Bestand
Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Der Untersuchungsausschuss freiheitlicher Juristen (UfJ) wurde im
Herbst 1949 von Juristen gegründet, die aus der SBZ geflohen waren und
sich in einer „Vereinigung freiheitlicher Juristen"
zusammengeschlossen hatten. Initiator war der Rechtsanwalt Horst
Erdmann (Pseudonym Dr. Theo Friedenau), der bis zum 1. Juli 1958 die
Leitung wahrnahm. Sein Nachfolger, der bis zum Ende des UfJ agierte,
wurde der aus Potsdam stammende Oberrichter a. D. Walther
Rosenthal.
Anfangs von den Amerikanern
finanziert, erhielt der UfJ ab 1951 auf Zuwendungen des Berliner
Senats. Im Verlaufe der fünfziger Jahre wurde er in immer größerem
Maße, ab Juli 1960 vollständig vom BMin. für gesamtdeutsche Fragen
finanziert, in dessen Akten dementsprechend weitere Unterlagen über
den UfJ zu erwarten sind (BArch-Bestand B 137).
In der zeitgenössischen Terminologie waren seine Aufgaben:
Rechtshilfe für die mitteldeutsche Bevölkerung, um
deren Freiheitsraum zu erweitern;
Rechtserziehung, um in der SBZ das Gefühl für allgemeingültige
Rechtsprinzipien wachzuhalten;
Aufklärung der
freien Welt über das sowjetzonale Unrechtssystem;
Gutachtertätigkeit für Dienststellen der Bundesrepublik und
West-Berlins, u. a. bei Prozessen um die Erteilung des
Flüchtlingsausweises C (zeitweise wurde in Frankfurt/Main eine
Beratungsstelle unterhalten);
Hilfe für
politische Häftlinge durch ein seit 1951 dem UfJ angeschlossenes
Hilfskomitee.
Mit dieser Aufgabenstellung, die
der UfJ publizistisch intensiv wahrnahm, wurde er zu einer
Einrichtung, die in besonderem Maße mit dem „Kalten Krieg"
identifiziert wurde. Der UfJ wurde daher von der DDR mit besonderer
Energie bekämpft.
Nach dem Mauerbau vom August
1961 und mit Beginn der großen Koalition und dem damit verbundenen
politischen Klimawechsel verlor der UfJ zunehmend seinen Stellenwert.
Im Jahre 1969 wurde er aufgelöst, die Aufgaben wurden in das 1969
gegründete Gesamtdeutsche Institut - Bundesanstalt für gesamtdeutsche
Aufgaben (BfgA) - überführt. Zu diesem Zeitpunkt war er de facto
längst eine Einrichtung, die weitgehend im Auftrag des Ministeriums
für gesamtdeutsche Fragen arbeitete. Das Personal des UfJ, das sich in
der Blütezeit auf etwa 60 Mitarbeiter belaufen hatte, war bereits auf
38 (1969) zurückgeführt worden. Ein Organisationsplan
(„Strukturplan"), Stand 1. Apr. 1956, findet sich in B
209/499.
Bestandsbeschreibung: Der
Untersuchungsausschuss freiheitlicher Juristen (UfJ) wurde im Herbst
1949 von Juristen gegründet, die aus der SBZ geflohen waren und sich
in einer „Vereinigung freiheitlicher Juristen" zusammengeschlossen
hatten. Initiator war der Rechtsanwalt Horst Erdmann (Pseudonym Dr.
Theo Friedenau), der bis zum 1. Juli 1958 die Leitung wahrnahm. Sein
Nachfolger, der bis zum Ende des UfJ agierte, wurde der aus Potsdam
stammende Oberrichter a. D. Walther Rosenthal.
Anfangs von den Amerikanern finanziert, erhielt der UfJ ab 1951
auf Zuwendungen des Berliner Senats. Im Verlaufe der fünfziger Jahre
wurde er in immer größerem Maße, ab Juli 1960 vollständig vom BMin.
für gesamtdeutsche Fragen finanziert, in dessen Akten dementsprechend
weitere Unterlagen über den UfJ zu erwarten sind (BArch-Bestand B
137).
In der zeitgenössischen Terminologie
waren seine Aufgaben:
Rechtshilfe für die
mitteldeutsche Bevölkerung, um deren Freiheitsraum zu erweitern;
Rechtserziehung, um in der SBZ das Gefühl für
allgemeingültige Rechtsprinzipien wachzuhalten;
Aufklärung der freien Welt über das sowjetzonale
Unrechtssystem;
Gutachtertätigkeit für
Dienststellen der Bundesrepublik und West-Berlins, u. a. bei Prozessen
um die Erteilung des Flüchtlingsausweises C (zeitweise wurde in
Frankfurt/Main eine Beratungsstelle unterhalten);
Hilfe für politische Häftlinge durch ein seit 1951 dem UfJ
angeschlossenes Hilfskomitee.
Mit dieser
Aufgabenstellung, die der UfJ publizistisch intensiv wahrnahm, wurde
er zu einer Einrichtung, die in besonderem Maße mit dem „Kalten Krieg"
identifiziert wurde. Der UfJ wurde daher von der DDR mit besonderer
Energie bekämpft.
Nach dem Mauerbau vom August
1961 und mit Beginn der großen Koalition und dem damit verbundenen
politischen Klimawechsel verlor der UfJ zunehmend seinen Stellenwert.
Im Jahre 1969 wurde er aufgelöst, die Aufgaben wurden in das 1969
gegründete Gesamtdeutsche Institut - Bundesanstalt für gesamtdeutsche
Aufgaben (BfgA) - überführt. Zu diesem Zeitpunkt war er de facto
längst eine Einrichtung, die weitgehend im Auftrag des Ministeriums
für gesamtdeutsche Fragen arbeitete. Das Personal des UfJ, das sich in
der Blütezeit auf etwa 60 Mitarbeiter belaufen hatte, war bereits auf
38 (1969) zurückgeführt worden. Ein Organisationsplan
(„Strukturplan"), Stand 1. Apr. 1956, findet sich in B 209/499.
Mit Ausnahme der Akten aus der Auskunftserteilung zu
bestimmten Themenbereichen kann man den Ordnungszustand der Unterlagen
als desolat bezeichnen. Dies ist insofern auch nicht verwunderlich,
als die Tätigkeit des UfJ vielfach nur kurzfristigen Zielen diente.
Die für die Arbeit notwendigen Informationen wurden je nach Bedarf
ohne Aufwand geordnet, weil ein längerfristiger Zugang offensichtlich
ohnehin nicht zu erwarten war. Eine Schriftgutverwaltung mit
Registraturen und Altregistraturen kann man nicht voraussetzen;
vielmehr wurde - je nach aktuellem Bedarf - Schriftgut
organisiert.
Der geringe Organisationsgrad der
Akten hat für die Klassifikation der Überlieferung natürlich
erhebliche Auswirkungen. Häufig ist es nicht möglich, das trümmerhafte
Schriftgut in eine wirkliche Ordnung zu bringen, und es verbleibt
vielfach bei einer unbefriedigenden Reihung von Titeln.
Ausnahmen sind offensichtlich einige zentrale
Bereiche, die man als „Subinformationssyssteme" bezeichnen könnte und
die offensichtlich mit System und Sorgfalt organisiert wurden. Dabei
handelte es sich im Einzelnen um: Informationen über Häftlinge,
Informationen über einzelne Personen in der DDR, Sammlung von
Zeitungsausschnitten, Vermerke über Besucher, Daten zu Personen des
öffentlichen Lebens. Diese Sammlungen wurden zum Teil vom
Gesamtdeutschen Institut fortgeführt (vgl. Bestand B 285 -
Gesamtdeutsches Institut).
Die eigentlichen
Sachakten wurden bereits im Vorfeld offensichtlich erheblich
verringert. Der letzte Leiter des UfJ, Rosenthal, unterzog die Akten
nach seiner Pensionierung im Auftrag der Bundesanstalt für
gesamtdeutsche Aufgaben einer umfassenden Revision. Angaben über dabei
erfolgte Kassationen sind nicht möglich. Angesichts der
Bruchstückhaftigkeit der Überlieferung wurden weitere Kassationen nur
sehr bedächtig vorgenommen. Mag der Einzelfall in der Masse der
Fallakten für sich genommen vielfach auch als nicht archivwürdig
erscheinen, so spiegelt doch die Gesamtheit ein Stück erfahrene
Wirklichkeit in der DDR wider, die sicherlich in den amtlichen Akten
der Verwaltungen der DDR einen scharfen Kontrast findet.
Der Bestand gelangte im Rahmen der Auflösung des
Gesamtdeutschen Instituts im Jahre 1992 in das Bundesarchiv.
(1969, 1999 Mechthild Brandes, Dr. Wolfram
Werner)
Inhaltliche Charakterisierung:
Unrechtsfälle, Korrespondenzserien (1950-1972), Mitwirkung an der
Ausstellung des Flüchtlingsausweises C (1954-1970), Besuchervermerke
(Nov. 1949-Okt. 1976,), Öffentlichkeitsarbeit, allgemeine
Korrespondenz, Sammlungen.
Umfangreiche
Kassationen erfolgten bereits vor der archivischen Übernahme. Vom
Gesamtdeutschen Institut fortgeführte Unterlagen finden sich in
Bestand B 285. Produkte der publizistischen Tätigkeit in: ZSg.
1-97.
Zitierweise: BArch B
209/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch B 209
- Umfang
-
1414 Aufbewahrungseinheiten; 67,2 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Organisationen und Verbände >> Justiz
- Bestandslaufzeit
-
1956-1969
- Provenienz
-
Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UFJ), 1949-1969
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Für eine Vielzahl des Schriftguts gelten die Fristen nach § 5 Abs. 2 Bundesarchivgesetz, da es sich um personenbezogene Unterlagen handelt. Da auch Sachakten oftmals personenbezogene Daten enthalten, ist eine Benutzung nur unter Auflagen möglich. Eine entsprechende Verpflichtungserklärung ist vor der Benutzung zu unterzeichnen.
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UFJ), 1949-1969
Entstanden
- 1956-1969