Bestand
Siemens-Schuckert-Werke AG, Büro Leipzig (Bestand)
Geschichte: Das Technische Büro Leipzig der Siemens-Schuckert-Werke entstand 1903 aus dem Starkstromteil der Siemens & Halske A.G. Technisches Büro Leipzig und der Zweigniederlassung Leipzig der Elektrizitätsgesellschaft vormals Schuckert & Co. 1935 betrug die Zahl der Beschäftigten des Büros Leipzig 535. Der Firma oblagen Aufbau, Vertrieb und Service der im Siemens-Konzern hergestellten Starkstromtechnik. Zeitweise handelte sie mit Automobilen. Im Jahre 1945 erfolgte die Sequestrierung der Firma.
Inhalt: Geschäftsberichte.- Bilanzen.- Protokolle von Vertrauensratssitzungen.- Bauvorhaben.- Protos Telefon GmbH.- Zeitschriften.
Ausführliche Einleitung: Zur Geschichte der Siemens-Schuckert-Werke AG, Büro Leipzig
Am 21. März 1903 wurde die Siemens-Schuckertwerke GmbH, Berlin, gegründet [01] . Mit der 1903 erfolgten Übernahme der Nürnberger Elektrizitäts-AG vormals Schuckert & Co. des Firmengründers J. Sigmund Schuckert (1846-1895) in die Aktiengesellschaft Siemens & Halske AG gliederte man die noch relativ bescheidene Starkstromabteilung aus dem Mutterunternehmen Siemens & Halske aus und überführte sie in das eigenständige neue Unternehmen Siemens-Schuckertwerke GmbH (SSW). 1927 entstand daraus die Siemens-Schuckertwerke AG (Schreibweise auch Siemens-Schuckert-Werke) [02] . Die SSW übernahmen in ihren Werken in Berlin und Nürnberg die Herstellung und in eigenen Geschäftsstellen den Vertrieb von Starkstrom-Erzeugnissen (Schaltanlagen und Elektromotoren) [03] .
Das Technische Büro Leipzig der SSW entstand aus dem Starkstrombereich der Siemens & Halske A.G. Technisches Büro Leipzig und der Zweigniederlassung Leipzig der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vormals Schuckert & Co. [04] . Die eigentliche Zusammenlegung fand am 13. Juni 1903 statt. Das Büro nahm seine Tätigkeit im Gebäude in der Schützenstraße 4 auf, im Jahr 1907 war der Personalstand folgender: a) Büro Leipzig: Vorstand, Technische Abt. 12, Montage-Werkstatt: 6, Technische Mitarbeiter 2, Kaufmännische Abt. einschließlich Lager 33, b) Unterbüro Erfurt: Vorstand, 17 Angestellte.
1908 kam mit dem Vertrieb von Automobilen ein neues Vertriebsgebiet dazu. In den Jahren zwischen 1908 und 1911 wurden Büros in Plauen, Halle, Weißenfels und Magdeburg eröffnet. Bis zum Beginn des 1. Weltkrieges bestand zeitweise eine zentrale Buchhaltung der Sächsisch-Thüringischen SSW. Der Umsatz des Büros Leipzig war im Geschäftsjahr 1910/11 auf das Dreifache des Jahres 1903/04 gestiegen. 1912 wurde ein Erweiterungsbau des 1898/99 neu errichteten Gebäudes in der Schützenstraße 4 abgeschlossen. Abgrenzungen des Gebietes zwischen Leipzig und Magdeburg spielten zwischen den Technischen Büros eine Rolle. Zwischen den beiden Büros wurden gesonderte Vereinbarungen über die Aufteilung des Umsatzes geschlossen.
Während des 1. Weltkrieges erstellte das Technische Büro große Anlagen für die Agfa in Wolfen. Nachdem nur kurze Zeit die Auftragslage zurückgegangen war, wurden durch den Krieg neue Anforderungen an die Elektrotechnik gestellt. Insgesamt brachte auch das Geschäft mit Apparaten für Koch- und Haushaltzwecke im 1. Weltkrieg gesteigerte Umsätze. In den folgenden Jahren der Inflation schloss das Büro unter anderem Geschäfte gegen Naturalienlieferung ab, die dann durch das Büro selbst verkauft wurden.
Große Neubauten und Erweiterungsbauten wurden in den Jahren 1924 - 1928 von Industriebetrieben und Elektrizitätswerken ausgeführt, damit stieg der Geschäftsumfang. Die sich immer mehr durchsetzende Verwendung von Apparaten für Koch- und Haushaltszwecke ergab die Notwendigkeit, die Erzeugnisse des Hauses Siemens nicht nur über Händler zu vertreiben, sondern auch durch die praktische Vorführung im Haus selbst zu verkaufen. Die dazu nötigen Ausstellungs- und Vorführungsräume wurden durch den Ausbau der Läden des Hauses Schützenstraße 4 geschaffen.
In den Geschäftsjahren 1929/30 bis 1931/32 hatte das Technische Büro Leipzig trotz aller Sparmaßnahmen große Verluste. Personelle Kürzungen waren die Folge, obwohl sich die Gewinnlage 1932/33 wieder verbesserte. 1932 konnte das Büro das Haus Schützenstraße 6 ersteigern. Bis zu diesem Jahr waren die Leipziger Büros der Siemens & Halske/SSW in ihrer Organisation vollständig getrennt. Im Jahr 1932 wurden die kaufmännischen Verwaltungen und die Räume beider Büros zusammengelegt. Die von S & H Leipzig bei der AOK gemieteten Büroräume, Werkstätten und Lagerräume wurden zum 1. März 1932 aufgegeben, so dass das gesamte Personal beider Büros in einem Bürogebäude untergebracht werden konnte. Am 11. Juli 1935 wurde das Hebefest gefeiert. Am 1. Februar 1936 wurde der Neubau des Hauses Siemens Schützenstraße 6 abgeschlossen. Damit verbunden war der Umbau des Grundstückes Schützenstraße 4. [05]
1935 betrug die Zahl der Beschäftigten des Büros Leipzig mit Unterbüro Erfurt, Halle, Plauen der Siemens & Halske A.G. und der SSW A.G. 871, davon gehörten zum Büro Leipzig selbst (ohne Unterbüros) 535. [06] Im Dezember 1941 wurde das quer zu dem TB stehende Fabrikgebäude der AOK in der Quer- und Gellertstraße gekauft [07] . Im Jahre 1945 erfolgte die Sequestrierung der Firma.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Am 15. November 1978 wurde der Bestand (zusammen mit den Unterlagen von Brown, Boverie u. Cie. AG, Büro Leipzig sowie Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft, Büro Leipzig) mit einer Findkartei vom VEB Kombinat Starkstrom-Anlagenbau Leipzig-Halle vom Staatsarchiv Leipzig übernommen. Die Findkartei war noch im Verwaltungsarchiv des VEB im Rahmen eines Ausbildungspraktikums 1978 von L. Gaukel erarbeitet worden. Die Eingabe der Findkartei in das Datenprogramm AUGIAS-Archiv 8.2. für Windows erfolgte 2009 durch Dr. Thoralf Handke. Klassifikation und Einleitung wurden 2012 durch Antje Reißmann ergänzt.
Überlieferungsschwerpunkte
Auftragslage und Geschäftsergebnisse werden im Bestand umfangreich dokumentiert. Abschlüsse des Büros zu Bauvorhaben / Anlagen und Berichte zu Aufträgen sind aus den Jahren 1914 – 1944 überliefert, Bilanzen, Geschäftsberichte und Bilanzbücher aus den Jahren 1913 – 1944. Zur Betriebsgeschichte gibt die Zeitschrift mit dem Titel Siemens-Schuckert-Werke AG: Siemens-Zeitschrift, Siemens & Halske, Siemens-Schuckert, überliefert für die Jahre 1921 – 1940, Auskunft. Zur eigentlichen Firmengeschichte sind einige Akten überliefert, zum Gebäude (Siemens Haus) in der Schützenstraße 4 -6 in Leipzig zahlreiche Zeichnungen und Pläne vom Neubau 1899 bis 1942/43.
Quellen und Literatur
Siemens-Schuckert Werke Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Automobilwerk Berlin-Rotterdam - S.l., 1908. L – Siem
Dihlmann, Carl: Festrede gehalten im Verwaltungsgebäude der Siemens-Werke zur hundertjährigen Wiederkehr des Geburtstags von Werner Siemens: 13. Dezember 1916 / von C. Dihlmann - Berlin: Springer, 1916. M - Siemens
Siemens, Werner von: Lebenserinnerungen / von Werner von Siemens - 14. Aufl. - Berlin : Springer, 1942. M - Siemens
Siemens-Schuckert-Werke AG: Siemens-Zeitschrift, Siemens & Halske, Siemens- Schuckert, 8. Jahrgang 1928. (L)
Verweise auf korrespondierende Bestände
Antje Reißmann
April 2012
[01] Handbuch der Deutschen GmbH, 1925.
[02] Die Siemensstadt- Ein Lexikon der Siemensstadt in Berlin, URL: http://w3.siemens.de/siemens-stadt/siemgrb0.htm.
[03] Die folgenden Angaben wurden zitiert aus einem Manuskript SSW Aktiengesellschaft Technisches Büro Leipzig (1943), in: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20750 Siemens-Schuckert-Werke AG, Büro Leipzig [im Folgenden: StA-L, 20750 SSW], Nr. 44.
[04] Die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vormals Schuckert & Co., Nürnberg, gründete am 1. April 1893 in Leipzig eine eigene Zweigniederlassung, die unter dem Namen EA vorm. Schuckert & Co., Zweigniederlassung Leipzig, in der Rossstraße ein Büro mit Werkstätte unterhielt. Die Siemens & Halske AG, Berlin, gründete am 1. September 1897 ein Technisches Büro Leipzig, Ecke Grimmaische-Reichsstrasse, zitiert aus "Zur Geschichte der Grundstücke Schützenstraße 4 und 6", in: StA-L, 20750 SSW, Nr. 45.
[05] Manuskript SSW Aktiengesellschaft Technisches Büro Leipzig (1943), in: StA-L, 20750 SSW, Nr. 44.
[06] "Zur Geschichte der Grundstücke Schützenstraße 4 und 6", in: StA-L, 20750 SSW, Nr. 45. Wie eng die Verflechtung zwischen den beiden Firmen Siemens & Halske / SSW war, geht aus der Geschichte der Grundstücke Schützenstraße 4 und 6 hervor. Weitere Angaben zu Personalzahlen und Umsatz der SSW sind im Bestand SSW Nr. 44 vorhanden.
[07] Manuskript SSW Aktiengesellschaft Technisches Büro Leipzig (1943), in: StA-L, 20750 SSW, Nr. 44.
- Bestandssignatur
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Sächsisches Staatsarchiv, 20750
- Umfang
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1,50 (nur lfm)
- Kontext
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Sächsisches Staatsarchiv (Beständegliederung) >> 09. Wirtschaft >> 09.07 Elektrotechnik, Elektronik, Gerätebau
- Bestandslaufzeit
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1898 - 1947
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gilt die Sächsische Archivbenutzungsverordnung vom 8. September 2022 (SächsGVBl. S. 526).
- Letzte Aktualisierung
-
27.11.2023, 08:58 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1898 - 1947