Baudenkmal

Bremen, Altstadt, Unser Lieben Frauen Kirchhof 27

Die ehemalige Markt- und Ratskirche Unser Lieben Frauen (urspr. St. Veit gewidmet) beherrscht zusammen mit Dom und Rathaus die Silhouette der Bremer Innenstadt. Sie ist die erste stadtbürgerliche, von der erzbischöflichen Domkirche unabhängige Pfarrkirche Bremens. Die Kirche Unser Lieben Frauen hat ihre mittelalterliche Bausubstanz weitgehend bewahrt und ist nach dem Dom das wichtigste Sakralbauwerk Bremens. Ältestes, heute noch erhaltenes Bauteil ist der Südturm, um 1100. Vermutlich ursprünglich dreiseitig freistehend. Von dem zwischen 1013 und 1029 unter Erzbischof Unwan errichteten hölzerner Vorgängerbau hat sich nichts erhalten. Unter dem Nordschiff der Kirche befindet sich der sog. "Beinkeller": Es ist ein durch vier Kreuzgratgewölbe gegliederter Raum, dessen ursprünglicher Zweck nicht abschließend geklärt werden kann. Sicher ist die Errichtung des Raumes vor der Hallenkirche im 13. Jahrhundert, deren einer Stützpfeiler sein Gewölbe durchbricht. Viel spricht für eine Entstehung im 12. Jahrhundert als Beinkeller einer Karnerkapelle. Karnerkapellen dienten der Totenandacht und nahmen im Untergeschoß Gebeine vom Kirchhof auf, die bei der Neubelegung der Grabstelle dort wieder bestattet wurden. Seit dem 18. Jahrhundert diente der Raum nachweislich als Gruftkammer, im 19. Jahrhundert als Heizungs- und Kohlenkeller und später als Abstellraum. An der Südwand hat sich ein Wandgemälde, vermutlich aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, erhalten. Nach der Kirchspieleinteilung 1229 entstand das Kirchenschiff als Hallenkirche neu auf den Umfassungsmauern der Basilika. Erweiterungen folgten um 1300 mit dem Seitenschiffanbau und zwischen 1320-1350 mit dem Neubau des Chores. Tiefgreifende Umbauten erfolgten erst im 19. und 20. Jahrhundert. Zunächst trennte Heinrich Müller 1857-60 den südl. Seitenschiffsanbau vom Kirchenschiff und zog dort eine Zwischendecke ein, um zusätzliche Räume für die Gemeinde zu gewinnen und die alte Symmetrie in der Kirche wieder herzustellen. Gleichzeitig entwarf Müller Emporen für die Seitenschiffe der Kirche (beim Wiederaufbau 1956 entfernt), einen Treppenturm als Zugang zum Saal im Obergeschoß des Seitenschiffs und gestaltete die zum Markt gerichtete Südfront neu. Dabei wurden Anbauten an dieser Stelle entfernt und die Südfront unter Verwendung des beim Abbruch gewonnenen Baumaterials vereinheitlicht. Allein die mittelalterlichen Backsteingiebel der Satteldächer blieben original erhalten und wurden von Müller durch eine kleinteilige Zwerchgalerie in das Gesamtbild der Fassade eingebunden. 1893-1896 setzte Dombaumeister Max Salzmann den Prozess der Bereinigung und Vereinheitlichung des über Jahrhunderte gewachsenen, heterogenen Gesamtbildes der Kirche Unser Lieben Frauen fort. Die Westseite der Kirche wurde durch den Abriss der Gemeindeschule freigelegt und die neu entstandene Schauseite nach Westen nach Entwürfen Salzmanns gegliedert. Neu entstand der Bau zwischen den Türmen mit dem großen Westportal. Stattdessen verkleinerte Salzmann das mittelalterliche Portal im Südturm deutlich. Im Weltkrieg erlitt Unser Lieben Frauen kaum Schäden. Einzig die Spitze des Nordturms brannte 1944 ab. Die starken Eingriffe in die Bausubstanz resultierten vielmehr aus einem tief greifenden Umbau durch den Architekten Oesterlen 1958-1965: Bis auf wenige Reste wurde der gesamte Putz bis auf den rotfarbigen Mauerstein abgetragen. Da bei dieser Baumaßnahme nahezu alle Wandfassungen des Innenraumes seit der Entstehung der Kirche ohne Notwendigkeit vernichtet wurden, musste die Kirche diese von einer puristischen Materialästhetik getragene Neufassung gegen den schärfsten Protest der Denkmalpflege durchsetzten.

Landesamt für Denkmalpflege Bremen

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Land
Bremen
Ort
Bremen, Altstadt
Straße und Hausnummer
Unser Lieben Frauen Kirchhof 27
Bezeichnung
Unser Lieben Frauen Kirche & Liebfrauenkirche & St. Veit

Beteiligte
Blendermann, Otto [Entwurf]
Lommel, Friedrich [Entwurf & Ausführung]
Müller, Heinrich [Entwurf]
Oesterlen, Dieter [Entwurf]
Salzmann, Max [Entwurf]
Ereignis
Herstellung
(wann)
1230
Ereignis
Umbau
(wann)
um 1475 & 1857-1860 & 1893-1896 & 1924 & 1955-1956
Ereignis
Instandsetzung
(wann)
1985-1987

Rechteinformation
Landesamt für Denkmalpflege Bremen
Letzte Aktualisierung
28.01.2022, 14:07 MEZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Kirche & Kirche ev. & Ratskirche & Garnisonskirche

Beteiligte

  • Blendermann, Otto [Entwurf]
  • Lommel, Friedrich [Entwurf & Ausführung]
  • Müller, Heinrich [Entwurf]
  • Oesterlen, Dieter [Entwurf]
  • Salzmann, Max [Entwurf]

Entstanden

  • 1230
  • um 1475 & 1857-1860 & 1893-1896 & 1924 & 1955-1956
  • 1985-1987

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