugendverbände in Baden-Württemberg zu einer Arbeitsgemeinschaft auf Landesebene. Der Landesjugendring hat zur Zeit 26 Mitgliedsverbände aus einem breiten Spektrum von konfessionellen, musischen, kulturellen, politischen und gewerkschaftlichen Verbänden sowie Jugendverbänden aus dem Hilfebereich (z.B. Jugendfeuerwehr, Jugendrotkreuz). Über die regionalen Arbeitsgemeinschaften der kommunalen Jugendringe sind dem Landesjugendring etwa 110 Stadt- und Kreisjugendringe angeschlossen.
Der Landesjugendring Baden-Württemberg entstand wie das Bundesland Baden-Württemberg durch den Zusammenschluss der drei selbständigen Landesjugendringe von Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern im Oktober 1952. Mit dem Zusammenschluss der Bezirksjugendringe im Südwestdeutschland begann der Aufbau und Ausbau des Landesjugendrings mit der Erarbeitung einer Satzung, die durchaus auch von inneren Konflikten begleitet wurde. Die Aufgabe des Landesjugendrings (LJR) bestand nicht nur in der Interessenvertretung der Jugendverbände sondern auch der gesamten Jugend. Dazu musste er sich auch politisches Gehör verschaffen, was sich am Landesjugendplan und Jugendwohlfahrtsrecht manifestierte. In den 1960er Jahren fand eine Neuorientierung des LJR statt, die Bezirksjugendringe wurden aufgelöst bzw. fusionierten, alte Traditionen der Jugendbewegung wurden aufgegeben und durch modernere Ansätze der Jugendarbeit ersetzt. Probleme gabe es auch mit einzelnen Kreis- und Stadtjugendringen, die z.T. ihre Tätigkeit einstellten oder mit Jugendverbänden, die sich direkt unter Umgehung des Landesjugendrings an politische Institutionen zur Erlangen von Mitteln wandten. Der LJR verstand und versteht sich als Partner und Vermittler zwischen Jugendverbänden und Landtag bzw. Landesregierung. Der Landesjugendring förderte und fördert die gemeinsamen Interessen seiner Mitgliedsorganisationen und dient dem Wohle der gesamten Jugend des Landes. Um diese in der Satzung formulierten Ziele zu verwirklichen, arbeitet der Landesjugendring in mehreren Bereichen:
Interessenvertretung für Mädchen und Jungen
Der Landesjugendring vertrat und vertritt die Interessen von Kindern und Jugendlichen gegenüber dem Landtag, der Landesregierung und der Öffentlichkeit. In Gesprächen und Veröffentlichungen wird deutlich gemacht, was die Politik im Interesse der Jugend verändern sollte. Jugendpolitik ist ein Querschnittsthema. Nahezu alle Politikfelder berühren auch die Interessen von Kindern und Jugendlichen. Deshalb sind VertreterInnen des Landesjugendrings in über 30 Gremien (jugendpolitisch) präsent. Außerdem kooperiert der Landesjugendring mit zahlreichen anderen Trägern der Jugendarbeit und Jugendhilfe. So entsteht ein Netzwerk der Jugendarbeit, das möglichst alle Lebens- und Problemlagen junger Menschen abdeckt.
Interessenvertretung der Mitgliedsorganisationen
Die Gesellschaft verändert sich fortwährend. Die Jugendverbände müssen gesellschaftlichen Entwicklungen über ihre Arbeitsgemeinschaft aufgreifen und thematisieren. Der Landesjugendring formuliert jugendpolitische Positionen und vernetzt Beiträge der einzelnen Mitgliedsorganisationen. In seinen Kontakten mit Politik und Verwaltung bringt er ein, wo in der Jugendarbeit der Schuh drückt.
Jugendarbeit ist trotz Ehrenamtlichkeit nicht zum Nulltarif zu haben. Einrichtungen der Jugendarbeit, Fachpersonal zur Unterstützung der ehrenamtlich Tätigen, Aus- und Fortbildung von MitarbeiterInnen und Maßnahmen der Jugendarbeit kosten Geld. Der Landesjugendring trägt mit seiner Lobbyarbeit dazu bei, dass die benötigten finanziellen Mittel für die Jugendarbeit in Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt werden. Außerdem handelt er Förderquoten mit dem Ministerium und den Regierungspräsidien aus.
Servicestelle für Jugendorganisationen und Partner aus Verwaltung und Politik
Der Landesjugendring verfügt über ein breites Angebot von Service-Leistungen für seine Mitgliedsorganisationen, für weitere Jugendorganisationen und für die Partner in Politik und Verwaltung. Dazu gehört die laufende Bereitstellung aller relevanter Informationen sowie das Angebot von Beratung und Unterstützung in unterschiedlichen Themenbereichen, beispielsweise zu Versicherungs- und Finanzierungsfragen, Freistellung für Ehrenamt oder Kooperation von Jugendarbeit und Schule. Der Landesjugendring speist in das Jugendarbeitsnetz und ins Jugendnetz aktuelle Informationen ein.
Der Landesjugendring wirkt als Schaltstelle an der Verteilung der im Landesjugendplan und vom Kommunalverband Jugend und Soziales (KVJS) bereitgestellten Gelder mit und prüft Förderanträge der anerkannten Träger der außerschulischen Jugendbildung.
Fachliche Entwicklungen in Jugendarbeit, Jugendhilfe und Jugendpolitik
Als Fachorganisation trägt der Landesjugendring zur Weiterentwicklung von Jugendarbeit, Jugendhilfe und Jugendpolitik bei. Er führt Veranstaltungen zu aktuellen Themen durch, stellt die notwendigen Informationen bereit und ermöglicht in seinen Gremien den Austausch zwischen den in der Jugendarbeit Tätigen. Durch Projekte und Programme werden innovative Entwicklungen ermöglicht, Weiterentwicklungen ausgewertet und in Form von Dokumentationen und Arbeitshilfen zur Verfügung gestellt.
Die Mitgliedsorganisationen des Landesjugendringes stellen ein breites Angebot für Kinder und Jugendliche zur Verfügung: von der Gruppenarbeit und Freizeiten über Ausbildungslehrgänge bis zu musisch-kulturellen und gesellschaftspolitischen Veranstaltungen. Dafür müssen die ehren- und hauptamtlichen MitarbeiterInnen geschult und weitergebildet werden, etwa in den Bereichen Pädagogik, Jugendpolitik, Organisation und Management, Öffentlichkeitsarbeit und Finanzen. Die Akademie der Jugendarbeit, die der Landesjugendring gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Baden-Württemberg e.V. trägt, sammelt und vernetzt bestehende Bildungsangebote, erhebt systematisch den Fortbildungsbedarf in der Jugendarbeit und führt selbst Veranstaltungen und Fortbildungen durch.
Quer zu seinen beschriebenen zentralen Aufgabenfeldern bearbeitet er Themen wie die Stärkung des Ehrenamtes, die Bildungsleistungen der Jugendarbeit, die interkulturelle Öffnung der Organisationen der Jugendarbeit, Partizipation und politische Bildung, der Demographische Wandel und seine Auswirkungen auf die jüngere Generation, die geschlechtsspezifische Jugendarbeit, die Förderung von Mädchen und Frauen, der Einsatz gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus und die Beschäftigung mit Medien.
Diese und weitere Informationen sind abrufbar unter: http://www.ljrbw.de/

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 3/68
Umfang
572 Büschel (ca. 18 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Verbands- und Familienarchive

Bestandslaufzeit
1952-2003

Weitere Objektseiten
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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1952-2003

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