Text | Theaterzettel

Konzert

Konzert

Digitalisierung: DE-2208 - Thüringisches Hauptstaatsarchiv

Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International

Umfang
67
Anmerkungen
Dem Theaterzettel liegt eine gedruckte programmatische Erläuterung der "Symphonie fantastique" bei. (Siehe TZ A 10419/30 | Blatt 65 u. TZ A 10419/30 | Blatt 66 mit jeweils 2 Digitalisaten)
AmZ 45 (Nr. 14, 5.4.1843), Sp. 263–265. „Ein vollständiges, fest begründetes Urtheil über Berlioz's Compositionen ist nach einmaligem Anhören derselben wohl nicht möglich, wenigstens vermag es Referent nicht zu geben, wie er offen gesteht. Worüber er mit sich einig wurde, ist Folgendes. Bei Beurtheilung der Compositionen des Herrn Berlioz muss man, wenn man gerecht sein will, seine Nationalität nicht allein, sondern auch seine Individualität wohl beachten. Er, der geistreiche Mann, der gelehrte Musiker, der scharfe Kritiker geht seinen eignen, originellen Weg, und strebt mit Ernst und Ausdauer nach dem, was ihm als das Höchste erscheint. Solches Streben verdient hohe Achtung, auch derer, die seine Richtung nicht für die wahre halten. Er ist originell in der Auffassung, fleissig in der Ausführung und erreicht manche interessante, frappante Instrumentaleffecte, – dass aber dabei nicht wenig Bizarres und Barokkes mit unterlaufe, wen könnte das befremden! Mit Aufwand aller ihm zu Gebote stehenden Mittel malt er Gefühle, auch viel Anderes, was sich musikalisch doch wohl nicht füglich machen lässt, z. B. Eifersucht, Säuseln der Baumblätter, Hoffnungen, Vergiften, sogar die Art der Vergiftung, nämlich mit Opium u. v. A. m., – aber er weckt sie nicht, und lässt kalt, indem er weit mehr den Verstand beschäftigt, als das Gemüth anspricht. Seine Musik, in der die Massen vorherrschen, in denen seltene schöne Melodieen und klare Ideen untergehen, versetzt den Zuhörer in eine unbehagliche Stimmung. Armuth an schöner Melodie ist das, was seine Compositionen (selbst die oben genannten drei Gesänge) am Meisten drückt, und diese Armuth wird kaum verdeckt, am Wenigsten aber ersetzt durch überhäufte, oft höchst fremdartige und zuweilen allem bisher Geltenden entgegenstehende Modulation, deren stetes unruhvolles Herumschweifen den Zuhörer in einer oft unangenehmen Spannung erhält und ihm billig zu fordernde Ruhepuncte versagt. Wer noch keine Composition von Berlioz kennt (und das sind in Deutschland wohl noch Viele), findet als Facsimile seiner Handschrift einen Gesang „Villanelle“ in No. 46, 1842, dieser Zeitung, den Referent als einigen Beweis seiner obigen Ansicht anführt. – Die Ouverture zu den Vehmrichtern ist die einzige Composition von Berlioz, die wir mehr als einmal gehört haben – wir hörten sie dreimal. Diese Arbeit, welche durch die verschiedensten öffentlich gegebenen Ansichten über dieselbe ein besonderes Interesse erregt und eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, imponirte und enthusiasmirte bei der ersten Ausführung, gefiel nur mässig bei der zweiten, und ging bei der dritten Ausführung kalt und fast spurlos vorüber. Diese unangenehme Erfahrung mag den Referenten entschuldigen, dass er nach einmaligem Anhören anderer Compositionen des Herrn Berlioz, dem ein so bedeutender Ruf vorausging, sich doch getraute, ihm ungeachtet der ihm gebührenden hohen Achtung, über manches Eigene des Componisten bestimmter und weniger günstig zu urtheilen, als er sonst vielleicht gewagt haben würde.“ (Ebd., Sp. 264f.)
Standort
Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar#Kunst und Wissenschaft - Hofwesen

Beteiligte Personen und Organisationen
Erschienen
1843-01-25

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Letzte Aktualisierung
21.04.2023, 10:51 MESZ

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Objekttyp

  • Theaterzettel ; Text

Beteiligte

Entstanden

  • 1843-01-25

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