Bestand

Erzbischöfliches Priesterseminar Bamberg (Bestand)

Vorwort: Geschichte des Archivs des Priesterseminars

Im Jahr 1586 gründete Fürstbischof Ernst von Mengersdorf in Bamberg das Seminarium Ernestinum, und setzte so für das Bistum Bamberg eine zentrale Forderung des Konzils von Trient um. In der ersten Phase seines Bestehens (1586-1613) wurde das Seminar (Convikt, Seminarium maior) gemeinsam mit der Schule (Gymnasium) in den bisherigen Räumen des Karmelitenklosters in der Au geführt (Collegium). Als Leitungsgremium fungierte das Scholarchat, bestehend aus drei Personen (Inspectores, Supremi inspectores): dem Weihbischof, dem Regens und einem Hofrat. Außer dem Stiftungskapital flossen dem Collegium Gelder aus der Klosterstiftung St. Theodor und der Hofkammer zu. Die Rechnungsbücher dieser ersten Periode liegen bei den Akten der Hofkammer im Staatsarchiv Bamberg.

1611 wurden die Jesuiten zur Führung des Collegiums nach Bamberg gerufen. 1613 ging auch das Regentenamt an den Orden über. In dieser beginnenden zweiten Phase der Seminargeschichte (1613-1652) wurde das Seminar von einem vom Rektor des Jesuitenkonvents bestimmten Jesuitenpater als Regens geführt. Dabei gewann das Seminar zunehmend an Selbständigkeit. Seit 1614 war ein eigener Verwalter (Procurator) für das Seminar angestellt. Im selben Jahr beginnt auch die Rechnungsserie im Archivs des Priesterseminars. Das Seminar war in dieser zweiten Periode gegenüber dem Jesuitenkolleg im Haus "Zum Bock" unterge-bracht.
Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde das Seminar zunächst in reduzierter Form im Kloster Michelsberg fortgeführt. Die Leitung hatte 1652 der Prior des Klosters inne. Von 1653 bis 1665 befand sich das Seminar im Ägidienspital, von 1665 bis 1679 in einer Stiftskurie von St. Stephan und ab 1679 wieder im renovierten Ägidienspital. Geleitet wurde das Seminar von einem Inspektor.
Nach 1685 stabilisierten sich die Verhältnisse. Der letzte Inspektor im Ägidienspital wurde in diesem Jahr Pfarrverweser der Pfarrei St. Martin (seit 1497 mit dem Weihbischofsamt verbun-den). Im Auftrag des Fürstbischofs renovierte er den Pfarrhof St. Martin und richtete ihn zur Aufnahme des Seminars ein. In dieser dritten Phase fungierte der Weihbischof als Direktor des Seminars, ihm standen zwei Priester als Weihbischofskapläne zur Seite. Der erste hatte das Amt des Inspektors des Priesterseminars inne.
Friedrich Karl von Schönborn, seit 1729 Fürstbischof von Bamberg, begann wenige Jahre nach seinem Amtsantritt, die Verwaltung von Bistum und Hochstift zu modernisieren. Um Priesterberufe zu vermehren, ließ er ab 1733 statt des alten Pfarrhofes zu St. Martin ein neues Priesterseminar errichten. Der zur Straße hin ausgerichtete Gebäudetrakt, der sogenannte Weihbischofshof, wurde dabei der neue Amtssitz des Pfarrers. 1738 erhielt das Seminar eine neue Struktur. Der Weihbischof trug nun den Titel "Präses" des Seminars. Das Amt des Inspektors erhielt größere Eigenständigkeit und wurde nun mit "Regens" bezeichnet. Ihm zur Seite stand der Subregens; er war der Kostgeber der Alumnen.

Ebenfalls zur Stärkung der Priesterberufe, aber auch der Beamtenschaft stiftete 1738 Jodokus Bernhard Freiherr von Aufseß, ein Bamberger und Würzburger Domherr, testamentarisch ein Knabenseminar für würzburgische und bambergische Diözesane: das Aufseesianum, welches noch unter Friedrich Karl von Schönborn anstelle des Ägidienspitals erbaut wurde. Neben dieser privaten Stiftung trat ab 1755 das Hospitium Marianum, welches auf dem Bamberger Heumarkt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Jesuitenkolleg errichtet wurde. Auch die Stadt Bamberg beteiligte sich an den Kosten dieses Knabenseminars für mittellose Bamberger Schüler. Es stand bis 1773 unter der Leitung der Jesuiten, dann der Universität.
Mit seiner Leitungsstruktur Regens/Subregens überstand das Priesterseminar die Säkularisation. Die enge Verbindung zwischen der Pfarrei Bamberg St. Martin und dem Priesterseminar wurde allerdings aufgehoben. Das Amt des Präses/Weihbischofs blieb zudem unbesetzt.
Aufseesianum und Marianum wurden in der Säkularisation zunächst aufgehoben und in Stipendien umgewandelt. Nur das Aufseesianum konnte 1830 wiedereröffnet werden. Es stand zwar nach wie vor unter geistlicher Leitung, die Oberaufsicht wurde allerdings nicht mehr der Kirche zugestanden, sondern der königlichen Staatsregierung. Um der Forderung des Trienter Konzils nach einem kirchlichen Knabenseminar (Seminarium minor) nachzukommen, wurde 1866 in den Räumen des Priesterseminars zusätzlich ein Knabenkonvikt eröffnet, das später den Namen Ottonianum erhielt. Die Leitung übernahm zunächst der Regens des Priestersemi-nars, ab 1882 ein Inspektor (ab 1923 Direktor). Verwaltung und Archiv wurden zunächst gemeinsam mit dem Priesterseminar geführt. Die zunehmende Raumnot von Priesterseminar und Knabenseminar führte zu einem Neubau der Seminarien, der 1928 am Heinrichsdamm bezogen werden konnte. Erst jetzt wurden die Registraturen und Archive der beiden Institutionen getrennt voneinander geführt.
Zusätzlich zum Ottonianum in Bamberg wurde 1956 ein weiteres Seminarium minor zur Förderung des Priesternachwuchses eröffnet: Das von den Jesuiten geführte Knabenseminar St. Paul am Duzendteich in Nürnberg. Beide Knabenseminare in Bamberg und Nürnberg wurden 1999 wegen Nachwuchsmangel geschlossen.

In wirtschaftlicher Hinsicht erfolgte von 1990 bis 1995 ein Umbau der Verwaltung. Die Ernestinische Seminarstiftung und die Klosterstiftung Neunkirchen am Brand wurden weitgehend voneinander getrennt und eine Pfarrkirchenstiftung Neunkirchen errichtet. Für die Seminarstiftung übernahm das Erzbischöfliche Ordinariat den wirtschaftlichen Ausgleich. Die Ernestinische Seminarstiftung erhielt zudem erstmals eine Ordnung für ihre Verwaltung, so dass jetzt ein Stiftungsrat und Stiftungsvorstand in der Verantwortung standen und nicht mehr wie bisher allein der Subregens (bis 1994) bzw. der Regens (seit 1994).
Während der grundlegenden Sanierung des Priesterseminars und des Umbaus des ehemaligen Ottonianums zu Ordinariatsräumen in den Jahren von 2001 bis 2007 wurde das Priesterseminar in Räumen des Theresianums beim Karmelitenkloster am Kaulberg untergebracht. Seit 2007 befindet sich das Priesterseminar wieder in den Räumen am Heinrichsdamm. Bedingt durch die Sistierung der Theologischen Fakultät der Universität Bamberg im Jahre 2007 wurde der Seminarbetrieb des Bamberger Priesterseminars ins Würzburger Priesterseminar verlegt. Nur der Pastoralkurs wird von Bamberg aus betreut. Der Bamberger Subregens residiert seit 2007 in Würzburg.
2008 übernahm das Priesterseminar eine neue Nutzung: Das laut den römischen Vorgaben neu eingeführte propädeutische Jahr wird für die Bamberger Metropolie und die Bistümer auf dem Gebiet der ehemaligen DDR im Bamberger Priesterseminar durchgeführt.
Das Archiv des Priesterseminars (bis etwa 1945) wurde 1976 bzw. 2001 und 2013 im Archiv des Erzbistums Bamberg deponiert. Die Archive von Ottonianum und Knabenseminar St. Paul befinden sich seit 1999 im Diözesanarchiv. Der Bestand Priesterseminar (AEB, Rep. 29/2) wurde in den Jahren 2017/18 verzeichnet. Das Archiv des Ottonianums (AEB, Rep. 29/4) war bereits 2015 verzeichnet worden. Der Bestand des Seminars St. Paul (AEB, Rep. 29/5) ist bislang unverzeichnet.

Liste der Regenten und Subregenten

Für den Zeitraum vor 1800 siehe
Schmitt, Leonhard Clemens: Geschichte des Ernestinischen Klerikal-Seminars zu Bamberg. Bamberg 1857.
Wachter, Friedrich: General-Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg. 1007-1907. Bamberg 1908.

Regenten
Gallus Ignaz Limmer 1800 - 1805
Franz Stapf 1805 - 1820
Friedrich von Brenner 1820 - 1822
Johann Sponsel 1822 - 1826
Johann Georg Heber 1826 - 1831
Lorenz Brendel 1831 - 1837
Michael von Deinlein 1837 - 1841
Peter Eck 1841 - 1845
Leonhard Klemens Schmitt 1845 - 1859
Joseph Groh 1859 - 1867
Joseph von Strätz 1867 - 1876
Joseph Metzner 1876 - 1888
Heinrich Reuter 1888 - 1896
Theodor Geiger 1896 - 1911
Karl Wolkenau 1911 - 1912
Johann B. Dietz 1912 - 1936
Johann Schmitt 1936 - 1946
Johann Lenhardt 1946 - 1955
Ernst Schmitt 1955 - 1964
Rudolf Nickles 1964 - 1977
Michael Hofmann 1977 - 1989
Wolfgang Klausnitzer 1989 - 1994
Hans Schieber 1994 - 2007
Martin Emge 2007 - 2015
Ewald Sauer 2015 -

Subregenten

Florian Schlosser 1800 - 1804
Georg Leicht 1806 - 1813
Friedrich von Brenner 1813 - 1820
Johann Sponsel 1820 - 1822
Lorenz Brendel 1822 - 1831
Michael von Deinlein 1831 - 1837
Leonhard Klemens Schmitt 1837 - 1845
Joseph Groh 1845 - 1859
Joseph von Strätz 1859 - 1867
Andreas Lahner 1867 - 1876
Johann Hau 1876 - 1885
unbesetzt 1885 - 1888
Theodor Geiger 1888 - 1881 (Repetitor), 1891 - 1896
Heinrich Müller 1896 - 1898 (Repetitor), 1898 - 1906
Karl Wolkenau 1906 - 1909
Johann B. Dietz 1909 - 1912 (ab 1910 für Studium beurlaubt)
Johann Heer 1910 - 1912 (Verweser), 1913 - 1922
Georg Kanzler 1923 - 1925
Johann Schmitt 1925 - 1931
Georg Nickl (Stellvertreter) 1929 - 1931
Johannes Lenhardt 1931 - 1936
Josef Schneider 1936 - 1946
Johann Michel 1946 - 1952
Johannes Krauser 1952 - 1957
Michael Dötzer 1958 - 1968
Veit Höfner 1968 - 1979
Edgar Hagel 1979 - 1981
Wolfgang Klausnitzer 1981 - 1989
Hans Schieber 1989 - 1994
Martin Emge 1994 - 2007
Herwig Gössel 2007 - 2014
Stefan Fleischmann 2014 -

Literatur

Hölscher, Andreas: Die Planungs- und Entstehungsgeschichte der Kapelle und des Oratoriums im Bamberger Priesterseminar. Seminararbeit 1992.
Hofmann, Michael (Red.): Erzbischöfliches Priesterseminar Bamberg 1928 - 1978. Bamberg 1978.
Hofmann, Michael; Klausnitzer, Wolfgang; Neundorfer, Bruno (Hrsg.): Seminarium Ernestinum. 400 Jahre Priesterseminar Bamberg. Bamberg 1986.
Metzner, Joseph: Geschichte des Ernestinums und Ottonianums zu Bamberg. Als Fortsetzung der Geschichte des Ernestinischen Klerikalseminars von Dr. L.C. Schmitt bearbeitet. In: Bericht des Historischen Vereins Bamberg 47 (1884).
Schieber, Hans; Hölscher, Andreas (Hg.): Priesterseminar am Heinrichsdamm. Schlaglichter auf Anfänge und Gegenwart. Bamberg 2007.
Schmitt, Leonhard Clemens: Geschichte des Ernestinischen Klerikal-Seminars zu Bamberg. Bamberg 1857.

Reference number of holding
Archiv des Erzbistums Bamberg, Rep. 29/2
Extent
150 lfm

Context
Archiv des Erzbistums Bamberg (Archivtektonik) >> Studien- und Bildungseinrichtungen >> Diözesane Studien- und Bildungseinrichtungen und Schulen in kirchlicher Trägerschaft

Date of creation of holding
1559 - 2018

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Last update
07.10.2024, 9:06 AM CEST

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  • Bestand

Time of origin

  • 1559 - 2018

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